Prag 29/5 1901
Smichow 586
Lieber Freund! Von DLD 5, Goethes [F]austfragment, ist in absehbarer Zeit eine 2. Auflage nothwendig; der Absatz ist zwar langsam aber stetig und wir müssen die Sammlg. complett zu erhalten trachten. Auf Wunsch des Verlegers soll ich nun mit Ihnen wegen einer möglichst billigen Beschaffg. der Druckvorlage verhandeln. Er glaubt, dass der Text unverändert bleibt u. nur die Einleitg ev. umgearbeitet zu werden braucht.
Meiner Ansicht nach, liegt die Sache so, dass in den alten Contracten, die ich nicht überk/nommen habe, ebenso von der Honorier[u]ng der 2. Auflage die Rede sein dürfte, wie in den neueren und dass sich an dem Vereinbarten nicht rütteln lässt, wenn sich auch die Verhältnisse der DLD seitdem wesentlich verschlechtert zu haben s[ch]einen.
Haben Sie die Liebenswürdigkeit, mir darüber gelegentlich Ihre Ansicht zu sagen, Ihre Forderungen zu stellen und mir auch mitzu[t]heilen, bis wann Sie uns die Druckvorlage liefern könnten.
Um den Raum auszufüllen, will ich Ihnen mittheilen, was ich Ihnen schon im letzten Brief schreiben wollte: Glossy erzählte mir in Wien, dass K Josef anbefahl, auf den Wiener (Österr.) Nachdrucken müsse die Firma u. der Verlagsort des Originaldruckes stehen, so dass also Nachdrucke (des Werther etc.) denkbar wären, die im Titel von den Originaldrucken sich nicht unterscheiden; also auch öst. Nachdrucke der reichsdeutschen Nachdrucke. Vielleicht löst diese bisher unbekannte Thatsache manche Schwierigkeiten. Glossy meint die Trattnerschen Nachdrucke [wü]rde man trotzdem am Papier erkennen, weil Trattner eigene Papierfabriken besass. Es wird im übernächsten Grillparzerjahrbuch über den öst. Nachdruck ausführlich handeln.
Ich sitze u. schwitze über meinen 9 Texten der Studien. Der Stiftersche Text ist recht schlecht; in der Orthogr. ziem[lic]h willkürlich; sehr ergiebig die ersten Drucke, weil Stifter vielfach und sehr merkwürdig änderte, z.B. die Fremdwörter wegschaffte u.s.w.
Treulichst Ihr AS.
Prag 29/5 1901
Smichow 586
Lieber Freund! Von DLD 5, Goethes [F]austfragment, ist in absehbarer Zeit eine 2. Auflage nothwendig; der Absatz ist zwar langsam aber stetig und wir müssen die Sammlg. complett zu erhalten trachten. Auf Wunsch des Verlegers soll ich nun mit Ihnen wegen einer möglichst billigen Beschaffg. der Druckvorlage verhandeln. Er glaubt, dass der Text unverändert bleibt u. nur die Einleitg ev. umgearbeitet zu werden braucht.
Meiner Ansicht nach, liegt die Sache so, dass in den alten Contracten, die ich nicht überk/nommen habe, ebenso von der Honorier[u]ng der 2. Auflage die Rede sein dürfte, wie in den neueren und dass sich an dem Vereinbarten nicht rütteln lässt, wenn sich auch die Verhältnisse der DLD seitdem wesentlich verschlechtert zu haben s[ch]einen.
Haben Sie die Liebenswürdigkeit, mir darüber gelegentlich Ihre Ansicht zu sagen, Ihre Forderungen zu stellen und mir auch mitzu[t]heilen, bis wann Sie uns die Druckvorlage liefern könnten.
Um den Raum auszufüllen, will ich Ihnen mittheilen, was ich Ihnen schon im letzten Brief schreiben wollte: Glossy erzählte mir in Wien, dass K Josef anbefahl, auf den Wiener (Österr.) Nachdrucken müsse die Firma u. der Verlagsort des Originaldruckes stehen, so dass also Nachdrucke (des Werther etc.) denkbar wären, die im Titel von den Originaldrucken sich nicht unterscheiden; also auch öst. Nachdrucke der reichsdeutschen Nachdrucke. Vielleicht löst diese bisher unbekannte Thatsache manche Schwierigkeiten. Glossy meint die Trattnerschen Nachdrucke [wü]rde man trotzdem am Papier erkennen, weil Trattner eigene Papierfabriken besass. Es wird im übernächsten Grillparzerjahrbuch über den öst. Nachdruck ausführlich handeln.
Ich sitze u. schwitze über meinen 9 Texten der Studien. Der Stiftersche Text ist recht schlecht; in der Orthogr. ziem[lic]h willkürlich; sehr ergiebig die ersten Drucke, weil Stifter vielfach und sehr merkwürdig änderte, z.B. die Fremdwörter wegschaffte u.s.w.
Treulichst Ihr AS.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 423/1-410
Umfang: 4 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8997. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8997/methods/sdef:TEI/get
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