Graz Harrachg. 1.
10. XI 01
Lieber freund, Es ist verdriesslich, dass Fromme dem Euphorion neue schwierigkeiten macht; ich begreife, dass Sie nicht unglücklich wären, die zs. los zu werden. Aber ich bitte Sie doch, im interesse der sache dabei auszuhalten: das bedürfnis nach einem Euphorion ist doch zweifellos; Sie haben die Tugenden und die erfahrung eines redacteurs, also verlassen Sie die fahne nicht. Ich werde das gefühl nicht los, dass es mit Kochs Zs. zu ende geht, obwohl ich nichts Tatsächliches weiss.
Der plan für die nächsten hefte der DLD verheisst ja gutes; mir wäre lieber, Sie machten die einleitungen zu den stücken der Hamburgischen dramaturgie und Jacobi die texte, als umgekehrt. Übrigens kann dies nur materiellen erfolg haben, wenn es für die gymnasien, lehrer u. schüler, zugänglich wird, und dann dürfte es nicht teuer sein. Oder es müsste wenigstens nach schulbüchermanier bei absatz einer bestimmten zahl freiexemplare für die armen bewilligt werden. Die Valeria hab ich noch nicht durchgegangen; ich finde, von Brentano darf man auch etwas drucken zur erhellung der grenzen seines könnens. Da wäre ich mit Platens nachlass ängstlicher.
Fresenius scheint nicht mehr in Weimar zu sein, weil Sie über ihn schweigen. Was Sie mir sonst über Weimar mitteilen, war mir sehr wichtig, ich werde Hecker jetzt besser behandeln. Glück auf und frische kraft für Ihre Goethepläne! Dazu bedarf es vor allem auch häuslicher sorgenfreiheit, die ich Ihnen von Herzen wünsche. Ihr verhältnis zu Glossy verstehe ich nur unter dem gesichtspunkt, dass Sie seiner wegen der Grillparzerpapiere bedürfen. Ich werde ein vielleicht unbegründetes vorurteil gegen ihn nicht los, und jetzt hab ich mich wieder tüchtig geärgert, dass er herausgibt, was Sie gearbeitet haben, und nur auf den druck der firma scheint zugeben zu wollen, dass Sie neben ihm auf dem titel erwähnt werden, da Ihr name doch allein dastehen sollte/sollten. –
Die besprechung von Soll und haben im seminar ist bis jetzt langweilig; ich werd aber allekraft einsetzen, das kunstmaschinelle daran zur evidenz zu bringen.
Herzlich
Ihr ergebener
BSeuffert
Graz Harrachg. 1.
10. XI 01
Lieber freund, Es ist verdriesslich, dass Fromme dem Euphorion neue schwierigkeiten macht; ich begreife, dass Sie nicht unglücklich wären, die zs. los zu werden. Aber ich bitte Sie doch, im interesse der sache dabei auszuhalten: das bedürfnis nach einem Euphorion ist doch zweifellos; Sie haben die Tugenden und die erfahrung eines redacteurs, also verlassen Sie die fahne nicht. Ich werde das gefühl nicht los, dass es mit Kochs Zs. zu ende geht, obwohl ich nichts Tatsächliches weiss.
Der plan für die nächsten hefte der DLD verheisst ja gutes; mir wäre lieber, Sie machten die einleitungen zu den stücken der Hamburgischen dramaturgie und Jacobi die texte, als umgekehrt. Übrigens kann dies nur materiellen erfolg haben, wenn es für die gymnasien, lehrer u. schüler, zugänglich wird, und dann dürfte es nicht teuer sein. Oder es müsste wenigstens nach schulbüchermanier bei absatz einer bestimmten zahl freiexemplare für die armen bewilligt werden. Die Valeria hab ich noch nicht durchgegangen; ich finde, von Brentano darf man auch etwas drucken zur erhellung der grenzen seines könnens. Da wäre ich mit Platens nachlass ängstlicher.
Fresenius scheint nicht mehr in Weimar zu sein, weil Sie über ihn schweigen. Was Sie mir sonst über Weimar mitteilen, war mir sehr wichtig, ich werde Hecker jetzt besser behandeln. Glück auf und frische kraft für Ihre Goethepläne! Dazu bedarf es vor allem auch häuslicher sorgenfreiheit, die ich Ihnen von Herzen wünsche. Ihr verhältnis zu Glossy verstehe ich nur unter dem gesichtspunkt, dass Sie seiner wegen der Grillparzerpapiere bedürfen. Ich werde ein vielleicht unbegründetes vorurteil gegen ihn nicht los, und jetzt hab ich mich wieder tüchtig geärgert, dass er herausgibt, was Sie gearbeitet haben, und nur auf den druck der firma scheint zugeben zu wollen, dass Sie neben ihm auf dem titel erwähnt werden, da Ihr name doch allein dastehen sollte/sollten. –
Die besprechung von Soll und haben im seminar ist bis jetzt langweilig; ich werd aber allekraft einsetzen, das kunstmaschinelle daran zur evidenz zu bringen.
Herzlich
Ihr ergebener
BSeuffert
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 3 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-9012. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9012/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
LinksDas Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und des Staatsarchivs Würzburg. Für jede weitere Verwendung wenden Sie sich bitte an die jeweilige Institution.