3.II.03
Lieber freund, Ich begreife, dass Sie sich geärgert haben. Besonders leid ist mir, dass mein beitrag dem fass den boden ausgeschlagen hat. Überhaupt finde ich, dass die spitze sich mehr gegen mich als gegen Sie richtet. Nicht weil meine untersuchung ein exkurs genannt wird: der ist sie. Aber verstehe ich recht, so wird doch nur mein exkurs ausgeschieden u. fürs nächste jahr kalt gestellt.
Ich suche die sachlage mit geschäftlicher ruhe zu betrachten. Man hat voreilig einbanddeckel herstellen lassen, man hat Ihnen dies nicht angezeigt, während doch dadurch der umfang Ihrer arbeit wirklich limitiert wurde. Man hat den umfang Ihrer arbeit auch auf den fahnen noch nicht beanstandet und in letzter stunde eine entscheidung über Ihren kopf hinweg getroffen.
Dagegen ist Ihr schuldkonto, dass Sie den approximativ vereinbarten umfang über- schritten haben, woran ich einen grossen teil schuld habe, und dass Ihre schwierige arbeit später fertig wurde als sie fertig werden sollte.
Sie sehen, ich wäge die schuld hüben u. drüben, um nicht ungerecht zu sein.
Nun sollen die einbanddeckel im werte von 600-700 M. unbrauchbar geworden sein. Dazu wären die versandt- u. verpackenskosten pro ex., wenn das buch nicht mehr als kreuzband ging, um c. 25 fl gestiegen; 2800 mitglieder x 25 fl = wieder 700 M. Zusammen also 13-1400 M. Nun halte ich ja auch die GG für so reich, dass sie sich diesen luxus hätte erlauben können. Aber geschäftlich ist es doch eine ganz respectable überschreitung der norm. U. daran darf der geschäftsführende ausschuss anstoss nehmen. Nach dem E. Schmidtschen plane wäre die ganze summe erspart worden; Suphan opfert doch die hälfte und rettet dadurch die einheit Ihrer ausgabe und die vollständigkeit Ihrer arbeit. Das ist doch so übel nicht; ich möchte das anerkennen.
Ich bin ja weiterhin überzeugt, dass es F. ein gewisses vergnügen bereitete, die beilage auszuschalten, um deren beisegnung er vom verf. nicht gebeten worden ist. Aber wenn sie 700 M. kostete, so hat er auch sachlichen grund dazu; das ist sie nicht wert.
Für mich kommt aber jetzt eine weitere überlegung. Lasse ich die bogen in dem besitz der G.G., so wird Ihnen am nächsten band der raum dadurch beengt, den Sie doch für wichtigeres sehr notwendig brauchen. Das ist das erste; denn nach den erfahrungen mit XVII werden Sie für XVIII sich an die schranken fügen müssen u. wollen. Und zweitens: es scheint ja das zurückstellen meiner beilage angekündigt zu werden.
Da werden doch findige köpfe u. fertige hände nicht zögern, meine wege abzugehen, bevor ich am ziel erschiene.
Ich überlege also, ob ich die bogen nicht der G.G. abkaufen kann und Böhlau in kommissionsverlag gehen soll. Gern tue ich das nicht, weil ich mit solcher kleinigkeit nicht gerne separat erscheine, andere aufsätze nicht rasch aus ansätzen dazu schreiben kann auch weil ich nicht weiss, ob ich es unterricht gegen meine kinder verantworten kann. Es wird mir aber nichts anderes übrig bleiben.* Da Sie an meine freundschaft appellieren, ich möge die sache auf sich beruhen lassen, so will ich keinen entschluss fassen, ehe Sie Ihre wolmeinung dazu äusserten. Ich schreibe also auch nicht an Erich Schmidt u. betrachte unsern briefwechsel zunächst für vollkommen vertraulich.
-
„Absatzgebiet“: nur der ausdruck u. seine stelle zu beginn einer neuen ausführung störte mich.
In unveränderter herzlichkeit
Ihr
BSfft.
* Dass es für die Schriften der GG. angekündigt sein wird, würde mich natürlich gar nicht genieren.
3.II.03
Lieber freund, Ich begreife, dass Sie sich geärgert haben. Besonders leid ist mir, dass mein beitrag dem fass den boden ausgeschlagen hat. Überhaupt finde ich, dass die spitze sich mehr gegen mich als gegen Sie richtet. Nicht weil meine untersuchung ein exkurs genannt wird: der ist sie. Aber verstehe ich recht, so wird doch nur mein exkurs ausgeschieden u. fürs nächste jahr kalt gestellt.
Ich suche die sachlage mit geschäftlicher ruhe zu betrachten. Man hat voreilig einbanddeckel herstellen lassen, man hat Ihnen dies nicht angezeigt, während doch dadurch der umfang Ihrer arbeit wirklich limitiert wurde. Man hat den umfang Ihrer arbeit auch auf den fahnen noch nicht beanstandet und in letzter stunde eine entscheidung über Ihren kopf hinweg getroffen.
Dagegen ist Ihr schuldkonto, dass Sie den approximativ vereinbarten umfang über- schritten haben, woran ich einen grossen teil schuld habe, und dass Ihre schwierige arbeit später fertig wurde als sie fertig werden sollte.
Sie sehen, ich wäge die schuld hüben u. drüben, um nicht ungerecht zu sein.
Nun sollen die einbanddeckel im werte von 600-700 M. unbrauchbar geworden sein. Dazu wären die versandt- u. verpackenskosten pro ex., wenn das buch nicht mehr als kreuzband ging, um c. 25 fl gestiegen; 2800 mitglieder x 25 fl = wieder 700 M. Zusammen also 13-1400 M. Nun halte ich ja auch die GG für so reich, dass sie sich diesen luxus hätte erlauben können. Aber geschäftlich ist es doch eine ganz respectable überschreitung der norm. U. daran darf der geschäftsführende ausschuss anstoss nehmen. Nach dem E. Schmidtschen plane wäre die ganze summe erspart worden; Suphan opfert doch die hälfte und rettet dadurch die einheit Ihrer ausgabe und die vollständigkeit Ihrer arbeit. Das ist doch so übel nicht; ich möchte das anerkennen.
Ich bin ja weiterhin überzeugt, dass es F. ein gewisses vergnügen bereitete, die beilage auszuschalten, um deren beisegnung er vom verf. nicht gebeten worden ist. Aber wenn sie 700 M. kostete, so hat er auch sachlichen grund dazu; das ist sie nicht wert.
Für mich kommt aber jetzt eine weitere überlegung. Lasse ich die bogen in dem besitz der G.G., so wird Ihnen am nächsten band der raum dadurch beengt, den Sie doch für wichtigeres sehr notwendig brauchen. Das ist das erste; denn nach den erfahrungen mit XVII werden Sie für XVIII sich an die schranken fügen müssen u. wollen. Und zweitens: es scheint ja das zurückstellen meiner beilage angekündigt zu werden.
Da werden doch findige köpfe u. fertige hände nicht zögern, meine wege abzugehen, bevor ich am ziel erschiene.
Ich überlege also, ob ich die bogen nicht der G.G. abkaufen kann und Böhlau in kommissionsverlag gehen soll. Gern tue ich das nicht, weil ich mit solcher kleinigkeit nicht gerne separat erscheine, andere aufsätze nicht rasch aus ansätzen dazu schreiben kann auch weil ich nicht weiss, ob ich es unterricht gegen meine kinder verantworten kann. Es wird mir aber nichts anderes übrig bleiben.* Da Sie an meine freundschaft appellieren, ich möge die sache auf sich beruhen lassen, so will ich keinen entschluss fassen, ehe Sie Ihre wolmeinung dazu äusserten. Ich schreibe also auch nicht an Erich Schmidt u. betrachte unsern briefwechsel zunächst für vollkommen vertraulich.
-
„Absatzgebiet“: nur der ausdruck u. seine stelle zu beginn einer neuen ausführung störte mich.
In unveränderter herzlichkeit
Ihr
BSfft.
* Dass es für die Schriften der GG. angekündigt sein wird, würde mich natürlich gar nicht genieren.
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-9064. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9064/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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