Bad Muskau
Pr. Schlesien
21/8 07
Lieber Freund! Ihr liebenswürdiger [B]rief bestärkt mich nur in meiner Absicht. Die Fragen, die ich Ihnen vorlegen möchte, sind rein methodischer Art und ein je geringeres Verhältnis Sie zu dem einzelnen Dichter hätten, desto besser wär es; denn ich bin leider mit ihm von Kindheit an [zu] sehr verwachsen, um ganz unvoreingenommen über ihn zu urteilen. Ich habe aber zu Niemandem so grosses Vertrauen in diesen Fragen als zu Ihnen u. die Wiener Kollegen, die ich gern befragte, stellen sich jetzt schon so feindlich gegen mich u. werden es in Zukunft noch mehr tun, dass ich dort einen Rückhalt nicht fände. Ich werde die 20bändige Ausgabe u. meine formulierten Fragen mitbringen und Sie brauchen mir nichts als Ihre Zeit zu widmen, diese allerdings reichlich.
Von Ihrem gütigen Anerbieten, mir auf der Hälfte des Weges entgegenzukommen, möchte ich, vorderhand wenigsten[s], keinen Gebrauch machen. Mein Freundeskreis in Graz ist zwar sehr stark zusammengeschmolzen und zu den wenigen zurückgebliebenen habe ich kaum mehr nahe Beziehungen. Aber Schönbach würde es mir – und mit Recht – sehr übel nehmen, wenn ich diese Gelegenheit vorübergehen liesse, ohne ihn zu begrüssen und ohne ihm persönlich für die Bemühungen zu danken, die er sich in dieser Angelegenheit gegeben hat. Ich habe also die Absicht bald nach Ihrem Eintreffen in Graz auf wenige Tage hinzufahren; die Verbindungen so[l]len ja jetzt ausgezeichnet sein; das Nähere besprechen wir, wenn Ihre Einteilung ganz feststeht.
Ich hoffe, dass meine diesjährige Ferien-enthaltsamkeit mir gut tun werde; in Bezug auf das eigentliche leiden bemerke ich bis jetzt allerdings keine Besserung.
Mit den besten Empfehlungen von Haus zu Haus
in aufrichtiger Freundschaft
Ihr sehr erg.
AS.
Bad Muskau
Pr. Schlesien
21/8 07
Lieber Freund! Ihr liebenswürdiger [B]rief bestärkt mich nur in meiner Absicht. Die Fragen, die ich Ihnen vorlegen möchte, sind rein methodischer Art und ein je geringeres Verhältnis Sie zu dem einzelnen Dichter hätten, desto besser wär es; denn ich bin leider mit ihm von Kindheit an [zu] sehr verwachsen, um ganz unvoreingenommen über ihn zu urteilen. Ich habe aber zu Niemandem so grosses Vertrauen in diesen Fragen als zu Ihnen u. die Wiener Kollegen, die ich gern befragte, stellen sich jetzt schon so feindlich gegen mich u. werden es in Zukunft noch mehr tun, dass ich dort einen Rückhalt nicht fände. Ich werde die 20bändige Ausgabe u. meine formulierten Fragen mitbringen und Sie brauchen mir nichts als Ihre Zeit zu widmen, diese allerdings reichlich.
Von Ihrem gütigen Anerbieten, mir auf der Hälfte des Weges entgegenzukommen, möchte ich, vorderhand wenigsten[s], keinen Gebrauch machen. Mein Freundeskreis in Graz ist zwar sehr stark zusammengeschmolzen und zu den wenigen zurückgebliebenen habe ich kaum mehr nahe Beziehungen. Aber Schönbach würde es mir – und mit Recht – sehr übel nehmen, wenn ich diese Gelegenheit vorübergehen liesse, ohne ihn zu begrüssen und ohne ihm persönlich für die Bemühungen zu danken, die er sich in dieser Angelegenheit gegeben hat. Ich habe also die Absicht bald nach Ihrem Eintreffen in Graz auf wenige Tage hinzufahren; die Verbindungen so[l]len ja jetzt ausgezeichnet sein; das Nähere besprechen wir, wenn Ihre Einteilung ganz feststeht.
Ich hoffe, dass meine diesjährige Ferien-enthaltsamkeit mir gut tun werde; in Bezug auf das eigentliche leiden bemerke ich bis jetzt allerdings keine Besserung.
Mit den besten Empfehlungen von Haus zu Haus
in aufrichtiger Freundschaft
Ihr sehr erg.
AS.
Schreibort: Bad Muskau, Preußisch Schlesien
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 423/1-540
Umfang: 4 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-9233 [Druckausgabe Nr. 246]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9233/methods/sdef:TEI/get
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