Graz 18.XII.07
Lieber freund, Sie machen mich in meinem festen vorsatz schwanken, Ihnen den Björnson nicht mehr zuzumuten. Lassen Sie mich ehrlich sagen, dass ich seiner zeit den eindruck gewann, dass Sie in der freundschaftlichen form die analyse ablehnen; und auch Bauer, dem ich Ihre äusserung vorgelesen habe, fasst es so auf. Und nun geben Sie mir, bitt ich, ein pfand rückhaltloser freundschaft, indem Sie mir sagen: ich habe den aufsatz damals nur deswegen nicht angenommen, weil ich am bestand des Euphorion zweifelte, jetzt behalte ich ihn; oder ich halte den aufsatz für misglückt und drum schicke ich ihn meinem freunde in seinem interesse u. in dem des Euph. wieder zurück. Ich verspreche Ihnen, dass ich die letztere entscheidung als beweis Ihrer freundschaft genau ebenso gern hören werde wie die erstere und füge nur die weitere bitte an: sagen Sie mir, warum und worin er misglückt ist, damit ich lerne. Lassen Sie diesmal alle liebenswürdigkeit beiseite und reden Sie grob mit mir: ich beanspruche es als freund und fachgenosse. Und unter dieser voraussetzung entschliess ich mich wirklich die blätter wieder beizulegen. Ich möchte an ihnen lernen.
Behalten Sie die blätter und müssen Sie sie über 2 hefte teilen, so bitte ich s. 25 beim gedankenstrich abzubrechen. –
Ich freue mich für unser fach, dass der Euphorion im geleise bleibt und bitte Sie, sich noch weiter dafür zu opfern: denn Sie sind der mann dazu. Darf ich einen Anzengruberaufsatz für die 2. hälfte des jahrganges anbieten? dann werd ich ihn schreiben.
In eile zur post. Gutes fest Ihnen u. Ihrer frau!
Treulich Ihr
BSfft.
Graz 18.XII.07
Lieber freund, Sie machen mich in meinem festen vorsatz schwanken, Ihnen den Björnson nicht mehr zuzumuten. Lassen Sie mich ehrlich sagen, dass ich seiner zeit den eindruck gewann, dass Sie in der freundschaftlichen form die analyse ablehnen; und auch Bauer, dem ich Ihre äusserung vorgelesen habe, fasst es so auf. Und nun geben Sie mir, bitt ich, ein pfand rückhaltloser freundschaft, indem Sie mir sagen: ich habe den aufsatz damals nur deswegen nicht angenommen, weil ich am bestand des Euphorion zweifelte, jetzt behalte ich ihn; oder ich halte den aufsatz für misglückt und drum schicke ich ihn meinem freunde in seinem interesse u. in dem des Euph. wieder zurück. Ich verspreche Ihnen, dass ich die letztere entscheidung als beweis Ihrer freundschaft genau ebenso gern hören werde wie die erstere und füge nur die weitere bitte an: sagen Sie mir, warum und worin er misglückt ist, damit ich lerne. Lassen Sie diesmal alle liebenswürdigkeit beiseite und reden Sie grob mit mir: ich beanspruche es als freund und fachgenosse. Und unter dieser voraussetzung entschliess ich mich wirklich die blätter wieder beizulegen. Ich möchte an ihnen lernen.
Behalten Sie die blätter und müssen Sie sie über 2 hefte teilen, so bitte ich s. 25 beim gedankenstrich abzubrechen. –
Ich freue mich für unser fach, dass der Euphorion im geleise bleibt und bitte Sie, sich noch weiter dafür zu opfern: denn Sie sind der mann dazu. Darf ich einen Anzengruberaufsatz für die 2. hälfte des jahrganges anbieten? dann werd ich ihn schreiben.
In eile zur post. Gutes fest Ihnen u. Ihrer frau!
Treulich Ihr
BSfft.
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 3 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-9243. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9243/methods/sdef:TEI/get
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