L. F. Auf einigen Widerspruch war ich gefasst. Nagel hätte [i]ch lieber tadeln als loben [so]llen; aber es schien mir dann doch undankbar gegen ihn zu sein, da er mir doch einige Anregung geboten hat; als ich das Werk vor Jahren im Man. sah, waren Grenzen in den Karten. Was Sie einwenden, müsste bei einer Ausführung alles beachtet werden und ist in Kirchhoffs Abhandlung bei Hans Meyer auch tatsächlich beachtet. Noch etwas andres geb ich Ihnen zu. Die höchsten ästhetischen Spitzen und künstlerischesten Leistungen werden vielleicht nicht berührt oder ändern sich wenigstens nicht nach meiner neuen Betrachtungsart; aber das Gesa[mm]tbild verschiebt sich. Und endlich will ich es nur als Korrektiv neben allen andern Betrachtungsarten; aber wie Schleiermacher vom Rhythmus sagt, man muss es etwas dick auftragen, bis der Deutsche dgl. hört. Darum habe ich vereinseitigt und unterstrichen. Würde auf RMMeyer nur ein 1/100 Teil Volkstum abfärben, so wär ich schon zufrieden. Ich hoffe Sie also in der Hauptsache noch zu bekehren. Übrigens freue ich mich auch über Widerspruch; wenigstens finde ich Beachtung. Ihr aufrichtig erg. AS.
L. F. Auf einigen Widerspruch war ich gefasst. Nagel hätte [i]ch lieber tadeln als loben [so]llen; aber es schien mir dann doch undankbar gegen ihn zu sein, da er mir doch einige Anregung geboten hat; als ich das Werk vor Jahren im Man. sah, waren Grenzen in den Karten. Was Sie einwenden, müsste bei einer Ausführung alles beachtet werden und ist in Kirchhoffs Abhandlung bei Hans Meyer auch tatsächlich beachtet. Noch etwas andres geb ich Ihnen zu. Die höchsten ästhetischen Spitzen und künstlerischesten Leistungen werden vielleicht nicht berührt oder ändern sich wenigstens nicht nach meiner neuen Betrachtungsart; aber das Gesa[mm]tbild verschiebt sich. Und endlich will ich es nur als Korrektiv neben allen andern Betrachtungsarten; aber wie Schleiermacher vom Rhythmus sagt, man muss es etwas dick auftragen, bis der Deutsche dgl. hört. Darum habe ich vereinseitigt und unterstrichen. Würde auf RMMeyer nur ein 1/100 Teil Volkstum abfärben, so wär ich schon zufrieden. Ich hoffe Sie also in der Hauptsache noch zu bekehren. Übrigens freue ich mich auch über Widerspruch; wenigstens finde ich Beachtung. Ihr aufrichtig erg. AS.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 423/1-550a
Umfang: 2 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-9252 [Druckausgabe Nr. 253]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9252/methods/sdef:TEI/get
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