Prag 11/7 13
Smichow 586
Lieber Freund!
Ich danke Ihnen vielmals für Ihren freundlichen Brief und für die gute Gesinnung, die daraus für mich spricht.
Ich beglückwünsche Sie herzlichst zu Ihren verdienten Erfolgen in Wien und Berlin und auch zum Rektorat, insofern dies als eine Ehrung für Sie gedacht ist; denn im Übrigen werden Sie es doch wahrscheinlich als eine [ni]cht ganz erwünschte Bürde betrachten. Sie wissen, wie ich Sie immer hochgeschätzt habe und ich habe Sie jetzt nur zu bitten, dass Sie mir in Ihrer neuen Stellung auch weiterhin freundlich gesinnt bleiben. Insbesondere liegt mir daran, dass Sie wissenschaftlich nicht schlechter von mir denken; ich kann Sie wirkl[ic]h versichern, dass Hock und Schröder in den meisten Dingen unrecht haben. Ich arbeite bereits an der Widerlegung der beiden Gauner. Im Übrigen habe ich, da ich mich leider nicht ganz von der Ausgabe zurückziehen kann, die Arbeit verteilt und mir nur die Oberleitung behalten. Ich sehe wirklich nicht ein, warum ich mein Leben [mi]t diesen Dingen hinbringen soll, wenn man es mir auf solche Weise dankt.
Es ist im Laufe dieses Jahres von Gönnern und Freunden, von Schülern und Kollegen manches unternommen worden, um mir die Wege nach Wien zu bereiten und wenn ich es au[ch] nicht veranlasst oder erbeten habe, so habe ich es doch geduldet, solange die Namen Walzel und Weilen im Vordergrund standen. Auch den Wiener Kollegen, die das Minoritätsvotum für mich vorbereiteten, habe ich das erbetene Material schon zu einer Zeit gesandt, als nur von Köster die Rede war und seitdem Ihr Name genannt wird, hab ich von den betreffenden Herren nichts mehr ge[hör]t. Es versteht sich von selbst, dass ich diejenigen, die vielleicht auch jetzt noch an mir festhalten möchten, bitte, ihre Bemühungen einzustellen.
Vielleicht erhole ich mich von den mannigfachen erlittenen Kränkungen noch einmal und werde wieder arbeitsfähig.
Sie werden unruhige Ferien haben. Möchten sie so gut als möglich verlaufen!
Mit den besten Grüssen
Ihr
aufrichtig ergebener
AS.
Prag 11/7 13
Smichow 586
Lieber Freund!
Ich danke Ihnen vielmals für Ihren freundlichen Brief und für die gute Gesinnung, die daraus für mich spricht.
Ich beglückwünsche Sie herzlichst zu Ihren verdienten Erfolgen in Wien und Berlin und auch zum Rektorat, insofern dies als eine Ehrung für Sie gedacht ist; denn im Übrigen werden Sie es doch wahrscheinlich als eine [ni]cht ganz erwünschte Bürde betrachten. Sie wissen, wie ich Sie immer hochgeschätzt habe und ich habe Sie jetzt nur zu bitten, dass Sie mir in Ihrer neuen Stellung auch weiterhin freundlich gesinnt bleiben. Insbesondere liegt mir daran, dass Sie wissenschaftlich nicht schlechter von mir denken; ich kann Sie wirkl[ic]h versichern, dass Hock und Schröder in den meisten Dingen unrecht haben. Ich arbeite bereits an der Widerlegung der beiden Gauner. Im Übrigen habe ich, da ich mich leider nicht ganz von der Ausgabe zurückziehen kann, die Arbeit verteilt und mir nur die Oberleitung behalten. Ich sehe wirklich nicht ein, warum ich mein Leben [mi]t diesen Dingen hinbringen soll, wenn man es mir auf solche Weise dankt.
Es ist im Laufe dieses Jahres von Gönnern und Freunden, von Schülern und Kollegen manches unternommen worden, um mir die Wege nach Wien zu bereiten und wenn ich es au[ch] nicht veranlasst oder erbeten habe, so habe ich es doch geduldet, solange die Namen Walzel und Weilen im Vordergrund standen. Auch den Wiener Kollegen, die das Minoritätsvotum für mich vorbereiteten, habe ich das erbetene Material schon zu einer Zeit gesandt, als nur von Köster die Rede war und seitdem Ihr Name genannt wird, hab ich von den betreffenden Herren nichts mehr ge[hör]t. Es versteht sich von selbst, dass ich diejenigen, die vielleicht auch jetzt noch an mir festhalten möchten, bitte, ihre Bemühungen einzustellen.
Vielleicht erhole ich mich von den mannigfachen erlittenen Kränkungen noch einmal und werde wieder arbeitsfähig.
Sie werden unruhige Ferien haben. Möchten sie so gut als möglich verlaufen!
Mit den besten Grüssen
Ihr
aufrichtig ergebener
AS.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 423/1-601
Umfang: 4 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-9351 [Druckausgabe Nr. 273]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9351/methods/sdef:TEI/get
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