Samstag, 25. Februar:

Spät aufgestanden, Reinschriften fertig, den Vormittag über andere Ordnungen. Herrlich blaues Sonnenwetter, frühlingshaft, namchmittags zehn Wärme-grade.

Tante kam, es wurde der Nachmittag zunächst öde wie gestern. Ich über-setzte aus dem Ukrainischen.

Der Abend ist mit einem Schlag so eigen. Ich stand drauusen draussen vor der Halte-stelle, um mich den beginnenden Frühling, den lauen Abend in den Kastanien.

Die Strassenbahn kam, ich fuhr in die Stadt, alles ist so warm. In der Stadt das rote Licht der Reklameröhren, ein Mädchen fuhr im 46-er.

Im Schreyvogelsaal angekommen, wo die DICHTERLESUNG stattfand, waurde der Abend öder. Das Publikum aus sog. gebildeten Kreisen /Lehrer und versch. Verwandte, keine Presse anwesend, auch keine literarisch interessierte Jugend, mit solchen Leuten kann man keine Revolution machen, haha./. Bildungs-elefanten, oft recht kostbar geziert. Ich war entsetzt, auch wie gelesen wurde. Eine gesellschaftliche Veranstaltung, aber keine "Neuen Wege". Artmann spricht davon, dass der Surrealismus die Decadence überwunden hat. Altmanns heute gelesene Gedichte seien kein Surrealismus übrigens. Von mir wurde der "Prolog zum Weihnachts-fest" gelesen, der Applaus erntete. Pol indes hält nicht sehr viel davon. Meine neueren und neuesten Gedichte seien ein grosser Sprung gewesen, sagen sie in den NW. Ich fuhr heim und nahm meinen Aerger nicht sehr ernst, meinen Aerger über die - nun, sagen wir: "Dichterlesung" ...

Samstag, 25. Februar:

Spät aufgestanden, Reinschriften fertig, den Vormittag über andere Ordnungen. Herrlich blaues Sonnenwetter, frühlingshaft, nachmittags zehn Wärmegrade.

Tante kam, es wurde der Nachmittag zunächst öde wie gestern. Ich übersetzte aus dem Ukrainischen.

Der Abend ist mit einem Schlag so eigen. Ich stand draussen vor der Haltestelle, um mich den beginnenden Frühling, den lauen Abend in den Kastanien.

Die Strassenbahn kam, ich fuhr in die Stadt, alles ist so warm. In der Stadt das rote Licht der Reklameröhren, ein Mädchen fuhr im 46-er.

Im Schreyvogelsaal angekommen, wo die DICHTERLESUNG stattfand, wurde der Abend öder. Das Publikum aus sog. gebildeten Kreisen /Lehrer und versch. Verwandte, keine Presse anwesend, auch keine literarisch interessierte Jugend, mit solchen Leuten kann man keine Revolution machen, haha./. Bildungselefanten, oft recht kostbar geziert. Ich war entsetzt, auch wie gelesen wurde. Eine gesellschaftliche Veranstaltung, aber keine "Neuen Wege". [1] Artmann spricht davon, dass der Surrealismus die Decadence überwunden hat. Altmanns heute gelesene Gedichte seien kein Surrealismus übrigens. Von mir wurde der "Prolog zum Weihnachtsfest" gelesen, der Applaus erntete. Pol indes hält nicht sehr viel davon. Meine neueren und neuesten Gedichte seien ein grosser Sprung gewesen, sagen sie in den NW. Ich fuhr heim und nahm meinen Aerger nicht sehr ernst, meinen Aerger über die - nun, sagen wir: "Dichterlesung" ...

Samstag, 25. Februar:

Spät aufgestanden, Reinschriften fertig,
den Vormittag über andere Ordnungen.
Herrlich blaues Sonnenwetter,
frühlingshaft, namchmittags zehn Wärme-
grade.

Tante kam, es wurde der Nachmittag
zunächst öde wie gestern. Ich über-
setzte aus dem Ukrainischen.

Der Abend ist mit einem Schlag so
eigen. Ich stand drauusen [sic!] vor der Halte-
stelle, um mich den beginnenden Frühling,
den lauen Abend in den Kastanien.

Die Strassenbahn kam, ich fuhr in die
Stadt, alles ist so warm. In der Stadt
das rote Licht der Reklameröhren,
ein Mädchen fuhr im 46-er.

Im Schreyvogelsaal angekommen, wo
die DICHTERLESUNG stattfand, waurde
der Abend öder. Das Publikum aus sog.
gebildeten Kreisen /Lehrer und versch.
Verwandte, keine Presse anwesend, auch
keine literarisch interessierte Jugend,
mit solchen Leuten kann man keine
Revolution machen, haha./. Bildungs-
elefanten, oft recht kostbar geziert.
Ich war entsetzt, auch wie gelesen wurde.
Eine gesellschaftliche Veranstaltung,
aber keine "Neuen Wege". [1] Artmann spricht
davon, dass der Surrealismus die Decadence
überwunden hat. Altmanns heute gelesene
Gedichte seien kein Surrealismus übrigens.
Von mir wurde der "Prolog zum Weihnachts-
fest
" gelesen, der Applaus erntete. Pol
indes hält nicht sehr viel davon. Meine
neueren und neuesten Gedichte seien ein
grosser Sprung gewesen, sagen sie in den
NW. Ich fuhr heim und nahm meinen Aerger
nicht sehr ernst, meinen Aerger über die
- nun, sagen wir: "Dichterlesung" ...

Legende
ABC: Streichung ABC: Hinzufügung;ABC: SperrsatzABC: Okopenko HandschriftABC: Okopenko MaschinenschriftABC: Text gedruckt[n]: Stellenkommentar

              
Samstag, 25. Februar:

Spät aufgestanden, Reinschriften fertig, den Vormittag über andere Ordnungen. Herrlich blaues Sonnenwetter, frühlingshaft, namchmittags zehn Wärme-grade.

Tante kam, es wurde der Nachmittag zunächst öde wie gestern. Ich über-setzte aus dem Ukrainischen.

Der Abend ist mit einem Schlag so eigen. Ich stand drauusen draussen vor der Halte-stelle, um mich den beginnenden Frühling, den lauen Abend in den Kastanien.

Die Strassenbahn kam, ich fuhr in die Stadt, alles ist so warm. In der Stadt das rote Licht der Reklameröhren, ein Mädchen fuhr im 46-er.

Im Schreyvogelsaal angekommen, wo die DICHTERLESUNG stattfand, waurde der Abend öder. Das Publikum aus sog. gebildeten Kreisen /Lehrer und versch. Verwandte, keine Presse anwesend, auch keine literarisch interessierte Jugend, mit solchen Leuten kann man keine Revolution machen, haha./. Bildungs-elefanten, oft recht kostbar geziert. Ich war entsetzt, auch wie gelesen wurde. Eine gesellschaftliche Veranstaltung, aber keine "Neuen Wege". Artmann spricht davon, dass der Surrealismus die Decadence überwunden hat. Altmanns heute gelesene Gedichte seien kein Surrealismus übrigens. Von mir wurde der "Prolog zum Weihnachts-fest" gelesen, der Applaus erntete. Pol indes hält nicht sehr viel davon. Meine neueren und neuesten Gedichte seien ein grosser Sprung gewesen, sagen sie in den NW. Ich fuhr heim und nahm meinen Aerger nicht sehr ernst, meinen Aerger über die - nun, sagen wir: "Dichterlesung" ...

Samstag, 25. Februar:

Spät aufgestanden, Reinschriften fertig, den Vormittag über andere Ordnungen. Herrlich blaues Sonnenwetter, frühlingshaft, nachmittags zehn Wärmegrade.

Tante kam, es wurde der Nachmittag zunächst öde wie gestern. Ich übersetzte aus dem Ukrainischen.

Der Abend ist mit einem Schlag so eigen. Ich stand draussen vor der Haltestelle, um mich den beginnenden Frühling, den lauen Abend in den Kastanien.

Die Strassenbahn kam, ich fuhr in die Stadt, alles ist so warm. In der Stadt das rote Licht der Reklameröhren, ein Mädchen fuhr im 46-er.

Im Schreyvogelsaal angekommen, wo die DICHTERLESUNG stattfand, wurde der Abend öder. Das Publikum aus sog. gebildeten Kreisen /Lehrer und versch. Verwandte, keine Presse anwesend, auch keine literarisch interessierte Jugend, mit solchen Leuten kann man keine Revolution machen, haha./. Bildungselefanten, oft recht kostbar geziert. Ich war entsetzt, auch wie gelesen wurde. Eine gesellschaftliche Veranstaltung, aber keine "Neuen Wege". [1] Artmann spricht davon, dass der Surrealismus die Decadence überwunden hat. Altmanns heute gelesene Gedichte seien kein Surrealismus übrigens. Von mir wurde der "Prolog zum Weihnachtsfest" gelesen, der Applaus erntete. Pol indes hält nicht sehr viel davon. Meine neueren und neuesten Gedichte seien ein grosser Sprung gewesen, sagen sie in den NW. Ich fuhr heim und nahm meinen Aerger nicht sehr ernst, meinen Aerger über die - nun, sagen wir: "Dichterlesung" ...

Samstag, 25. Februar:

Spät aufgestanden, Reinschriften fertig,
den Vormittag über andere Ordnungen.
Herrlich blaues Sonnenwetter,
frühlingshaft, namchmittags zehn Wärme-
grade.

Tante kam, es wurde der Nachmittag
zunächst öde wie gestern. Ich über-
setzte aus dem Ukrainischen.

Der Abend ist mit einem Schlag so
eigen. Ich stand drauusen [sic!] vor der Halte-
stelle, um mich den beginnenden Frühling,
den lauen Abend in den Kastanien.

Die Strassenbahn kam, ich fuhr in die
Stadt, alles ist so warm. In der Stadt
das rote Licht der Reklameröhren,
ein Mädchen fuhr im 46-er.

Im Schreyvogelsaal angekommen, wo
die DICHTERLESUNG stattfand, waurde
der Abend öder. Das Publikum aus sog.
gebildeten Kreisen /Lehrer und versch.
Verwandte, keine Presse anwesend, auch
keine literarisch interessierte Jugend,
mit solchen Leuten kann man keine
Revolution machen, haha./. Bildungs-
elefanten, oft recht kostbar geziert.
Ich war entsetzt, auch wie gelesen wurde.
Eine gesellschaftliche Veranstaltung,
aber keine "Neuen Wege". [1] Artmann spricht
davon, dass der Surrealismus die Decadence
überwunden hat. Altmanns heute gelesene
Gedichte seien kein Surrealismus übrigens.
Von mir wurde der "Prolog zum Weihnachts-
fest
" gelesen, der Applaus erntete. Pol
indes hält nicht sehr viel davon. Meine
neueren und neuesten Gedichte seien ein
grosser Sprung gewesen, sagen sie in den
NW. Ich fuhr heim und nahm meinen Aerger
nicht sehr ernst, meinen Aerger über die
- nun, sagen wir: "Dichterlesung" ...

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Zitiervorschlag

Okopenko, Andreas: Tagebuch 13.02.1950–28.02.1950. Digitale Edition, hrsg. von Roland Innerhofer, Bernhard Fetz, Christian Zolles, Laura Tezarek, Arno Herberth, Desiree Hebenstreit, Holger Englerth, Österreichische Nationalbibliothek und Universität Wien. Wien: Version 2.0, 21.11.2019. URL: https://edition.onb.ac.at/okopenko/o:oko.tb-19500213-19500228/methods/sdef:TEI/get?mode=p_35

Ältere Versionen: siehe Archiv

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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