Graz 15 II 94
Lieber Freund, ich danke für die freundliche aufnahme der Lichtenberg-Laucherlang. In der nächsten woche hoffe ich noch einiges für Sie tun zu können. Ich nehme vielleicht auch Quiquerez Lpz. diss. über die quellen der Jungfrau v. Orl. vor. Müssten Ihre hauptartikel nicht unterzeichnet werden, und hätte ich zeit, so schriebe ich über das thema: poesie, kunst, prosa. Dank für Hassencamp.
Ich habe neulich Ransohoff unrecht getan: er begegnete mir nur einigemal, nicht so oft als leichtfertiger feuilletonist; ich warf ihn mit Poppenberg zusammen.
Was enthält denn Grisebach, Katalog der bücher etc.? Drugelin gibt das buch nicht zur ansicht u. blind will ich nicht kaufen.
Ich schick Ihnen, was Bojanowski in der Weimarer ztg. auf mein ersuchen tat, zugleich mit den druckproben. Ich fand nicht zeit, diese mit Schönbach zu bereden, da ich ganz im drängendsten kollegerneuern aufgehe (ich schreibe Goethes Faust bis aufs letzte wort neu u. raffe alte vermutungen zusammen u. finde neue dazu). Ich kann aus zeitmangel auch nicht das Görresjahrbuch aufs neue einsehen auf seine Druckeinrichtung. Ihre probeblätter sah ich aber genau an und überlegsam. Corpus 199 ist sehr gefällig für abtlg. 1.* Borgis 198 ebenso für die 2. abtlg. Aber ich meine, Sie sollten diese schrift einheitlich festhalten und keine kleinere für quellen dazwischen mischen. Sie ist ohnedies nicht gross und nicht weit gesetzt. Man bringt selbst alexandriner in ihr ungebrochen unter. Es wird fürs auge die mischung sonst zu peinlich.
Ich möchte raten, dass Sie nur für die 1. abtlg., wenn Sie da einmal quellen bringen müssten, eine kleinere abschrift als Corpus 199 zulassen; und zwar eben Borgis 198; In der 2. abtlg. aber keinen schrftwechsel eintreten lassen. Man könnte höchstens noch daran denken, dass Sie Borgis 198 in abtlg. 2 für untersuchungen weitläufiger setzen lassen als die probe ist (mehr „ausschlüsse“ und mehr „durchschüsse“ oder regletten); dass dagegen die quellen in abtlg. 2 enger (mit schmaleren ausschlüssen als die probe und so compress als die probe) gesetzt würden. Aber selbst dies möchte ich Ihnen nicht empfehlen: wegen der schwierigkeit der druckanweisung und wegen des unruhigen bildes für den leser. Sie sehen ja auf der probe mit verschiedenen schriften, welche last fürs auge das ist. Grosse petit 75 ist für die recensionen sehr schön, natürlich, wie Sie selbst sagen, nur in dem spatioseren satz der oberen probehälfte.
Auch dieselbe petit 91 für die anmerkungen ist schön, aber nur auch nicht enger!
Ich würde dieselbe petit 91 für die zeitschriften- u. bücherschau wählen. Ich würde aber jeden zeitschriftenartikel mit alinea anfangen und titel u. inhaltsangabe zwar mit wenig „ausschlüssen“ aber mit starken durchschüssen setzen lassen. Dann muss mit aus- u. einrücken operirt werden u. mit sperren; dazu vielleicht die zeitschriftennamen wenigstens im bibliographischen nennwort kleinfett oder besser Borgis. Ich stelle mir das so vor:
Skizze
Ich weiss nicht, wie genau Sie titel- u. seitenangaben machen wollen. Mir kommt es nur auf die druckeinrichtung ein. Ferner lege ich nahe, die sachlichen (bezw. person als sachobjekt) stichwörter zu sperren; nicht den verf. namen, nicht den ganzen titel. im 2. beispiel ist Moralität wichtiger als Seitz; man könnte aber auch beides sperren.
Man könnte sich das bild ja auch so vorstellen:
Skizze
Und es wäre noch übersichtlicher so; aber es frisst zu viel raum. Bei bücher-titeln gibt es natürlich nur ein einmaliges einziehen, nicht ein zweimaliges wie da wo der zs.-titel noch auszuwerfen war.
Über das sperren noch ein wort. Schnorr hat durchwegs die litterarischen namen sperren lassen, wenigstens da wo ihm ihre nennung wichtig schien (wie dann auch sein register nur auslesend, nicht vollständig u. nach einzelnen jahrgängen sehr ungleich ist). Ich verkenne nicht, dass das sperren fürs aufsuchen eines namens sehr bequem ist. Ich habe es nicht eingeführt, weil ich das häufige sperren unschön finde und auch die grenze zwischen den namen die gesperrt werden sollen und denen die es nicht sollen sehr schwer zu ziehen ist. Fürs registermachen war Schnorrs modus sehr erleich- ternd. Jedenfalls aber, möchte ich raten, sperren Sie im bibliographischen teil, den ja jeder nur überfliegt, nicht liest, viel: nicht nur das sachwort des artikels, sondern auch die wichtigen namen im excerpt.
Zeitschrift ...
Hönig, Nachträge und Zusätze zu den bisherigen Erklärungen Bürgerscher Gedichte S. 493. 1. Nachtfeier der Venus. Angeregt von Klotz, beeinflußt von Boie, corrigiert von Ramler usf. Das Beispiel ist nicht gut gewählt. Aber was ich meine, wird klar sein: alle personen über die etwas gelehrt wird, sollen in der bibliographie mit gesperrtem namen genannt sein, nicht bloss das hauptthema. Es wäre gar nicht übel wenn Ihr verleger die satzkosten nicht scheute, das sachwort des titels in einer zierschrift (starke Schwabacher, oder Plein fett?), nur nicht gleich wie den zeitschriftentitel) zu drucken, hier also Bürger. Dann könnte man auch Nachtfeier sperren. Für Goethe, Schiller u derlei herren, wo man das dichtwerk gerne hervorhebt, wäre das besonders gut.
Kurz: in der bibliographie recht viele auszeichnungen: verschiedene schriften, ein- u. ausrücken. U. recht viele alinea u. nicht compress, nur mit kleinen ausschlüssen. Davon muss er Ihnen aber proben machen lassen. Das kann man nur an gedruckten seiten beurteilen. Der Anz. und die Strauchsche bibliogr. leidet und litt gerade unter zu wenig auszeichnungen und ist und war zu compress.
Endlich: Gehen Sie nicht von vornherein darauf aus, kleine artikel unter gemeinsamen titeln zu sammeln; Sie werden den wert kleiner stücke zum füllen von schlusseiten noch recht kennen lernen. Sie habens mit dem 10 bogen einhalten schwerer als ich: die bibliographie ist von vornherein nicht berechenbar, da Sie doch bis zu dem moment, wo Sie diesen heftschluss dem setzer geben müssen, nachträge dazu fügen; denn das ist die hauptsache, dass Ihre zs. – u. bücherschau so neu als möglich ist; 14–20 tage nach ihrem abschluss muss das heft beim leser liegen. Wie Sie da mit den seiten gerade immer auf volle 10. bogen kommen wollen, begreife ich nicht; anderswo hilft der verleger mit annoncen, das können Sie nicht. Ich würde es nicht scheuen, den leeren rest mit kleinen beiträglein zu füllen. Aber auch abgesehen hievon würde ich mir keine stehende rubrik Neue mitteilungen** antun. Haben Sie eine serie briefe, die Sie verbinden wollen, so schreiben Sie drüber: Briefe. Haben Sie briefe und urkunden, so ist der sammeltitel: Briefe und Urkunden. Ebenso je nach der lage: Gedichte und Briefe. Kleine Schriften, Briefe, Urkunden usw. Da kämen denn die stücke zusammen, die einzelnes (nicht eine serie in sich verbundener stücke) und das einzelne ohne einen die quelle überwuchernden commentar teilen. So dächte ich mirs. Ich habe in der VJS immer sachliches zusammengelegt unter gemeinsame titel, weil ich die histor. ordnung, die mir 2–3 mal anhob und nur am heftschlusse durch füllartikel gestört wurde, nicht weiter stören wollte.
Leben Sie wol, ich muss in die vorlesung. Grüssend
Ihr
BSfft.
* Corpus 199 auf der gemischten probe mit geringerem durchschuss ist hässlich geworden. Alle Schriften verlieren durch das weglassen der durchschüsse; compress ist für die augen schädlicher als nonpareille.
** Verzeihen Sie dass auch der titel mir nicht gefällt. Auch ein artikel forschung ist die mitteilung von etwas neuem.
Graz 15 II 94
Lieber Freund, ich danke für die freundliche aufnahme der Lichtenberg-Laucherlang. In der nächsten woche hoffe ich noch einiges für Sie tun zu können. Ich nehme vielleicht auch Quiquerez Lpz. diss. über die quellen der Jungfrau v. Orl. vor. Müssten Ihre hauptartikel nicht unterzeichnet werden, und hätte ich zeit, so schriebe ich über das thema: poesie, kunst, prosa. Dank für Hassencamp.
Ich habe neulich Ransohoff unrecht getan: er begegnete mir nur einigemal, nicht so oft als leichtfertiger feuilletonist; ich warf ihn mit Poppenberg zusammen.
Was enthält denn Grisebach, Katalog der bücher etc.? Drugelin gibt das buch nicht zur ansicht u. blind will ich nicht kaufen.
Ich schick Ihnen, was Bojanowski in der Weimarer ztg. auf mein ersuchen tat, zugleich mit den druckproben. Ich fand nicht zeit, diese mit Schönbach zu bereden, da ich ganz im drängendsten kollegerneuern aufgehe (ich schreibe Goethes Faust bis aufs letzte wort neu u. raffe alte vermutungen zusammen u. finde neue dazu). Ich kann aus zeitmangel auch nicht das Görresjahrbuch aufs neue einsehen auf seine Druckeinrichtung. Ihre probeblätter sah ich aber genau an und überlegsam. Corpus 199 ist sehr gefällig für abtlg. 1.* Borgis 198 ebenso für die 2. abtlg. Aber ich meine, Sie sollten diese schrift einheitlich festhalten und keine kleinere für quellen dazwischen mischen. Sie ist ohnedies nicht gross und nicht weit gesetzt. Man bringt selbst alexandriner in ihr ungebrochen unter. Es wird fürs auge die mischung sonst zu peinlich.
Ich möchte raten, dass Sie nur für die 1. abtlg., wenn Sie da einmal quellen bringen müssten, eine kleinere abschrift als Corpus 199 zulassen; und zwar eben Borgis 198; In der 2. abtlg. aber keinen schrftwechsel eintreten lassen. Man könnte höchstens noch daran denken, dass Sie Borgis 198 in abtlg. 2 für untersuchungen weitläufiger setzen lassen als die probe ist (mehr „ausschlüsse“ und mehr „durchschüsse“ oder regletten); dass dagegen die quellen in abtlg. 2 enger (mit schmaleren ausschlüssen als die probe und so compress als die probe) gesetzt würden. Aber selbst dies möchte ich Ihnen nicht empfehlen: wegen der schwierigkeit der druckanweisung und wegen des unruhigen bildes für den leser. Sie sehen ja auf der probe mit verschiedenen schriften, welche last fürs auge das ist. Grosse petit 75 ist für die recensionen sehr schön, natürlich, wie Sie selbst sagen, nur in dem spatioseren satz der oberen probehälfte.
Auch dieselbe petit 91 für die anmerkungen ist schön, aber nur auch nicht enger!
Ich würde dieselbe petit 91 für die zeitschriften- u. bücherschau wählen. Ich würde aber jeden zeitschriftenartikel mit alinea anfangen und titel u. inhaltsangabe zwar mit wenig „ausschlüssen“ aber mit starken durchschüssen setzen lassen. Dann muss mit aus- u. einrücken operirt werden u. mit sperren; dazu vielleicht die zeitschriftennamen wenigstens im bibliographischen nennwort kleinfett oder besser Borgis. Ich stelle mir das so vor:
Skizze
Ich weiss nicht, wie genau Sie titel- u. seitenangaben machen wollen. Mir kommt es nur auf die druckeinrichtung ein. Ferner lege ich nahe, die sachlichen (bezw. person als sachobjekt) stichwörter zu sperren; nicht den verf. namen, nicht den ganzen titel. im 2. beispiel ist Moralität wichtiger als Seitz; man könnte aber auch beides sperren.
Man könnte sich das bild ja auch so vorstellen:
Skizze
Und es wäre noch übersichtlicher so; aber es frisst zu viel raum. Bei bücher-titeln gibt es natürlich nur ein einmaliges einziehen, nicht ein zweimaliges wie da wo der zs.-titel noch auszuwerfen war.
Über das sperren noch ein wort. Schnorr hat durchwegs die litterarischen namen sperren lassen, wenigstens da wo ihm ihre nennung wichtig schien (wie dann auch sein register nur auslesend, nicht vollständig u. nach einzelnen jahrgängen sehr ungleich ist). Ich verkenne nicht, dass das sperren fürs aufsuchen eines namens sehr bequem ist. Ich habe es nicht eingeführt, weil ich das häufige sperren unschön finde und auch die grenze zwischen den namen die gesperrt werden sollen und denen die es nicht sollen sehr schwer zu ziehen ist. Fürs registermachen war Schnorrs modus sehr erleich- ternd. Jedenfalls aber, möchte ich raten, sperren Sie im bibliographischen teil, den ja jeder nur überfliegt, nicht liest, viel: nicht nur das sachwort des artikels, sondern auch die wichtigen namen im excerpt.
Zeitschrift ...
Hönig, Nachträge und Zusätze zu den bisherigen Erklärungen Bürgerscher Gedichte S. 493. 1. Nachtfeier der Venus. Angeregt von Klotz, beeinflußt von Boie, corrigiert von Ramler usf. Das Beispiel ist nicht gut gewählt. Aber was ich meine, wird klar sein: alle personen über die etwas gelehrt wird, sollen in der bibliographie mit gesperrtem namen genannt sein, nicht bloss das hauptthema. Es wäre gar nicht übel wenn Ihr verleger die satzkosten nicht scheute, das sachwort des titels in einer zierschrift (starke Schwabacher, oder Plein fett?), nur nicht gleich wie den zeitschriftentitel) zu drucken, hier also Bürger. Dann könnte man auch Nachtfeier sperren. Für Goethe, Schiller u derlei herren, wo man das dichtwerk gerne hervorhebt, wäre das besonders gut.
Kurz: in der bibliographie recht viele auszeichnungen: verschiedene schriften, ein- u. ausrücken. U. recht viele alinea u. nicht compress, nur mit kleinen ausschlüssen. Davon muss er Ihnen aber proben machen lassen. Das kann man nur an gedruckten seiten beurteilen. Der Anz. und die Strauchsche bibliogr. leidet und litt gerade unter zu wenig auszeichnungen und ist und war zu compress.
Endlich: Gehen Sie nicht von vornherein darauf aus, kleine artikel unter gemeinsamen titeln zu sammeln; Sie werden den wert kleiner stücke zum füllen von schlusseiten noch recht kennen lernen. Sie habens mit dem 10 bogen einhalten schwerer als ich: die bibliographie ist von vornherein nicht berechenbar, da Sie doch bis zu dem moment, wo Sie diesen heftschluss dem setzer geben müssen, nachträge dazu fügen; denn das ist die hauptsache, dass Ihre zs. – u. bücherschau so neu als möglich ist; 14–20 tage nach ihrem abschluss muss das heft beim leser liegen. Wie Sie da mit den seiten gerade immer auf volle 10. bogen kommen wollen, begreife ich nicht; anderswo hilft der verleger mit annoncen, das können Sie nicht. Ich würde es nicht scheuen, den leeren rest mit kleinen beiträglein zu füllen. Aber auch abgesehen hievon würde ich mir keine stehende rubrik Neue mitteilungen** antun. Haben Sie eine serie briefe, die Sie verbinden wollen, so schreiben Sie drüber: Briefe. Haben Sie briefe und urkunden, so ist der sammeltitel: Briefe und Urkunden. Ebenso je nach der lage: Gedichte und Briefe. Kleine Schriften, Briefe, Urkunden usw. Da kämen denn die stücke zusammen, die einzelnes (nicht eine serie in sich verbundener stücke) und das einzelne ohne einen die quelle überwuchernden commentar teilen. So dächte ich mirs. Ich habe in der VJS immer sachliches zusammengelegt unter gemeinsame titel, weil ich die histor. ordnung, die mir 2–3 mal anhob und nur am heftschlusse durch füllartikel gestört wurde, nicht weiter stören wollte.
Leben Sie wol, ich muss in die vorlesung. Grüssend
Ihr
BSfft.
* Corpus 199 auf der gemischten probe mit geringerem durchschuss ist hässlich geworden. Alle Schriften verlieren durch das weglassen der durchschüsse; compress ist für die augen schädlicher als nonpareille.
** Verzeihen Sie dass auch der titel mir nicht gefällt. Auch ein artikel forschung ist die mitteilung von etwas neuem.
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 6 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8668. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8668/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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