Graz Harrachg. I
24 VII 94
Lieber freund, Die Korrektur des Wieland I traf gleichzeitig mit ihrem briefe ein und kommt nun mit der antwort zu dem datum zu Ihnen, das Sie für Ihr eintreffen in Kammer angegeben haben. Ich danke Ihnen, dass Sie den artikel im 3. hefte begonnen haben u. bitte um verzeihung, dass ich einiges änderte: es ist mein unglück, dass ich mängel selbst bei einem umgeänderten werke zu spät sehe. Die neue einleitung ist zu schwer geraten, aus meinem leidigen kürzestreben. Da war nichts zu bessern. Denn ich wollte kein umbrechen veranlassen. Nur am schlusse setzte ich einen satz zu, den Sie streichen mögen, wenn er den anfang des nächsten artikels stören sollte. Ich hätte ihn gerne als vorbereitung auf etwas anderes Boileausche, das ich jetzt erst fand und sehr gerne in den 2. teil einschmuggeln möchte. Nur kann ich die stelle ohne mscpt. nicht bezeichnen, u. ob Sie mir die blätter noch einmal schicken können? sie sollten gewiss gleich zu Ihnen oder Buchner zurückkehren.
Wollen Sie denn alle 3 Correcturen haben, die einem Buchner schickt? er klebt auf jede den zettel, sie sei Ihnen zuzustellen.
Ich bedaure Ihren verdruss, hoffentlich war es der letzte. Und wenn Sie ihn lieber vergessen als mit mir darüber reden, so ists gut für Sie. Dass Ihnen die correcturen in die ferien folgen, fürchtete ich, obgleich Sie es zu verhindern suchten. Ich war 13 jahre lang in keinen ferien davon verschont; die DLD, die VJS, Goethe hielten mich immer in atem. Und so wundere ich mich nicht, dass ich ausgepumpt bin. Ich sag es Ihnen zur warnung. Sie müssen die druckerei zwingen, Ihnen vom nächsten jahr an raum zu der zeit zu geben, da es Ihnen passt, nicht wann es ihr gelegen ist. Dass das preussische ministerium ablehnte ist verdriesslich und unerklärlich. Aber Sie haben in Wien eine zusage, die mir verweigert wurde. Der verleger soll doch jetzt noch nicht abonnenten zählen, das ist viel zu früh. Nach der ostermesse 95 kann er davon reden, vorher nicht.
Ich möchte mir doch erlauben zu raten, lieber im 4. heft an text zu sparen, als die bibliographie ganz ausfallen zu lassen. Etwas bibliogr. sollte es doch enthalten. Wollen Sie nicht nach dem muster der Zs. den schluss des satzes oder der redaction beidrucken lassen? d. h. das datum des schlusses.
Ins register würde ich die bibliogr. nicht einbeziehen; Ihre bibl. hat die laufenden bedürfnisse zu befriedigen; sie wird wie die Bibl. classica später durch den Jahresbericht ersetzt. Darin hat Steinmeyer recht, wie ich Ihnen schon schrieb.
Es wäre sehr schön, wenn Sie Ihre heimreise über Graz richteten. Mich treffen Sie hier; wenigstens habe ich nicht vor, die stadt zu verlassen, es müsste denn ein unerwarteter zwang eintreten, d. h. meine frau oder ich luftwechsel unbedingt benötigen. Meine frau fängt aber nun an, sich zu erholen. Die kinder gedeihen.
Ich will arbeiten, nur muss erst die hitze dieser tage nachlassen.
Gute ferien wünsche ich Ihnen und Ihrer frau gemahlin; Sie werden sie nach der langen trennung doppelt geniessen.
In treuen
Ihr ergebener
BSeuffert
Graz Harrachg. I
24 VII 94
Lieber freund, Die Korrektur des Wieland I traf gleichzeitig mit ihrem briefe ein und kommt nun mit der antwort zu dem datum zu Ihnen, das Sie für Ihr eintreffen in Kammer angegeben haben. Ich danke Ihnen, dass Sie den artikel im 3. hefte begonnen haben u. bitte um verzeihung, dass ich einiges änderte: es ist mein unglück, dass ich mängel selbst bei einem umgeänderten werke zu spät sehe. Die neue einleitung ist zu schwer geraten, aus meinem leidigen kürzestreben. Da war nichts zu bessern. Denn ich wollte kein umbrechen veranlassen. Nur am schlusse setzte ich einen satz zu, den Sie streichen mögen, wenn er den anfang des nächsten artikels stören sollte. Ich hätte ihn gerne als vorbereitung auf etwas anderes Boileausche, das ich jetzt erst fand und sehr gerne in den 2. teil einschmuggeln möchte. Nur kann ich die stelle ohne mscpt. nicht bezeichnen, u. ob Sie mir die blätter noch einmal schicken können? sie sollten gewiss gleich zu Ihnen oder Buchner zurückkehren.
Wollen Sie denn alle 3 Correcturen haben, die einem Buchner schickt? er klebt auf jede den zettel, sie sei Ihnen zuzustellen.
Ich bedaure Ihren verdruss, hoffentlich war es der letzte. Und wenn Sie ihn lieber vergessen als mit mir darüber reden, so ists gut für Sie. Dass Ihnen die correcturen in die ferien folgen, fürchtete ich, obgleich Sie es zu verhindern suchten. Ich war 13 jahre lang in keinen ferien davon verschont; die DLD, die VJS, Goethe hielten mich immer in atem. Und so wundere ich mich nicht, dass ich ausgepumpt bin. Ich sag es Ihnen zur warnung. Sie müssen die druckerei zwingen, Ihnen vom nächsten jahr an raum zu der zeit zu geben, da es Ihnen passt, nicht wann es ihr gelegen ist. Dass das preussische ministerium ablehnte ist verdriesslich und unerklärlich. Aber Sie haben in Wien eine zusage, die mir verweigert wurde. Der verleger soll doch jetzt noch nicht abonnenten zählen, das ist viel zu früh. Nach der ostermesse 95 kann er davon reden, vorher nicht.
Ich möchte mir doch erlauben zu raten, lieber im 4. heft an text zu sparen, als die bibliographie ganz ausfallen zu lassen. Etwas bibliogr. sollte es doch enthalten. Wollen Sie nicht nach dem muster der Zs. den schluss des satzes oder der redaction beidrucken lassen? d. h. das datum des schlusses.
Ins register würde ich die bibliogr. nicht einbeziehen; Ihre bibl. hat die laufenden bedürfnisse zu befriedigen; sie wird wie die Bibl. classica später durch den Jahresbericht ersetzt. Darin hat Steinmeyer recht, wie ich Ihnen schon schrieb.
Es wäre sehr schön, wenn Sie Ihre heimreise über Graz richteten. Mich treffen Sie hier; wenigstens habe ich nicht vor, die stadt zu verlassen, es müsste denn ein unerwarteter zwang eintreten, d. h. meine frau oder ich luftwechsel unbedingt benötigen. Meine frau fängt aber nun an, sich zu erholen. Die kinder gedeihen.
Ich will arbeiten, nur muss erst die hitze dieser tage nachlassen.
Gute ferien wünsche ich Ihnen und Ihrer frau gemahlin; Sie werden sie nach der langen trennung doppelt geniessen.
In treuen
Ihr ergebener
BSeuffert
Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)
Rohtranskription, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8709. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8709/methods/sdef:TEI/get
LizenzhinweisDie Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
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