Prag 9/5 99
Smichow 586
L. F. Es hat sich bei unsrer heutigen Beratg herausgestellt, daß, wenn wir nur bei Österreichern stehen bleiben wie wir wollen u. müßen, neben Detter u. gar erst recht wenn dieser absagt, nur Extraordinarien vorschlagen können oder solche, die das Min. nur zu Extraordinarien machen wird. Singer lehnt Pogatscher mit großer Entschiedenheit ab; ebenso ich den Jellinek. Um Kraus tobt der Kampf. Much hat große Aussicht in den Vorschlag zu kommen. Nun ist Schatz dem Pogatscher sehr sympathisch (u. mir auch) und Zwierzina nach Ihrer u. Schönbachs Schilderung mir. Es handelte sich also drum, daß ich möglichst rasch ein kurzes Curriculum vitae, zum wenigsten aber ein Verzeichnis seiner Aufsätze u. Arbeiten u. diese selbst, vor allem die Habilitationsschrift bekäme (gäbs 2 Exemplare, so wäre die Sache vereinfacht). Nun hätten wirs vorderhand nicht gern, wenn er selbst von unserm Plan was erführe. Andrerseits liegt mir aber sehr dran zu wissen, ob er als Extraordinarius nach Prag gienge; ob er Kraus & Jellinek zu liebe nicht vielleicht zuletzt absagte? Könnten Sie ihn nicht vielleicht vorsichtig sondieren? Derart, daß Sie von Gerüchten oder Andeutgen aus zweiter Hand sprechen? Oder vielleicht übernähme Schönbach diesen Liebesdienst für mich? Wie ich Sie überhaupt bäte, wenn es Ihnen möglich wäre Schönbach diesen Brief vorzulesen (Ich kann heute unmöglich noch einen 2. Brief schreiben.)
Wissen Sie etwas davon, daß Kraus in Wien einen Vortrag gehalten hat u. daß unmittelbar darauf Heinzel aufstand u sagte, daß die vorgebrachten Ideen eigentlich diejenigen Zwierzinas seien. Das spräche doch sehr gegen Kraus. Ich bemerke noch, daß Heinzel in einem mir vor mehreren Monaten aus eigenem Antrieb geschriebenen Brief, in dem er mir Kraus & Jel[li]nek sehr warm empfahl, auch Zwierzina als ihnen nicht nachstehend erwähnt hat, aber es bedauerte, daß er sich nicht zum Abschluß s. Arbeiten entschließen könne. – Zürnen Sie mir nicht; ich bin sehr gehetzt. Treulichst Ihr AS.
An Detter wurde heute geschrieben. Die nächste Commissionsitzg ist am 18.
Prag 9/5 99
Smichow 586
L. F. Es hat sich bei unsrer heutigen Beratg herausgestellt, daß, wenn wir nur bei Österreichern stehen bleiben wie wir wollen u. müßen, neben Detter u. gar erst recht wenn dieser absagt, nur Extraordinarien vorschlagen können oder solche, die das Min. nur zu Extraordinarien machen wird. Singer lehnt Pogatscher mit großer Entschiedenheit ab; ebenso ich den Jellinek. Um Kraus tobt der Kampf. Much hat große Aussicht in den Vorschlag zu kommen. Nun ist Schatz dem Pogatscher sehr sympathisch (u. mir auch) und Zwierzina nach Ihrer u. Schönbachs Schilderung mir. Es handelte sich also drum, daß ich möglichst rasch ein kurzes Curriculum vitae, zum wenigsten aber ein Verzeichnis seiner Aufsätze u. Arbeiten u. diese selbst, vor allem die Habilitationsschrift bekäme (gäbs 2 Exemplare, so wäre die Sache vereinfacht). Nun hätten wirs vorderhand nicht gern, wenn er selbst von unserm Plan was erführe. Andrerseits liegt mir aber sehr dran zu wissen, ob er als Extraordinarius nach Prag gienge; ob er Kraus & Jellinek zu liebe nicht vielleicht zuletzt absagte? Könnten Sie ihn nicht vielleicht vorsichtig sondieren? Derart, daß Sie von Gerüchten oder Andeutgen aus zweiter Hand sprechen? Oder vielleicht übernähme Schönbach diesen Liebesdienst für mich? Wie ich Sie überhaupt bäte, wenn es Ihnen möglich wäre Schönbach diesen Brief vorzulesen (Ich kann heute unmöglich noch einen 2. Brief schreiben.)
Wissen Sie etwas davon, daß Kraus in Wien einen Vortrag gehalten hat u. daß unmittelbar darauf Heinzel aufstand u sagte, daß die vorgebrachten Ideen eigentlich diejenigen Zwierzinas seien. Das spräche doch sehr gegen Kraus. Ich bemerke noch, daß Heinzel in einem mir vor mehreren Monaten aus eigenem Antrieb geschriebenen Brief, in dem er mir Kraus & Jel[li]nek sehr warm empfahl, auch Zwierzina als ihnen nicht nachstehend erwähnt hat, aber es bedauerte, daß er sich nicht zum Abschluß s. Arbeiten entschließen könne. – Zürnen Sie mir nicht; ich bin sehr gehetzt. Treulichst Ihr AS.
An Detter wurde heute geschrieben. Die nächste Commissionsitzg ist am 18.
Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-370
Umfang: 4 Seite(n)
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8919 [Druckausgabe Nr. 182]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8919/methods/sdef:TEI/get
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