L. F. Eigentlich werden Sie schon alles wissen. Unser Bericht – 16 enggeschriebene Folioseiten – ist ohne Widerspruch einstimmig angenommen worden u. allgemein hatte man den Eindruck, daß wir drei glänzende Candidaten [v]orgeschlagen hätten. Lambel hatte zum Schlusse noch alle Minen springen lassen. Seine Freunde bearbeiteten mich in einer Weise, die nicht mehr ganz anständig zu nennen war. Man drohte mir, wollte mich einschüchtern oder rühren. Ich blieb aber fest auf dem einmal eingenommenen Standpunkt. Nun will ich ihm einen Titel oder Orden zu verschaffen trachten. Alle drei Candidaten haben mir sehr nette Briefe geschrieben. Detter hat von Heinzel bereits das Versprechen bekommen, daß er seine Ernennung betreiben wird u. auch ich habe an Heinzel geschrieben. Auch Hartel ist Detter sehr wohl gesinnt. Auch wird Detter die ganzen Ferien in Wien sein und kann für sich wirken. Ich wollte ursprünglich auch ins Ministerium fahren, halte es aber jetzt nicht mehr für so nothwendig, weil ich hoffe, daß d[ie] Candidatur von Kraus fallen gelassen ist. Kraus u. Jellinek werden freilich eine Wuth auf mich haben, denn wenn ich nicht gewesen wäre, so wären Sie sicher in den Vorschlag gekommen. – Ich danke Ihnen nun aufs Herzlichste für alle Liebenswürdigkeit u. Mithilfe, die Sie mir während dieser schweren Arbeit erwiesen haben. Wer weiß, ob ich so entschieden u. fest geblieb[en] wäre, wenn ich nicht Schönbachs u. Ihre Meinung hinter mir gehabt hätte. Insbesondere für die Intervention bei Zwierzina danke ich Ihnen, Sie werden ihn wol, sobald als seine Margaretenlegenden erschienen sein werden, zum Extraord. vorschlagen müssen. – Der arme Euphorion hängt noch immer in der Luft. Glossy hat von Dumba, Palla[vi]cini u. einigen anderen zwar einige Zusagen bekommen; aber ich weiß nicht für wie viel u. für wie lange. Momentan wird mit Konegen unterhandelt. Vorgestern fragte Konegen telegraphisch um die Abonentenzahl an, die mir Fromme auf 300 angab. Das ist allerdings ein kläglicher Stand, der meinen Muth auf den Gefrierpunkt sinken läßt. Das Interesse an unserer älteren Lt. scheint im Schwinden begriffen zu sein, wozu die Zeitungen mit ihrem [e]wigen Witzeln u. Spötteln viel beitragen. Ich hoffe, daß die Sache in den nächsten Tagen ins Reine kommt. Wäre das nicht der Fall, so verliere ich auch noch die letzten Mitarbeiter und dann ist alles pfutsch. Heft 2 sende ich Ihnen nächster Tage. Von 11 Bogen steht die dritte Correctur aus! – Ich bleibe bis 23/24 hier. Wohin wir dann gehen, wissen wir noch nicht. Jedesfalls irgendwohin in die Alpen. Vielleicht kommen wir in Ihre Nähe. Aber sicher ist es nicht. Auc[h o]b wir nach Bremen gehn, ist ganz unsicher. Mich hat die Besetzungsfrage derart äußerlich u. innerlich beschäftigt u. liegt jetzt noch das Schicksal des armen Euphi so auf dem Herzen, daß ich für gar nichts andres Sinn habe & daß es mir ganz gleichgiltig ist, wo wir im Sommer sind. Die Nordsee, die mir das Liebste wäre, muß ich meiner Frau zu liebe opfern.
Ihnen und den lieben Ihrigen recht angenehme Ferien wünschend Ihr
treulichst erg.
AS.

Ranftl macht einen sehr soliden Eindruck. Ich konnte aber nur hineinsehen. – Wie geht es Bauer. Grüßen Sie ihn – bitte – gelegentlich von mir auf das Herzlichste.

Soeben ist Dr. Hans Tschinkel nach Graz versetzt worden. Er ist zwar mehr ein Schüler Hauffens als von mir; aber immerhin kann ich ihn Ihnen aufs Beste empfehlen. Er will ein Wörterbuch der weiter auf S. 1 Gottscheer Mundart ausarbeiten u. wenn er bei der Stange bleibt, so mag es ihm wol gelingen. Nehmen Sie ihn also freundlich auf. Er kommt an das Gymnasium, an dem Khull u. Martignak sind.

L. F. Eigentlich werden Sie schon alles wissen. Unser Bericht – 16 enggeschriebene Folioseiten – ist ohne Widerspruch einstimmig angenommen worden u. allgemein hatte man den Eindruck, daß wir drei glänzende Candidaten [v]orgeschlagen hätten. Lambel hatte zum Schlusse noch alle Minen springen lassen. Seine Freunde bearbeiteten mich in einer Weise, die nicht mehr ganz anständig zu nennen war. Man drohte mir, wollte mich einschüchtern oder rühren. Ich blieb aber fest auf dem einmal eingenommenen Standpunkt. Nun will ich ihm einen Titel oder Orden zu verschaffen trachten. Alle drei Candidaten haben mir sehr nette Briefe geschrieben. Detter hat von Heinzel bereits das Versprechen bekommen, daß er seine Ernennung betreiben wird u. auch ich habe an Heinzel geschrieben. Auch Hartel ist Detter sehr wohl gesinnt. Auch wird Detter die ganzen Ferien in Wien sein und kann für sich wirken. Ich wollte ursprünglich auch ins Ministerium fahren, halte es aber jetzt nicht mehr für so nothwendig, weil ich hoffe, daß d[ie] Candidatur von Kraus fallen gelassen ist. Kraus u. Jellinek werden freilich eine Wuth auf mich haben, denn wenn ich nicht gewesen wäre, so wären Sie sicher in den Vorschlag gekommen. – Ich danke Ihnen nun aufs Herzlichste für alle Liebenswürdigkeit u. Mithilfe, die Sie mir während dieser schweren Arbeit erwiesen haben. Wer weiß, ob ich so entschieden u. fest geblieb[en] wäre, wenn ich nicht Schönbachs u. Ihre Meinung hinter mir gehabt hätte. Insbesondere für die Intervention bei Zwierzina danke ich Ihnen, Sie werden ihn wol, sobald als seine Margaretenlegenden erschienen sein werden, zum Extraord. vorschlagen müssen. – Der arme Euphorion hängt noch immer in der Luft. Glossy hat von Dumba, Palla[vi]cini u. einigen anderen zwar einige Zusagen bekommen; aber ich weiß nicht für wie viel u. für wie lange. Momentan wird mit Konegen unterhandelt. Vorgestern fragte Konegen telegraphisch um die Abonentenzahl an, die mir Fromme auf 300 angab. Das ist allerdings ein kläglicher Stand, der meinen Muth auf den Gefrierpunkt sinken läßt. Das Interesse an unserer älteren Lt. scheint im Schwinden begriffen zu sein, wozu die Zeitungen mit ihrem [e]wigen Witzeln u. Spötteln viel beitragen. Ich hoffe, daß die Sache in den nächsten Tagen ins Reine kommt. Wäre das nicht der Fall, so verliere ich auch noch die letzten Mitarbeiter und dann ist alles pfutsch. Heft 2 sende ich Ihnen nächster Tage. Von 11 Bogen steht die dritte Correctur aus! – Ich bleibe bis 23/24 hier. Wohin wir dann gehen, wissen wir noch nicht. Jedesfalls irgendwohin in die Alpen. Vielleicht kommen wir in Ihre Nähe. Aber sicher ist es nicht. Auc[h o]b wir nach Bremen gehn, ist ganz unsicher. Mich hat die Besetzungsfrage derart äußerlich u. innerlich beschäftigt u. liegt jetzt noch das Schicksal des armen Euphi so auf dem Herzen, daß ich für gar nichts andres Sinn habe & daß es mir ganz gleichgiltig ist, wo wir im Sommer sind. Die Nordsee, die mir das Liebste wäre, muß ich meiner Frau zu liebe opfern.
Ihnen und den lieben Ihrigen recht angenehme Ferien wünschend Ihr
treulichst erg.
AS.

Ranftl macht einen sehr soliden Eindruck. Ich konnte aber nur hineinsehen. – Wie geht es Bauer. Grüßen Sie ihn – bitte – gelegentlich von mir auf das Herzlichste.

Soeben ist Dr. Hans Tschinkel nach Graz versetzt worden. Er ist zwar mehr ein Schüler Hauffens als von mir; aber immerhin kann ich ihn Ihnen aufs Beste empfehlen. Er will ein Wörterbuch der weiter auf S. 1 Gottscheer Mundart ausarbeiten u. wenn er bei der Stange bleibt, so mag es ihm wol gelingen. Nehmen Sie ihn also freundlich auf. Er kommt an das Gymnasium, an dem Khull u. Martignak sind.

Der arme Euphorion hängt noch immer in der Luft. Glossy hat von Dumba, Palla[vi]cini u. einigen anderen zwar einige Zusagen bekommen; aber ich weiß nicht für wie viel u. für wie lange.

Sauers Freund Karl Glossy kümmerte sich um Subventionen für den Euphorion.

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 422/1-374
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8931 [Druckausgabe Nr. 183]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8931/methods/sdef:TEI/get

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