Graz 7.2.03.

Lieber freund, Ich danke Ihnen herzlich für Ihren guten brief. Ich fasse heute noch keinen entschluss. Nur das eine bleibt ausgeschaltet: dass Sie ein opfer bringen; davon darf nicht mehr die rede sein. Sie haben durch mich schon genug verdruss gehabt u. durch Ihr energisches eintreten mehr ärger als die studie wert ist. Ich schicke Ihnen, was Sie mich freundlich lesen liessen. Suphan hat mir inzwischen seinen SA aus der Rundschau mit einem ?????????? und einer karte geschickt: quanta in difficultatefuerit. Nicht sachliches. Wenn er latein schreibt, hat er immer ein schlechtes gewissen. es ist die sprache des verhüllens. Ich antwortete nicht. An Rulands brief gefällt mir das eingeständnis, dass die Weimarer hätten rechtzeitig aufpassen sollen.
Wenn Ihnen E. Schmidt geantwortet hat, bitte ich mir zu schreiben, ob dadurch der umfang Ihres 2.bd. berührt wird. Ich werde in meiner voraussetzung bestärkt, dass mein aufsatz Ihren 2.bd. beschränken müsste. Ich bitte mir auch zu sagen, ob Sie dessen ausgabe im spätherbst für möglich halten. Sollte ich mich zu einer SAusgabe entschliessen, für die die form des stückchens nicht eingerichtet ist, so würde ich Sie um die erlaubnis, einen offenen kurzen brief an Sie voransetzen zu dürfen, bitten, er würde recht sehr ruhig zu sein sich bemühen und die tatsachen möglichst mit den worten der redactoren erwähnen. Ihr 2. ausweg ist mir lieber, weil er das stückchen nicht selbständig macht, aber doch bedenklich, weil er Ihnen raum nimmt.
Und nun bitte ich um die freundschaft, noch ein wörtchen über E Schmidt sagen zu dürfen. Sie setzten voraus, dass ich ihm über die sache schreiben werde. Ich stehe nicht in regelmässigem verkehr mit ihm. Und ich würde es auch dann kaum tun. Wenn die Goethegesellschaftsleitung so ihre geschäfte macht, wie die redaktion der ausgabe – und ich glaube das –, so ist der nicht in Weimar ansässige weit im hintertreffen und kann selten entscheidend eingreifen, wenn von der centrale aus etwas als abmachung der einheimischen vorgetragen wird. Dazu ist bei dem persönlichen misverhältnis, indem wol noch wie früher Ruland u. Suphan stehen, die stellungnahme doppelt schwer: denn keiner der beiden kann nun einmal entbehrt werden. Alle verhandlungen der redaktion – und also wol auch der G.gesellschaft – sind ein höfisch=höfliches um einander herumgehen. Ich habe ja in früheren jahren ein paar mal mündlich u. schriftlich stark vorgestossen nach meiner art; und behandle S. andauernd kalt. Aber ich erreichte u. erreiche doch nichts als halbe kompromisse und dass man den entschiedenen möglichst ausschaltet. Letzteres ist mir angenehm; ich kann mich zurückstellen lassen u. zurückziehen. Schmidt, bei seiner vergangenheit, ist den dingen mehr verwachsen; und will er das gute, was er auch von Berlin aus noch wiederholt getan hat, fort zu tun gelegenheit haben, so muss er lavieren. Das hat er in Weimar gelernt. Ich habe doch oft die überzeugung gewonnen, dass er noch der sachlichste von allen ist. Er weiss ganz genau, wie ich über S. denke, keine klage kann da etwas zufügen. – Ob ich genötigt sein werde, ihm über die ausschaltung meiner studie etwas zu schreiben, werde ich abwarten.
Herzlich Ihr
BSfft.

Graz 7.2.03.

Lieber freund, Ich danke Ihnen herzlich für Ihren guten brief. Ich fasse heute noch keinen entschluss. Nur das eine bleibt ausgeschaltet: dass Sie ein opfer bringen; davon darf nicht mehr die rede sein. Sie haben durch mich schon genug verdruss gehabt u. durch Ihr energisches eintreten mehr ärger als die studie wert ist. Ich schicke Ihnen, was Sie mich freundlich lesen liessen. Suphan hat mir inzwischen seinen SA aus der Rundschau mit einem ?????????? und einer karte geschickt: quanta in difficultatefuerit. Nicht sachliches. Wenn er latein schreibt, hat er immer ein schlechtes gewissen. es ist die sprache des verhüllens. Ich antwortete nicht. An Rulands brief gefällt mir das eingeständnis, dass die Weimarer hätten rechtzeitig aufpassen sollen.
Wenn Ihnen E. Schmidt geantwortet hat, bitte ich mir zu schreiben, ob dadurch der umfang Ihres 2.bd. berührt wird. Ich werde in meiner voraussetzung bestärkt, dass mein aufsatz Ihren 2.bd. beschränken müsste. Ich bitte mir auch zu sagen, ob Sie dessen ausgabe im spätherbst für möglich halten. Sollte ich mich zu einer SAusgabe entschliessen, für die die form des stückchens nicht eingerichtet ist, so würde ich Sie um die erlaubnis, einen offenen kurzen brief an Sie voransetzen zu dürfen, bitten, er würde recht sehr ruhig zu sein sich bemühen und die tatsachen möglichst mit den worten der redactoren erwähnen. Ihr 2. ausweg ist mir lieber, weil er das stückchen nicht selbständig macht, aber doch bedenklich, weil er Ihnen raum nimmt.
Und nun bitte ich um die freundschaft, noch ein wörtchen über E Schmidt sagen zu dürfen. Sie setzten voraus, dass ich ihm über die sache schreiben werde. Ich stehe nicht in regelmässigem verkehr mit ihm. Und ich würde es auch dann kaum tun. Wenn die Goethegesellschaftsleitung so ihre geschäfte macht, wie die redaktion der ausgabe – und ich glaube das –, so ist der nicht in Weimar ansässige weit im hintertreffen und kann selten entscheidend eingreifen, wenn von der centrale aus etwas als abmachung der einheimischen vorgetragen wird. Dazu ist bei dem persönlichen misverhältnis, indem wol noch wie früher Ruland u. Suphan stehen, die stellungnahme doppelt schwer: denn keiner der beiden kann nun einmal entbehrt werden. Alle verhandlungen der redaktion – und also wol auch der G.gesellschaft – sind ein höfisch=höfliches um einander herumgehen. Ich habe ja in früheren jahren ein paar mal mündlich u. schriftlich stark vorgestossen nach meiner art; und behandle S. andauernd kalt. Aber ich erreichte u. erreiche doch nichts als halbe kompromisse und dass man den entschiedenen möglichst ausschaltet. Letzteres ist mir angenehm; ich kann mich zurückstellen lassen u. zurückziehen. Schmidt, bei seiner vergangenheit, ist den dingen mehr verwachsen; und will er das gute, was er auch von Berlin aus noch wiederholt getan hat, fort zu tun gelegenheit haben, so muss er lavieren. Das hat er in Weimar gelernt. Ich habe doch oft die überzeugung gewonnen, dass er noch der sachlichste von allen ist. Er weiss ganz genau, wie ich über S. denke, keine klage kann da etwas zufügen. – Ob ich genötigt sein werde, ihm über die ausschaltung meiner studie etwas zu schreiben, werde ich abwarten.
Herzlich Ihr
BSfft.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 4 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9066. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9066/methods/sdef:TEI/get

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