Lfr. Gewiss ist es falsch den erzähler u. s. verwandten unter dem autor u. seiner familie zu registrieren. Namenlose personen zu registrieren, habe ich nicht beabsichtigt. Auch nicht den ‚Erzähler‘. Mir schwebte vor als zweck der registrierung: verbindet ein autor mit gewissen namen gewisse eigenschaften der träger? das scheint mir bei Goethe noch deutlicher der fall als bei Wieland. Ihre frage bringt mich aber doch noch auf das wünschenswerte, verwandtschaftsverhältnisse vielleicht zu buchen, wenigstens dann, wenn die personen namenlos sind. Der onkel, die nichte usf. sind für Goethes dramen u. erzählungen der revolutionszeit typische personen. Vielleicht darf man sie gerade, wenn sie namenlos sind, als typen der verwandtschaft buchen. U. so etwa auch den namenlosen grossvater der Mappe als ‚Grossvater‘-figur. Weiter würde ich nicht gehen. Der registermacher soll auch etwas denken, nicht rein mechanisch verfahren, kommt mir vor. Das register muss einer wissenschaftlichen aufgabe dienen können. Ein allzu viel könnte den versuch ad absurdum führen. – Hoffentlich behalten Sie ruhe. – Ich habe jetzt erst das völlig leere gelesen, was Walzel über die romant. dichtung sagt. Dass er sich nicht geniert!
Treulich der Ihre.

Herrn Prof. Dr. August Sauer
Prag
Smichow 586

Lfr. Gewiss ist es falsch den erzähler u. s. verwandten unter dem autor u. seiner familie zu registrieren. Namenlose personen zu registrieren, habe ich nicht beabsichtigt. Auch nicht den ‚Erzähler‘. Mir schwebte vor als zweck der registrierung: verbindet ein autor mit gewissen namen gewisse eigenschaften der träger? das scheint mir bei Goethe noch deutlicher der fall als bei Wieland. Ihre frage bringt mich aber doch noch auf das wünschenswerte, verwandtschaftsverhältnisse vielleicht zu buchen, wenigstens dann, wenn die personen namenlos sind. Der onkel, die nichte usf. sind für Goethes dramen u. erzählungen der revolutionszeit typische personen. Vielleicht darf man sie gerade, wenn sie namenlos sind, als typen der verwandtschaft buchen. U. so etwa auch den namenlosen grossvater der Mappe als ‚Grossvater‘-figur. Weiter würde ich nicht gehen. Der registermacher soll auch etwas denken, nicht rein mechanisch verfahren, kommt mir vor. Das register muss einer wissenschaftlichen aufgabe dienen können. Ein allzu viel könnte den versuch ad absurdum führen. – Hoffentlich behalten Sie ruhe. – Ich habe jetzt erst das völlig leere gelesen, was Walzel über die romant. dichtung sagt. Dass er sich nicht geniert!
Treulich der Ihre.

Herrn Prof. Dr. August Sauer
Prag
Smichow 586

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9269 [Druckausgabe Nr. 258]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9269/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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