Lieber Freund! P. erzählte mir die Sache so, er wurde vor etwa 20 Jahren von dem jetzigen Präsi[de]nten der R. zum [Prof]essor vorgeschlagen, aber von der [Fak]ultät angelehnt. Nun habe ihm M., um ihm die höhere Pension zu verschaffen, eine Professur für Sozialgeschichte verliehen, ihn für den Winter beurlaubt; im Sommer aber, dem letzten Semester vor seinem 70. Lebensjahre, werde er lesen. Triumphierend rief er aus: da werden sie den Przemysl schlucken müssen! (Er hält neuerlich Prz. für einen Germanen.) Ob P. diesmal von der Fakultät vorgeschlagen war oder nicht, war aus P. nicht herauszubekom- men; er sprach nur von seinem Freund M.; den er [au]ch für Schiessel von Fleschenberg in Bewegung setzen will, in dessen Interesse er bei mir und andern Kollegen war. Er will ihm eine Professur für Byzantinismus (!) verschaffen. In den deutsch. Zeitungen stehen Ernennungen tschechischer Professoren nicht und tschech. Zeitungen sehe ich nicht, kann sie auch nicht lesen. Ich weiss also nicht, inwieweit P.’s Mitteilungen auf Wahrheit beruhen. Herzlich grüssend Ihr
allergebener AS.

Lieber Freund! P. erzählte mir die Sache so, er wurde vor etwa 20 Jahren von dem jetzigen Präsi[de]nten der R. zum [Prof]essor vorgeschlagen, aber von der [Fak]ultät angelehnt. Nun habe ihm M., um ihm die höhere Pension zu verschaffen, eine Professur für Sozialgeschichte verliehen, ihn für den Winter beurlaubt; im Sommer aber, dem letzten Semester vor seinem 70. Lebensjahre, werde er lesen. Triumphierend rief er aus: da werden sie den Przemysl schlucken müssen! (Er hält neuerlich Prz. für einen Germanen.) Ob P. diesmal von der Fakultät vorgeschlagen war oder nicht, war aus P. nicht herauszubekom- men; er sprach nur von seinem Freund M.; den er [au]ch für Schiessel von Fleschenberg in Bewegung setzen will, in dessen Interesse er bei mir und andern Kollegen war. Er will ihm eine Professur für Byzantinismus (!) verschaffen. In den deutsch. Zeitungen stehen Ernennungen tschechischer Professoren nicht und tschech. Zeitungen sehe ich nicht, kann sie auch nicht lesen. Ich weiss also nicht, inwieweit P.’s Mitteilungen auf Wahrheit beruhen. Herzlich grüssend Ihr
allergebener AS.

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 423/1-618
Umfang: 2 Seite(n)

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9381. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9381/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

LinksInformation

Das Bildmaterial dieser Webseite sind Reproduktionen aus den Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und des Staatsarchivs Würzburg. Für jede weitere Verwendung wenden Sie sich bitte an die jeweilige Institution.