1. Fassung 4.3.50 Die blaue Dissertation Erstmädchen. Es ist freilich sehr viel damit getan, Wenn wir die Röntgenbrille aufsetzen Und verkünden: Die Zeit ist chaotisch, Die Jugend entwurzelt, der Sinn des Lebens Ist mit keinem der bekannten Kunstgriffe des Lehrfaches Logik Einzufangen, Ergo: Nihil. Es ist gewiss herzlich wenig Ein Blatt, hellgrün und leise sich regend gegen einen lichtblauen Himmel, Der erst warm wird, Und das wird dann lange so bleiben. Es ist gewiss recht wenig x (fortlaufend; beliebig brechbar.Einrückung mit Zeichen wie im Orig. An einem Flecken kerbiger Rinde, die erst langsam wieder ihre Feuchtigkeit abgibt. Wenn man die Hand darauf legt, ist es ein kleines Bad in einem jungen Bach, wie er das Dorf an unzähligen Stellen jetzt belebt - und die Menschen werden aufgehellt Unruhig. Es ist zweifels- /sogar:/-ohne Wenig x An einem Mädchen, das über Kies läuft und wünschte, es wäre ein feuchterer, wie er den Fuss drückt, ehe du dich auf die Wasserfläche, die gespannte eines Sees oder die rollende eines Stromes ausbreitest - einmal keine Seitenzahlen der lateinischen Grammatik! - x Aber der Kies könnte auch pyramidenfarbig sein, freilich in einer orangeroten horizontweiten Sandschachtel und vor allem nur am Abend, und nicht lange: gerade solange die Sonne zum Abstieg braucht, nachher wollen wir das Blaue nicht versäumen! x Ueberhaupt wird es das Beste sein, wir entscheiden uns für das Blau. Das kann endlos sein, und endlos will es das Mädchen ja haben, das über den Kies läuft, wohin es endlos ist. x Sie merken mit Verwunderung, meine Herren, dass ich keinen Gegensatz aufgestellt habe zwischen dem Tüchlein, das man mit irgendwie lebenden Fingern legt, und der beleuchteten Skala Hollywood. Aber ich sage zweifellos'dasselbe. Es ist zweifellos sehr viel damit getan, Wenn wir die Röntgenbrille aufsetzen Und verkünden: Die Zeit ist chaotisch. Und weitere Punkte und Aufsätze. Nur: Das Erstmädchen möchte einen irgend Brief schreiben, Sie schreibt ihn auf hellem Papier, Sie braucht eine harte Unterlage, um die es nicht schade ist. Sie nimmt dazu das Lehrbuch der Logik.

Andreas Okopenko

Legende
ABC: Streichung ABC: Hinzufügung;ABC: SperrsatzABC: Okopenko HandschriftABC: Okopenko MaschinenschriftABC: Text gedruckt[n]: Stellenkommentar

1. Fassung 4.3.50 Die blaue Dissertation Erstmädchen. Es ist freilich sehr viel damit getan, Wenn wir die Röntgenbrille aufsetzen Und verkünden: Die Zeit ist chaotisch, Die Jugend entwurzelt, der Sinn des Lebens Ist mit keinem der bekannten Kunstgriffe des Lehrfaches Logik Einzufangen, Ergo: Nihil. Es ist gewiss herzlich wenig Ein Blatt, hellgrün und leise sich regend gegen einen lichtblauen Himmel, Der erst warm wird, Und das wird dann lange so bleiben. Es ist gewiss recht wenig x (fortlaufend; beliebig brechbar.Einrückung mit Zeichen wie im Orig. An einem Flecken kerbiger Rinde, die erst langsam wieder ihre Feuchtigkeit abgibt. Wenn man die Hand darauf legt, ist es ein kleines Bad in einem jungen Bach, wie er das Dorf an unzähligen Stellen jetzt belebt - und die Menschen werden aufgehellt Unruhig. Es ist zweifels- /sogar:/-ohne Wenig x An einem Mädchen, das über Kies läuft und wünschte, es wäre ein feuchterer, wie er den Fuss drückt, ehe du dich auf die Wasserfläche, die gespannte eines Sees oder die rollende eines Stromes ausbreitest - einmal keine Seitenzahlen der lateinischen Grammatik! - x Aber der Kies könnte auch pyramidenfarbig sein, freilich in einer orangeroten horizontweiten Sandschachtel und vor allem nur am Abend, und nicht lange: gerade solange die Sonne zum Abstieg braucht, nachher wollen wir das Blaue nicht versäumen! x Ueberhaupt wird es das Beste sein, wir entscheiden uns für das Blau. Das kann endlos sein, und endlos will es das Mädchen ja haben, das über den Kies läuft, wohin es endlos ist. x Sie merken mit Verwunderung, meine Herren, dass ich keinen Gegensatz aufgestellt habe zwischen dem Tüchlein, das man mit irgendwie lebenden Fingern legt, und der beleuchteten Skala Hollywood. Aber ich sage zweifellos'dasselbe. Es ist zweifellos sehr viel damit getan, Wenn wir die Röntgenbrille aufsetzen Und verkünden: Die Zeit ist chaotisch. Und weitere Punkte und Aufsätze. Nur: Das Erstmädchen möchte einen irgend Brief schreiben, Sie schreibt ihn auf hellem Papier, Sie braucht eine harte Unterlage, um die es nicht schade ist. Sie nimmt dazu das Lehrbuch der Logik.

Andreas Okopenko

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ABC: Streichung ABC: Hinzufügung;ABC: SperrsatzABC: Okopenko HandschriftABC: Okopenko MaschinenschriftABC: Text gedruckt[n]: Stellenkommentar
Zitiervorschlag

Okopenko, Andreas: Tagebuch 01.03.1950–31.03.1950. Digitale Edition, hrsg. von Roland Innerhofer, Bernhard Fetz, Christian Zolles, Laura Tezarek, Arno Herberth, Desiree Hebenstreit, Holger Englerth, Österreichische Nationalbibliothek und Universität Wien. Wien: Version 2.0, 21.11.2019. URL: https://edition.onb.ac.at/okopenko/o:oko.tb-19500301-19500331/methods/sdef:TEI/get?mode=p_13

Ältere Versionen: siehe Archiv

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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Jegliche Nutzung der Digitalisate muss mit dem Rechtsnachfolger von Andreas Okopenko, August Bisinger, individuell abgeklärt werden.