So, 1 10 50 :
Kirche . Zu Polakovics gefahren. Dort zunächst die
Einsendungen zu Ende gelesen, dann mit Polakovics einen Leistungs-
bericht zusammengestellt.
Regen kam. Allerheiligendüster.
Daheim Statistik des engeren Arbeitskreises gemacht.
Dann geplaudert, mir vor Mama Rechenschaft über NW , Chemie usw.
abgelegt. Später im Tagebuch von 1949 gelesen (September bis November).
Mo, 2 10 50 :
Arbeiter-Zeitung klagt die Jugend an. Ich schrieb einen
politischen Hundsartikel . Umsonst auf die Uni . (Labor .) Christl Nagl
getroffen. In Tagebüchern 1949/50 weoi tergelesen.
Nachmittag ging Mama zu Fini . Ich wollte zuerst das neue Tagebuch
weiterschreiben, dann schrieb ich aber ein Gedicht .
Recht warmer Tag.
Abend Sitzung des Verbandes demokratischer Schriftsteller im Café
Parkring . Niemand von den "NW ", nicht einmal von der Jugendsektion
des Verbandes anwesend. Felmayers Vortrag, dann Diskussion. Ziemlich
"antik".
Di, 3 10 50 :
Labor beginn. Nachdem ich früh einen Bericht
über den gestrigen Abend geschrieben hatte, übernahm ich im Chemischen
Institut meinen Platz. Heim gefahren.
Frostig.
Regierungsproklamation!
Nachmittag chemische Sachen vorbereitet, dann verschiedenes gelesen.
Unter anderem im "Tiger ".
In die NW gefahren. Dort nur Altmann . Ich erzählte ihm von den letzten
literarischen Vorfällen. Es kamen dann Weißenborn , Artmann , Kein ,
Hauer , Cap , Stenzl . Häussler und Polakovics sind krank. Gestern soll
ein Abend bei der Vera Ferra gewesen sein. Das Altmann -Gespräch mit
den anderen fortgesetzt. Cap ist in seinen letzten Gedichten inter-
essant. Annäherung fast aller Kollegen an einen gemeinsamen Punkt.
Mit Stenzl diskutierte ich meinen Pessimismus-Artikel . Die Sache mit
dem "Keller " wird ernst. Nicht mehr böse auf Artmann . Mit ihm und Kein
den Heim weg angetreten.
Mi, 4 10 50 :
Früh nur 4,8°. Sehr zeitig auf. Generalstreik ist
ausgerufen. Ich hörte die Radiomeldungen, die immerfort durchgegeben
wurden. Dann ins Chemische gefahren. Dort Material eingekauft,
gewartet. Die Kollegen sind nett. Nachmittag bekam ich die Chemikalien.
Heim gefahren, ziemlich öde Stimmung in mir. Ich müßte schon wieder
in der Arbeit sein!
Geplaudert, Streikmeldungen angehört, Kleinigkeiten gemacht, nichts
von Bedeutung.
Do, 5 10 50 :
Kälter als gestern. 2. Streiktag. Sehr zeitig auf,
erst Meldungen gehört, dann Konsum . In die Rahlgasse um die
Studentenfahrkarte. Dort traf ich Fritz , später Niki . Der übte
arge Kritik an den "Neuen Wegen ", vor allem an mir. Er ist Germanist
und wird seinen Schülern mich als abschreckendes Beispiel lehren,
sagt er. Ich drücke alles aufs Umständlichste aus; man müßte mit
Worten malen, meint er, wie es in großartiger Weise Ida Thomas tue.
Dennoch wünschte er mir viel Glück. - Nach der Rahlgasse ins Institut ,
Besorgungen. Butylester vorzubereiten begonnen. Klapparat aufgebaut.
- Der Streik ist zusammengebrochen.
Kirche. Zu Polakovics gefahren. Dort zunächst die Einsendungen zu Ende gelesen, dann mit Polakovics einen Leistungsbericht zusammengestellt.
Regen kam. Allerheiligendüster.
Daheim Statistik des engeren Arbeitskreises gemacht.
Dann geplaudert, mir vor Mama Rechenschaft über NW, Chemie usw. abgelegt. Später im Tagebuch von 1949 gelesen (September bis November).
Arbeiter-Zeitung klagt die Jugend an. Ich schrieb einen politischen Hundsartikel. Umsonst auf die Uni. (Labor.) Christl Nagl getroffen. In Tagebüchern 1949/50 weitergelesen.
Nachmittag ging Mama zu Fini. Ich wollte zuerst das neue Tagebuch weiterschreiben, dann schrieb ich aber ein Gedicht.
Recht warmer Tag.
Abend Sitzung des Verbandes demokratischer Schriftsteller im Café Parkring. Niemand von den "NW", nicht einmal von der Jugendsektion des Verbandes anwesend. Felmayers Vortrag, dann Diskussion. Ziemlich "antik".
Laborbeginn. Nachdem ich früh einen Bericht über den gestrigen Abend geschrieben hatte, übernahm ich im Chemischen Institut meinen Platz. Heimgefahren.
Frostig.
Regierungsproklamation!
Nachmittag chemische Sachen vorbereitet, dann verschiedenes gelesen. Unter anderem im "Tiger".
In die NW gefahren. Dort nur Altmann. Ich erzählte ihm von den letzten literarischen Vorfällen. Es kamen dann Weißenborn, Artmann, Kein, Hauer, Cap, Stenzl. Häussler und Polakovics sind krank. Gestern soll ein Abend bei der Vera Ferra gewesen sein. Das Altmann-Gespräch mit den anderen fortgesetzt. Cap ist in seinen letzten Gedichten interessant. Annäherung fast aller Kollegen an einen gemeinsamen Punkt.
Mit Stenzl diskutierte ich meinen Pessimismus-Artikel. Die Sache mit dem "Keller" wird ernst. Nicht mehr böse auf Artmann. Mit ihm und Kein den Heimweg angetreten.
Früh nur 4,8°. Sehr zeitig auf. Generalstreik ist ausgerufen. Ich hörte die Radiomeldungen, die immerfort durchgegeben wurden. Dann ins Chemische gefahren. Dort Material eingekauft, gewartet. Die Kollegen sind nett. Nachmittag bekam ich die Chemikalien. Heimgefahren, ziemlich öde Stimmung in mir. Ich müßte schon wieder in der Arbeit sein!
Geplaudert, Streikmeldungen angehört, Kleinigkeiten gemacht, nichts von Bedeutung.
Kälter als gestern. 2. Streiktag. Sehr zeitig auf, erst Meldungen gehört, dann Konsum. In die Rahlgasse um die Studentenfahrkarte. Dort traf ich Fritz, später Niki. Der übte arge Kritik an den "Neuen Wegen", vor allem an mir. Er ist Germanist und wird seinen Schülern mich als abschreckendes Beispiel lehren, sagt er. Ich drücke alles aufs Umständlichste aus; man müßte mit Worten malen, meint er, wie es in großartiger Weise Ida Thomas tue. Dennoch wünschte er mir viel Glück. - Nach der Rahlgasse ins Institut, Besorgungen. Butylester vorzubereiten begonnen. Klapparat aufgebaut. - Der Streik ist zusammengebrochen.
Kirche. Zu Polakovics gefahren. Dort zunächst die
Einsendungen zu Ende gelesen, dann mit Polakovics einen Leistungs-
bericht zusammengestellt.
Regen kam. Allerheiligendüster.
Daheim Statistik des engeren Arbeitskreises gemacht.
Dann geplaudert, mir vor Mama Rechenschaft über NW, Chemie usw.
abgelegt. Später im Tagebuch von 1949 gelesen (September bis November).
Arbeiter-Zeitung klagt die Jugend an. Ich schrieb einen
politischen Hundsartikel. Umsonst auf die Uni. (Labor.) Christl Nagl
getroffen. In Tagebüchern 1949/50 weoitergelesen.
Nachmittag ging Mama zu Fini. Ich wollte zuerst das neue Tagebuch
weiterschreiben, dann schrieb ich aber ein Gedicht.
Recht warmer Tag.
Abend Sitzung des Verbandes demokratischer Schriftsteller im Café
Parkring. Niemand von den "NW", nicht einmal von der Jugendsektion
des Verbandes anwesend. Felmayers Vortrag, dann Diskussion. Ziemlich
"antik".
Laborbeginn. Nachdem ich früh einen Bericht
über den gestrigen Abend geschrieben hatte, übernahm ich im Chemischen
Institut meinen Platz. Heimgefahren.
Frostig.
Regierungsproklamation!
Nachmittag chemische Sachen vorbereitet, dann verschiedenes gelesen.
Unter anderem im "Tiger".
In die NW gefahren. Dort nur Altmann. Ich erzählte ihm von den letzten
literarischen Vorfällen. Es kamen dann Weißenborn, Artmann, Kein,
Hauer, Cap, Stenzl. Häussler und Polakovics sind krank. Gestern soll
ein Abend bei der Vera Ferra gewesen sein. Das Altmann-Gespräch mit
den anderen fortgesetzt. Cap ist in seinen letzten Gedichten inter-
essant. Annäherung fast aller Kollegen an einen gemeinsamen Punkt.
Mit Stenzl diskutierte ich meinen Pessimismus-Artikel. Die Sache mit
dem "Keller" wird ernst. Nicht mehr böse auf Artmann. Mit ihm und Kein
den Heimweg angetreten.
Früh nur 4,8°. Sehr zeitig auf. Generalstreik ist
ausgerufen. Ich hörte die Radiomeldungen, die immerfort durchgegeben
wurden. Dann ins Chemische gefahren. Dort Material eingekauft,
gewartet. Die Kollegen sind nett. Nachmittag bekam ich die Chemikalien.
Heimgefahren, ziemlich öde Stimmung in mir. Ich müßte schon wieder
in der Arbeit sein!
Geplaudert, Streikmeldungen angehört, Kleinigkeiten gemacht, nichts
von Bedeutung.
Kälter als gestern. 2. Streiktag. Sehr zeitig auf,
erst Meldungen gehört, dann Konsum. In die Rahlgasse um die
Studentenfahrkarte. Dort traf ich Fritz, später Niki. Der übte
arge Kritik an den "Neuen Wegen", vor allem an mir. Er ist Germanist
und wird seinen Schülern mich als abschreckendes Beispiel lehren,
sagt er. Ich drücke alles aufs Umständlichste aus; man müßte mit
Worten malen, meint er, wie es in großartiger Weise Ida Thomas tue.
Dennoch wünschte er mir viel Glück. - Nach der Rahlgasse ins Institut,
Besorgungen. Butylester vorzubereiten begonnen. Klapparat aufgebaut.
- Der Streik ist zusammengebrochen.
So, 1 10 50 :
Kirche . Zu Polakovics gefahren. Dort zunächst die
Einsendungen zu Ende gelesen, dann mit Polakovics einen Leistungs-
bericht zusammengestellt.
Regen kam. Allerheiligendüster.
Daheim Statistik des engeren Arbeitskreises gemacht.
Dann geplaudert, mir vor Mama Rechenschaft über NW , Chemie usw.
abgelegt. Später im Tagebuch von 1949 gelesen (September bis November).
Mo, 2 10 50 :
Arbeiter-Zeitung klagt die Jugend an. Ich schrieb einen
politischen Hundsartikel . Umsonst auf die Uni . (Labor .) Christl Nagl
getroffen. In Tagebüchern 1949/50 weoi tergelesen.
Nachmittag ging Mama zu Fini . Ich wollte zuerst das neue Tagebuch
weiterschreiben, dann schrieb ich aber ein Gedicht .
Recht warmer Tag.
Abend Sitzung des Verbandes demokratischer Schriftsteller im Café
Parkring . Niemand von den "NW ", nicht einmal von der Jugendsektion
des Verbandes anwesend. Felmayers Vortrag, dann Diskussion. Ziemlich
"antik".
Di, 3 10 50 :
Labor beginn. Nachdem ich früh einen Bericht
über den gestrigen Abend geschrieben hatte, übernahm ich im Chemischen
Institut meinen Platz. Heim gefahren.
Frostig.
Regierungsproklamation!
Nachmittag chemische Sachen vorbereitet, dann verschiedenes gelesen.
Unter anderem im "Tiger ".
In die NW gefahren. Dort nur Altmann . Ich erzählte ihm von den letzten
literarischen Vorfällen. Es kamen dann Weißenborn , Artmann , Kein ,
Hauer , Cap , Stenzl . Häussler und Polakovics sind krank. Gestern soll
ein Abend bei der Vera Ferra gewesen sein. Das Altmann -Gespräch mit
den anderen fortgesetzt. Cap ist in seinen letzten Gedichten inter-
essant. Annäherung fast aller Kollegen an einen gemeinsamen Punkt.
Mit Stenzl diskutierte ich meinen Pessimismus-Artikel . Die Sache mit
dem "Keller " wird ernst. Nicht mehr böse auf Artmann . Mit ihm und Kein
den Heim weg angetreten.
Mi, 4 10 50 :
Früh nur 4,8°. Sehr zeitig auf. Generalstreik ist
ausgerufen. Ich hörte die Radiomeldungen, die immerfort durchgegeben
wurden. Dann ins Chemische gefahren. Dort Material eingekauft,
gewartet. Die Kollegen sind nett. Nachmittag bekam ich die Chemikalien.
Heim gefahren, ziemlich öde Stimmung in mir. Ich müßte schon wieder
in der Arbeit sein!
Geplaudert, Streikmeldungen angehört, Kleinigkeiten gemacht, nichts
von Bedeutung.
Do, 5 10 50 :
Kälter als gestern. 2. Streiktag. Sehr zeitig auf,
erst Meldungen gehört, dann Konsum . In die Rahlgasse um die
Studentenfahrkarte. Dort traf ich Fritz , später Niki . Der übte
arge Kritik an den "Neuen Wegen ", vor allem an mir. Er ist Germanist
und wird seinen Schülern mich als abschreckendes Beispiel lehren,
sagt er. Ich drücke alles aufs Umständlichste aus; man müßte mit
Worten malen, meint er, wie es in großartiger Weise Ida Thomas tue.
Dennoch wünschte er mir viel Glück. - Nach der Rahlgasse ins Institut ,
Besorgungen. Butylester vorzubereiten begonnen. Klapparat aufgebaut.
- Der Streik ist zusammengebrochen.
Kirche. Zu Polakovics gefahren. Dort zunächst die Einsendungen zu Ende gelesen, dann mit Polakovics einen Leistungsbericht zusammengestellt.
Regen kam. Allerheiligendüster.
Daheim Statistik des engeren Arbeitskreises gemacht.
Dann geplaudert, mir vor Mama Rechenschaft über NW, Chemie usw. abgelegt. Später im Tagebuch von 1949 gelesen (September bis November).
Arbeiter-Zeitung klagt die Jugend an. Ich schrieb einen politischen Hundsartikel. Umsonst auf die Uni. (Labor.) Christl Nagl getroffen. In Tagebüchern 1949/50 weitergelesen.
Nachmittag ging Mama zu Fini. Ich wollte zuerst das neue Tagebuch weiterschreiben, dann schrieb ich aber ein Gedicht.
Recht warmer Tag.
Abend Sitzung des Verbandes demokratischer Schriftsteller im Café Parkring. Niemand von den "NW", nicht einmal von der Jugendsektion des Verbandes anwesend. Felmayers Vortrag, dann Diskussion. Ziemlich "antik".
Laborbeginn. Nachdem ich früh einen Bericht über den gestrigen Abend geschrieben hatte, übernahm ich im Chemischen Institut meinen Platz. Heimgefahren.
Frostig.
Regierungsproklamation!
Nachmittag chemische Sachen vorbereitet, dann verschiedenes gelesen. Unter anderem im "Tiger".
In die NW gefahren. Dort nur Altmann. Ich erzählte ihm von den letzten literarischen Vorfällen. Es kamen dann Weißenborn, Artmann, Kein, Hauer, Cap, Stenzl. Häussler und Polakovics sind krank. Gestern soll ein Abend bei der Vera Ferra gewesen sein. Das Altmann-Gespräch mit den anderen fortgesetzt. Cap ist in seinen letzten Gedichten interessant. Annäherung fast aller Kollegen an einen gemeinsamen Punkt.
Mit Stenzl diskutierte ich meinen Pessimismus-Artikel. Die Sache mit dem "Keller" wird ernst. Nicht mehr böse auf Artmann. Mit ihm und Kein den Heimweg angetreten.
Früh nur 4,8°. Sehr zeitig auf. Generalstreik ist ausgerufen. Ich hörte die Radiomeldungen, die immerfort durchgegeben wurden. Dann ins Chemische gefahren. Dort Material eingekauft, gewartet. Die Kollegen sind nett. Nachmittag bekam ich die Chemikalien. Heimgefahren, ziemlich öde Stimmung in mir. Ich müßte schon wieder in der Arbeit sein!
Geplaudert, Streikmeldungen angehört, Kleinigkeiten gemacht, nichts von Bedeutung.
Kälter als gestern. 2. Streiktag. Sehr zeitig auf, erst Meldungen gehört, dann Konsum. In die Rahlgasse um die Studentenfahrkarte. Dort traf ich Fritz, später Niki. Der übte arge Kritik an den "Neuen Wegen", vor allem an mir. Er ist Germanist und wird seinen Schülern mich als abschreckendes Beispiel lehren, sagt er. Ich drücke alles aufs Umständlichste aus; man müßte mit Worten malen, meint er, wie es in großartiger Weise Ida Thomas tue. Dennoch wünschte er mir viel Glück. - Nach der Rahlgasse ins Institut, Besorgungen. Butylester vorzubereiten begonnen. Klapparat aufgebaut. - Der Streik ist zusammengebrochen.
Kirche. Zu Polakovics gefahren. Dort zunächst die
Einsendungen zu Ende gelesen, dann mit Polakovics einen Leistungs-
bericht zusammengestellt.
Regen kam. Allerheiligendüster.
Daheim Statistik des engeren Arbeitskreises gemacht.
Dann geplaudert, mir vor Mama Rechenschaft über NW, Chemie usw.
abgelegt. Später im Tagebuch von 1949 gelesen (September bis November).
Arbeiter-Zeitung klagt die Jugend an. Ich schrieb einen
politischen Hundsartikel. Umsonst auf die Uni. (Labor.) Christl Nagl
getroffen. In Tagebüchern 1949/50 weoitergelesen.
Nachmittag ging Mama zu Fini. Ich wollte zuerst das neue Tagebuch
weiterschreiben, dann schrieb ich aber ein Gedicht.
Recht warmer Tag.
Abend Sitzung des Verbandes demokratischer Schriftsteller im Café
Parkring. Niemand von den "NW", nicht einmal von der Jugendsektion
des Verbandes anwesend. Felmayers Vortrag, dann Diskussion. Ziemlich
"antik".
Laborbeginn. Nachdem ich früh einen Bericht
über den gestrigen Abend geschrieben hatte, übernahm ich im Chemischen
Institut meinen Platz. Heimgefahren.
Frostig.
Regierungsproklamation!
Nachmittag chemische Sachen vorbereitet, dann verschiedenes gelesen.
Unter anderem im "Tiger".
In die NW gefahren. Dort nur Altmann. Ich erzählte ihm von den letzten
literarischen Vorfällen. Es kamen dann Weißenborn, Artmann, Kein,
Hauer, Cap, Stenzl. Häussler und Polakovics sind krank. Gestern soll
ein Abend bei der Vera Ferra gewesen sein. Das Altmann-Gespräch mit
den anderen fortgesetzt. Cap ist in seinen letzten Gedichten inter-
essant. Annäherung fast aller Kollegen an einen gemeinsamen Punkt.
Mit Stenzl diskutierte ich meinen Pessimismus-Artikel. Die Sache mit
dem "Keller" wird ernst. Nicht mehr böse auf Artmann. Mit ihm und Kein
den Heimweg angetreten.
Früh nur 4,8°. Sehr zeitig auf. Generalstreik ist
ausgerufen. Ich hörte die Radiomeldungen, die immerfort durchgegeben
wurden. Dann ins Chemische gefahren. Dort Material eingekauft,
gewartet. Die Kollegen sind nett. Nachmittag bekam ich die Chemikalien.
Heimgefahren, ziemlich öde Stimmung in mir. Ich müßte schon wieder
in der Arbeit sein!
Geplaudert, Streikmeldungen angehört, Kleinigkeiten gemacht, nichts
von Bedeutung.
Kälter als gestern. 2. Streiktag. Sehr zeitig auf,
erst Meldungen gehört, dann Konsum. In die Rahlgasse um die
Studentenfahrkarte. Dort traf ich Fritz, später Niki. Der übte
arge Kritik an den "Neuen Wegen", vor allem an mir. Er ist Germanist
und wird seinen Schülern mich als abschreckendes Beispiel lehren,
sagt er. Ich drücke alles aufs Umständlichste aus; man müßte mit
Worten malen, meint er, wie es in großartiger Weise Ida Thomas tue.
Dennoch wünschte er mir viel Glück. - Nach der Rahlgasse ins Institut,
Besorgungen. Butylester vorzubereiten begonnen. Klapparat aufgebaut.
- Der Streik ist zusammengebrochen.
Okopenko, Andreas:
Tagebuch 01.10.1950–31.12.1950.
Digitale Edition, hrsg. von Roland
Innerhofer, Bernhard Fetz, Christian Zolles, Laura Tezarek, Arno
Herberth, Desiree Hebenstreit, Holger Englerth, Österreichische
Nationalbibliothek und Universität Wien. Wien: Version 2.0,
21.11.2019. URL:
https://edition.onb.ac.at/
Ältere Versionen: siehe Archiv
Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.
LinksJegliche Nutzung der Digitalisate muss mit dem Rechtsnachfolger von Andreas Okopenko, August Bisinger, individuell abgeklärt werden.