Ich dachte nach über das schrecklich Peinliche der Dichterlesungen. Zwanzig Leute, in wurstiger Stimmung, dem Autor so fern wie nur möglich, hören an, was er auf dem Podium ihnen vor-tobt.

Gedichte müssen entweder in ein abstraktes Publikum gebracht werden /durch das Radio, durch das Buch/, sodass kein Zuhörer dadurch gestört wird, dass er die lächerliche Zusammen-setzung der Gesamthörerschaft erkennt, oder sie müssen von einem Vertreter des Autors gelesen werden, sodass nicht der Eindruck entsteht, der Autor selbst lege seine ganze Hoffnung in das Ver-ständnis seitens dieses Pensionisten oder jener schöngeistigen älteren Dame in der zweiten Reihe /seine Augen funkeln sie, weil sie irgend jemanden anfunkeln müssen, an/;

Gedichte dürfen nur in Ausnahmefällen vom Autor vorgelesen werden, in denen der Augenblick dazu einlädt.

Vielleicht ist es auch gut, Gedichte während eines gemeinsamen Spazierganges zu sagen.

30 6 53

Ich dachte nach über das schrecklich Peinliche der Dichterlesungen. Zwanzig Leute, in wurstiger Stimmung, dem Autor so fern wie nur möglich, hören an, was er auf dem Podium ihnen vor-tobt.

Gedichte müssen entweder in ein abstraktes Publikum gebracht werden /durch das Radio, durch das Buch/, sodass kein Zuhörer dadurch gestört wird, dass er die lächerliche Zusammensetzung der Gesamthörerschaft erkennt, oder sie müssen von einem Vertreter des Autors gelesen werden, sodass nicht der Eindruck entsteht, der Autor selbst lege seine ganze Hoffnung in das Verständnis seitens dieses Pensionisten oder jener schöngeistigen älteren Dame in der zweiten Reihe /seine Augen funkeln sie, weil sie irgend jemanden anfunkeln müssen, an/;

Gedichte dürfen nur in Ausnahmefällen vom Autor vorgelesen werden, in denen der Augenblick dazu einlädt.

Vielleicht ist es auch gut, Gedichte während eines gemeinsamen Spazierganges zu sagen.

30 6 53

Ich dachte nach über das schrecklich
Peinliche der Dichterlesungen. Zwanzig
Leute, in wurstiger Stimmung, dem Autor
so fern wie nur möglich, hören an, was er
auf dem Podium ihnen vor-tobt.

Gedichte müssen entweder in ein
abstraktes Publikum gebracht werden
/durch das Radio, durch das Buch/,
sodass kein Zuhörer dadurch gestört
wird, dass er die lächerliche Zusammen-
setzung der Gesamthörerschaft erkennt,
oder sie müssen von einem Vertreter
des Autors gelesen werden, sodass nicht
der Eindruck entsteht, der Autor selbst
lege seine ganze Hoffnung in das Ver-
ständnis seitens dieses Pensionisten
oder jener schöngeistigen älteren Dame
in der zweiten Reihe /seine Augen
funkeln sie, weil sie irgend jemanden
anfunkeln müssen, an/;

Gedichte dürfen nur in Ausnahmefällen
vom Autor vorgelesen werden, in denen
der Augenblick dazu einlädt.

Vielleicht ist es auch gut, Gedichte
während eines gemeinsamen Spazierganges
zu sagen.

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Legende
ABC: Streichung ABC: Hinzufügung;ABC: SperrsatzABC: Okopenko HandschriftABC: Okopenko MaschinenschriftABC: Text gedruckt[n]: Stellenkommentar

              

Ich dachte nach über das schrecklich Peinliche der Dichterlesungen. Zwanzig Leute, in wurstiger Stimmung, dem Autor so fern wie nur möglich, hören an, was er auf dem Podium ihnen vor-tobt.

Gedichte müssen entweder in ein abstraktes Publikum gebracht werden /durch das Radio, durch das Buch/, sodass kein Zuhörer dadurch gestört wird, dass er die lächerliche Zusammen-setzung der Gesamthörerschaft erkennt, oder sie müssen von einem Vertreter des Autors gelesen werden, sodass nicht der Eindruck entsteht, der Autor selbst lege seine ganze Hoffnung in das Ver-ständnis seitens dieses Pensionisten oder jener schöngeistigen älteren Dame in der zweiten Reihe /seine Augen funkeln sie, weil sie irgend jemanden anfunkeln müssen, an/;

Gedichte dürfen nur in Ausnahmefällen vom Autor vorgelesen werden, in denen der Augenblick dazu einlädt.

Vielleicht ist es auch gut, Gedichte während eines gemeinsamen Spazierganges zu sagen.

30 6 53

Ich dachte nach über das schrecklich Peinliche der Dichterlesungen. Zwanzig Leute, in wurstiger Stimmung, dem Autor so fern wie nur möglich, hören an, was er auf dem Podium ihnen vor-tobt.

Gedichte müssen entweder in ein abstraktes Publikum gebracht werden /durch das Radio, durch das Buch/, sodass kein Zuhörer dadurch gestört wird, dass er die lächerliche Zusammensetzung der Gesamthörerschaft erkennt, oder sie müssen von einem Vertreter des Autors gelesen werden, sodass nicht der Eindruck entsteht, der Autor selbst lege seine ganze Hoffnung in das Verständnis seitens dieses Pensionisten oder jener schöngeistigen älteren Dame in der zweiten Reihe /seine Augen funkeln sie, weil sie irgend jemanden anfunkeln müssen, an/;

Gedichte dürfen nur in Ausnahmefällen vom Autor vorgelesen werden, in denen der Augenblick dazu einlädt.

Vielleicht ist es auch gut, Gedichte während eines gemeinsamen Spazierganges zu sagen.

30 6 53

Ich dachte nach über das schrecklich
Peinliche der Dichterlesungen. Zwanzig
Leute, in wurstiger Stimmung, dem Autor
so fern wie nur möglich, hören an, was er
auf dem Podium ihnen vor-tobt.

Gedichte müssen entweder in ein
abstraktes Publikum gebracht werden
/durch das Radio, durch das Buch/,
sodass kein Zuhörer dadurch gestört
wird, dass er die lächerliche Zusammen-
setzung der Gesamthörerschaft erkennt,
oder sie müssen von einem Vertreter
des Autors gelesen werden, sodass nicht
der Eindruck entsteht, der Autor selbst
lege seine ganze Hoffnung in das Ver-
ständnis seitens dieses Pensionisten
oder jener schöngeistigen älteren Dame
in der zweiten Reihe /seine Augen
funkeln sie, weil sie irgend jemanden
anfunkeln müssen, an/;

Gedichte dürfen nur in Ausnahmefällen
vom Autor vorgelesen werden, in denen
der Augenblick dazu einlädt.

Vielleicht ist es auch gut, Gedichte
während eines gemeinsamen Spazierganges
zu sagen.

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Legende
ABC: Streichung ABC: Hinzufügung;ABC: SperrsatzABC: Okopenko HandschriftABC: Okopenko MaschinenschriftABC: Text gedruckt[n]: Stellenkommentar
Zitiervorschlag

Okopenko, Andreas: Tagebuch 16.06.1953–28.12.1953. Digitale Edition, hrsg. von Roland Innerhofer, Bernhard Fetz, Christian Zolles, Laura Tezarek, Arno Herberth, Desiree Hebenstreit, Holger Englerth, Österreichische Nationalbibliothek und Universität Wien. Wien: Version 2.0, 21.11.2019. URL: https://edition.onb.ac.at/okopenko/o:oko.tb-19530616-19531228/methods/sdef:TEI/get?mode=p_43

Ältere Versionen: siehe Archiv

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

LinksInformation

Jegliche Nutzung der Digitalisate muss mit dem Rechtsnachfolger von Andreas Okopenko, August Bisinger, individuell abgeklärt werden.