Herrn Dr. Bernhard Seuffert
Privatdocent an der Universität
Würzburg
Bayern. Herzogengasse 5
Graz, Sparbersbachgasse 45 15/10 1883.
Lieber Herr [Col]lege! Meine endlich erfolgte [Er]nennung werden Sie wol gelesen haben; meine Übersiedlung kann ich Ihnen heute nur kurz vermelden u. Ihnen zugleich danken für Ihren letzten Brief, auf den ich wie ich glaube noch nichts erwidert habe. So habe ich Ihnen wol auch mein Entsetzen noch nicht geschildert als ich mich von Ihnen nach meiner Photographie als groß, schlank und blond verkannt sah. Ich bin keines von den dreien: Mittelgroß, gedrungen und kohlpechrabenschwarz, so daß mir Scherer seinerzeit den Namen ‚Der Schwarze‘ gab, wie er noch heute im Freundeskreise gang und gäbe ist. Da das schwarze Haar bei meiner sonstigen Negerphysiognomie das einzige wäre, worauf ich stolz sein könnte, so muß ich es schon ein klein wenig verteidigen. Alles andere nächstens in einem längeren Briefe.
Herzlich grüßend
Ihr Ergebener
Sauer
der wol auch unter Scherers literarische
Heißsporne sich einrechnen darf.
Herrn Dr. Bernhard Seuffert
Privatdocent an der Universität
Würzburg
Bayern. Herzogengasse 5
Graz, Sparbersbachgasse 45 15/10 1883.
Lieber Herr [Col]lege! Meine endlich erfolgte [Er]nennung werden Sie wol gelesen haben; meine Übersiedlung kann ich Ihnen heute nur kurz vermelden u. Ihnen zugleich danken für Ihren letzten Brief, auf den ich wie ich glaube noch nichts erwidert habe. So habe ich Ihnen wol auch mein Entsetzen noch nicht geschildert als ich mich von Ihnen nach meiner Photographie als groß, schlank und blond verkannt sah. Ich bin keines von den dreien: Mittelgroß, gedrungen und kohlpechrabenschwarz, so daß mir Scherer seinerzeit den Namen ‚Der Schwarze‘ gab, wie er noch heute im Freundeskreise gang und gäbe ist. Da das schwarze Haar bei meiner sonstigen Negerphysiognomie das einzige wäre, worauf ich stolz sein könnte, so muß ich es schon ein klein wenig verteidigen. Alles andere nächstens in einem längeren Briefe.
Herzlich grüßend
Ihr Ergebener
Sauer
der wol auch unter Scherers literarische
Heißsporne sich einrechnen darf.
So habe ich Ihnen wol auch mein Entsetzen noch nicht geschildert als ich mich von Ihnen nach meiner Photographie als groß, schlank und blond verkannt sah. Ich bin keines von den dreien: Mittelgroß, gedrungen und kohlpechrabenschwarz, so daß mir Scherer seinerzeit den Namen ‚Der Schwarze‘ gab, wie er noch heute im Freundeskreise gang und gäbe ist. Da das schwarze Haar bei meiner sonstigen Negerphysiognomie das einzige wäre, worauf ich stolz sein könnte, so muß ich es schon ein klein wenig verteidigen.
Sauer nimmt Bezug auf Seufferts falsche Vorstellungen über sein Aussehen und geht detailliert auf sein schwarzes Haar ein.
Schreibort: Graz
Empfangsort: Würzburg
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur:
Autogr. 422/1-39
Umfang: Postkarte
Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt
ZitiervorschlagBrief ID-8272 [Druckausgabe Nr. 38]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8272/methods/sdef:TEI/get
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