7/11 25.

Verzeihen Sie, lieber alter Freund, dass mein Dank für Ihre Glückwünsche und für Ihren schönen Aufsatz so spät erfolgt. Ich habe den betreffenden Bogen der Festschrift erst heute [be]kommen u. gelesen. Sie hätten sich kein sinnigeres Objekt wählen können, um mir eine Freude zu machen und Sie hätten Ihre Untersuchung in keinem günstigeren Zeitpunkte mir vorlegen können, da ich gerade an dem Band arbeite, der den Spielmann enthält. Sie sehen manches anders als ich, Sie haben mich manches anders sehen gelehrt und Sie werden bald bemerken, wie ich mich mit Ihnen auseinandersetzen werde. Ihre Methode ist wie eine ?????, sie beleuchtet grell was man sonst weniger beachtet. Sie zwingt einen so scharf hinzusehen, wie Sie selbst es tun. Für mich ist sie jedenfalls sehr heilsam und lehrreich. Ich danke Ihnen also doppelt und dreifach für die liebe Gabe, die mir den Band so wert macht.
Ich bin weit über Gebür und für meinen Geschmack viel zu laut gefeiert worden. Schon in Wien beganns; als ich nach Prag zurückkehrte, konnte ich die Vorberei[tun]gen nicht mehr rückgängig machen. Die neue Gabe der Bibliophilen: eine Bibliographie meiner Schriften erhalten Sie nächstens. Dieselbe Vereinigung stiftete mir einen kostbaren Grillparzerbrief im Original, den Sie im nächsten Euphorionheft lesen werden. Sonst zog mein ganzes Leben an mir vorbei, von ältesten Schulfreunden angefangen, über Lemberg und Graz; daß sich die Schüler bei solcher Gelegenheit einstellen, wissen Sie ja aus eigner Erfahrung. Ich bin im dritten Hundert der Antwortbriefe und lange noch nicht zu Ende.
Euphorion ist an Metzler in Stuttgart verkauft. Fromme wollte ihn absolut nicht hergeben, er lebte zuletzt von ihm, hat jetzt seine Druckerei still gelegt. Mein Kontrakt mit ihm war für mich sehr ungünstig. Es gehörte alles ihm, auch der Titel. Er verlangte für alles 14.000 ????? und 10.000 hat er bekommen. Ich nichts. Für die Zs. ist es hoffentlich eine Auferstehung, die freilich nur meinen Schülern zugute kommt, nicht mir. Aber es wird wieder Honorar gezahlt, die Bettelwirtschaft hat ein [Ende] und es melden sich auch schon Mitarbeiter mit klingenden Namen. Vergessen Sie uns bitte, nicht!
Und nun heißen Dank für alles was Sie mir im Leben geworden sind mir Liebes und Gutes erwiesen haben und die Bitte, daß Sie mir Ihre gute Gesinnung bewahren.
In alter Treue
Ihr
aufrichtig ergebener
ASauer

Ich könnte Ihnen den Band 1925 des Euphorion als Widmung der amerikanischen Em. Society ????? stiften, wenn Sie es erlauben. Ob im nächsten Jahr wieder Exemplare zur Vefügung stehen, kann ich aber nicht sagen.

7/11 25.

Verzeihen Sie, lieber alter Freund, dass mein Dank für Ihre Glückwünsche und für Ihren schönen Aufsatz so spät erfolgt. Ich habe den betreffenden Bogen der Festschrift erst heute [be]kommen u. gelesen. Sie hätten sich kein sinnigeres Objekt wählen können, um mir eine Freude zu machen und Sie hätten Ihre Untersuchung in keinem günstigeren Zeitpunkte mir vorlegen können, da ich gerade an dem Band arbeite, der den Spielmann enthält. Sie sehen manches anders als ich, Sie haben mich manches anders sehen gelehrt und Sie werden bald bemerken, wie ich mich mit Ihnen auseinandersetzen werde. Ihre Methode ist wie eine ?????, sie beleuchtet grell was man sonst weniger beachtet. Sie zwingt einen so scharf hinzusehen, wie Sie selbst es tun. Für mich ist sie jedenfalls sehr heilsam und lehrreich. Ich danke Ihnen also doppelt und dreifach für die liebe Gabe, die mir den Band so wert macht.
Ich bin weit über Gebür und für meinen Geschmack viel zu laut gefeiert worden. Schon in Wien beganns; als ich nach Prag zurückkehrte, konnte ich die Vorberei[tun]gen nicht mehr rückgängig machen. Die neue Gabe der Bibliophilen: eine Bibliographie meiner Schriften erhalten Sie nächstens. Dieselbe Vereinigung stiftete mir einen kostbaren Grillparzerbrief im Original, den Sie im nächsten Euphorionheft lesen werden. Sonst zog mein ganzes Leben an mir vorbei, von ältesten Schulfreunden angefangen, über Lemberg und Graz; daß sich die Schüler bei solcher Gelegenheit einstellen, wissen Sie ja aus eigner Erfahrung. Ich bin im dritten Hundert der Antwortbriefe und lange noch nicht zu Ende.
Euphorion ist an Metzler in Stuttgart verkauft. Fromme wollte ihn absolut nicht hergeben, er lebte zuletzt von ihm, hat jetzt seine Druckerei still gelegt. Mein Kontrakt mit ihm war für mich sehr ungünstig. Es gehörte alles ihm, auch der Titel. Er verlangte für alles 14.000 ????? und 10.000 hat er bekommen. Ich nichts. Für die Zs. ist es hoffentlich eine Auferstehung, die freilich nur meinen Schülern zugute kommt, nicht mir. Aber es wird wieder Honorar gezahlt, die Bettelwirtschaft hat ein [Ende] und es melden sich auch schon Mitarbeiter mit klingenden Namen. Vergessen Sie uns bitte, nicht!
Und nun heißen Dank für alles was Sie mir im Leben geworden sind mir Liebes und Gutes erwiesen haben und die Bitte, daß Sie mir Ihre gute Gesinnung bewahren.
In alter Treue
Ihr
aufrichtig ergebener
ASauer

Ich könnte Ihnen den Band 1925 des Euphorion als Widmung der amerikanischen Em. Society ????? stiften, wenn Sie es erlauben. Ob im nächsten Jahr wieder Exemplare zur Vefügung stehen, kann ich aber nicht sagen.

Euphorion ist an Metzler in Stuttgart verkauft. Fromme wollte ihn absolut nicht hergeben, er lebte zuletzt von ihm, hat jetzt seine Druckerei still gelegt. Mein Kontrakt mit ihm war für mich sehr ungünstig. Es gehörte alles ihm, auch der Titel. Er verlangte für alles 14.000 ????? und 10.000 hat er bekommen. Ich nichts. Für die Zs. ist es hoffentlich eine Auferstehung, die freilich nur meinen Schülern zugute kommt, nicht mir. Aber es wird wieder Honorar gezahlt, die Bettelwirtschaft hat ein [Ende] und es melden sich auch schon Mitarbeiter mit klingenden Namen. Vergessen Sie uns bitte, nicht!

Nachdem der Euphorion seit 1897 im Verlag Carl Fromme in Leipzig und Wien erschienen war und im Lauf der 28-jährigen Herausgeberschaft mehrere finanziell kritische Phasen überstanden hatte, wechselte die Zeitschrift Ende 1925 zur Metzlerschen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart.

Briefdaten

Schreibort: Prag
Empfangsort: Graz
Archiv: Österreichische Nationalbibliothek
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand, allerdings kleinräumige Textverluste durch nachträgliche Lochung
Signatur: Autogr. 423/1-637
Umfang: 3 Seite(n)

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-9409 [Druckausgabe Nr. 293]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.9409/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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