Projektinformation

Peter Handke Notizbücher. Digitale Edition ist ein vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Kooperationsprojekt zwischen dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek Wien und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach .

Die Notizbücher

Die Notizbücher von Peter Handke sind ein bedeutender und bislang unveröffentlichter Werkkomplex des österreichischen Literaturnobelpreisträgers. Sie sind nicht nur sein wichtigstes Arbeitsmittel, um Werke vorzubereiten, seine Poetik zu entwickeln, Lektüren zu kommentieren oder Reisen zu vermerken. Seine ab März 1976 begonnene tägliche "Reportage" von poetisch relevanten Bewusstseinseindrücken aller Art, auch in Form von Zeichnungen, machen die Notizbücher zu einzigartigen Dokumenten und unverzichtbaren Quellen für die Handke-Forschung. Sie gelten als Schlüssel zur Werkinterpretation und bilden eine wichtige Grundlage für zukünftige textkritische Werkausgaben.

Editionsplan

Derzeit sind etwa 75 Notizbücher Peter Handkes aus dem Zeitraum von 1971 bis 1990 in öffentlichen Archiven zugänglich. Aus diesem Zeitraum gibt es außerdem zumindest zwei bekannte verschollene Notizbücher. Auch die seit 1990 entstandenen Notizbücher befinden sich bereits zum größten Teil in Archiven, sind dort jedoch nur mit der persönlichen Einwilligung Peter Handkes einsehbar.

In der vorgesehenen Projektlaufzeit von Februar 2021 bis Februar 2024 werden 22 Notizbücher aus dem Zeitraum von 1976 bis 1979 ediert, die Handkes Einübung in das Journalschreiben dokumentieren und die Entstehung seiner Filmerzählung Die linkshändige Frau und der Tetralogie Langsame Heimkehr begleiten. Zwei dieser Notizbücher entstammen dem Bestand des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek (Leihgabe Widrich), 20 befinden sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Grundlagen und Arbeitsweise

Handkeonline

Von 2011 bis 2015 wurde am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek das Projekt Handkeonline umgesetzt, aus dem die gleichnamige Forschungsplattform entstand. Dieses von Katharina Pektor entwickelte und von Klaus Kastberger geleitete, FWF-geförderte Projekt hat eine wertvolle Datengrundlage geschaffen, von der das Editionsprojekt profitiert und auf der es aufbaut. Da Katharina Pektor auch bei der Konzeption des Editionsprojekts federführend war, ist die personelle und inhaltliche Kontinuität und Kompatibilität der Projekte gesichert.

Aufgrund der technischen Weiterentwicklung und sich etablierender Datenstandards in den digitalen Geisteswissenschaften muss das gesamte Projekt migriert und alle Daten in neue Formate überführt werden, um die darin enthaltenen Daten nachnutzbar zu machen – auch für das hier unternommene Editionsprojekt. Daher wurden die Handkeonline-Daten neu aufbereitet. Die Bibliographie wurde in der Software Zotero erfasst und strukturiert. Der umfangreiche Datenschatz zu Peter Handkes Notizbüchern, Werken und Werkmaterialien, den Handkeonline gesammelt hat, wird mittels eines komplexen Mappings in das XML TEI Format überführt und sämtliche bibliografischen Angaben über den Standard nach den Functional Requirements for Bibliographic Records - object-oriented extension (FRBRoo) ausgedrückt. Dies erhöht die Operationalität und Kompatibilität der Daten mit anderen Systemen und schafft optimale Bedingungen zur Datennachnutzung.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Prototyps der Edition ist die Überführung der Handkeonline-Daten ein laufendes Projekt. Dieses soll bis Ende 2022 abgeschlossen werden.

Dieser Blogbeitrag von Anja Stix (12.7.2021) beschreibt die Überführung der Handkeonline-Bibliographie nach Zotero.

Digitalisate

Die in dieser Edition enthaltenen Notizbücher befinden sich physisch im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Dort wurden sie auch digitalisiert und auf den jeweils lokalen Bildservern gespeichert, von wo sie nun mittels IIIF-Schnittstelle in die digitale Edition eingebunden werden. Detailliertere Informationen dazu finden Sie in der technischen Dokumentation.

Weitere Datenquellen

Neben der umfangreichen Bibliographie aus Handkeonline wird vor allem bei der Erstellung der Register auf unterschiedliche externe Datenservices zurückgegriffen. Es wird hier ein Mix aus den Normdatenservices der GND (Gemeinsame Normdatei; vor allem für Personen- und Werksbezüge) und GeoNames im geographischen Kontext verwendet und mithilfe des Vokabulars aus dem Getty Art and Architecture Thesaurus (AAT) ergänzt. Außerdem werden in vielen Fällen die Registereinträge mit den jeweiligen Einträgen auf Wikidata verlinkt. Über diese Verlinkung ist eine Assoziation mit anderen Normdatenbanken möglich und es kann auf die in Wikidata hinterlegten Informationen zurückgegriffen werden, was z.B. bei der Erfassung von Landschaftsphänomenen (Gebirge, Flüsse, etc.) ein umfassenderes Bild ergibt als der auf GeoNames vorhandene Datensatz. Ein weiterer Standard, der eingesetzt wird, ist der ISO 639 Language Code (two-letter code set 639-1) .

Als Quellen für die Kommentierung wird neben der Sekundärliteratur auf diverse digitale Lexika und Ressourcen zurückgegriffen. Zu den wichtigsten gehören das Lexikalische Informationssystem Österreich (LIÖ) , das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) und der Duden online .

Transkribus

In einem ersten Schritt werden die von den Archiven zur Verfügung gestellten Digitalisate in die Software Transkribus eingespeist, wo der Transkriptionsprozess stattfindet. Transkribus ist eine Software für Handwritten Text Recognition (HTR), wird aber in diesem Initialprojekt als Arbeitsumgebung für die manuelle Transkription verwendet. Automatische Handschriftenerkennung war bisher für das Projekt noch nicht relevant, da es die notwendigen Trainingsdaten noch nicht gab. Die in dieser Edition mittels manueller Transkription geschaffenen hochqualitativen Trainingsdaten können in einem potentiellen Folgeprojekt verwendet werden, um ein Transkribus-Modell zu trainieren und in der Folge weitere Notizbücher automatisch zu transkribieren.

In diesem Projekt wird Transkribus zur automatischen Layout-Erkennung (Textregionen, Zeilen) eingesetzt. Zeichnungen werden ebenfalls in Transkribus markiert und die manuelle Transkription wird mit erstem Markup versehen (Unterstreichung, Durchstreichung, Ergänzung, Löschung, Hoch- und Tiefstellung). Darauf folgt der Export der Daten aus Transkribus in das Format XML (TEI P5). Für den Export werden die folgenden Einstellungen verwendet:

Einstellungen zum TEI-Export in Transkribus

In diesem Blogbeitrag von Kaptan Bayraktar, Dominik Denk und Anja Stix (23.12.2021) wird die Arbeit mit Transkribus näher erläutert.

Oxygen / XML TEI

Nach dem Export aus Transkribus können die Daten weitgehend unverändert übernommen und in einem XML-Editor weiterbearbeitet werden. In diesem Projekt wird dafür der Oxygen XML editor verwendet. Durch die Vorarbeit in Transkribus ist eine zeilengenaue Auszeichnung der Notizbücher möglich, die im Editor durchgeführt wird. Zu den ersten Schritten, die im Editor erledigt wurden, zählen die Verfeinerung des Markups zur Textgestalt, die Einteilung der Transkription in einzelne Notizen (eine Seite hat zumeist mehrere Notizen), die detaillierte Auszeichnung von Titeleinträgen, Adress- und Datumsangaben bzw. Paginierung, die Markierung fremdsprachiger Textstellen, eine Beschreibung der von Peter Handke erstellten Zeichnungen innerhalb der Notizbücher, sowie die Referenzierung von Entitäten (Personen, Orte, Organisationen, Werke) und die Markierung und Zuordnung von Zitaten. Die annotierten Entitäten werden in Registern (TEI-XML) gesammelt angelegt und mit einer ID versehen. Alle Registereinträge werden mit Normdaten angereichert, verlinkt und semiautomatisch prozessiert. Redaktionelle Texte werden ebenso als TEI-XML Dokumente angelegt und in Oxygen bearbeitet.

Detaillierte Informationen über das XML TEI Schema finden Sie in den Editionsrichtlinien.

Gitlab

Die XML-Daten der Notizbücher werden nach dem Export aus Transkribus für das Editionsteam im GitLab der ONB Labs verwaltet. Durch die Versionierung mit git ist eine kollaborative Verarbeitung sowohl durch wissenschaftliche als auch technische Mitarbeiter*innen möglich. Einzelne Versionsschritte der edierten Dateien in TEI-XML werden durch die Versionsverwaltung ebenfalls dokumentiert.

Tabelle 1: Projektdaten
KategorieInhalt
Projektlaufzeit:15.02.2021-14.06.2024
Förderer ATFonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Fördernummer ATI 4708 Internationale Projekte
Projektleitung ATBernhard Fetz
Bewilligungssumme AT470.479,80 €
Förderer DEDeutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Fördernummer DE435049492
Projektleitung DEUlrich von Bülow
Bewilligungssumme DE350.130,00 €
Digitale EditionDigitale Edition auf ÖNB-DE

Tabelle 1: Projektdaten
KategorieInhalt
Projektlaufzeit:15.02.2021-14.06.2024
Förderer ATFonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Fördernummer ATI 4708 Internationale Projekte
Projektleitung ATBernhard Fetz
Bewilligungssumme AT470.479,80 €
Förderer DEDeutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Fördernummer DE435049492
Projektleitung DEUlrich von Bülow
Bewilligungssumme DE350.130,00 €
Digitale EditionDigitale Edition auf ÖNB-DE