Im Folgenden werden die wichtigsten Strategien und Regeln zusammengefasst, die das Editionsteam bei der editorischen Arbeit an den Notizbüchern Peter Handkes zur Anwendung gebracht hat. Wir unterscheiden zwischen den Transkriptionsrichtlinien die Textdarstellung betreffend und den Encodingrichtlinien, die ihre Umsetzung regeln.
Eine detaillierte Ausarbeitung der Editionsrichtlinien befindet sich in Arbeit und folgt demnächst.
In der synoptischen Ansicht der Notizbücher bietet die Edition die Wahl zwischen der "Transkription" (der diplomatischen Umschrift) und der Lesefassung. Beiden liegt dieselbe Transkription zugrunde, die im ersten Schritt in Transkribus erstellt wurde (vgl. Projektinformation). Die alte Rechtschreibung wurde für alle Fassungen beibehalten.
Transkribiert wurden sämtliche textuellen Elemente der Notizbücher. Das umfasst neben dem fortlaufenden handschriftlichen Text von Peter Handkes eigener Hand oder von fremder Hand auch alle Eintragungen auf den Außenseiten des Notizbuchs sowie auf dem vorderen und hinteren Vorsatz, alle Beschriftungen von Zeichnungen und den in den Beilagen enthaltenen Text (z.B. eingelegte Zeitungsartikel). Nicht transkribiert wurden vorgefertigte Aufdrucke auf den Notizbüchern.
Manche Eigenschaften der Handschrift Peter Handkes machen den Befund am Textkörper stark von der individuellen Wahrnehmung der* Editor*in abhängig; das betrifft insbesondere die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung und Abstände. Folgende Vereinheitlichungen wurden daher im Editionsteam festgelegt, die sowohl in der diplomatischen Umschrift als auch in der Lesefassung umgesetzt sind:
Für die diplomatische Umschrift gelten folgende Regeln:
Für die Lesefassung wurden folgende Eingriffe in die Textgestalt unternommen, um den Lesefluss zu erleichtern:
Jedes edierte Notizbuch wird in einer TEI XML Datei abgebildet. Diese enthält alle Metadaten, alle Informationen zu bzw. Verknüpfung mit den Bilddaten sowie den edierten Text.
Der gesamte edierte Text eines Notizbuchs befindet sich im <text>-Element. Das Element <front> enthält das Cover sowie den vorderen Vorsatz des Notizbuchs. Das Element <body> enthält den fortlaufenden Notizen-Text. Das Element <back> enthält alle Beilagen.
Im Vorsatz (oder ggf. an anderen Orten im Text) werden eingetragene Titel mittels <title> gekennzeichnet. Alle notierten Adressen und Telefonnummern werden im <address>-Element abgebildet.
Beilagen werden im <item>-Element erfasst. Die Scans der äußeren Umschläge der Notizbücher werden als Teil des Texts behandelt, während die Fotografien der Falz und die Scans mit Farbkarten als Beilagen erfasst werden.
Seitenumbrüche werden mittels <pb> [page beginning] ausgedrückt. Zeilenumbrüche werden mittels <lb> [line beginning] ausgedrückt.
Eingetragene Seitenzahlen und Inventarnummern werden im Element <fw> [form work] erfasst. Mittels @type wird angegeben, um welche Art der Nummerierung es sich handelt. Diese Nummerierungen werden außerdem immer mit einem eigenen <lb>-Element versehen, auch dann, wenn sie mit anderem Text in einer Zeile stehen. Wenn es sich um eine Eintragung handelt, die nicht von Peter Handkes Hand stammt, wird ein @resp-Attribut vergeben, in dem das verantwortliche Archiv genannt wird.
Die Einteilung des Gesamttexts in Einzelnotizen oder Notizeinheiten erfolgt mittels <seg type="note">; sie erfolgt anhand einer Einschätzung der graphischen und physischen Textgestalt (Zeilenumbrüche, Stiftfarben, Einrückungen, Markierungen, Textposition auf der Seite, etc.), der grammatikalischen und typographischen Textgestalt (Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion, etc.) sowie anhand von inhaltlichen Kriterien. Ausnahmen bestätigen die Regel: Die Einteilung in Einzelnotizen ist so vielfältig wie Handkes Notierverhalten selbst. Das <seg>-Element wird auch mit anderen @type-Attributen verwendet und etwa dann zum Einsatz gebracht, um einen Wechsel der Schreibrichtung auf einer Seite zu kennzeichnen. Darüberhinaus wird <seg> vor allem für semantische Identifikation verwendet, indem der @type"dialect", "contact", "placelist", "dating" oder "addition" vergeben wird.
Text in Anführungszeichen wird mit <q> (jeweils außerhalb der Anführungszeichen) ausgezeichnet, es sei denn, der so markierte Text ist eindeutig als Lektürezitat zu erkennen; in dem Fall wird <quote> eingesetzt und mittels @corresp mit dem entsprechenden Werkeintrag im Werkregister verknüpft.
Hervorhebungen können entweder Wörter oder Wortteile bzw. Satzteile oder Teile von Notizen betreffen, oder aber ganze Notizen. In ersterem Fall wird der betroffene Text mittels <hi> [highlight] als hervorgehoben ausgezeichnet und mit einem @rend-Attribut die Art der Hervorhebung spezifiziert. Folgende Werte werden dabei eingesetzt:
Die Einteilung des Gesamttexts in Einzelnotizen erfolgt mittels <seg @type="note">. Diesen <seg>-Elementen wird ein weiteres @rend-Attribut hinzugefügt, um die Markierung der Gesamtnotiz anzuzeigen. Dafür werden folgende Werte verwendet:
Wenn eine Markierung mit einem anderen Schreibgerät angefertigt wurde als der markierte Text, wird die Farbe der Markierung ebenfalls im @rend-Attribut angegeben mit dem Wert "hiCol:...".
Textumstellungen erfolgen in Peter Handkes Notizbüchern üblicherweise als nachträgliche Einfügungen; bzw. handelt es sich dabei um Ergänzungen / Erweiterungen des Texts. Diese werden entweder durch ein Einfügesymbol, üblicherweise einfaches oder doppeltes "x", angezeigt oder durch Pfeile oder Linien. Pfeile und Linien werden auch für Beschriftungen bzw. Erklärungen von Zeichnungen verwendet. Diese Symbole werden mit dem Element <metamark> repräsentiert.
Bei Pfeilen und Linien wird ein <metamark>-Element an den Zielort der Einfügung gesetzt (also z.B. dorthin, wo sich die Pfeilspitze befindet). Um diesen Ort ansteuern zu können, wird für das Element eine @xml:id vergeben. Der einzufügende Text wird an der Stelle transkribiert, an der er sich befindet, und mittels <add> als Ergänzung gekennzeichnet. Durch ein @corresp-Attribut wird auf die @xml:id der <metamark> verwiesen, wodurch der Zielort der Einfügung angegeben werden kann.
Bei Einfügungen über ein Symbol wird das Symbol sowohl am Zielort der Einfügung als auch am Ort der Ergänzung dem Befund entsprechend transkribiert und an beiden Stellen als <metamark>x/<metamark> gekennzeichnet. Die bei der Ergänzung befindliche <metamark> wird in die als <add> markierte Ergänzung aufgenommen und verweist mittels @sameAs-Attribut auf die @xml:id der <metamark> am Zielort.
Bei Einfügungen und Ergänzungen an Ort und Stelle wird das <add>-Element verwendet und die Position mittels @place-Attribut angegeben.
Die Position des Wechsels der Schrift wird im fortlaufenden Text mittels <handShift> angezeigt. In einem @rend-Attribut wird mittels dem Wert "color:..." die Schriftfarbe ab dem Schriftwechsel angegeben. Das gilt in allen Fällen, auch, wenn das neue Schreibgerät dieselbe Farbe hat wie das zuvor benutzte. Wenn die Schreiber*innenhand wechselt, wird das mittels @scribeRef ausgedrückt. Wechselt nicht die Hand, sondern nur das Schreibgerät, wird auf letzteres Attribut verzichtet.
Eingriffe in den Originaltext durch die Editor*innen, die in der Lesefassung umgesetzt werden, nicht jedoch in der diplomatischen Umschrift, werden mit dem <choice>-Element gekennzeichnet. Innerhalb dessen werden fehlerhafte Schreibungen mit <sic> und die Korrekturen mit <corr> abgebildet.
Stenographie wird mit <abbr @type="DEK"> gekennzeichnet.
Abgekürzte Entitäten (Orte, Personen, Werke) werden nicht aufgelöst, da sich die Auflösung durch die Verknüpfung mit dem Register ergibt.
Das Geminationszeichen zur Verdoppelung eines Buchstabens wird wie folgt wiedergegeben: <g ref="#mgm">mm</g>
Zeichnungen und eingeklebte Materialien werden mit dem <figure>-Element angezeigt, das im edierten Text dort positioniert wird, wo die Zeichnung "beginnt". Dieses Element enthält alle vom Autor selbst hinzugefügten Beschriftungen der Zeichnung in <label>-Elementen. Die Beschreibung der Zeichnung durch die Editor*innen oder andere Quellen wird in <figDesc> angegeben. Wenn sich im fortlaufenden Notizbuchtext eine Beschreibung der Zeichnung durch Handke selbst befindet, wird der entsprechende Abschnitt mit dem <seg>-Element gekennzeichnet und mit einer @xml:id versehen. Es wird dann innerhalb der die beschriebene Zeichnung repräsentierenden <figure> eine zusätzliche <figDesc> angelegt, die auf die @xml:id der die Beschreibung enthaltenden <seg> verweist.
Fremdsprachiger Text und dialektale Begriffe und Textteile werden mit dem <foreign>-Element gekennzeichnet, wobei immer im @xml:lang-Attribut die Sprache angegeben wird. Dafür wird der ISO-639 Standard herangezogen. Falls es im Text eine Übersetzung o.ä. gibt, bekommt der fremdsprachige Text eine @xml:id, mittels der die Übersetzung, die innerhalb eines <gloss>-Elements erfasst wird, via @corresp-Attribut dazu in Beziehung gesetzt wird. Auch das <gloss>-Element bekommt immer ein @xml:lang-Attribut und kann mit dem @ana-Attribut näher spezifiziert werden (z.B. "translation", "literal_translation").
Daten werden mit dem <date>-Element gekennzeichnet. Ein Zeitpunkt wird mit dem @when-Attribut ausgedrückt, bei Periodenangaben wird die ganze Zeitspanne in <date> aufgenommen und mit @from und @to definiert. Werte werden als "yyyy-mm-dd" angegeben. Uhrzeitangaben werden nicht ausgezeichnet.
Konkrete Schreibdatierungen des Notizbuchs erhalten den <type="writing_date">, um sie von anderen erwähnten Daten zu unterscheiden.
Im Text genannte Entitäten wie Orte, Personen und Werke werden mit dem Element <rs> [referencing string] gekennzeichnet. Mittels @type wird ausgedrückt, um welche Art von Entität es sich handelt. Mittels @ref-Attribut wird auf den entsprechenden Indexeintrag verwiesen. Sowohl historische als auch literarische oder fiktionale Entitäten werden so kenntlich gemacht.
<rs> umschließt immer das ganze die Entität bezeichnende Wort (inklusive Fallendung etc.). Entitäten werden auch in Stellenkommentaren gekennzeichnet.
Der Stellenkommentar wird grundsätzlich sparsam eingesetzt und dient für Begriffserklärungen (z.B. Fachbegriffe, Austriazismen, Fremdwörter), Übersetzungen fremdsprachiger oder dialektaler Textstellen, Beschreibungen von Beilagen, sowie zur Kontextualisierung kommentierungsbedürftiger Textstellen (die z.B. historische oder zeitgeschichtliche Ereignisse oder autobiographisch relevante Begebenheiten behandeln).
Zu kommentierende Stellen werden mit dem <anchor>-Element gekennzeichnet. Durch die @xml:id dieses Elements kann der Kommentar der zu kommentierenden Stelle zugeordnet werden.
Fremdsprachige Textstellen werden mit dem <foreign>-Element gekennzeichnet (s.o.). Wenn sich im Notizbuchtext keine Übersetzung des fremdsprachigen Texts befindet (oder diese nicht korrekt oder unvollständig ist), wird die Übersetzung durch die Editor*innen als Stellenkommentar angeführt, der sich direkt auf die @xml:id des <foreign>-Elements bezieht.
Erklärungsbedürftige Worte oder Wendungen allgemeiner ("Salzburger Nockerl") oder für Handke spezifischer Art ("Form-Element"), werden mit dem <term>-Element gekennzeichnet. Die zugehörige Erläuterung der Editor*innen wird dann mittels @xml:id dem <term> zugeordnet.
Alle Stellenkommentare befinden sich gemeinsam in einer Sammeldatei, wo jeder Kommentar als <note> angeführt ist. Ein Kommentar kann dabei mehreren Textstellen (auch in mehreren Notizbüchern) zugeordnet sein.