des Abends!

Ich ließ mir von einem Baum,
unter dem ich ging, die Haare
kämmen

Das Abstoßende an den Frem-
den: wir haben ihre Fehler
und Untaten noch nicht als die
eigenen erkannt

An jedem Tag die Anstrengung
des Sich-Durchdringens

"Es erscheint mir nicht ausgeschlos-
sen, daß ein vollkommen adäqua-
tes Register der Gedanken eines ganzen
Lebens, scheinbar einheitslos wie es
ist, von erschütternder Kunstwir-
kung wäre. Aber es ist eine phy-
sische Unmöglichkeit, es ist eben
etwas, das man nie wirklich ver-
suchen kann. Doch kann man an
solche Möglichkeiten denken und
Wirkungen suchen, die sich ihnen,
so gut es uns gegeben ist, annähern❬1❭
(R. Musil Musil, Robert
, Tagebücher Tagebücher
)
des Abends!​
Ich ließ mir von einem Baum, unter dem ich ging, die Haare kämmen​
Das Abstoßende an den Fremden: wir haben ihre Fehler und Untaten noch nicht als die eigenen erkannt​
An jedem Tag die Anstrengung des Sich-Durchdringens​
"Es erscheint mir nicht ausgeschlossen, daß ein vollkommen adäquates Register der Gedanken eines ganzen Lebens, scheinbar einheitslos wie es ist, von erschütternder Kunstwirkung wäre. Aber es ist eine physische Unmöglichkeit, es ist eben etwas, das man nie wirklich versuchen kann. Doch kann man an solche Möglichkeiten denken und Wirkungen suchen, die sich ihnen, so gut es uns gegeben ist, annähern"❬1❭ (R. Musil Musil, Robert
, Tagebücher Tagebücher
)​
❬1❭Musil: Tagebücher. Tagebücher
1976, S. 217 LV. Das vollständige Zitat lautet: "Es erscheint mir nicht ausgeschlossen, daß ein vollkommen adäquates Register der Gedanken eines ganzen Lebens (aber schon bei allem Sinnfälligen u. bei den Gefühlen ist die Transposition εις αλλω γενος [sic] nicht zu vermeiden) scheinbar einheitslos wie es ist, von erschütternder Kunstwirkung wäre." (Musil: Tagebücher. Tagebücher
1976, S. 217 LV) Als Metábasis eis állo génos (gr. μετάβασις εἰς ἄλλο γένος, wörtl. Wechsel in eine andere Gattung oder Übergriff in ein anderes Gebiet) versteht man eine unangezeigte Verschiebung der Bedeutung eines Begriffes durch Änderung der Gattung, in deren Kontext der Begriff auf etwas Konkretes verweist. Der Ausdruck stammt ursprünglich aus der Analytica posteriora von Aristoteles.

des Abends!

Ich ließ mir von einem Baum,
unter dem ich ging, die Haare
kämmen

Das Abstoßende an den Frem-
den: wir haben ihre Fehler
und Untaten noch nicht als die
eigenen erkannt

An jedem Tag die Anstrengung
des Sich-Durchdringens

"Es erscheint mir nicht ausgeschlos-
sen, daß ein vollkommen adäqua-
tes Register der Gedanken eines ganzen
Lebens, scheinbar einheitslos wie es
ist, von erschütternder Kunstwir-
kung wäre. Aber es ist eine phy-
sische Unmöglichkeit, es ist eben
etwas, das man nie wirklich ver-
suchen kann. Doch kann man an
solche Möglichkeiten denken und
Wirkungen suchen, die sich ihnen,
so gut es uns gegeben ist, annähern❬1❭
(R. Musil Musil, Robert
, Tagebücher Tagebücher
)
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Ich ließ mir von einem Baum, unter dem ich ging, die Haare kämmen​
Das Abstoßende an den Fremden: wir haben ihre Fehler und Untaten noch nicht als die eigenen erkannt​
An jedem Tag die Anstrengung des Sich-Durchdringens​
"Es erscheint mir nicht ausgeschlossen, daß ein vollkommen adäquates Register der Gedanken eines ganzen Lebens, scheinbar einheitslos wie es ist, von erschütternder Kunstwirkung wäre. Aber es ist eine physische Unmöglichkeit, es ist eben etwas, das man nie wirklich versuchen kann. Doch kann man an solche Möglichkeiten denken und Wirkungen suchen, die sich ihnen, so gut es uns gegeben ist, annähern"❬1❭ (R. Musil Musil, Robert
, Tagebücher Tagebücher
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❬1❭Musil: Tagebücher. Tagebücher
1976, S. 217 LV. Das vollständige Zitat lautet: "Es erscheint mir nicht ausgeschlossen, daß ein vollkommen adäquates Register der Gedanken eines ganzen Lebens (aber schon bei allem Sinnfälligen u. bei den Gefühlen ist die Transposition εις αλλω γενος [sic] nicht zu vermeiden) scheinbar einheitslos wie es ist, von erschütternder Kunstwirkung wäre." (Musil: Tagebücher. Tagebücher
1976, S. 217 LV) Als Metábasis eis állo génos (gr. μετάβασις εἰς ἄλλο γένος, wörtl. Wechsel in eine andere Gattung oder Übergriff in ein anderes Gebiet) versteht man eine unangezeigte Verschiebung der Bedeutung eines Begriffes durch Änderung der Gattung, in deren Kontext der Begriff auf etwas Konkretes verweist. Der Ausdruck stammt ursprünglich aus der Analytica posteriora von Aristoteles.
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 17.12.1976-28.02.1977 (NB 010). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 7. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197612-197702/methods/sdef:TEI/get?mode=p_7. Online abgerufen: 21.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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