Die Einträge in Notizbuch 21.07.1976-06.09.1976 (NB W13) entstanden während des zweiten Teils einer größeren Reise Peter Handkes durch Österreich und nach Italien, in den Aufzeichnungszeitraum fällt außerdem ein kurzer Aufenthalt in München. Ab dem 9. August brechen die Notizen ab. Die Datierung der Einträge weist hier eine zeitliche Lücke auf, da Handke während einer mehrtägigen Reise durch kleine Ortschaften seiner Kärntner Herkunftsgegend ein anderes Notizbuch ( NB W12 ) verwendete. Erst am 14. August 1976 – er ist inzwischen in Venedig – setzte er seine Notizen in NB W13 fort. Zurück in Paris, begab sich Handke ab Ende August auf Wohnungssuche, Anfang September dürfte er bei seinem Freund Nicolas Born in Langendorf (Elbe) dabei gewesen sein, als dessen Bauernhof einem Brand zum Opfer fiel.
Material
Es handelt sich um einen 12 x 8 cm cm großen spiralgebundenen orangefarbenen Notizblock mit einem Umfang von 82 karierten Seiten. Die Paginierung am oberen rechten Seitenrand stammt vom Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, wo das Original als Teil der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich aufbewahrt wird (ÖLA SPH/LW/W78). Den vorderen Umschlag hat Handke mit der Aufschrift "Ins tiefe Österreich" versehen. Die Angaben zum Entstehungszeitraum der Einträge ("21.7.76-6.9.76.") hat er auf dem vorderen Vorsatz des Notizblocks notiert (ES. 2); als Kontaktadresse ist jene des Salzburger Residenz Verlags angegeben, außerdem befindet sich dort eine einzelne kurze Notiz, die auf den 10. September 1976 datiert (ebd.). Auf dem hinteren Vorsatz notiert Handke Telefonnummern venezianischer Hotels (ES. 85). Dem Notizblock beigelegt ist ein Kalenderblatt mit einer weiteren Adresse und einer Notiz (ES. 87f.).
Aufenthaltsorte
NB W13 dokumentiert vor allem den zweiten Teil einer Österreichreise Peter Handkes, die er von Anfang Juli 1976 bis Ende August 1976 unternahm. Aufzeichnungen zu dieser Reise sind in drei Notizbüchern enthalten (NB 007, NB W 13 und NB W12). Wie man den letzten Einträgen in NB 006 entnehmen kann, erreicht Handke am 3. Juli von Italien kommend Velden am Wörthersee, von wo er am 5. Juli zunächst ins Mühl- und Waldviertel aufbricht und weiter bis nach Wien und von dort nach Salzburg fährt (dokumentiert in NB 007, vgl. Pektor a). Seine Reiseroute führt dann nach Westösterreich (Tirol und Vorarlberg) "und über München zurück nach Salzburg, Kärnten und Italien" (Pektor b): Diese zweite Etappe ist im vorliegenden Notizbuch festgehalten. Die Aufzeichnungen starten in Innsbruck (ES. 3).
Am 22. Juli fährt Handke von Tirol nach Vorarlberg und hält sich in Feldkirch (ES. 3) und Dornbirn auf, wo er die Stadtpfarrkirche St. Martin besucht (ES. 5). Am 23. Juli reist er über Innsbruck nach München. Er holt dort, wie er in einer Postkarte an Hermann Lenz angekündigt hatte, Amina Handke und Libgart Schwarz, die aus Florenz kamen, vom Zug ab (vgl. Handke / Lenz 2006, S. 101). Im Anschluss an einen Aufenthalt bei Hanne und Hermann Lenz fährt Handke gemeinsam mit seiner Tochter weiter nach Salzburg, wo er seinen Verleger Wolfgang Schaffler (ES. 28-30) und seinen Freund Hans Widrich (ES. 30) traf (vgl. Pektor a). Am 6. August 1976 reist er schließlich von Salzburg weiter nach Kärnten (ES. 36) und besucht in Klagenfurt das Landesmuseum (ES. 38) und wahrscheinlich seine Schwester Monika (vgl. Pektor b). Am 9. August brechen die Aufzeichnungen plötzlich ab und werden erst einige Tage später fortgesetzt. Notizen, die in der Zwischenzeit während einer Reise durch Kärnten entstanden, sind in NB W12 enthalten. Am 14. August befand sich Handke für drei Tage in Venedig (Hotel Gritti). Während dieses Aufenthalts besichtigte er unter anderem die Basilica di San Giorgio Maggiore und die Basilica di Santa Maria Assunta auf Torcello. Auf seiner Rückreise nach Paris machte er noch von 18.-22. August einen Zwischenstopp in Frankfurt am Main, wo er Siegfried Unseld und dessen Sohn Joachim traf (vgl. Pektor b).
Die weiteren Aufenthaltsorte und -daten lassen sich aus den Notizen nur schwer rekonstruieren; aus einer Notiz vom 26. August geht hervor, dass sich Handke wieder in Paris aufhielt und dort auf Wohnungssuche war: "Den ganzen Tag mit Raffzähnen zusammen (Maklern): endlich geht man ins Kino, wo man sich wieder kompetent fühlt" (ES. 73). Wo er in diesen Tagen mit seiner Tochter gewohnt hat, bleibt unklar, das Apartment am Boulevard de Montmorency in Paris Auteuil hatte er Ende Juni aufgegeben, bevor er auf Reisen ging (vgl. Kepplinger-Prinz).
Ende August dürfte er sich wieder in Deutschland aufgehalten haben, jedenfalls legen das einzelne Notizen nahe, etwa diese Einträge vom 29. August: "Schallendes Gelächter im Wald, das deutsche Gelächter im Buchenwald" (ES. 75) sowie: "Stimmen im Wald, die immer fremdsprachig erscheinen (französisch od. englisch), dabei sprechen die Leute natürlich deutsch" (ES. 76). Nur sehr vage thematisiert Handke eine Brandkatastrophe, die er während eines Besuchs bei seinem Freund Nicolas Born in Langendorf (Elbe) miterlebte: Am 3. September ging Borns Bauernhaus in Flammen auf (vgl. Kremp 1994, S. 374). Unter dem Datum des 4. bzw. 5. September hielt Handke folgende Einträge fest: "Wenn nach der Katastrophe die Alltäglichkeit wieder einsetzt und die öde Langeweile des Alltags einen erfaßt, verstärkt durch die alltäglich gewordene Katastrophe; besondere, tiefe Langeweile nach der Katastrophe" (ES. 81f.); "Wie klein mir N. vorkam, als er gestern abend plötzlich draußen vor der offenen Tür stand, und wie schief heute morgen auf der Treppe, als gäbe es eine neue Katastrophe" (ES. 83). Handke erinnert sich noch 1988 in einem Gespräch mit André Müller an dieses Ereignis: "Dazu fällt mir ein Erlebnis ein, als das Haus meines Freundes Nicolas Born an der Elbe brannte. Das war vor zwölf Jahren. Ich war dort zu Besuch und sollte einen Ziegenbock aus der Scheune retten, obwohl schon überall Flammen waren. Dieser Moment geht mir nicht aus dem Kopf. Ich zog den Bock, aber er kam nicht heraus. Als ich aus Angst vor dem Feuer, von dem ich umkreist war, schon aufgeben wollte, befreite er sich plötzlich von selbst. Im nachhinein wurde gesagt, ich sei mutig gewesen, was mich beschämt hat, weil es nicht stimmte. Ich glaube, ich wäre zu feige, um für einen anderen mein Leben aufs Spiel zu setzen." (Handke / Müller 1989, S. 79). Nach diesem Aufenthalt in Deutschland kehrte Handke nach Paris zurück, um die Wohnungssuche fortzusetzen, wie aus den Aufzeichnungen ab dem 7. September in NB W12 hervorgeht.
Themen
Während die meisten Notizen im Vorgängernotizbuch (NB 007 eine negative Haltung gegenüber Österreich erkennen lassen, scheint sich Handkes Verhältnis zu seinem Herkunftsland ein wenig zu entspannen, während er den Westen und Süden Österreichs bereist, was jedoch nicht bedeutet, dass es unproblematisch wird, "in dieser grünen Hölle Ö." (ES. 41) unterwegs zu sein. Angesichts eines Hauses an einem Bahndamm im Morgengrauen in der Nähe von Innsbruck bekommt Handke jedoch "erstmals seit langem wieder ein Gefühl von tiefem Ö." (ES. 14), wie er am 23. Juli festhält. Nach einer rund dreiwöchigen Trennung – Amina Handke war in dieser Zeit mit ihrer Mutter Libgart Schwarz in Italien – sah er am Tag darauf seine Tochter wieder; ihre Abwesenheit war Handke nicht leichtgefallen. Die Sorge um Amina hatte ihn auf Reisen begleitet: "Meine bange Freude, an A. denkend, aber doch Freude, endlich wieder [...] Universum, zerstreutes, zieh dich zusammen und kümmere dich um mein Kind! (mein Liebstes)” (ES. 7). Am 24. Juli kommt es am Bahnhof in München schließlich zum Wiedersehen: "Der Anblick von A. am Morgen, nach 3 Wochen, gekuschelt in die Decke des Schlafwagenabteils: wie der eines auferstandenen Kindes" (ES. 16).
Wohl im Rückblick auf das Zusammensein mit Freunden und Bekannten (u.a. mit dem Ehepaar Schaffler und Gerhard Roth, vgl. NB 007 ) in Salzburg und Tamsweg beschäftigte Handke die von ihm empfundene Spannung zwischen Allein-Sein-Wollen und Gesellschaft-Brauchen. Einer der ersten Einträge kreist um diese widersprüchlichen Bedürfnisse: "Seine finstere, begehrliche, hoffnungslose Verlassenheit; sein Herumstreichen, Herumstreunen, und dann in Gesellschaft doch immer wieder das unheimliche Behagen bei der Vorstellung, bald wieder allein zu sein" (ES. 6) – bezeichnenderweise schreibt Handke zuerst: "immer wieder das unheimliche Behagen bei der Vorstellung, bald wieder in Gesellschaft zu sein" und korrigiert die Stelle dann. Mit der Rückkehr seiner Tochter, "bekamen die Dinge, wenigstens episodisch, wieder einen Sinn", wie es auf Editionsseite 18 heißt. Handke dürfte mit Amina einige Tage bei Hanne und Hermann Lenz verbracht haben; dass auch das Zusammensein mit ihr zeitweise von widersprüchlichen Gefühlen beherrscht wird, geht aus einem Eintrag vom 31. Juli hervor: "Ich war allein mit A., seit langem wieder, und am langen Nachmittag nahte schon wieder der schreiende Wahnsinn." (ES. 29).
Lektüren
Auf seiner Reise durch Kärnten besuchte Handke das Landesmuseum. Er interessierte sich vor allem für die lokale Geologie, wahrscheinlich schrieb er Ausstellungstexte zu einzelnen Exponaten ab (vgl. ES. 38f.). Im Notizblock finden sich außerdem mehrere Zitate aus Goethes Italienischer Reise (ES. 8, 40f.). Dieses Werk beschäftigte ihn immer wieder: Zum Beispiel reflektierte Handke, wie die Zeitumstände und Lebensbedingungen Goethes mit seiner Wahrnehmungsweise zusammenhingen, und verglich diese mit seiner eigenen Situation als Schriftsteller. Am 3. August notierte er: "Goethe, der von allem das Material weiß und davon einen 'Vorsprung in der Kunst' hat (und ich mit meiner Schwierigkeit, selbst den Stuckschmuck in der Kollegienkirche zu erkennen)." (ES. 33); am 8. August notiert er: "Was sind an der Kunststofftischplatte, am Kunststoffußboden etc. an Materialien zu vergewissern wie Goethe es tat?" (ES. 49). Ein paar Tage später in Venedig bemerkte er : "Goethe hat noch versucht, diese Gesänge der Gondolieri zu verstehen, ich will sie gar nicht mehr verstehen" (ES. 51). Ein weiteres Goethe-Zitat betrifft den Zusammenhang von Schauplatz und Handlung in der Kunst: "'Mit dem, was man klassischen Boden nennt, hat es eine andere Bewandtnis. Wenn man hier nicht phantastisch verfährt, sondern die Gegend real nimmt, wie sie daliegt, so ist sie doch immer der entscheidende Schauplatz, der die größten Taten bedingt, und so habe ich immer bisher den geologischen und landschaftlichen Blick benutzt, um Einbildungskraft und Empfindung zu unterdrücken und mir ein freies, klares Anschauen der Lokalität zu erhalten. Da schließt sich denn auf eine wundersame Weise die Geschichte lebendig an, und man begreift nicht, wie einem geschieht, und ich fühle die größte Sehnsucht, den Tacitus in Rom zu lesen' (Dem G. ging es gut)" (ES. 40f.). Handke merkt dazu resigniert an: "Ja, aber die Empfindungen und die Einbildungskraft kann man wirklich nur vermeiden in einer 'klassischen Landschaft', nicht aber in dieser grünen Hölle Ö." (ES. 41) und notiert schließlich: "Als ob die Weltkriege unsereinem das Allgefallen Goethes ein für allemal verleidet hätten" (ES. 45).
Während seines Aufenthalts in München besuchte Handke die Alte Pinakothek und hielt seine Eindrücke beim Betrachten von Gemälden Ludwig Refingers, Albrecht Altdorfers, Hans Holbeins (d. Ä.), Matthias Grünewalds, Lucas Cranachs (d. Ä.), Hieronymus Boschs und Hans Memlings, (ES. 14f.) fest. In Venedig sah er Jacopo Tintorettos Kreuzabnahme sowie Das letzte Abendmahl in der Basilica di San Giorgio Maggiore. In der Basilica di Santa Maria Assunta auf Torcello zeichnete er Details der Mosaike ab (ES. 57f.). Außerdem besuchte Handke während seines Aufenthalts in Venedig eine Architekturausstellung (ES. 55). Der Notizblock enthält einen Hinweis auf Walter Benjamins Essay Essen (ES. 74), Notizen zu Kafka (ES. 70) und Yasujirō Ozu (ES. 78) sowie Zitate aus einem Interview mit Helmut Kohl aus dem ZEITmagazin (ES. 63).
Schreibprojekte
NB W13 ist dem Schreibprojekt "Ins tiefe Österreich" zugeordnet, das später in der Tetralogie Langsame Heimkehr (1979-1981) aufging (vgl. Pektor b). Vereinzelt finden sich darin Notizen zum Protagonisten von Handkes gleichnamiger Erzählung Langsame Heimkehr (1979), Valentin Sorger (ES. 36, ES. 47). Teile der in Kärnten entstandenen Aufzeichnungen könnte er für sein Theaterstück Über die Dörfer (1981) oder seine Erzählung Die Wiederholung (1986) verwendet haben (vgl. Pektor b). Einige der Notizen übernahm Handke in die Journalbände Das Gewicht der Welt (1977) und Die Geschichte des Bleistifts (1982).
Zeichnungen
Der vorliegende Notizblock enthält sieben Zeichnungen. Bei den Zeichnungen, die Peter Handke zugeschrieben werden können, handelt es sich um Details, die auf Reisebeobachtungen beruhen. So zeichnete er ein Kirchenfenster der Dornbirner Kirche (Z01/NB W13, ES. 5) und hielt in Venedig in der Basilica di Santa Maria Assunta Details des Mosaiks Das jüngste Gericht (Z05/NB W13, ES. 57) fest. Ebenfalls in Venedig entstanden ist die Zeichnung eines Zeitungsständers mit Kaffeetasse, die Handke anfertigte, während er das Frühstück einer Matrone in einer dem Hotel Gritti gegenüberliegenden Wohnung beobachtete (Z06/NB W13, ES. 60).
Literaturverzeichnis
Handke / Müller 1989 = Handke, Peter / Müller, André: "Wer einmal versagt im Schreiben, hat für immer versagt". André Müller im Gespräch mit Peter Handke. In: Die Zeit, Nr. 10, 3. März 1989, S. 77-79.
Kepplinger-Prinz, Christoph: Paris Auteuil, 77 Boulevard Montmorency (1973–1976). In: Handkeonline. URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/1570. Online abgerufen: 02.10.2023.
Kremp 1994 = Kremp, Jörg-Werner: "Inmitten gehen wir nebenher". Nicolas Born. Biographie, Bibliographie, Interpretation. Stuttgart [u.a.]: Metzler 1994.
Pektor a = Pektor, Katharina: Ins tiefe Österreich. Notizbuch, 96 Seiten, 05.07.1976 bis 21.07.1976. In: Handkeonline, URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/282. Online abgerufen: 19.11.2022.
Pektor b = Pektor, Katharina: Ins tiefe Österreich. Notizblock, 82 Seiten, 21.07.1976 bis 10.09.1976. In: Handkeonline, URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/284. Online abgerufen: 19.11.2022.
Aufbewahrungsort: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB/LIT)
Notizbuch-Signatur: ÖLA SPH/LW/W13
Material: Kugelschreiber (schwarz, blau), Fineliner (schwarz, rot, braun), Bleistift
Format: 12 x 8 cm
Umschlag: Oranger Kartonumschlag, Vorderseite: Markenlogo und eh. Titel "Ins tiefe Österreich" (Kugelschreiber: schwarz)
Umfang: 82 Seiten; 89 Faksimiles (Editionsseiten) inklusive Umschlag, Vorsatz und Beilagen
Paginierung: I, 1-82, I* (des LIT/ÖNB)
Verwendete Schreibstoffe: Notizblock (Marke Dachstein), kariert, Spiralbindung
Zusätzlich beteiligte Schreiber*innen: /
Anmerkung: keine
Zeichnungen:
Eingeklebtes Material: keines vorhanden
Beilagen (Faksimiles zeigen Vorder- und Rückseite):
Handkeonline: https://handkeonline.onb.ac.at/node/284
Anzahl der erfassten Entitäten: 263
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6.8. (Von Salzburg nach Kärnten )
Sorgers oft in sich gekrümmte, wie
verkrüppelte Körperhaltung, die
Hände einwärts gebogen wie ein
Conterganmensch
vor dieser Aufräumefrau nichts reden
wollen, auch zu keinem dritten Dritten
Die Abendwolken über Kärnten wie
Eiswolken (die höheren, noch hellen)
Meine fürchterliche Rede-Un¬
lust immer noch manchmal, von
der Kindheit her; keine Auskunft
geben wollen; auch nicht können,
obwohl ich sie wüßte
Ich entdeckte im Zug mein von der
Aufräumefrau gestopftes Hemd (s.o.)
Wolken wie Eis unterm Eis
Hilf mir, Mond! (beim Tischge¬
spräch)
Jeden Tag die Würde verlieren
zusammen mit einem Kind,
gleichsam die Gestalt, die
übergeht und vergeht
Die Stimme des Nachrichtensprechers
gegen Mitternacht ohne Müdigkeit
aus dem Radio, so auch ohne
Seele
Das Gesicht starr vor Erkenntnis,
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6.8. (Von Salzburg nach Kärnten )
Sorgers oft in sich gekrümmte, wie
verkrüppelte Körperhaltung, die
Hände einwärts gebogen wie ein
Conterganmensch
vor dieser Aufräumefrau nichts reden
wollen, auch zu keinem dritten Dritten
Die Abendwolken über Kärnten wie
Eiswolken (die höheren, noch hellen)
Meine fürchterliche Rede-Un¬
lust immer noch manchmal, von
der Kindheit her; keine Auskunft
geben wollen; auch nicht können,
obwohl ich sie wüßte
Ich entdeckte im Zug mein von der
Aufräumefrau gestopftes Hemd (s.o.)
Wolken wie Eis unterm Eis
Hilf mir, Mond! (beim Tischge¬
spräch)
Jeden Tag die Würde verlieren
zusammen mit einem Kind,
gleichsam die Gestalt, die
übergeht und vergeht
Die Stimme des Nachrichtensprechers
gegen Mitternacht ohne Müdigkeit
aus dem Radio, so auch ohne
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Handke, Peter: Notizbuch 21.07.1976-06.09.1976 (NB W13). Hg. von
Johanna Eigner und Katharina Pektor. In:
Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release
14.06.2024.
Seite 36.
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