nicht mit Menschen sein zu
können: beim Anblick, beim
Sich-Versenken in die Tischplatte
endlich stellt sich Selbstbewußtsein
wieder ein

24.8.Auf Wohnungssuche: ich existiere
gar nicht mehr, am Horizont überall,
schon am Morgen, Rauch, eine ver-
störende Hitze, die einen kreuz
und quer gehen läßt, und dann
verschwinden, aber wohin?, keine Zu-
flucht, eine Frau, seit vielen Jahren ver-
graben im Zeitungsstand, wo sie nichts
mehr findet, ein Opfer, dachte ich,
sie opfert sich, für nichts, aber sie opfert
sich

Wenn man die Banalität der
Geschichten sieht und hört, die
ringsum alle, jedenfalls ihrer
Sprache nach, erlebt haben, ver-
steht man doch wenigstens kurz,
warum einer Politiker werden
will (um dieser sprachlosen Gleich-
förmigkeit der Privatgeschichten
zu entkommen)

"Li, fais moi un signe❬1❭" (Inschrift
70
nicht mit Menschen sein zu können: beim Anblick, beim Sich-Versenken in die Tischplatte endlich stellt sich Selbstbewußtsein wieder ein​
24.8.
Auf Wohnungssuche: ich existiere gar nicht mehr, am Horizont überall, schon am Morgen, Rauch, eine verstörende Hitze, die einen kreuz und quer gehen läßt, und dann verschwinden, aber wohin?, keine Zuflucht, eine Frau, seit vielen Jahren vergraben im Zeitungsstand, wo sie nichts mehr findet, ein Opfer, dachte ich, sie opfert sich, für nichts, aber sie opfert sich​
Wenn man die Banalität der Geschichten sieht und hört, die ringsum alle, jedenfalls ihrer Sprache nach, erlebt haben, versteht man doch wenigstens kurz, warum einer Politiker werden will (um dieser sprachlosen Gleichförmigkeit der Privatgeschichten zu entkommen)​
"Li, fais moi un signe❬1❭" (Inschrift ​
❬1❭Übersetzung: "Li, gib mir ein Zeichen"


nicht mit Menschen sein zu
können: beim Anblick, beim
Sich-Versenken in die Tischplatte
endlich stellt sich Selbstbewußtsein
wieder ein

24.8.Auf Wohnungssuche: ich existiere
gar nicht mehr, am Horizont überall,
schon am Morgen, Rauch, eine ver-
störende Hitze, die einen kreuz
und quer gehen läßt, und dann
verschwinden, aber wohin?, keine Zu-
flucht, eine Frau, seit vielen Jahren ver-
graben im Zeitungsstand, wo sie nichts
mehr findet, ein Opfer, dachte ich,
sie opfert sich, für nichts, aber sie opfert
sich

Wenn man die Banalität der
Geschichten sieht und hört, die
ringsum alle, jedenfalls ihrer
Sprache nach, erlebt haben, ver-
steht man doch wenigstens kurz,
warum einer Politiker werden
will (um dieser sprachlosen Gleich-
förmigkeit der Privatgeschichten
zu entkommen)

"Li, fais moi un signe❬1❭" (Inschrift
70
nicht mit Menschen sein zu können: beim Anblick, beim Sich-Versenken in die Tischplatte endlich stellt sich Selbstbewußtsein wieder ein​
24.8.
Auf Wohnungssuche: ich existiere gar nicht mehr, am Horizont überall, schon am Morgen, Rauch, eine verstörende Hitze, die einen kreuz und quer gehen läßt, und dann verschwinden, aber wohin?, keine Zuflucht, eine Frau, seit vielen Jahren vergraben im Zeitungsstand, wo sie nichts mehr findet, ein Opfer, dachte ich, sie opfert sich, für nichts, aber sie opfert sich​
Wenn man die Banalität der Geschichten sieht und hört, die ringsum alle, jedenfalls ihrer Sprache nach, erlebt haben, versteht man doch wenigstens kurz, warum einer Politiker werden will (um dieser sprachlosen Gleichförmigkeit der Privatgeschichten zu entkommen)​
"Li, fais moi un signe❬1❭" (Inschrift ​
❬1❭Übersetzung: "Li, gib mir ein Zeichen"
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 21.07.1976-06.09.1976 (NB W13). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 72. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197607-197609/methods/sdef:TEI/get?mode=p_72. Online abgerufen: 24.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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