Würzburg 2. VI 84.
Herzogeng. 5.

Geehrter, lieber herr professor,

Da haben Sie ganz recht, ausführlich zu schreiben ist nicht meine sache. Ich bin ein korrespondenzkartenmensch, d. h. ich schreibe schon auch briefe, aber sie sind inhaltlich und stilistisch nur mehrere postkarten. Damit hangt zusammen, dass ich selten etwas schreibe, was rein innerlich ist. Selbst mit h. Steinmeyer – und ich habe mit niemand einen regeren briefwechsel – tausche ich zumeist nur äusserlichkeiten, fachgenossische erlebnisse und vorgänge aus. Nun ich hab ich mirs ganz abgewöhnt, darüber hinaus zugehen. Nicht aus der heiligen scheu, die mein hochgehaltener freund Schnorr in Dresden hat, es möchte einem meiner korrespondenten einfallen, meine briefe einer öffentlichen bibliothek zu vermachen (das passierte dem ArchivSchnorr!), sondern weil ich überhaupt mich auf mich zurückgezogen habe. Früher hatte ich einen sehr engen kreis von freunden hier; dieser freie bund von fünfen scheint mir noch heute eine ! ideal, obwol ich sonst nicht sehr idealistische neigungen habe. heute ist der bund zerstreut und die verschiedenheiten der stellung und berufsarten heben zwar den verkehr nicht auf, machen sich aber stärker geltend als beim persönlichen zusammenleben.
Ich blieb hier sitzen. Mit meinen kollegen habe ich keine fühlung, mit anderen menschenkindern ebenso wenig, eben weil ich früher in engem bunde lebte. Aus der geselligkeit – wenn man hier jetzt von einer solchen noch sprechen darf, was eigentlich ein anachronismus ist – hab ich mich ganz zurückgezogen, wie es einem sechsjährigen bräutigam geziemt.
Warum erzähl ich Ihnen das alles? um zu zeigen, dass ich das sich aussprechen durch meine hiesige lage verlerne und darum auch in briefen es selten zu wege bringe. Ich lebe recht einsam und beschränke mich ganz auf das haus meiner mutter und meiner braut.
Ich habe ja wol das gefühl, dass dies für mein ganzes sein nicht vorteilhaft ist. Pedantische anlagen wachsen dabei mächtig heran. Aber die einsicht nützt nichts: denn der zwang der lage ist stärker.
Uebrigens bin ich nun so in meine stube und an den schreibtisch und zum regelmässigen tagesleben gewöhnt, dass mirs ordentlich bang ist, wenn ein zufall mich daraus losreisst auf ein paar stunden. Und ich leugne nicht, dass ich am zufriedensten bin, wenn ich schriftstellere. Von hause aus klassischer philologe und in deren etwas umständlicher methode erzogen freut auch mich wie Sie jede kleine entdeckung und ich spiele gerne mit ihr. Aber die rechte lust ist mir doch erst geworden, wenn ich sie als glanzlicht in ein grösseres bild eintragen kann. Mein streben geht immer aufs weite. Ich habe das wol noch aus der zeit an mir, wo ich aus Hettners buch die ersten nachhaltigen eindrücke empfing. Denn merkwürdiger weise hat mich dies werk zuerst für neuere litteratur geweckt. Ich sage merkwürdiger weise deswegen, weil Hettner im grunde philosoph ist und das bin ich gar nicht. Ich habe eine unglaubliche abneigung gegen alle philosophischen terminologien und systeme und tue mir unendlich schwer, sie zu verstehen, wenn ich einmal dahinter rücken muss. Die hauptschuld daran wird mein schwachkopf tragen; aber viele auch der Brentano, der dann zu Ihnen nach Wien kam: er war der einzige philosoph, den ich hier hören konnte und hat in einem semester alles getan, mir diese disciplin zu verleiden.
Was mich an Hettner band, war ohne zweifel, dass er zugleich auch archäolog und kunsthistoriker war. Ich habe 5 semester lang mich viel mit alter kunst beschäftigt, freilich mehr privatim; wäre der geistvolle Urlichs zu meinen studentenzeiten nicht schon alt und träge gewesen, er hätte mit leichtigkeit mich bei seinem fache erhalten können. Das ist überhaupt der fluch meiner universitätszeit: es fehlte mir ein lehrer mit überwältigendem eindrucke. Ich naschte da und dort, trieb bald sanskrit und vergleichende sprachwissenschaft, bald archäologie, bald antike litteratur, bald romanisch, bald germanisch und hauptsächlich geschichte. Von allen meinen lehrern hat keiner – auch Scherer nicht, den ich darnach in Strassburg hörte, noch Schmidt, dessen initien ich hier mitmachte – einen ähnlichen einfluss auf mich gehabt wie der historiker Wegele. Acht ganze semester habe ich bei ihm gehört und gearbeitet. Aber er ist nicht der mann schule zu machen und methode zu lehren. Sein können ist zuvörderst das meisterhafte zeichnen von charakteren und einzelbildern: davon hat aber der schüler wenig. Doch werde ich nie vergessen, dass er mir freiere weltanschauung und historischen sinn gab.
Ich wollte mit 6 semestern die universität wechseln: da starb mein vater und ich blieb hier bis zum 9. semester. Als ich dann nach Strassburg kam, war ich methodisch so ziemlich fertig und kritisch genug, um nicht jeden druck, jeden fingerzeig meiner dortigen lehrer – es waren neben Scherer Steinmeyer und Studemund – begeistert aufzunehmen. Und es traf sich auch da, dass ich keine litteraturgeschichte hören konnte. Ein wunderbarer Zufall, dass ich, der ich jetzt nur litterarhistorie lehrend und schriftstellernd treibe, ausser einem publikum bei Schmidt und bei Scherer zeit meines lebens nie ein deutsches litterarhistorisches kolleg gehört habe. Bei Lexer hörte ich nur grammatik. Ich könnte mich also auf meinem hauptgebiete fast autodidakten nennen, wenn ich nicht aus den verschiedensten vorlesungen anderer art mir die methode für mich zusammengestoppelt hätte.
Ich schreibe Ihnen da viel mehr, als Sie interessieren kann. Aber Sie müssens hinnehmen, weil Sie selbst die aufforderung zum herausgehen aus mir selbst mir gaben durch Ihren lieben brief. Sie werden aus diesem bildungsgange die arten und unarten meiner leistungen leicht zusammenstellen, wenn Sie gefallen daran finden sollten.
Wenn ich sagte, dass ich beim schriftstellern am zufriedensten bin, so dürfen Sie das nicht so verstehen, als ob ich auf dem katheder ohne freude stände. In der tat befriedigt es mich mehr neues zu finden als zu reproducieren was andere auch wissen. Und die letztere tätigkeit ist doch überwiegend die eines akademischen lehrers von meinen jahren, wenn ich auch redlich mich bemühe, so weit möglich meine vorlesungen aus den quellen selbst zu schöpfen und selbständig zu bearbeiten. Aber die möglichkeit ist eben nicht sehr weit.
Auch müsste ich ein publikum vor mir haben, das specielles interesse für meinen gegenstand hat, wenn mich das docieren ganz befriedigen sollte. Dem ist aber hier nicht so. Es wäre ganz undenkbar ein publikum allein über WMeister hier zu lesen. Bekomme ich doch selbst für Schillers leben nur etwa 60 leute in den hörsaal. Und habe ich im 4stündigen privatkolleg 30 mann, so bin ich heilfroh; selten warens mehr, oft weniger. Das ist wenig bei einer studentenzahl von 1000–1200; aber über die hälfte sind mediciner und der mediciner ahnt nicht, dass es eine historisch-philologische sektion gibt.
Entschuldigen Sie das lange gerede über meine existenz! Wenn ich die Ihrige aus Ihrem briefe lese, so ist sie flotter, freier, beweglicher. Ich meine das nicht in rücksicht auf Ihre professur, sondern im allgemeinen die ganze stellung. Wenn Sie andeuten, dass ich hoffnungen habe nach Strassburg oder Wien zu kommen, so erweisen Sie mir damit viel ehre. Aber ich glaubs nicht. Strassburg wäre ja vielleicht nicht ganz unmöglich, obwol es zweifelhaft ist, ob ein günstig gesinnter die stimmen der ganzen übrigen abgeneigten fakultät würde besiegen können. Aber es fehlt dazu die voraussetzung: Henning ist in Strassburg und ob er wegkommt?? nach dem was ich höre ist das sehr zweifelhaft. Und gar Wien! soll Schmidt wegkommen? nach Berlin etwa? und soll er dann mich vorschlagen? soll das ministerium einen Deutschen nehmen? Sie werden die zwei letzten fragen selbst mit: unmöglich! beantworten und ich wüsste auch die zwei ersten nicht zu bejahen. Und wenn Sie kunde haben, dass man sie bejahen darf, dann denken Sie an sich oder an Minor und treffen gewiss das richtige für die nachfolge.
Was Sie über Ihre neudrucke schreiben, bedaure ich. Ich freute mich Ihrer sachlichen nachbarschaft. Vielleicht besinnt sich Konegen wider. Gut heil für dies und für alles, was Sie schaffen und erleben!
Dank für Ihren brief!
In treuen grüsst
Ihr
ergebener
BSeuffert.

Könnten Sie mir die adresse von Prosch verschaffen?

Würzburg 2. VI 84.
Herzogeng. 5.

Geehrter, lieber herr professor,

Da haben Sie ganz recht, ausführlich zu schreiben ist nicht meine sache. Ich bin ein korrespondenzkartenmensch, d. h. ich schreibe schon auch briefe, aber sie sind inhaltlich und stilistisch nur mehrere postkarten. Damit hangt zusammen, dass ich selten etwas schreibe, was rein innerlich ist. Selbst mit h. Steinmeyer – und ich habe mit niemand einen regeren briefwechsel – tausche ich zumeist nur äusserlichkeiten, fachgenossische erlebnisse und vorgänge aus. Nun ich hab ich mirs ganz abgewöhnt, darüber hinaus zugehen. Nicht aus der heiligen scheu, die mein hochgehaltener freund Schnorr in Dresden hat, es möchte einem meiner korrespondenten einfallen, meine briefe einer öffentlichen bibliothek zu vermachen (das passierte dem ArchivSchnorr!), sondern weil ich überhaupt mich auf mich zurückgezogen habe. Früher hatte ich einen sehr engen kreis von freunden hier; dieser freie bund von fünfen scheint mir noch heute eine ! ideal, obwol ich sonst nicht sehr idealistische neigungen habe. heute ist der bund zerstreut und die verschiedenheiten der stellung und berufsarten heben zwar den verkehr nicht auf, machen sich aber stärker geltend als beim persönlichen zusammenleben.
Ich blieb hier sitzen. Mit meinen kollegen habe ich keine fühlung, mit anderen menschenkindern ebenso wenig, eben weil ich früher in engem bunde lebte. Aus der geselligkeit – wenn man hier jetzt von einer solchen noch sprechen darf, was eigentlich ein anachronismus ist – hab ich mich ganz zurückgezogen, wie es einem sechsjährigen bräutigam geziemt.
Warum erzähl ich Ihnen das alles? um zu zeigen, dass ich das sich aussprechen durch meine hiesige lage verlerne und darum auch in briefen es selten zu wege bringe. Ich lebe recht einsam und beschränke mich ganz auf das haus meiner mutter und meiner braut.
Ich habe ja wol das gefühl, dass dies für mein ganzes sein nicht vorteilhaft ist. Pedantische anlagen wachsen dabei mächtig heran. Aber die einsicht nützt nichts: denn der zwang der lage ist stärker.
Uebrigens bin ich nun so in meine stube und an den schreibtisch und zum regelmässigen tagesleben gewöhnt, dass mirs ordentlich bang ist, wenn ein zufall mich daraus losreisst auf ein paar stunden. Und ich leugne nicht, dass ich am zufriedensten bin, wenn ich schriftstellere. Von hause aus klassischer philologe und in deren etwas umständlicher methode erzogen freut auch mich wie Sie jede kleine entdeckung und ich spiele gerne mit ihr. Aber die rechte lust ist mir doch erst geworden, wenn ich sie als glanzlicht in ein grösseres bild eintragen kann. Mein streben geht immer aufs weite. Ich habe das wol noch aus der zeit an mir, wo ich aus Hettners buch die ersten nachhaltigen eindrücke empfing. Denn merkwürdiger weise hat mich dies werk zuerst für neuere litteratur geweckt. Ich sage merkwürdiger weise deswegen, weil Hettner im grunde philosoph ist und das bin ich gar nicht. Ich habe eine unglaubliche abneigung gegen alle philosophischen terminologien und systeme und tue mir unendlich schwer, sie zu verstehen, wenn ich einmal dahinter rücken muss. Die hauptschuld daran wird mein schwachkopf tragen; aber viele auch der Brentano, der dann zu Ihnen nach Wien kam: er war der einzige philosoph, den ich hier hören konnte und hat in einem semester alles getan, mir diese disciplin zu verleiden.
Was mich an Hettner band, war ohne zweifel, dass er zugleich auch archäolog und kunsthistoriker war. Ich habe 5 semester lang mich viel mit alter kunst beschäftigt, freilich mehr privatim; wäre der geistvolle Urlichs zu meinen studentenzeiten nicht schon alt und träge gewesen, er hätte mit leichtigkeit mich bei seinem fache erhalten können. Das ist überhaupt der fluch meiner universitätszeit: es fehlte mir ein lehrer mit überwältigendem eindrucke. Ich naschte da und dort, trieb bald sanskrit und vergleichende sprachwissenschaft, bald archäologie, bald antike litteratur, bald romanisch, bald germanisch und hauptsächlich geschichte. Von allen meinen lehrern hat keiner – auch Scherer nicht, den ich darnach in Strassburg hörte, noch Schmidt, dessen initien ich hier mitmachte – einen ähnlichen einfluss auf mich gehabt wie der historiker Wegele. Acht ganze semester habe ich bei ihm gehört und gearbeitet. Aber er ist nicht der mann schule zu machen und methode zu lehren. Sein können ist zuvörderst das meisterhafte zeichnen von charakteren und einzelbildern: davon hat aber der schüler wenig. Doch werde ich nie vergessen, dass er mir freiere weltanschauung und historischen sinn gab.
Ich wollte mit 6 semestern die universität wechseln: da starb mein vater und ich blieb hier bis zum 9. semester. Als ich dann nach Strassburg kam, war ich methodisch so ziemlich fertig und kritisch genug, um nicht jeden druck, jeden fingerzeig meiner dortigen lehrer – es waren neben Scherer Steinmeyer und Studemund – begeistert aufzunehmen. Und es traf sich auch da, dass ich keine litteraturgeschichte hören konnte. Ein wunderbarer Zufall, dass ich, der ich jetzt nur litterarhistorie lehrend und schriftstellernd treibe, ausser einem publikum bei Schmidt und bei Scherer zeit meines lebens nie ein deutsches litterarhistorisches kolleg gehört habe. Bei Lexer hörte ich nur grammatik. Ich könnte mich also auf meinem hauptgebiete fast autodidakten nennen, wenn ich nicht aus den verschiedensten vorlesungen anderer art mir die methode für mich zusammengestoppelt hätte.
Ich schreibe Ihnen da viel mehr, als Sie interessieren kann. Aber Sie müssens hinnehmen, weil Sie selbst die aufforderung zum herausgehen aus mir selbst mir gaben durch Ihren lieben brief. Sie werden aus diesem bildungsgange die arten und unarten meiner leistungen leicht zusammenstellen, wenn Sie gefallen daran finden sollten.
Wenn ich sagte, dass ich beim schriftstellern am zufriedensten bin, so dürfen Sie das nicht so verstehen, als ob ich auf dem katheder ohne freude stände. In der tat befriedigt es mich mehr neues zu finden als zu reproducieren was andere auch wissen. Und die letztere tätigkeit ist doch überwiegend die eines akademischen lehrers von meinen jahren, wenn ich auch redlich mich bemühe, so weit möglich meine vorlesungen aus den quellen selbst zu schöpfen und selbständig zu bearbeiten. Aber die möglichkeit ist eben nicht sehr weit.
Auch müsste ich ein publikum vor mir haben, das specielles interesse für meinen gegenstand hat, wenn mich das docieren ganz befriedigen sollte. Dem ist aber hier nicht so. Es wäre ganz undenkbar ein publikum allein über WMeister hier zu lesen. Bekomme ich doch selbst für Schillers leben nur etwa 60 leute in den hörsaal. Und habe ich im 4stündigen privatkolleg 30 mann, so bin ich heilfroh; selten warens mehr, oft weniger. Das ist wenig bei einer studentenzahl von 1000–1200; aber über die hälfte sind mediciner und der mediciner ahnt nicht, dass es eine historisch-philologische sektion gibt.
Entschuldigen Sie das lange gerede über meine existenz! Wenn ich die Ihrige aus Ihrem briefe lese, so ist sie flotter, freier, beweglicher. Ich meine das nicht in rücksicht auf Ihre professur, sondern im allgemeinen die ganze stellung. Wenn Sie andeuten, dass ich hoffnungen habe nach Strassburg oder Wien zu kommen, so erweisen Sie mir damit viel ehre. Aber ich glaubs nicht. Strassburg wäre ja vielleicht nicht ganz unmöglich, obwol es zweifelhaft ist, ob ein günstig gesinnter die stimmen der ganzen übrigen abgeneigten fakultät würde besiegen können. Aber es fehlt dazu die voraussetzung: Henning ist in Strassburg und ob er wegkommt?? nach dem was ich höre ist das sehr zweifelhaft. Und gar Wien! soll Schmidt wegkommen? nach Berlin etwa? und soll er dann mich vorschlagen? soll das ministerium einen Deutschen nehmen? Sie werden die zwei letzten fragen selbst mit: unmöglich! beantworten und ich wüsste auch die zwei ersten nicht zu bejahen. Und wenn Sie kunde haben, dass man sie bejahen darf, dann denken Sie an sich oder an Minor und treffen gewiss das richtige für die nachfolge.
Was Sie über Ihre neudrucke schreiben, bedaure ich. Ich freute mich Ihrer sachlichen nachbarschaft. Vielleicht besinnt sich Konegen wider. Gut heil für dies und für alles, was Sie schaffen und erleben!
Dank für Ihren brief!
In treuen grüsst
Ihr
ergebener
BSeuffert.

Könnten Sie mir die adresse von Prosch verschaffen?

Geehrter, lieber herr professor, Da haben Sie ganz recht, ausführlich zu schreiben ist nicht meine sache. Ich bin ein korrespondenzkartenmensch, d. h. ich schreibe schon auch briefe, aber sie sind inhaltlich und stilistisch nur mehrere postkarten. Damit hangt zusammen, dass ich selten etwas schreibe, was rein innerlich ist. Selbst mit h. Steinmeyer – und ich habe mit niemand einen regeren briefwechsel – tausche ich zumeist nur äusserlichkeiten, fachgenossische erlebnisse und vorgänge aus. Nun ich hab ich mirs ganz abgewöhnt, darüber hinaus zugehen. [...] Mit meinen kollegen habe ich keine fühlung, mit anderen menschenkindern ebenso wenig, eben weil ich früher in engem bunde lebte. Aus der geselligkeit – wenn man hier jetzt von einer solchen noch sprechen darf, was eigentlich ein anachronismus ist – hab ich mich ganz zurückgezogen, wie es einem sechsjährigen bräutigam geziemt.

Seuffert nahm umfangreich Bezug auf Sauers Wunsch nach einem ausführlicheren Austausch. Seine kurz angebundenen Äußerungen rechtfertigte er zwar mit seinem Charakter. Er ging aber auch auf sein Sozialleben ein, das einerseits durch eine gewisse Isolation, andererseits durch den Fokus auf das Familienleben gekennzeichnet war.

Das ist überhaupt der fluch meiner universitätszeit: es fehlte mir ein lehrer mit überwältigendem eindrucke. Ich naschte da und dort, trieb bald sanskrit und vergleichende sprachwissenschaft, bald archäologie, bald antike litteratur, bald romanisch, bald germanisch und hauptsächlich geschichte. Von allen meinen lehrern hat keiner – auch Scherer nicht, den ich darnach in Strassburg hörte, noch Schmidt, dessen initien ich hier mitmachte – einen ähnlichen einfluss auf mich gehabt wie der historiker Wegele.

Bernhard Seuffert reflektierte seine universitäre Ausbildung. Als wichtigsten Einfluss sah er jedoch nicht Wilhelm Scherer, sondern den Historiker Franz Xaver Wegele.

Das ist überhaupt der fluch meiner universitätszeit: es fehlte mir ein lehrer mit überwältigendem eindrucke. Ich naschte da und dort, trieb bald sanskrit und vergleichende sprachwissenschaft, bald archäologie, bald antike litteratur, bald romanisch, bald germanisch und hauptsächlich geschichte. Von allen meinen lehrern hat keiner – auch Scherer nicht, den ich darnach in Strassburg hörte, noch Schmidt, dessen initien ich hier mitmachte – einen ähnlichen einfluss auf mich gehabt wie der historiker Wegele.

Bernhard Seuffert reflektierte seine universitäre Ausbildung. Als wichtigsten Einfluss sah er jedoch nicht Wilhelm Scherer, sondern den Historiker Franz Xaver Wegele.

Briefdaten

Schreibort: Würzburg
Empfangsort: Graz
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: 8 Seite(n)

Status

Transkription mehrfach geprüft, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8281 [Druckausgabe Nr. 41]. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8281/methods/sdef:TEI/get

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