L. fr. Ich beantworte kurz Ihren brief, da ich zu mehr nicht zeit finde. Ich bin nach wie vor gegen einen gemeinsamen titel des corpusteiles. Dass Sie mit Scherer eröffnen, gibt ein parteiansehen; aber Sie wollen das, und mir ist gewiss sehr lieb. Können Sie Schönbachs brief nicht vor den Harnacks stellen? ich fürchte, er wird durch die nachstellung empfindlich. Ihm dürfen Sie jedenfalls den ein- u. ausgang nicht streichen: er hat mehr freude am stil seines schreibens als am inhalt dieses briefes; ich glaube es ist ihm jedes wort wichtig u. er hat wol recht damit: dass wenn man einmal eine solche form wählt, muss sie als kunstform gehandhabt werden u. dazu gehören die wendungen zu anfang u. ende. – Ich bin gar nicht dafür, Geiger auszuschliessen, Sie werden nicht nur von ihm sachen bekommen, deren inhalt nicht ganz wertlos, deren form entsetzlich ist. Und gar für den anfang ist seine reclame wertvoll: er rührt die trommel, wenn Sie ihn mitmarschieren lassen; ob Sie ihn ins 1. oder 2. glied (will sagen heft) einstellen, hängt von Ihrer einstigen empfangsbestätigung ab. – Das drängen des verlegers ist unbequem und nur dann klug, wenn Sie in jeder abteilung mindestens ein glanzstück haben. Sie aber müssen sich beruhigen; so viel temperament hab ich nie an die VJS. verschwendet; ich liess die dinge kommen. Sie werden ja aber in wenigen wochen auch in der lage sein, dass zu viel gekommen ist und werden dann behaglich zusammenstellen wie ein satter reicher seine coupons ordnet (gesehen habe ich das noch nie!) Von herzen alles gute! Ihr BSfft.
5 III 94.

L. fr. Ich beantworte kurz Ihren brief, da ich zu mehr nicht zeit finde. Ich bin nach wie vor gegen einen gemeinsamen titel des corpusteiles. Dass Sie mit Scherer eröffnen, gibt ein parteiansehen; aber Sie wollen das, und mir ist gewiss sehr lieb. Können Sie Schönbachs brief nicht vor den Harnacks stellen? ich fürchte, er wird durch die nachstellung empfindlich. Ihm dürfen Sie jedenfalls den ein- u. ausgang nicht streichen: er hat mehr freude am stil seines schreibens als am inhalt dieses briefes; ich glaube es ist ihm jedes wort wichtig u. er hat wol recht damit: dass wenn man einmal eine solche form wählt, muss sie als kunstform gehandhabt werden u. dazu gehören die wendungen zu anfang u. ende. – Ich bin gar nicht dafür, Geiger auszuschliessen, Sie werden nicht nur von ihm sachen bekommen, deren inhalt nicht ganz wertlos, deren form entsetzlich ist. Und gar für den anfang ist seine reclame wertvoll: er rührt die trommel, wenn Sie ihn mitmarschieren lassen; ob Sie ihn ins 1. oder 2. glied (will sagen heft) einstellen, hängt von Ihrer einstigen empfangsbestätigung ab. – Das drängen des verlegers ist unbequem und nur dann klug, wenn Sie in jeder abteilung mindestens ein glanzstück haben. Sie aber müssen sich beruhigen; so viel temperament hab ich nie an die VJS. verschwendet; ich liess die dinge kommen. Sie werden ja aber in wenigen wochen auch in der lage sein, dass zu viel gekommen ist und werden dann behaglich zusammenstellen wie ein satter reicher seine coupons ordnet (gesehen habe ich das noch nie!) Von herzen alles gute! Ihr BSfft.
5 III 94.

Dass Sie mit Scherer eröffnen, gibt ein parteiansehen; aber Sie wollen das, und mir ist [sic] gewiss sehr lieb.

Nach aufwändigen Vorbereitungen, an denen auch Seuffert intensiv beteiligt war, gründete Sauer 1894 im Bamberger Verlag C. C. Buchner (Inhaber Rudolf Koch) die noch heute bestehende Zeitschrift Euphorion. Vierteljahrschrift für Literaturgeschichte, die er – in den letzten Lebensjahren durch seine Schüler Josef Nadler und Georg Stefansky unterstützt – bis zu seinem Tode 1926 herausgab. Das erste Heft wurde mit Wilhelm Scherers nachgelassenem Text Wissenschaftliche Pflichten eröffnet.

Dass Sie mit Scherer eröffnen, gibt ein parteiansehen; aber Sie wollen das, und mir ist [sic] gewiss sehr lieb.

Nach aufwändigen Vorbereitungen, an denen auch Seuffert intensiv beteiligt war, gründete Sauer 1894 im Bamberger Verlag C. C. Buchner (Inhaber Rudolf Koch) die noch heute bestehende Zeitschrift Euphorion. Vierteljahrschrift für Literaturgeschichte, die er – in den letzten Lebensjahren durch seine Schüler Josef Nadler und Georg Stefansky unterstützt – bis zu seinem Tode 1926 herausgab. Das erste Heft wurde mit Wilhelm Scherers nachgelassenem Text Wissenschaftliche Pflichten eröffnet.

Briefdaten

Schreibort: Graz
Empfangsort: Prag
Archiv: Staatsarchiv Würzburg
Zustand: archivarisch einwandfreier Zustand
Umfang: Postkarte

Status

Rohtranskription, Text teilweise getaggt

Zitiervorschlag

Brief ID-8675. In: Der Briefwechsel zwischen August Sauer und Bernhard Seuffert 1880 bis 1926. Digitale Edition. Hrsg. von Bernhard Fetz, Hans-Harald Müller, Marcel Illetschko, Mirko Nottscheid und Desiree Hebenstreit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Version 2.0, 2.7.2020. URL: https://edition.onb.ac.at/sauer-seuffert/o:bss.8675/methods/sdef:TEI/get

Lizenzhinweis

Die Transkriptionen der Tagebücher sind unter CC BY-SA 4.0 verfügbar. Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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