Dieser Bereich bedient das User-Interesse: Wovon / worüber hat Musil geschrieben? Was hat er „gemeint“? Und was hat die wissenschaftliche Forschung dazu herausgefunden? Die dominante Tätigkeit hier ist Reflektieren (Denken). Ziel ist: die Lesbarkeit des Werks durch die Eröffnung möglichst vieler thematischer Zugänge zu gewährleisten.
Das im Zusammenhang mit dem Gesamtvorhaben MUSIL ONLINE am Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv (RMI/KLA) eingerichtete Forschungsprojekt "MUSIL ONLINE - interdiskursiver Kommentar" (FWF-Projekt Nr. P 30028, Laufzeit 2018-2023) hat die Erarbeitung einer neuartigen, den Möglichkeiten der Online-Edition angepassten Kommentarstruktur zum Gegenstand. Diese soll der Interdiskursivität des Musil'schen Schreibens, die über bloße Intertextualität weit hinausreicht, Rechnung tragen und dem Lesepublikum online einen dem jeweiligen Erkenntnisinteresse angepassten Zugang zu Musils Werk eröffnen. Erreicht wird dies über das interdiskursive Dossier (IDD), von dem der Prototyp eine erste ausschnittweise Umsetzung bietet.
In Analogie zum aus der Critique génétique bekannten textgenetischen Dossier (TGD) versammelt das interdiskursive Dossier dem Anspruch nach alle zum Verständnis des literarischen Textes beitragenden Informationen, die nicht aus diesem selbst zu entnehmen sind noch der unmittelbaren Entstehungs- und Publikations- bzw. Editionsgeschichte stammen. Dazu werden die in der literaturwissenschaftlichen Forschung bereits nachgewiesenen Intertextualitätszusammenhänge in eine Kommentarstruktur gebracht, die es erlaubt, Antworten auf die Fragen zu geben, welche sich bei der Textlektüre stellen. Interdiskursivität bezeichnet dabei (im Anschluss an Foucaults Diskursanalyse und deren Rezeption bei Jürgen Link jene zwischen einzelnen (Spezial-)Diskursen vermittelnde Dimension des Kommentars, die den edierten Texten, insbesondere solchen der literarischen Moderne, auch selbst eignet und an die der Kommentar daher unmittelbar anschließen kann. Diese anderen Diskurse werden als Referenztexte (jedenfalls als bibliographischer Nachweis, nach technischen und rechtlichen Möglichkeiten darüber hinaus als Textauszüge bzw. Volltexte) in die Edition eingebunden, wodurch ein Netz von Verweisungszusammenhängen entsteht, welches User entsprechend ihren eigenen Lektüreverläufen und Erkenntnisinteressen durchsuchen und abrufen können. Abgelegt werden die Verweisungszusammenhänge im IDD in Form diskursiver Knotenpunkte, definiert als Begriffe (terms) und mit XML-IDs versehen, die sich nach Bezugsgröße in Diskurse (discourses) und Themen (subjects) differenzieren und, wo möglich und sinnvoll, an Normdatenbanken angegliedert werden. Auf diese wird sodann unter Zuweisung zum jeweiligen Referenztext verwiesen.
Hier kommen Sie zum IDD!