er sich jetzt wieder lebhaft an U. Ulrich Österreichisch Unordnung, Durcheinander, Gegenbegriff zum Terminus Ordnung
im MoE, Militärsprache Abkürzung im Nachlass: F - I | F u I: Kategorie der Moral-Diskussion im
›Mann ohne Eigenschaften‹, ›für‹ etwas leben gegen ›in‹ etwas leben,
ausgestaltet im Kapitelprojekt Warum ... in der Nachlassfortsetzung des
Zweiten Buchs. Abkürzung im Nachlass: F - I | F u I: Kategorie der Moral-Diskussion im
›Mann ohne Eigenschaften‹, ›für‹ etwas leben gegen ›in‹ etwas leben,
ausgestaltet im Kapitelprojekt Warum ... in der Nachlassfortsetzung des
Zweiten Buchs.
u. beantwortete sich die Frage gleich selbst. "Ich meine
halt so: daß man die Leute sich selbst überläßt;.uUnd es wird auch dir aufgefallen sein, daß das jetzt ganz und gar nicht mehr modernin Mode ist. Es ist zu wenig dabei herausgekommen, einaus der Mode kommt.
Es warist zuwenig Ordnung dabei,entstanden, ein Pall ../Pallawatsch
auch nicht unrecht. Aber ist es nur das? Mir kommt vor, die
Leute wollen etwas. Sie sind nicht mit sich zufrieden. Ich auch, ich war früher
ein liebenswürdiger Mensch. Man hat eigentlich nichts getan, aber man war mit sich
zufrieden. Der Dienst war nicht schlimm, und außer Dienst hat man Ekarté gespielt
oder ist auf die Jagd gefahren, und bei dem allen war eine gewisse Kultur. Eine
gewisse Einheitlichkeit. Nicht wahr? Und warum ist das heute nicht mehr so? Ich
glaube, soweit ich nach mir urteilen darf, man fühlt sich zu gescheit. Will man
ein Schnitzel essen, so fällt einem ein, daß es Leute gibt, die keins haben.
Steigt man einem Mäderl nach, so erinnert man sich daran, daß man eigentlich über
die Beilegung des Nationalitätenkonfliktsirgendeines Konflikts nachdenken sollte. Das
ist eben der unleidliche Intellektualismus, den man heute niemals los wird. Und nirgends geht es vorwärts. Und ohne es selbst zu
wissen, wollen die Leute wieder Eingeistigkeit
, der den Glauben einfach
in der Kirche sucht, so nenne ich das lieberEingeistigkeit
Stumm wehrte das Beifallslächeln seiner Zuhörer geschmeichelt mit den Worten ab: "Aber das ist ja erst sozusagen die Vorbedingung", und dann fuhr er fort: "Wenn ich nun auf die Parallelaktion zurückkomme, so hast du es ja selbst gesehn, daß sie sich in zwei Parteien gespalten hat, von denen die eine die andern Menschen durch Liebe bekehren möchte u. die andere durch Gewalt. Darüber habe ich seither oft nachdenken müssen, und jetzt gib acht Obacht, denn auf einmal ist mir etwas eingefallen. Gewalt, das ist nämlich doch letzten Endes der Krieg; und Liebe ist, wenn sie einwandfrei sein soll, eine galante Neigung zum schöneren Geschlecht: also ist Gewalt plus Liebe – nichts anderes als der Offizier! So weit hat mich die von Seiner Erlaucht aufgestellte Forderung geführt, daß wir eine GewaltKraftkundgebung der Liebe brauchen: Die einzige logische Erfüllung dieser Sehnsucht heißt Rüsten!.. mehr Militär! Und jetzt sag mir, was stimmt daran nicht?"
Ulrich beeilte sich, seinem Freund zu versichern, daß alles stimme, was er behaupte, und daß ein bestimmter Typus der Zivilisation, eben der unsere, eine bestimmte Verteilung und Mischung der Liebe und der Roheit, die uns beide gleich natürlich wären, solange zu kriegerischen Explosionen ? / vgl. Kultur / / vgl. Krieg /
er sich jetzt wieder lebhaft an U. Ulrich Österreichisch Unordnung, Durcheinander, Gegenbegriff zum Terminus Ordnung
im MoE, Militärsprache Abkürzung im Nachlass: F - I | F u I: Kategorie der Moral-Diskussion im
›Mann ohne Eigenschaften‹, ›für‹ etwas leben gegen ›in‹ etwas leben,
ausgestaltet im Kapitelprojekt Warum ... in der Nachlassfortsetzung des
Zweiten Buchs. Abkürzung im Nachlass: F - I | F u I: Kategorie der Moral-Diskussion im
›Mann ohne Eigenschaften‹, ›für‹ etwas leben gegen ›in‹ etwas leben,
ausgestaltet im Kapitelprojekt Warum ... in der Nachlassfortsetzung des
Zweiten Buchs.
u. beantwortete sich die Frage gleich selbst. "Ich meine
halt so: daß man die Leute sich selbst überläßt;.uUnd es wird auch dir aufgefallen sein, daß das jetzt ganz und gar nicht mehr modernin Mode ist. Es ist zu wenig dabei herausgekommen, einaus der Mode kommt.
Es warist zuwenig Ordnung dabei,entstanden, ein Pall ../Pallawatsch
auch nicht unrecht. Aber ist es nur das? Mir kommt vor, die
Leute wollen etwas. Sie sind nicht mit sich zufrieden. Ich auch, ich war früher
ein liebenswürdiger Mensch. Man hat eigentlich nichts getan, aber man war mit sich
zufrieden. Der Dienst war nicht schlimm, und außer Dienst hat man Ekarté gespielt
oder ist auf die Jagd gefahren, und bei dem allen war eine gewisse Kultur. Eine
gewisse Einheitlichkeit. Nicht wahr? Und warum ist das heute nicht mehr so? Ich
glaube, soweit ich nach mir urteilen darf, man fühlt sich zu gescheit. Will man
ein Schnitzel essen, so fällt einem ein, daß es Leute gibt, die keins haben.
Steigt man einem Mäderl nach, so erinnert man sich daran, daß man eigentlich über
die Beilegung des Nationalitätenkonfliktsirgendeines Konflikts nachdenken sollte. Das
ist eben der unleidliche Intellektualismus, den man heute niemals los wird. Und nirgends geht es vorwärts. Und ohne es selbst zu
wissen, wollen die Leute wieder Eingeistigkeit
, der den Glauben einfach
in der Kirche sucht, so nenne ich das lieberEingeistigkeit
Stumm wehrte das Beifallslächeln seiner Zuhörer geschmeichelt mit den Worten ab: "Aber das ist ja erst sozusagen die Vorbedingung", und dann fuhr er fort: "Wenn ich nun auf die Parallelaktion zurückkomme, so hast du es ja selbst gesehn, daß sie sich in zwei Parteien gespalten hat, von denen die eine die andern Menschen durch Liebe bekehren möchte u. die andere durch Gewalt. Darüber habe ich seither oft nachdenken müssen, und jetzt gib acht Obacht, denn auf einmal ist mir etwas eingefallen. Gewalt, das ist nämlich doch letzten Endes der Krieg; und Liebe ist, wenn sie einwandfrei sein soll, eine galante Neigung zum schöneren Geschlecht: also ist Gewalt plus Liebe – nichts anderes als der Offizier! So weit hat mich die von Seiner Erlaucht aufgestellte Forderung geführt, daß wir eine GewaltKraftkundgebung der Liebe brauchen: Die einzige logische Erfüllung dieser Sehnsucht heißt Rüsten!.. mehr Militär! Und jetzt sag mir, was stimmt daran nicht?"
Ulrich beeilte sich, seinem Freund zu versichern, daß alles stimme, was er behaupte, und daß ein bestimmter Typus der Zivilisation, eben der unsere, eine bestimmte Verteilung und Mischung der Liebe und der Roheit, die uns beide gleich natürlich wären, solange zu kriegerischen Explosionen ? / vgl. Kultur / / vgl. Krieg /
Signatur: Cod. Ser. n. 15069
7 Konvolute (davon 2 ohne Umschlag); 135 Blätter; 281 beschriebene Seiten
Die »Mappe Handmaterial« weist einen synthetischen Charakter auf; sie wurde zum Teil von Musil selbst aus Konvoluten divergierenden Inhalts zusammengestellt, wahrscheinlich wurde ein Teil des Bestands von Martha Musil bzw. den späteren Nachlassbearbeitern hinzugefügt. Besonders die nicht zum »Mann ohne Eigenschaften« zählenden Manuskripte haben sich scheinbar zufällig in der Mappe angesammelt. Der Kernbereich des ursprünglichen Handmaterials betrifft die Fortsetzung des »Mann ohne Eigenschaften« in Entwurfskomplexen unterschiedlicher entstehungszeitlicher Zugehörigkeit. Einen zweiten wichtigen Bereich stellen die diversen fragmentarischen Vorwort-Entwürfe Musils zur Selbstdokumentation seines Schreibens dar. Trotz der heterogenen Konvolutstruktur ist das Handmaterial höchst aufschlussreich für die Romangenese und kann zum Teil auch der Dokumentation von Plänen zur Fortführung und zum Abschluss des Romans dienen, die Musil selbst in den letzten Arbeitsjahren noch nicht ganz ad acta gelegt hatte.
Robert Musil, Handmaterial (Mpe HM) : Mappe II/1, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15069-02-01/methods/sdef:TEI/get?mode=p_176
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