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liches Erlebnis keine allgemeine Anwendung zulasse. Die ZärtlichkeitLiebe Leidenschaftungewisse Leidenschaft, die sie für einander empfanden fühlten und die sich nicht nursowohl an einem äußerenäußerenGeVer bot gebrochen hatte, sondern auch an einem inneren, als vielmehr an der unerfüllten geheimnisvollen sondern aus einer Verheißung, eines inneren geheimen Gebots, daß sich erst entschleiern sollte, hatte sie einstweilen in einen Zustand versetzt, der Ähnlichkeit mit den schwülen Unterbrechungen einer körperlichen Vereinigung hatte besaß; diedenn die die Lust ohne Ausweg sank wieder in den Körper zurück und füllte ihn mit einerverteilte sich darin als eine erfüllte ihn mit einer Wollust Wollust, die so unbestimmt war wie der Duft von Rosen oder die Zärtlichkeit von jungen Müttern. Sie hätten jeden Menschen und alles, was geschah, lieben mögen oder spürten wenigstens den schönen Schatten , das des "Wie es wäre ". Denn Aber anderseitsDenn " davon auf ihr Herz fallen. Denn bei weitem besaßhatte diese ZuneigungAllfreundlichkeit nicht volle oder gar verblendende Macht über sie. Ulrich hatte noch nicht jene Aussprache mit seiner Schwester vergessen, worin das Verlangen, auch nur an einem einzigen Menschen wahrhaft Anteil zu nehmen, im Eifer bis in seine Natur als unerträglicher Betrug verfolgt worden war; und Agathe stimmte ihm mehr bei als damals, seit sie sich durch ihren verheimlichten Besuch bei Lindner erleichtert hatte. Aber auch wenn ein solcher aufs äußerste getriebener Begriff der Anteilnahme Gemeinschaft, wie er dem zugrunde lag, in ihren Ansprüchener in den Ansprüchen der Geschwister lag, nicht vorausgesetzt wird, darf man wohl von der Welt wohl sagen, daß eine sehr einseitige Befangenheit immer dazu gehört hat, sie gerecht und gut, liebevoll und schön zu finden schönen Schatten des "Wie es wäre" davon auf ihr Herz fallen . Aber auch das Gegenteil davonsolcher Hingezogenheit erlebten sie beständig. Seit jener Aussprache, worin das Verlangen, selbst nur an einem einzigen Menschen wahrhaft Anteil zu nehmen, im Eifer bis ans an seine Natur als unerträgliche Täuschung verfolgt worden war, hatte sich nichts geändert, außer daß Agathe, seit nachdem sie sich durch ihren verheimlichten Besuch bei Lindner erleichtert hatte, ihren Bruder noch besser verstand als früher. Und auch wenn ein solcher aufs äußerste getriebener Anspruch an Gemeinschaft, wie er zwischen den Geschwistern bestand, nicht vorausgesagt beiseite bleiben könnte, ließe sich von der Welt wohl frank behaupten,, ohne daß dieses doch der sanften Täuschung völlig glaubte. Denn auch das Gegenteil solcher HinZuneigung hatten fühlten sie beständig, vor Augen, das wohl imstande wäre, was die zarte empfindliche Berührsamkeit , an der sie freudig litten, ein wenig lächerlich zu machente. Nicht nur fühlten wußten sie sich noch immer ohnmächtig, so viel Anteil an einander zu nehmen, wie sie es wünschten, sondern auch wenn dieser ein solcher aufs äußerste getriebene Anspruch hätte beiseite bleiben könnteente, wußte doch wenigstens noch von der wäre doch immer im Verhältnis zur Welt zu sagen, gewesen, daß eine sehr einseitige Befangenheit dazu gehört, sie immer gerecht und gut, liebevoll und schön zu finden. Scheint sie dochAgathe und Ulrich brauchten nur die Augen zu öffnen: diese Welt schienebenso sehrgeradezu des Unrechts wie desebenso sehrnicht weniger als Rechts zu bedürfen, derart daß niemand ein Recht gegeben werden kannkonnte kann, ohne es einem andern zu nehmen; der Unsinnigkeit derart, daß keine Verwicklung gelöst werden kann, ohne neue Verwicklungen zu stiften; und der geistigen Häßlichkeit endlichder plattesten Kunst sch«x» über alle Maßen, und ohne jede Scheu, im Gegenteilda die Welt doch fest überzeugt, daß es Schönheit sei. ist und des Platten gar sogar, um dem Erhabenen durch eine tödliche Verwechslung Ehre zu bezeugen. Hätten das die beiden Und wenn Ulrich und Agathe auch nicht auf ihren Streifzügen die Beispiele davon nicht mit Augen gesehen hätten, so wäre es ihnen doch unmöglich gewesen, sie beim Lesen einer Zeitung zu übersehn, oder sie wären durch General von Stumm in der wahren Verfassung der Welt unterrichtet worden. Denn Stumm war der einzige, der sich nicht abschrecken ließ und

.. nicht nur der einzige ... sondern er hatte auch große Gedankenerlebnisse gehabt.
war der einzige den sie zu sich ließen, war das Seil, das sie mit der Wirklichkeit verband.

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben kariert
Maße: 210x330mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Neuansätze | 47Wandel unter Menschen | Stufe 1 | Druckfahnen-Kapitel | 49General von Stumm läßt eine Bombe fallen. Weltfriedenskongreß | Stufe 1
Siglen
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liches Erlebnis keine allgemeine Anwendung zulasse. Die ZärtlichkeitLiebe Leidenschaftungewisse Leidenschaft, die sie für einander empfanden fühlten und die sich nicht nursowohl an einem äußerenäußerenGeVer bot gebrochen hatte, sondern auch an einem inneren, als vielmehr an der unerfüllten geheimnisvollen sondern aus einer Verheißung, eines inneren geheimen Gebots, daß sich erst entschleiern sollte, hatte sie einstweilen in einen Zustand versetzt, der Ähnlichkeit mit den schwülen Unterbrechungen einer körperlichen Vereinigung hatte besaß; diedenn die die Lust ohne Ausweg sank wieder in den Körper zurück und füllte ihn mit einerverteilte sich darin als eine erfüllte ihn mit einer Wollust Wollust, die so unbestimmt war wie der Duft von Rosen oder die Zärtlichkeit von jungen Müttern. Sie hätten jeden Menschen und alles, was geschah, lieben mögen oder spürten wenigstens den schönen Schatten , das des "Wie es wäre ". Denn Aber anderseitsDenn " davon auf ihr Herz fallen. Denn bei weitem besaßhatte diese ZuneigungAllfreundlichkeit nicht volle oder gar verblendende Macht über sie. Ulrich hatte noch nicht jene Aussprache mit seiner Schwester vergessen, worin das Verlangen, auch nur an einem einzigen Menschen wahrhaft Anteil zu nehmen, im Eifer bis in seine Natur als unerträglicher Betrug verfolgt worden war; und Agathe stimmte ihm mehr bei als damals, seit sie sich durch ihren verheimlichten Besuch bei Lindner erleichtert hatte. Aber auch wenn ein solcher aufs äußerste getriebener Begriff der Anteilnahme Gemeinschaft, wie er dem zugrunde lag, in ihren Ansprüchener in den Ansprüchen der Geschwister lag, nicht vorausgesetzt wird, darf man wohl von der Welt wohl sagen, daß eine sehr einseitige Befangenheit immer dazu gehört hat, sie gerecht und gut, liebevoll und schön zu finden schönen Schatten des "Wie es wäre" davon auf ihr Herz fallen . Aber auch das Gegenteil davonsolcher Hingezogenheit erlebten sie beständig. Seit jener Aussprache, worin das Verlangen, selbst nur an einem einzigen Menschen wahrhaft Anteil zu nehmen, im Eifer bis ans an seine Natur als unerträgliche Täuschung verfolgt worden war, hatte sich nichts geändert, außer daß Agathe, seit nachdem sie sich durch ihren verheimlichten Besuch bei Lindner erleichtert hatte, ihren Bruder noch besser verstand als früher. Und auch wenn ein solcher aufs äußerste getriebener Anspruch an Gemeinschaft, wie er zwischen den Geschwistern bestand, nicht vorausgesagt beiseite bleiben könnte, ließe sich von der Welt wohl frank behaupten,, ohne daß dieses doch der sanften Täuschung völlig glaubte. Denn auch das Gegenteil solcher HinZuneigung hatten fühlten sie beständig, vor Augen, das wohl imstande wäre, was die zarte empfindliche Berührsamkeit , an der sie freudig litten, ein wenig lächerlich zu machente. Nicht nur fühlten wußten sie sich noch immer ohnmächtig, so viel Anteil an einander zu nehmen, wie sie es wünschten, sondern auch wenn dieser ein solcher aufs äußerste getriebene Anspruch hätte beiseite bleiben könnteente, wußte doch wenigstens noch von der wäre doch immer im Verhältnis zur Welt zu sagen, gewesen, daß eine sehr einseitige Befangenheit dazu gehört, sie immer gerecht und gut, liebevoll und schön zu finden. Scheint sie dochAgathe und Ulrich brauchten nur die Augen zu öffnen: diese Welt schienebenso sehrgeradezu des Unrechts wie desebenso sehrnicht weniger als Rechts zu bedürfen, derart daß niemand ein Recht gegeben werden kannkonnte kann, ohne es einem andern zu nehmen; der Unsinnigkeit derart, daß keine Verwicklung gelöst werden kann, ohne neue Verwicklungen zu stiften; und der geistigen Häßlichkeit endlichder plattesten Kunst sch«x» über alle Maßen, und ohne jede Scheu, im Gegenteilda die Welt doch fest überzeugt, daß es Schönheit sei. ist und des Platten gar sogar, um dem Erhabenen durch eine tödliche Verwechslung Ehre zu bezeugen. Hätten das die beiden Und wenn Ulrich und Agathe auch nicht auf ihren Streifzügen die Beispiele davon nicht mit Augen gesehen hätten, so wäre es ihnen doch unmöglich gewesen, sie beim Lesen einer Zeitung zu übersehn, oder sie wären durch General von Stumm in der wahren Verfassung der Welt unterrichtet worden. Denn Stumm war der einzige, der sich nicht abschrecken ließ und

.. nicht nur der einzige ... sondern er hatte auch große Gedankenerlebnisse gehabt.
war der einzige den sie zu sich ließen, war das Seil, das sie mit der Wirklichkeit verband.

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben kariert
Maße: 210x330mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Neuansätze | 47Wandel unter Menschen | Stufe 1 | Druckfahnen-Kapitel | 49General von Stumm läßt eine Bombe fallen. Weltfriedenskongreß | Stufe 1
Siglen

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_18

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