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Unterhaltungen mit Schmeißer. Warum die Menschen nicht gut, schön u. wahrhaftig sind,sondern es lieber sein wollen.

Daß Gf L Leinsdorf
. die Absicht durchblicken ließäußerte, ein Realpolitiker müsse sich sogar diesder Sozialdemokratie bedienen, um in ihr einen Verbündeten geg. d. Fortschritt u.wie gegen d. Nationalismus zu finden, geschah nicht zum erstenmal, denn er hatte U Ulrich
. schon
wiederholt U Ulrich
. beauftragt
gebeten, solchediese Beziehungen zu pflegen, bei denen er sich in eigener Personin eigener Person aus politischen Gründen vorderhand in eigener Person nicht betreten lassen wollte. Darum hatte er auch selbst den Rat erteilt, anfangs nicht an die führenden, sondern lieber an solchejüngere Persönlichkeiten heranzutreten, die noch keinedurch ihre Tatkraft und noch nicht vollendete Verdorbenheit hoffen ließen, daß man durch sie einen patriotisch verjüngenden Einfluß auf die Partei gewinne. Da hatte sich U Ulrich
. bei guter Laune daran erinnert, daß in seinem Haus, ein junger Mann wohnte, der ihn nicht grüßte, sondern verstockt

II III 23/24
wegsah, wenn er ihm begegnete, was allerdings selten gesch genug geschah. Das war der Kandidat der Technischen Wissenschaften Schmeisser, und sein Vater war ein Gärtner, der schon auf dem Grundstück gewohnt hatte, alsehe als Ulrich dieses übernahm, und seitherdem der seither als Entgelt für freies Quartier und gelegentliche Zuwendungen den kleinen alten Park in Ordnung hielt teils mit eigener Hand in Ordnung hielt, teils in der Weise, daß er die notwendig werdenden Arbeiten angab u. überwachte. Ulrich billigte es, daß ihn der junge Mann, der bei seinem Vater lebte und sein Studiengeld durch Stundengeben u. kleine literarische Leistungen erwarb, als einen reichen Müssiggänger ansah, dem man Verachtung bezeugen müsseGeringschätzung zu erweisen habe; er dachte zu sachlich, als daß er nicht gewußt hätte das Experiment der Untätigkeit, dem er unterworfen war, versetzte ihn manchmal vor sich selbst in diesen Anschein, und es bereitete ihm Vergnügen, seinen Tadler herauszufordern, als er ihn eines Tages ansprach. Es zeigte sich dabei, daß auch der Student, der übrigens , in der Nähe besehen, schon ungefährungefähr sechsundzwanzig Jahre alt sein mochte, nur auf diesen Augenblick gewartet hatte und daß sich die Spannung solcher Nachbarschaft sofort in heftigen Angriffen entlud, die zwischen einem Bekehrungsversuch und der Darbringung persönlicher Verachtung die Mitte innehielten. U Ulrich
. erzählte von der Parallelaktion und vermeinte es gut zu machen, wenn er seinen Auftrag so lächerlich, wie dieser war, dahinstellte, aber zugleich die Vorteile andeutete, die ein entschlossener Mensch daraus zu schöpfen vermochte. Er erwartete, daß Schmeißer auf die Anzettelung eingehen werde, die sich dann mit Gottes Hilfe etwas seltsam weiter entwickeln konntemochte; aber dieser junge Mann war kein bürgerlicher Romantiker und Abenteurer, sondern hörte mit kniffligen Lippen zu, bis U Ulrich
. nichts mehr zu sagen wußte. Er hatte eine

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 210x320mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Unterhaltungen mit Schmeißer | Stufe 15
Siglen
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Unterhaltungen mit Schmeißer. Warum die Menschen nicht gut, schön u. wahrhaftig sind,sondern es lieber sein wollen.

Daß Gf L Leinsdorf
. die Absicht durchblicken ließäußerte, ein Realpolitiker müsse sich sogar diesder Sozialdemokratie bedienen, um in ihr einen Verbündeten geg. d. Fortschritt u.wie gegen d. Nationalismus zu finden, geschah nicht zum erstenmal, denn er hatte U Ulrich
. schon
wiederholt U Ulrich
. beauftragt
gebeten, solchediese Beziehungen zu pflegen, bei denen er sich in eigener Personin eigener Person aus politischen Gründen vorderhand in eigener Person nicht betreten lassen wollte. Darum hatte er auch selbst den Rat erteilt, anfangs nicht an die führenden, sondern lieber an solchejüngere Persönlichkeiten heranzutreten, die noch keinedurch ihre Tatkraft und noch nicht vollendete Verdorbenheit hoffen ließen, daß man durch sie einen patriotisch verjüngenden Einfluß auf die Partei gewinne. Da hatte sich U Ulrich
. bei guter Laune daran erinnert, daß in seinem Haus, ein junger Mann wohnte, der ihn nicht grüßte, sondern verstockt

II III 23/24
wegsah, wenn er ihm begegnete, was allerdings selten gesch genug geschah. Das war der Kandidat der Technischen Wissenschaften Schmeisser, und sein Vater war ein Gärtner, der schon auf dem Grundstück gewohnt hatte, alsehe als Ulrich dieses übernahm, und seitherdem der seither als Entgelt für freies Quartier und gelegentliche Zuwendungen den kleinen alten Park in Ordnung hielt teils mit eigener Hand in Ordnung hielt, teils in der Weise, daß er die notwendig werdenden Arbeiten angab u. überwachte. Ulrich billigte es, daß ihn der junge Mann, der bei seinem Vater lebte und sein Studiengeld durch Stundengeben u. kleine literarische Leistungen erwarb, als einen reichen Müssiggänger ansah, dem man Verachtung bezeugen müsseGeringschätzung zu erweisen habe; er dachte zu sachlich, als daß er nicht gewußt hätte das Experiment der Untätigkeit, dem er unterworfen war, versetzte ihn manchmal vor sich selbst in diesen Anschein, und es bereitete ihm Vergnügen, seinen Tadler herauszufordern, als er ihn eines Tages ansprach. Es zeigte sich dabei, daß auch der Student, der übrigens , in der Nähe besehen, schon ungefährungefähr sechsundzwanzig Jahre alt sein mochte, nur auf diesen Augenblick gewartet hatte und daß sich die Spannung solcher Nachbarschaft sofort in heftigen Angriffen entlud, die zwischen einem Bekehrungsversuch und der Darbringung persönlicher Verachtung die Mitte innehielten. U Ulrich
. erzählte von der Parallelaktion und vermeinte es gut zu machen, wenn er seinen Auftrag so lächerlich, wie dieser war, dahinstellte, aber zugleich die Vorteile andeutete, die ein entschlossener Mensch daraus zu schöpfen vermochte. Er erwartete, daß Schmeißer auf die Anzettelung eingehen werde, die sich dann mit Gottes Hilfe etwas seltsam weiter entwickeln konntemochte; aber dieser junge Mann war kein bürgerlicher Romantiker und Abenteurer, sondern hörte mit kniffligen Lippen zu, bis U Ulrich
. nichts mehr zu sagen wußte. Er hatte eine

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 210x320mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Unterhaltungen mit Schmeißer | Stufe 15
Siglen

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_49

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