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Als Ag Agathe
. nach Hause kam, es geschah in der Dämmerung, suchte sie U Ulrich
., der aber (nach Bo Bonadea
s. Weggang)
die Wohnung (auf kurzeeinige Zeit) verlassen hatte, um das, was geschehen war, zunächst so gut wie möglich zu vergessen. Sie ließsetzte sich in U Ulrich
s
seinem Arbeitszimmer nieder, legte Hut u Handschuhe neben sich auf das Sofa u überließ sich dem langsamen Finsterwerden, das ihrer Stimmung entsprach. Sie glaubte hatte den Vorsatz, Ld Lindner, August
. nicht sobald wieder aufzusuchen und wollte U Ulrich
. für ihre Bosheit um Verzeihung bitten.

od. ähnl.
Da berührten ihre Finger in den Polstern einen kleinenharten, sanft gewölbten, zackigen Gegenstand, und als sie ihn gegen das Licht hielt, erkannte sie darin einen kleinen Steckkamm, wie ihn Frauen tragen. Bo Bonadea
. hatte ihn verloren. Agathes Hände, die ihn hielten, wurden ganz verwirrt davon. Sie sah ihn mit geöffneten Lippen an, und das Blut wich aus ihrem Gesicht. Wenn das Wort Bestürzung sagen will, daß alle Gedanken davonstürzen und das kleine Haus des Schädels mit geöffneten Laden u Türen leer steht, so war Agathe bestürzt. Die Tränen stiegen ihr in die Augen ohne hervorzuquellen. Sie wartete gedankenlos – mit wenigen Gedanken, die sich kaum in ihr regen wollten, – auf ihren Bruder. Zu diesen Gedanken gehörte der, daß nun alles vorbei sei,Unter diesen Gedanken befand sich der ... 1) daß es sie doch gar nicht überraschen dürfe .. 2).. und der entgegengesetzte, daß es nichts als natürlich sei, was sie erfahren habe, und daß sie es jederzeit daran hätte glauben müssen; was dazwischen lag, wollte sie nicht wissen, ehe/schien sie nicht erraten zu können, ehe ../ U Ulrich
. käme. Als er eintrat, merkte er sogleich die Anwesenheit einer zweiten Person im Dunkel u ging auf seine Schwester zu, die es ja wohl nur sein konnte, um sie sanft und reuevoll zu begrüßen. Agathe bat ihn aber mit einer solchen Stimme, sich ihr nicht zu nähern, sondern lieber Licht anzuzünden, daß er kehrtmachte. Als es hell war, hielt sie ihm mit emporgestrecktem Arm den kleinen Kamm entgegen, und was sie nicht sagte, las er in ihren Augen. Ulrich hätte leugnen können; es wäre wohl nicht wahrscheinlich gewesen, den Fund durch Unordnung als eine Hinterlassenschaft aus früheren Zeiten zu erklären, doch hätte es vielleicht die unmittelbare Wirkung abgefangen u. geschwächt: aber die Reue brach über ihm zusammenaber die Reue war schon ganz weit in ihm /oben durchgekommen, und er machte keinen Versuch zu leugnen. Agathe bezwang sich u hörte ihm mit einem bestürzten Lächeln zu. "Bist du denn auf Bo. Bonadea
eifersüchtig?" fragte er sie und wollte ihr Gesicht streicheln, um den Vorfall ins Scherzhafte zu ziehn. Agathe faßte aber seine Hand u hielt sie fest, ehe sie von ihr berührt wurde. "Ich habe doch kein Recht darauf" sagte sie. Im gleichen Augenblick begannen ihr die Tränen aus den Augen zu stürzen. Ulrich bekam beinahe auch feuchte Augen. "Du weißt doch, wie so etwas kommt" ↓ Nein.Beschluß: s. nächste Seite : Aufbau ↑ mit Einbeziehung ↓ Besser: U Ulrich
. bleibt zurück. Gesättigt wie ein Raubtier /besser: Wie er sich selbst sagt: wie ein Hund, der ein Huhn zerrissen hat u. den einerseits das Gewissen drückt, anderseits die Befriedigung eines tiefen Instinktes wohlig durchherrscht /Ev eventuell : Reue ist nichts anderes als der Sturz eines dominierenden Affekts durch den mit ihm rivalisierenden /Er ist also disponiert zur Reue. Ag Agathe
. kommt. Auch sie hat genug von Ld Lindner, August
. ( P Hirsch, Korporal
. ist wahrscheinlich vorangegangen: Grund s. Schm M-K-II Reihe S 1 "? ?") Sie findet U Ulrich
. noch in dem Zimmer, wo er mit Bo Bonadea
saß u setzt sich neben ihn.

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben
Maße: 210x329mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Studienblatt
Tinte schwarz
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 7 | Stufe 8
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. nach Hause kam, es geschah in der Dämmerung, suchte sie U Ulrich
., der aber (nach Bo Bonadea
s. Weggang)
die Wohnung (auf kurzeeinige Zeit) verlassen hatte, um das, was geschehen war, zunächst so gut wie möglich zu vergessen. Sie ließsetzte sich in U Ulrich
s
seinem Arbeitszimmer nieder, legte Hut u Handschuhe neben sich auf das Sofa u überließ sich dem langsamen Finsterwerden, das ihrer Stimmung entsprach. Sie glaubte hatte den Vorsatz, Ld Lindner, August
. nicht sobald wieder aufzusuchen und wollte U Ulrich
. für ihre Bosheit um Verzeihung bitten.

od. ähnl.
Da berührten ihre Finger in den Polstern einen kleinenharten, sanft gewölbten, zackigen Gegenstand, und als sie ihn gegen das Licht hielt, erkannte sie darin einen kleinen Steckkamm, wie ihn Frauen tragen. Bo Bonadea
. hatte ihn verloren. Agathes Hände, die ihn hielten, wurden ganz verwirrt davon. Sie sah ihn mit geöffneten Lippen an, und das Blut wich aus ihrem Gesicht. Wenn das Wort Bestürzung sagen will, daß alle Gedanken davonstürzen und das kleine Haus des Schädels mit geöffneten Laden u Türen leer steht, so war Agathe bestürzt. Die Tränen stiegen ihr in die Augen ohne hervorzuquellen. Sie wartete gedankenlos – mit wenigen Gedanken, die sich kaum in ihr regen wollten, – auf ihren Bruder. Zu diesen Gedanken gehörte der, daß nun alles vorbei sei,Unter diesen Gedanken befand sich der ... 1) daß es sie doch gar nicht überraschen dürfe .. 2).. und der entgegengesetzte, daß es nichts als natürlich sei, was sie erfahren habe, und daß sie es jederzeit daran hätte glauben müssen; was dazwischen lag, wollte sie nicht wissen, ehe/schien sie nicht erraten zu können, ehe ../ U Ulrich
. käme. Als er eintrat, merkte er sogleich die Anwesenheit einer zweiten Person im Dunkel u ging auf seine Schwester zu, die es ja wohl nur sein konnte, um sie sanft und reuevoll zu begrüßen. Agathe bat ihn aber mit einer solchen Stimme, sich ihr nicht zu nähern, sondern lieber Licht anzuzünden, daß er kehrtmachte. Als es hell war, hielt sie ihm mit emporgestrecktem Arm den kleinen Kamm entgegen, und was sie nicht sagte, las er in ihren Augen. Ulrich hätte leugnen können; es wäre wohl nicht wahrscheinlich gewesen, den Fund durch Unordnung als eine Hinterlassenschaft aus früheren Zeiten zu erklären, doch hätte es vielleicht die unmittelbare Wirkung abgefangen u. geschwächt: aber die Reue brach über ihm zusammenaber die Reue war schon ganz weit in ihm /oben durchgekommen, und er machte keinen Versuch zu leugnen. Agathe bezwang sich u hörte ihm mit einem bestürzten Lächeln zu. "Bist du denn auf Bo. Bonadea
eifersüchtig?" fragte er sie und wollte ihr Gesicht streicheln, um den Vorfall ins Scherzhafte zu ziehn. Agathe faßte aber seine Hand u hielt sie fest, ehe sie von ihr berührt wurde. "Ich habe doch kein Recht darauf" sagte sie. Im gleichen Augenblick begannen ihr die Tränen aus den Augen zu stürzen. Ulrich bekam beinahe auch feuchte Augen. "Du weißt doch, wie so etwas kommt" ↓ Nein.Beschluß: s. nächste Seite : Aufbau ↑ mit Einbeziehung ↓ Besser: U Ulrich
. bleibt zurück. Gesättigt wie ein Raubtier /besser: Wie er sich selbst sagt: wie ein Hund, der ein Huhn zerrissen hat u. den einerseits das Gewissen drückt, anderseits die Befriedigung eines tiefen Instinktes wohlig durchherrscht /Ev eventuell : Reue ist nichts anderes als der Sturz eines dominierenden Affekts durch den mit ihm rivalisierenden /Er ist also disponiert zur Reue. Ag Agathe
. kommt. Auch sie hat genug von Ld Lindner, August
. ( P Hirsch, Korporal
. ist wahrscheinlich vorangegangen: Grund s. Schm M-K-II Reihe S 1 "? ?") Sie findet U Ulrich
. noch in dem Zimmer, wo er mit Bo Bonadea
saß u setzt sich neben ihn.

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben
Maße: 210x329mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Studienblatt
Tinte schwarz
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 7 | Stufe 8

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_64

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