Loading...
Auszug des aktuellen Inhalts in TEI XML
Laden...

Stumm von Bordwehr stützte den Säbel gegen den Stein der Stufe und machte mit der Rechten eine wortzerschneidende Gebärde "Lieber Freund, du irrst! Du irrst durch Abgründe!" rief er heiter aus. "Und an der einfachen Wahrheit gehst du blind vorbei! fügte er hinzu Also zunächst: Ich habe dir wirklich nur aus reiner Gefälligkeit den Auftrag des Leinsdorf ausgerichtet –" "Offiziersehrenwort?" "Wenn du mich an den spartanischen ErnstPflichten meines Berufs erinnerst, so läufst du Gefahr, daß ich lüge; denn ich könnte das ja zur Deckung einer höheren Pflichtum der höhern Ehre willen tun müssen" sagte der General würdig. "Aber ich gebe dir mein Privatehrenwort." "Dann teile mir, bitte, ehrlich mit, was vor sich geht." "DasDiese Aufgabe ist für mich furchtbar einfach" erwiderte Stumm: "Ich weiß es nicht!" "Aber du hast doch einen Auftrag?!" "Den werde ich dir auch ohneweiters anvertraun. Aber es ist ein Teilauftrag. Ein Auftragerl. Ich bin ein Rädchen. Ein Fädchen. Eine Amorette, in deren Köcher nur ein einziger Pfeil ist. Weißt du, es ist mir nicht unbekannt, daß die Welt auch ohne einen weitergeht: aber ich habätte nicht gedacht, daß ein kluger Mann, wie du, so raschweit hinter ihrer Entwicklung zurückbleibt, wenn er sich ein paar Wochen lang nicht um sie gekümmert hat; darüber müßte man direkt einen Aufsatz verfassen lassen! Und um es dir zu sagen, was du dir doch wirklich selbst sagen könntest: Das alles Entscheidende liegt einfach darin, daß die Parallelaktion jetzt nicht mehr ein Privat= und Familienunternehmen ist, sondern eine Staatsaktion. Bitte, präge dir ein: Internationale Staatsaktion von hervorragender Ordnung!" Ulrich fühlte die Richtigkeit, aber er blieb mißtrauisch. "Irgendwer muß also auch jetzt das Heft in der Hand haben?" fragte er. "NatürlichWahrscheinlich der Außenminister." "Und damit Tuzzi?" "WahrscheinlichVermutlich. Ich weiß es nicht. Man erfährt vondurch ihmn noch weniger als sonst. Er hat jetzt kolossal die Hosen an!" Ulrich mußte an Diotima denken und lächelte. "Was macht sie?" fragte er. "Ist sie nun von ihrem Gattenihm hingerissen?"

Was sie macht? Einen gereizten Eindruck!" Dann aber fügt er hinzu: Manchmal ..
"Sie macht eher einen gedrücktengedemütigten Eindruck" berichtete Stumm, und selbstlos fügte er hinzu: "Sie ist übrigens ganz reizend in ihrer Hilflosigkeit! Das sollte ich dir freilich nicht verraten, denn ich habe entschieden mehr Chance, wenn du nicht da bist!" Ulrich legte ihm die Hand auf die Schulter: "Ich wiederhole dir, daß zwischen ihr und mir nicht das geringste vorgefallen ist, noch vorfallen

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 210x340mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Neuansätze | 47Wandel unter Menschen | Stufe 2 | Druckfahnen-Kapitel | 51Große Veränderungen | Stufe 1
Siglen
Loading...
Auszug des aktuellen Inhalts in TEI XML
Laden...

Stumm von Bordwehr stützte den Säbel gegen den Stein der Stufe und machte mit der Rechten eine wortzerschneidende Gebärde "Lieber Freund, du irrst! Du irrst durch Abgründe!" rief er heiter aus. "Und an der einfachen Wahrheit gehst du blind vorbei! fügte er hinzu Also zunächst: Ich habe dir wirklich nur aus reiner Gefälligkeit den Auftrag des Leinsdorf ausgerichtet –" "Offiziersehrenwort?" "Wenn du mich an den spartanischen ErnstPflichten meines Berufs erinnerst, so läufst du Gefahr, daß ich lüge; denn ich könnte das ja zur Deckung einer höheren Pflichtum der höhern Ehre willen tun müssen" sagte der General würdig. "Aber ich gebe dir mein Privatehrenwort." "Dann teile mir, bitte, ehrlich mit, was vor sich geht." "DasDiese Aufgabe ist für mich furchtbar einfach" erwiderte Stumm: "Ich weiß es nicht!" "Aber du hast doch einen Auftrag?!" "Den werde ich dir auch ohneweiters anvertraun. Aber es ist ein Teilauftrag. Ein Auftragerl. Ich bin ein Rädchen. Ein Fädchen. Eine Amorette, in deren Köcher nur ein einziger Pfeil ist. Weißt du, es ist mir nicht unbekannt, daß die Welt auch ohne einen weitergeht: aber ich habätte nicht gedacht, daß ein kluger Mann, wie du, so raschweit hinter ihrer Entwicklung zurückbleibt, wenn er sich ein paar Wochen lang nicht um sie gekümmert hat; darüber müßte man direkt einen Aufsatz verfassen lassen! Und um es dir zu sagen, was du dir doch wirklich selbst sagen könntest: Das alles Entscheidende liegt einfach darin, daß die Parallelaktion jetzt nicht mehr ein Privat= und Familienunternehmen ist, sondern eine Staatsaktion. Bitte, präge dir ein: Internationale Staatsaktion von hervorragender Ordnung!" Ulrich fühlte die Richtigkeit, aber er blieb mißtrauisch. "Irgendwer muß also auch jetzt das Heft in der Hand haben?" fragte er. "NatürlichWahrscheinlich der Außenminister." "Und damit Tuzzi?" "WahrscheinlichVermutlich. Ich weiß es nicht. Man erfährt vondurch ihmn noch weniger als sonst. Er hat jetzt kolossal die Hosen an!" Ulrich mußte an Diotima denken und lächelte. "Was macht sie?" fragte er. "Ist sie nun von ihrem Gattenihm hingerissen?"

Was sie macht? Einen gereizten Eindruck!" Dann aber fügt er hinzu: Manchmal ..
"Sie macht eher einen gedrücktengedemütigten Eindruck" berichtete Stumm, und selbstlos fügte er hinzu: "Sie ist übrigens ganz reizend in ihrer Hilflosigkeit! Das sollte ich dir freilich nicht verraten, denn ich habe entschieden mehr Chance, wenn du nicht da bist!" Ulrich legte ihm die Hand auf die Schulter: "Ich wiederhole dir, daß zwischen ihr und mir nicht das geringste vorgefallen ist, noch vorfallen

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 210x340mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Neuansätze | 47Wandel unter Menschen | Stufe 2 | Druckfahnen-Kapitel | 51Große Veränderungen | Stufe 1
Siglen

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_27

Lizenzhinweis

Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

Links