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in der Halle auf den großen Stühlen niedergelassen. "Überzeugung wäre zuviel behauptet" entgegnetemeinte der General. "Aber der Kriegsminister hat mir diese feine Unterscheidung vorgehalten; und zwar schon damals, gleich am nächsten Tag nach dem Krakeel bei Tuzzis, und also ehe die Verschärfung durch den Leinsdorf hinzugekommen ist. 'Lieber Stumm,' hat er zu mir gesagt 'Du hättest eben vorher weggehen sollen!' und hat mir schon damals für alle Zukunft die größte Zurückhaltung anbefohlen.

Du mußt dich in derzivilistischer Gesellschaft vorsichtiger bewegen. Gn Stumm
zu KM Kriegsminister
: Ich habe es doch nicht wissen können KM Kriegsminister
: Du bist ein Philosoph! Ein Gn. muß vorher wissen Ich habe ihn nicht daran erinnern können, daß er es selbst auch nicht .. aber ich habe.
Ich habe natürlich nicht einwenden können, daß auch er erst nachher weggegangen ist, allerdings gleich. ; Aaber ich habe, was ich nur konnte, vomvon meinem Interesse für Zeitgeist und seinen widerspruchsvollen Exponenten gesprochen und von der notwendigen Ordnung des Gefühls und der Phantasie, na, so ähnlich, wie du das gesagt hast, und auch davon, daß der Zeitgeist einen Halt braucht: Mit einem Wort, ich habe ihm zu beweisen getrachtet gesucht, wie wichtig es ist, eine große Idee zu suchen und sich für sie zu begeistern, selbst wenn es vorderhand noch zwei Ideen sind, die einander widersprechen und in die Wut treibeneinen in Verlegenheit bringen. Aber eben darauf hat er mir das Zitierte erwidert, und nachträglichallmählichauf Umwegen komme ich darauf, wie treffend er das gesagt hatdaß ich Unrecht!? hat er mir wiederholt, daß ich zu philosophisch war u ich muß dir gestehn, es hat mir Eindruck gemacht! Denn .. Denn, bitte: wenn ich jetzt zu der Demonstration gegen den Leinsdorf zurückkehre und sie mir vorstelle, so könnte man sich versucht fühlen, sie einfach zu sagen so aufzufassen: Das Verhalten der Leute ist eben unlogisch gewesen, aber Logik ist auch
ein Offz Offizier, Offiziere . muß unlogisch denken können
nicht das, was die Welt vorwärts treibt, sondern das besorgen Leidenschaften, Einbildungen und so weiter, ; und in die muß man nun eine eigene Logik bringen.Sso hätten wir das doch gesagt, oder so ähnlich. Aber gerade das Gegenteil davon hätte der Kriegsminister gesagt, wenn er mir meine Nase nach der Leinsdorfgeschichte, und nicht schon nach der Tuzzigeschichte gegeben hätte. Denn, schau, beim Militär sagt man uns doch bei jeder Gelegenheit: ein Offizier muß logisch denken können. Logik ist geradezu das, was in unseren Augen den Militär vom Zivil unterscheidet. Aber meint man damit Vernunft? Nein. Vernunft hat der Feldrabbiner oder der Feldkurat oder einder Herr vom Kriegswissenschaftlichen Archiv. Aber Logik ist nicht Vernunft. Logik heißt: seibenimm dich konsequent, ohne Gefühl, ehrenvoll, rücksichtslos und laß dich durch nichts (von dem zivilistischen Gerede)irr irremachen; denn seit die Welt besteht, wird geredeteben von eiser eisernerimmer von der eisernen Logik regiert, wenn auch auf ihr, seit sie besteht, geredet wird. Das wäre im Geiste des Kriegsministers gesprochen gewesen, und du wirst zugeben, daß ich vieles davon schon immer in mir gehabt habe, denn es ist ja nichts als die alte bewährte Offiziers Soldatenmentalität; aber
sodaßmit der die .. Nase geholt hat in diese Erwiderung gestoßen
ich habe mich eben leider von meinem persönlichen Interesse für den Geist zu sehr zurückhalten lassen." "Also das hätte dir der Kriegsminister sagen können," wandte nun Ulrich endlich ein, den auch eine eigentümliche Teilnahme am Geiste bisher zurückgehalten hatte: "Aber was hat er dir denn dann nach der Leinsdorf=Geschichte wirklich gesagt?"
Aber was hat dir der Gn Stumm
.
Km Kriegsminister
.
dann nach der Ldf Graf Leinsdorf
. Geschichte gesagt?
Gn Stumm
: Nichts. Aber als auch noch der Friedenskongreß ... weggenommen!

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 209x340mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Neuansätze | 47Wandel unter Menschen | Stufe 2 | Druckfahnen-Kapitel | 53Die Referate D und L | Stufe 1
Siglen
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in der Halle auf den großen Stühlen niedergelassen. "Überzeugung wäre zuviel behauptet" entgegnetemeinte der General. "Aber der Kriegsminister hat mir diese feine Unterscheidung vorgehalten; und zwar schon damals, gleich am nächsten Tag nach dem Krakeel bei Tuzzis, und also ehe die Verschärfung durch den Leinsdorf hinzugekommen ist. 'Lieber Stumm,' hat er zu mir gesagt 'Du hättest eben vorher weggehen sollen!' und hat mir schon damals für alle Zukunft die größte Zurückhaltung anbefohlen.

Du mußt dich in derzivilistischer Gesellschaft vorsichtiger bewegen. Gn Stumm
zu KM Kriegsminister
: Ich habe es doch nicht wissen können KM Kriegsminister
: Du bist ein Philosoph! Ein Gn. muß vorher wissen Ich habe ihn nicht daran erinnern können, daß er es selbst auch nicht .. aber ich habe.
Ich habe natürlich nicht einwenden können, daß auch er erst nachher weggegangen ist, allerdings gleich. ; Aaber ich habe, was ich nur konnte, vomvon meinem Interesse für Zeitgeist und seinen widerspruchsvollen Exponenten gesprochen und von der notwendigen Ordnung des Gefühls und der Phantasie, na, so ähnlich, wie du das gesagt hast, und auch davon, daß der Zeitgeist einen Halt braucht: Mit einem Wort, ich habe ihm zu beweisen getrachtet gesucht, wie wichtig es ist, eine große Idee zu suchen und sich für sie zu begeistern, selbst wenn es vorderhand noch zwei Ideen sind, die einander widersprechen und in die Wut treibeneinen in Verlegenheit bringen. Aber eben darauf hat er mir das Zitierte erwidert, und nachträglichallmählichauf Umwegen komme ich darauf, wie treffend er das gesagt hatdaß ich Unrecht!? hat er mir wiederholt, daß ich zu philosophisch war u ich muß dir gestehn, es hat mir Eindruck gemacht! Denn .. Denn, bitte: wenn ich jetzt zu der Demonstration gegen den Leinsdorf zurückkehre und sie mir vorstelle, so könnte man sich versucht fühlen, sie einfach zu sagen so aufzufassen: Das Verhalten der Leute ist eben unlogisch gewesen, aber Logik ist auch
ein Offz Offizier, Offiziere . muß unlogisch denken können
nicht das, was die Welt vorwärts treibt, sondern das besorgen Leidenschaften, Einbildungen und so weiter, ; und in die muß man nun eine eigene Logik bringen.Sso hätten wir das doch gesagt, oder so ähnlich. Aber gerade das Gegenteil davon hätte der Kriegsminister gesagt, wenn er mir meine Nase nach der Leinsdorfgeschichte, und nicht schon nach der Tuzzigeschichte gegeben hätte. Denn, schau, beim Militär sagt man uns doch bei jeder Gelegenheit: ein Offizier muß logisch denken können. Logik ist geradezu das, was in unseren Augen den Militär vom Zivil unterscheidet. Aber meint man damit Vernunft? Nein. Vernunft hat der Feldrabbiner oder der Feldkurat oder einder Herr vom Kriegswissenschaftlichen Archiv. Aber Logik ist nicht Vernunft. Logik heißt: seibenimm dich konsequent, ohne Gefühl, ehrenvoll, rücksichtslos und laß dich durch nichts (von dem zivilistischen Gerede)irr irremachen; denn seit die Welt besteht, wird geredeteben von eiser eisernerimmer von der eisernen Logik regiert, wenn auch auf ihr, seit sie besteht, geredet wird. Das wäre im Geiste des Kriegsministers gesprochen gewesen, und du wirst zugeben, daß ich vieles davon schon immer in mir gehabt habe, denn es ist ja nichts als die alte bewährte Offiziers Soldatenmentalität; aber
sodaßmit der die .. Nase geholt hat in diese Erwiderung gestoßen
ich habe mich eben leider von meinem persönlichen Interesse für den Geist zu sehr zurückhalten lassen." "Also das hätte dir der Kriegsminister sagen können," wandte nun Ulrich endlich ein, den auch eine eigentümliche Teilnahme am Geiste bisher zurückgehalten hatte: "Aber was hat er dir denn dann nach der Leinsdorf=Geschichte wirklich gesagt?"
Aber was hat dir der Gn Stumm
.
Km Kriegsminister
.
dann nach der Ldf Graf Leinsdorf
. Geschichte gesagt?
Gn Stumm
: Nichts. Aber als auch noch der Friedenskongreß ... weggenommen!

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 209x340mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Neuansätze | 47Wandel unter Menschen | Stufe 2 | Druckfahnen-Kapitel | 53Die Referate D und L | Stufe 1
Siglen

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_29

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