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(Eventuell als neurer Abschnitt VI.)

Dominante: Gott hat nicht nur dieses Leben geschaffen. Vertrauen, daß es nicht das wahre ist. Agathe: Eine tiefe Depression schildern. Es ist, als ob ein geheimes Fach des Innern umgekehrt worden wäre, und sich ein noch nie gesehener

Also Ancona geht von Ag Agathe
. aus!
Inhalt darböte. – Alles ist verdunkelt. Wenig Ueberlegung, eigentlich ein Unvermögen, zu überlegen. Die Idee: ich muss mich töten, ist nur in der Form dieses Satzes da, unausgesprochen, unheimlich bewusst in ihrer Anwesenheit, füllt sie immer ausschliesslicher die dunkle Leere. Der Zustand ist unheimlich. Viel weniger frei von Todesfurcht, als es oft gesunde Augenblicke waren, in denen Ag Agathe
. an den Tod gedacht hatte. Und viel weniger schön; stumpf, farblos. Aber der Gedanke hat jetzt eine unheimlichefurchtbare Anziehungskraft. Sie beginnt ihre Angelegenheiten zu ordnen; es sind eigentlichkeine. Anders hat recht, wenn er kämpft und arbeitet, das gibt Inhalt; er istdoch wunderbar, so wie er ist – denkt sie. Dann: Er wird sich trösten. Ich hinterlasse niemande, der michbeweint.Lebenstraurigkeit. Das Fliessen des Bluts ist ein Weinen. Alles schlecht gemacht, ohne Kraft, halb; wie ein kleiner Papagei zwischen rohen Spatzen. – Unfähig der
Unfähig einfacher Gefühle: vorher bei Mg Meingast
. verwerten.
einfachen Gefühle. Vor ihrem Vater hatte sie Furcht gehabt; die gleiche, die sich oft in ihrem Leben wiederholte: sich nicht wehren zu können, weil die Abwehr zu Dingen führt, die einem ebenso gleichgültig sind.
A Ulrich
. in III.!
Die Liebe hat sie nie kennen gelernt, und die Suggestion, daß dies nun das Wichtigste sei; die Vorstellung eines Kindes, dieses Entzücken so vieler Frauen, ist ihr gleichgültig. Aber die Souveränität des Entschlusses. Wer das zu tun vermag, ist frei und niemand Rechenschaft schuldig. Die Welt wird ganz ruhig. Trotz ihrer Hast. Die wundersame Einsamkeit! Mit der man geboren ist.
Alle Dinge im Zimmer sind zum erstenmal Freunde; haben ernst ihren Platz eingenommen.
Sie hat sich vor langem eine Kapsel mit Cyankali verschafft; war ihr Halt in vielen Stunden. Schüttet zum erstenmal in ein Glas; die Flasche mit Wasser daneben. Beschreiben, wie das gemacht wird. Ev eventuell . Vertrauen, dass diese Welt, in der sich Ag Agathe
. unvollkommen fühlt, nicht die einzige ist. Im letzten Augenblick tritt A Ulrich
. ein. Ag Agathe
. hätte Abschied nehmen, pathetisch werden, erklären müssen. Oder aufspringen und ihm davonlaufen. Sie blickt ihn ratlos an, und er merkt in ihrem Gesicht die Verstörung. Der Funke springt auf ihn über. Heute bist Du mutlos.– Er versuchte noch, zu scherzen.– Ich habe wenigstens bloss auf ein Klavier geschossen. Töten wir uns .. sagte Ag Agathe
. Wir sind Unglückselige, welche das Gesetz einer anderen Welt in sichtragen , ohne es durchführen zu können! Wir lieben, was verboten ist, und werden uns nicht verteidigen. A Ulrich
. warf sich neben ihr nieder und umschlang sie. Wir werden uns vonnichts töten lassen, ehe wir nicht das versucht haben! Was? – Ag Agathe
. sah in zitternd an. Das verlorene Paradies! – A Ulrich
. lächelte. Gott hat ... ↓ ... WirGott hat ... A Ulrich
. lächelte. Das verlorene Paradies! – Wir
brauchen uns nicht zu fragen, ob das, was wir vorhaben, jede Probe aushält:
Nächstes Kapitel Hätten sie getan, was sie fühlten, so wäre in einer Stunde alles vorbei gewesen. So aber reisen sie
alles ist flüchtig und flüssig. Wer nicht ist, wie wir, wird unsnicht verstehn. Weil man nichts versteht, was man tun sieht oder tut,sondern nur, was man ist. Verstehst Du mich, meine Seele? Und wenn es misslingt, töten wir uns? Töten wir uns! – Stimmen in ihnen wie ein Chor himmlischer Stürme sangen. Tu, was Du fühlst ..!!Du hast mir den Entschluß gegeben

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 3-2: 1924 - April 1926
Zwillingsschwester-Elaborierungfsphase: Figurenname Anders; Siglen: a, A-Ag, Ag-Mg, Curr, M; Hefte: 21/131-136; 16/10-71 [Umfang: 393 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 3: Die Zwilllingsschwester
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt bräunlich
Maße: 211x337mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Typoskript
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 2
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Dominante: Gott hat nicht nur dieses Leben geschaffen. Vertrauen, daß es nicht das wahre ist. Agathe: Eine tiefe Depression schildern. Es ist, als ob ein geheimes Fach des Innern umgekehrt worden wäre, und sich ein noch nie gesehener

Also Ancona geht von Ag Agathe
. aus!
Inhalt darböte. – Alles ist verdunkelt. Wenig Ueberlegung, eigentlich ein Unvermögen, zu überlegen. Die Idee: ich muss mich töten, ist nur in der Form dieses Satzes da, unausgesprochen, unheimlich bewusst in ihrer Anwesenheit, füllt sie immer ausschliesslicher die dunkle Leere. Der Zustand ist unheimlich. Viel weniger frei von Todesfurcht, als es oft gesunde Augenblicke waren, in denen Ag Agathe
. an den Tod gedacht hatte. Und viel weniger schön; stumpf, farblos. Aber der Gedanke hat jetzt eine unheimlichefurchtbare Anziehungskraft. Sie beginnt ihre Angelegenheiten zu ordnen; es sind eigentlichkeine. Anders hat recht, wenn er kämpft und arbeitet, das gibt Inhalt; er istdoch wunderbar, so wie er ist – denkt sie. Dann: Er wird sich trösten. Ich hinterlasse niemande, der michbeweint.Lebenstraurigkeit. Das Fliessen des Bluts ist ein Weinen. Alles schlecht gemacht, ohne Kraft, halb; wie ein kleiner Papagei zwischen rohen Spatzen. – Unfähig der
Unfähig einfacher Gefühle: vorher bei Mg Meingast
. verwerten.
einfachen Gefühle. Vor ihrem Vater hatte sie Furcht gehabt; die gleiche, die sich oft in ihrem Leben wiederholte: sich nicht wehren zu können, weil die Abwehr zu Dingen führt, die einem ebenso gleichgültig sind.
A Ulrich
. in III.!
Die Liebe hat sie nie kennen gelernt, und die Suggestion, daß dies nun das Wichtigste sei; die Vorstellung eines Kindes, dieses Entzücken so vieler Frauen, ist ihr gleichgültig. Aber die Souveränität des Entschlusses. Wer das zu tun vermag, ist frei und niemand Rechenschaft schuldig. Die Welt wird ganz ruhig. Trotz ihrer Hast. Die wundersame Einsamkeit! Mit der man geboren ist.
Alle Dinge im Zimmer sind zum erstenmal Freunde; haben ernst ihren Platz eingenommen.
Sie hat sich vor langem eine Kapsel mit Cyankali verschafft; war ihr Halt in vielen Stunden. Schüttet zum erstenmal in ein Glas; die Flasche mit Wasser daneben. Beschreiben, wie das gemacht wird. Ev eventuell . Vertrauen, dass diese Welt, in der sich Ag Agathe
. unvollkommen fühlt, nicht die einzige ist. Im letzten Augenblick tritt A Ulrich
. ein. Ag Agathe
. hätte Abschied nehmen, pathetisch werden, erklären müssen. Oder aufspringen und ihm davonlaufen. Sie blickt ihn ratlos an, und er merkt in ihrem Gesicht die Verstörung. Der Funke springt auf ihn über. Heute bist Du mutlos.– Er versuchte noch, zu scherzen.– Ich habe wenigstens bloss auf ein Klavier geschossen. Töten wir uns .. sagte Ag Agathe
. Wir sind Unglückselige, welche das Gesetz einer anderen Welt in sichtragen , ohne es durchführen zu können! Wir lieben, was verboten ist, und werden uns nicht verteidigen. A Ulrich
. warf sich neben ihr nieder und umschlang sie. Wir werden uns vonnichts töten lassen, ehe wir nicht das versucht haben! Was? – Ag Agathe
. sah in zitternd an. Das verlorene Paradies! – A Ulrich
. lächelte. Gott hat ... ↓ ... WirGott hat ... A Ulrich
. lächelte. Das verlorene Paradies! – Wir
brauchen uns nicht zu fragen, ob das, was wir vorhaben, jede Probe aushält:
Nächstes Kapitel Hätten sie getan, was sie fühlten, so wäre in einer Stunde alles vorbei gewesen. So aber reisen sie
alles ist flüchtig und flüssig. Wer nicht ist, wie wir, wird unsnicht verstehn. Weil man nichts versteht, was man tun sieht oder tut,sondern nur, was man ist. Verstehst Du mich, meine Seele? Und wenn es misslingt, töten wir uns? Töten wir uns! – Stimmen in ihnen wie ein Chor himmlischer Stürme sangen. Tu, was Du fühlst ..!!Du hast mir den Entschluß gegeben

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 3-2: 1924 - April 1926
Zwillingsschwester-Elaborierungfsphase: Figurenname Anders; Siglen: a, A-Ag, Ag-Mg, Curr, M; Hefte: 21/131-136; 16/10-71 [Umfang: 393 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 3: Die Zwilllingsschwester
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt bräunlich
Maße: 211x337mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Typoskript
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 2

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_60

Lizenzhinweis

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