Loading...
Auszug des aktuellen Inhalts in TEI XML
Laden...
s3+
A. – Ag. V.
und VI.

Reaktion auf Mg. IV., // Parallelaktion, Parallele, parallel und Testament. In der // Parallelaktion, Parallele, parallel haben sich alle für Arnh Arnheim, Dr. Paul von
. erklärt. Clarisse hat Ld Lindner, August
. bevorzugt. A Ulrich
. kam erbittert nachhaus. Von jener Ohnmacht angestarrt, welcher Archimedes klassischen Ausdruck geliehen hat, als er gegenüber der Vollendung einer unzureichenden Welt auch nicht ein Punkt bleibt, um dort einen Widerstand ansetzen zu können. Er fühlte: Sie tun ja alle das, was ich will, bloss tun sie es schlecht. Sie verstehen mich nicht einmal soweit, dass sie mir widersprechen würden; sie glauben, dass ich das sage, was sie auch sagen, bloss schlechter. Man bekommt nervöses Erbrechen, wenn man mit ihnen spricht. Sie haben Güte, Liebe, Seele; kleingehackt und mit grösseren Mengen des Gegenteils vermischt; das erhält sie gesund und macht sie zu Idealisten, während ich an den Rand des Absurden und Verbrecherischen gerate. Ach, wie unerträglich sie sind, diese Quatschköpfe bei Diotima! Aber es wäre ebensogrosser Unsinn, sich nicht einzugestehn, dass es vieleMenschen gibt, die es ebenso fühlen wie ich und für besseresleisten: Weshalb fühle ich mich so ausgeschlossen? Er ging bei Ag Agathe
. durch und gleich in sein Zimmer. In seinem Gesicht spiegelte sich die Anstrengung und das Schweigen eines schweren Kampfes. Gläubige Menschen hadern mit Gott , wenn sie die Einsamkeit zwischen ihren Mitmenschen zu fühlen bekommen; ungläubige lernen ihn da erstkennen . Wenn es möglich wäre, ins leere, kühle Weltallhinauszurennen , dies wäre der rechte Ausdruck für die Verzweiflung, den Zorn und das ungestillte Temperament von A. gewesen. Seine Flammen waren zurückgeschlagen und brannten nach innen. Er erstickte fast daran. Plötzlich hielt er ein. Er nahm Papier und Bleistift, die unter dem Haufen beschriebener Zettel auf dem Tisch lagen, und schrieb einen Gedanken auf. Las ihn durch, ging auf und ab, las nochmals, setzte etwas hinzu. Es steckt keine Notwendigkeit dahinter! – Dies war der erste Gedanke, der, noch unklar, alles enthielt. – Diese Welt ist nur einer vonunzähligen möglichen Versuchen? Dann: Es gibt in der Mathematik Aufgaben, welche keine allgemeinenLösung zulassen, sondern nur fallweise Lösungen zulassen. Aber unter bestimmten Bedingungen werden diese Teillösungen zu relativen Totallösungen zusammengefasst: So gibt Gott Teillösungen, das sind die schöpferischen Menschen; sie widersprechen einander; wir sindverurteilt, immer wieder daraus eine relative Totale zu bilden, diekeinem entspricht! Endlich: Ich werde wie flüssiges Erz in die Form gegossen , welche die Welt in der Zeit meines Lebens ausgebildet hat. Deshalb bin ich nie ganz das, was ich tue und denke. Deshalb bleibt dieses mir immer

: Ohne Überlegung handeln: denn "ein Mann kommt nie weiter, als wenn er nicht weiß, wohin er geht. (E 6)
fremd. Eine versuchte Gestalt in einer versuchten Gestalt derGesamtheit . Als er diesen letzten Gedanken überlas, zerriss er den Zettel und trat bei Agathe ein; denn dann gibt es nur eines: nicht auf die schlechten Meister hören, welche nach Gottes Plan wie für die Ewigkeit eines seiner Leben errichtet haben, sondern sich demütig und trotzig ihm selbst anvertraun.

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 3-2: 1924 - April 1926
Zwillingsschwester-Elaborierungfsphase: Figurenname Anders; Siglen: a, A-Ag, Ag-Mg, Curr, M; Hefte: 21/131-136; 16/10-71 [Umfang: 393 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 3: Die Zwilllingsschwester
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt bräunlich
Maße: 211x337mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Typoskript
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 2
Loading...
Auszug des aktuellen Inhalts in TEI XML
Laden...
s3+
A. – Ag. V.
und VI.

Reaktion auf Mg. IV., // Parallelaktion, Parallele, parallel und Testament. In der // Parallelaktion, Parallele, parallel haben sich alle für Arnh Arnheim, Dr. Paul von
. erklärt. Clarisse hat Ld Lindner, August
. bevorzugt. A Ulrich
. kam erbittert nachhaus. Von jener Ohnmacht angestarrt, welcher Archimedes klassischen Ausdruck geliehen hat, als er gegenüber der Vollendung einer unzureichenden Welt auch nicht ein Punkt bleibt, um dort einen Widerstand ansetzen zu können. Er fühlte: Sie tun ja alle das, was ich will, bloss tun sie es schlecht. Sie verstehen mich nicht einmal soweit, dass sie mir widersprechen würden; sie glauben, dass ich das sage, was sie auch sagen, bloss schlechter. Man bekommt nervöses Erbrechen, wenn man mit ihnen spricht. Sie haben Güte, Liebe, Seele; kleingehackt und mit grösseren Mengen des Gegenteils vermischt; das erhält sie gesund und macht sie zu Idealisten, während ich an den Rand des Absurden und Verbrecherischen gerate. Ach, wie unerträglich sie sind, diese Quatschköpfe bei Diotima! Aber es wäre ebensogrosser Unsinn, sich nicht einzugestehn, dass es vieleMenschen gibt, die es ebenso fühlen wie ich und für besseresleisten: Weshalb fühle ich mich so ausgeschlossen? Er ging bei Ag Agathe
. durch und gleich in sein Zimmer. In seinem Gesicht spiegelte sich die Anstrengung und das Schweigen eines schweren Kampfes. Gläubige Menschen hadern mit Gott , wenn sie die Einsamkeit zwischen ihren Mitmenschen zu fühlen bekommen; ungläubige lernen ihn da erstkennen . Wenn es möglich wäre, ins leere, kühle Weltallhinauszurennen , dies wäre der rechte Ausdruck für die Verzweiflung, den Zorn und das ungestillte Temperament von A. gewesen. Seine Flammen waren zurückgeschlagen und brannten nach innen. Er erstickte fast daran. Plötzlich hielt er ein. Er nahm Papier und Bleistift, die unter dem Haufen beschriebener Zettel auf dem Tisch lagen, und schrieb einen Gedanken auf. Las ihn durch, ging auf und ab, las nochmals, setzte etwas hinzu. Es steckt keine Notwendigkeit dahinter! – Dies war der erste Gedanke, der, noch unklar, alles enthielt. – Diese Welt ist nur einer vonunzähligen möglichen Versuchen? Dann: Es gibt in der Mathematik Aufgaben, welche keine allgemeinenLösung zulassen, sondern nur fallweise Lösungen zulassen. Aber unter bestimmten Bedingungen werden diese Teillösungen zu relativen Totallösungen zusammengefasst: So gibt Gott Teillösungen, das sind die schöpferischen Menschen; sie widersprechen einander; wir sindverurteilt, immer wieder daraus eine relative Totale zu bilden, diekeinem entspricht! Endlich: Ich werde wie flüssiges Erz in die Form gegossen , welche die Welt in der Zeit meines Lebens ausgebildet hat. Deshalb bin ich nie ganz das, was ich tue und denke. Deshalb bleibt dieses mir immer

: Ohne Überlegung handeln: denn "ein Mann kommt nie weiter, als wenn er nicht weiß, wohin er geht. (E 6)
fremd. Eine versuchte Gestalt in einer versuchten Gestalt derGesamtheit . Als er diesen letzten Gedanken überlas, zerriss er den Zettel und trat bei Agathe ein; denn dann gibt es nur eines: nicht auf die schlechten Meister hören, welche nach Gottes Plan wie für die Ewigkeit eines seiner Leben errichtet haben, sondern sich demütig und trotzig ihm selbst anvertraun.

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 3-2: 1924 - April 1926
Zwillingsschwester-Elaborierungfsphase: Figurenname Anders; Siglen: a, A-Ag, Ag-Mg, Curr, M; Hefte: 21/131-136; 16/10-71 [Umfang: 393 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 3: Die Zwilllingsschwester
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt bräunlich
Maße: 211x337mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Typoskript
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 2

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_61

Lizenzhinweis

Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

Links