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II.Teil 1)
Schließlich saßen sie eine Weile, hielten sich bei an den Händen u trauten sich nichts mehrweder etwas zu sagen, noch zu tun. Es war ganz dunkel geworden.
Ist das nicht eine Wiederholung der Mondnachtszene?
Ag Agathe
. fühlte eine Verlockung sich auszukleiden, ohne ein Wort zu sprechen. Vielleicht lockte das Dunkel auch U. Ulrich
zu ihr hinüberzukriechen oder etwas ähnliches zu tun. Beide wehrten sich gegen diese Handlungstypen formende Kraft der Geschlechtslust (od. so ähnl ähnlich .) Hätten sie es nicht getan, so .. alles vorbei ... / Wo?
Konv. S 2
Aber Ag Agathe
. fragte sich: Warum geschieht nichts? /Warum nicht ...?: etwas aus dem Paradiesgespräch, gewissermaßen: warum versucht er es nicht!/ Und als es nicht geschah, fragte sie ihren Bruder: willst du jetzt nicht Licht machen? U. Ulrich
zögerte. Aber dann machte er aus Furcht Licht. Und es stellte sich heraus, daß er etwas vergessen hatte, das er selbst besorgen mußte. Es war einleuchtend, daß er es besorgen mußte u sollte höchstens dreiviertel Stunde dauern, u Ag Agathe
. redete ihm selbst zu, es zu tun. Er hatte jemand, der wichtig war, einen Bescheid versprochen, u telef. ließ sich das nicht machen. So zog sich das natürliche Leben bis in diese Stunde hinein, u es war eben das natürliche Leben, u nachdem sie sich getrennt hatten, wurden beide traurig. U. Ulrich
wurde so traurig, daß er beinahe umgekehrt wäre, doch fuhr er weiter;
Pierrot: Schm M K II Reihe S 1 -
Ag Agathe
. dagegen wurde so traurig, wie sie es noch nie in ihrem Leben gewesen war.
Das u Selbstmordbeschluß, ist es nicht nur so markiert u. in Wahrheit Abtun des früheren Lebens?! s. auch u.
Im Gegensatz zu allem anderen kam ihr diese Trauer geradezu unnatürlich vor; sie erschrack und spürte sogar ein neugieriges Staunen. Dies Unnatürliche war eine besondere Eigenheit. Soweit diese Trauer überhaupt für etwas anderes neben sich Platz ließ; gleichsam wie einen Schimmer an ihrem Rand. Tiefste Trauer ist überdies nicht schwarz, sondern dunkelgrün oder dunkelblau u. hat die Weichheit des Samtes; sie ist nicht sowohl Vernichtung als vielmehr eine seltene positive Qualität. Dieses tiefe Glück in der Trauer,spürte Ag Agathe
sofort. Dessen Ursprung
Dessen Ursprung spürte Ag Agathe
sofort.
das Ag Agathe
. sofort spürte, hat seinen Ursprung wahrscheinlich darin,indarin /in/ /der Verwandtschaft von Eingeistigkeit u. Begeisterung II R Fr 27, S 8, 599/
/Das berührt auch
← Vielleicht aber schon U Ulrich
. in Mus Museum .!
die Paradoxien der Ordnung – ev eventuell . Gn Stumm
. – daß rationale O Ordnung . dürftig ist, emotionale Einheitlichkeit aber meniokalisch. Das eine ist Gefühlsarmut, das andere Übergewicht
← ? U Ulrich
- Gn Stumm
?
/
daß mit der ausschließlichen Herrschaft jedes einzelnen Gefühls das Glück verbunden ist, von allen Widersprüchen u. Unentschlossenheiten nicht auf dieeine kalte, pedantische unpersönliche! Weise wie durch die Vernunft, sondern großmütig befreit zu sein. In jedem groß gewordenen Mut u Unmut steckt die Qualität des Großmuts. Ohne einen Augenblick überlegen zu müssen, erinnerte sich Ag Agathe
., wo sie ihr Gift bewahre, u. stand auf, es zu holen.
Zieht sich um! Vgl. II 304/5.
Die Möglichkeit, das Leben mit seinen Ambivalenzen zu beenden, befreit die in ihm innewohnende Freude. Ag Agathe
's.Trauer wurde in einer ihr kaum begreiflichen Weise heiter. /während sie das Gift, wie es die Vorschrift verlangte, in ein Glas Wasser schüttete. /als sie das Gift vor sich auf einen Tisch legte. Sie holte ein Glas u eine Flasche Wasser u stellte sie daneben. Auf das natürlichste schied sich ihre Zukunft in die beiden Möglichkeiten, sich zu töten oder das 1000j R Tausendjähriges Reich . zu erreichen, u. nachdem das zweite nicht mehr gelang, blieb nur das erste übrig. Es kam der Abschied. Ag Agathe
. war viel zu jung, um ganz ohne Pathetik aus dem Leben scheiden zu können, u. sie recht zu verstehn, darf auch nicht verschwiegen werden, daß ihr Entschluß affektiv nicht genug fixiert war: ihre Verzweiflung war nicht ausweglos, nicht das Zusammenbrechen nach allen Versuchen, es gab für sie, wenn er auch im Augenblick verlegtverdunkelt erschien, immer noch einen zweiten Weg. Ihr Abschied von der Welt war anfangs bewegt wie eine Abreise. Zum
Geist der F. weg ↓
erstenmal erschienen ihr alle Figuren, die ihr darin begegnet waren, in Ordnung, jetzt, wo sie gar nichts mehr mit ihnen zu tun haben sollte... als etwas, das sich in Ordnung befand ... damit zu tun .. In der Hauptsache weiter nach M. in Konv Konvolut . d.h. auch mit Veränderungen ihres Zustands. Dazu aber zur Wahl: Sie mag schlecht, verbrecherisch, psychopathisch handeln: in einer andern Welt wäre das gut.
Abneigung geg. die Kategorien der Welt: IE 4r → 4ff/s3+1 Schluß
Sie ist unter einer anderen Geistesrasse umhergegangen. (Wenn letzteres nicht später U Ulrich
. od. Mus Museum .) (nach Fr 5 Blge 1)
Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben kariert
Maße: 211x331mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Studienblatt
Tinte schwarz
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 9
Siglen
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II.Teil 1)
Schließlich saßen sie eine Weile, hielten sich bei an den Händen u trauten sich nichts mehrweder etwas zu sagen, noch zu tun. Es war ganz dunkel geworden.
Ist das nicht eine Wiederholung der Mondnachtszene?
Ag Agathe
. fühlte eine Verlockung sich auszukleiden, ohne ein Wort zu sprechen. Vielleicht lockte das Dunkel auch U. Ulrich
zu ihr hinüberzukriechen oder etwas ähnliches zu tun. Beide wehrten sich gegen diese Handlungstypen formende Kraft der Geschlechtslust (od. so ähnl ähnlich .) Hätten sie es nicht getan, so .. alles vorbei ... / Wo?
Konv. S 2
Aber Ag Agathe
. fragte sich: Warum geschieht nichts? /Warum nicht ...?: etwas aus dem Paradiesgespräch, gewissermaßen: warum versucht er es nicht!/ Und als es nicht geschah, fragte sie ihren Bruder: willst du jetzt nicht Licht machen? U. Ulrich
zögerte. Aber dann machte er aus Furcht Licht. Und es stellte sich heraus, daß er etwas vergessen hatte, das er selbst besorgen mußte. Es war einleuchtend, daß er es besorgen mußte u sollte höchstens dreiviertel Stunde dauern, u Ag Agathe
. redete ihm selbst zu, es zu tun. Er hatte jemand, der wichtig war, einen Bescheid versprochen, u telef. ließ sich das nicht machen. So zog sich das natürliche Leben bis in diese Stunde hinein, u es war eben das natürliche Leben, u nachdem sie sich getrennt hatten, wurden beide traurig. U. Ulrich
wurde so traurig, daß er beinahe umgekehrt wäre, doch fuhr er weiter;
Pierrot: Schm M K II Reihe S 1 -
Ag Agathe
. dagegen wurde so traurig, wie sie es noch nie in ihrem Leben gewesen war.
Das u Selbstmordbeschluß, ist es nicht nur so markiert u. in Wahrheit Abtun des früheren Lebens?! s. auch u.
Im Gegensatz zu allem anderen kam ihr diese Trauer geradezu unnatürlich vor; sie erschrack und spürte sogar ein neugieriges Staunen. Dies Unnatürliche war eine besondere Eigenheit. Soweit diese Trauer überhaupt für etwas anderes neben sich Platz ließ; gleichsam wie einen Schimmer an ihrem Rand. Tiefste Trauer ist überdies nicht schwarz, sondern dunkelgrün oder dunkelblau u. hat die Weichheit des Samtes; sie ist nicht sowohl Vernichtung als vielmehr eine seltene positive Qualität. Dieses tiefe Glück in der Trauer,spürte Ag Agathe
sofort. Dessen Ursprung
Dessen Ursprung spürte Ag Agathe
sofort.
das Ag Agathe
. sofort spürte, hat seinen Ursprung wahrscheinlich darin,indarin /in/ /der Verwandtschaft von Eingeistigkeit u. Begeisterung II R Fr 27, S 8, 599/
/Das berührt auch
← Vielleicht aber schon U Ulrich
. in Mus Museum .!
die Paradoxien der Ordnung – ev eventuell . Gn Stumm
. – daß rationale O Ordnung . dürftig ist, emotionale Einheitlichkeit aber meniokalisch. Das eine ist Gefühlsarmut, das andere Übergewicht
← ? U Ulrich
- Gn Stumm
?
/
daß mit der ausschließlichen Herrschaft jedes einzelnen Gefühls das Glück verbunden ist, von allen Widersprüchen u. Unentschlossenheiten nicht auf dieeine kalte, pedantische unpersönliche! Weise wie durch die Vernunft, sondern großmütig befreit zu sein. In jedem groß gewordenen Mut u Unmut steckt die Qualität des Großmuts. Ohne einen Augenblick überlegen zu müssen, erinnerte sich Ag Agathe
., wo sie ihr Gift bewahre, u. stand auf, es zu holen.
Zieht sich um! Vgl. II 304/5.
Die Möglichkeit, das Leben mit seinen Ambivalenzen zu beenden, befreit die in ihm innewohnende Freude. Ag Agathe
's.Trauer wurde in einer ihr kaum begreiflichen Weise heiter. /während sie das Gift, wie es die Vorschrift verlangte, in ein Glas Wasser schüttete. /als sie das Gift vor sich auf einen Tisch legte. Sie holte ein Glas u eine Flasche Wasser u stellte sie daneben. Auf das natürlichste schied sich ihre Zukunft in die beiden Möglichkeiten, sich zu töten oder das 1000j R Tausendjähriges Reich . zu erreichen, u. nachdem das zweite nicht mehr gelang, blieb nur das erste übrig. Es kam der Abschied. Ag Agathe
. war viel zu jung, um ganz ohne Pathetik aus dem Leben scheiden zu können, u. sie recht zu verstehn, darf auch nicht verschwiegen werden, daß ihr Entschluß affektiv nicht genug fixiert war: ihre Verzweiflung war nicht ausweglos, nicht das Zusammenbrechen nach allen Versuchen, es gab für sie, wenn er auch im Augenblick verlegtverdunkelt erschien, immer noch einen zweiten Weg. Ihr Abschied von der Welt war anfangs bewegt wie eine Abreise. Zum
Geist der F. weg ↓
erstenmal erschienen ihr alle Figuren, die ihr darin begegnet waren, in Ordnung, jetzt, wo sie gar nichts mehr mit ihnen zu tun haben sollte... als etwas, das sich in Ordnung befand ... damit zu tun .. In der Hauptsache weiter nach M. in Konv Konvolut . d.h. auch mit Veränderungen ihres Zustands. Dazu aber zur Wahl: Sie mag schlecht, verbrecherisch, psychopathisch handeln: in einer andern Welt wäre das gut.
Abneigung geg. die Kategorien der Welt: IE 4r → 4ff/s3+1 Schluß
Sie ist unter einer anderen Geistesrasse umhergegangen. (Wenn letzteres nicht später U Ulrich
. od. Mus Museum .) (nach Fr 5 Blge 1)
Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Datierung
Datierungsabschnitt 7-3: März 1934 - Mitte 1934
Notizen zur Reinschrift: NR 1-15 + dazugehörige Entwürfe H-Zweitfassung [Umfang: 216 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben kariert
Maße: 211x331mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Studienblatt
Tinte schwarz
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Agathe | Krisis und Entscheidung | Stufe 9
Siglen

Signatur: Cod. Ser. n. 15068

29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute

Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_66

Lizenzhinweis

Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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