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32 j 33 / II Blge a
Über Herde, Ursprünge u. Ursachen

Es darf ... Blge b, 1 gleichzeitig.

Liebhaber kurzer oder gar keiner Betrachtungen werdenNun werden allerdings ungeduldig erwidern, daßdoch, .. Blge b, 2seiwäre; Geduld, daraus ergeben sich viel größere VerwicklungenWortläufigkeiten! Denn gesetzt, es wolle dann ungefähr ... Ursache, so weiß man zwar, daß der Ursprung alles Menschlichen Adam u. Eva sind, aber anderseits hat man nichts davon, denn was ist dannjetzt der Ursprung seiner Verschiedenheiten? An jenem Abend, der vielerlei Leute versammelte, würde zb. HS. - und er war nicht der einzige seiner Art, im Gegenteil, es hatte ein leichter Andrang national gesinnter Männer an die //

Abkürzung im Nachlass: //-Aktion | // die ›Große Vaterländische Aktion‹ im ›Mann ohne Eigenschaften‹, die in Wien zum 70-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs am 2. Dezember 1918 in Konkurrenz zum 30-jährigen Regierungsjubiläum des deutschen Kaisers Wilhelm II. abgehalten werden soll und um deren Vorbereitung sich die ›Geschehnisse‹ im Salon von Ermelinda Tuzzi alias Diotima ranken. [Siehe: Kapitel 1/19]

stattgefunden - darauf geantwortet haben: die Rasse. Sein zukünftiger Schwiegervater, Bankprokurist mit dem Titel Direktor der Lt. Bank. L.F. Fischel
würde darauf geantwortet haben: das Verdienst, das heißt, die Menschen seien nach Verdienst verschieden, ohne allerdings genau angeben zu können, was er darunter verstehe; es war eine aus Erinnerungen an wirtschaftlicher und moralischer Prosperität gemischte Vorstellung. Seine Erlaucht Leinsdorf
endlich, die sich auch wirklich zu dieser Frage, u. zw. Ulrich Ulrich
gegenüber, mit einigen Worten äußerte, meinte: "Einen 'Ursprung' haben überhaupt nur /höchstens/ alte adelige Familien, wenn sie durch fünf, sechs Jahrhunderte in gerader Linie auf einen bestimmten Mann zurückgehen und dazwischen sich ihrem Stand entsprechend gehalten haben. Wozu brauchen die Bürgerlichen plötzlich einen Ursprung? Bisher haben sie sich darüber aufgehalten, daß wir von einem Kämmerer 16 adelige Ahnen verlangen, daß es eine Arroganz sein soll, und jetzt leiten sie sich selbst von den Germanen und Urslawen ab. Da muß ich schon sagen, was mehr als 16 ist, halte ich einfach für einen Snobismus!"

Seine Erl. war gereizt. Alle waren an diesem Abend gereizt.

Seine Erl. war gereizt durch das Eindringen .. 3 Grad hatte dulden müssen. Es widersprach seiner Konzeption, daß zu einem einheitlichen Staat ein einheitliches Staatsvolk gehöre, zu einer Doppelmonarchie also höchstens 2, Österreicher u Magyaren. Die Neugekommenen waren gereizt, teils weil sie in den Vorgängen der letzten Zeit einen panslawigermanistischen Vorstoß witterten, teils weil sie darin eine panslawistischen witterten.AbervVerschiedene politische u gesellschaftliche Rücksichten hatten ihn Gf L Leinsdorf
dazu gezwungen, mit denden Kreis der Einladungen in dieser Richtungtrotzdem auszudehnen. "Es schade doch nichts" hatten ihm seine politischen Freunde geraten, wer nimmt denn das ernst, was einer in einer Rede sagt; heute ist nun einmal modern, daß man nicht mehr von Humanität und solchen ausländischen Revolutionstugendenbegriffen spricht, wenn man die Kuh handelt, sondern von ihrer Rasse!" Aber Graf Leinsdorf Leinsdorf
war ein Mann von schwer zu beugenden Grundsätzen, und was er im Vorbeigehn an Gesprächen an diesem Abend hören mußte, ärgerte ihn sehr.

Und wie gewöhnlich hatte Se Erlaucht Leinsdorf
recht, aber dazu muß doch noch einmal auf die Ursprünge und Ursachen zurückgegriffen werden.

Darauf hatten seine Freunde gesagt: Und das hatte er eingesehen. Und vielleicht ist es sogar besser /ein Vorteil/ wie bisher die ganze Zeit. u ob er gleich Großgrundbesitzer war nicht duldete streng zw. der Seele u der Kuhzucht trennte der es widersprach, die Ideale der SchweineHühner= u Pferdezucht auf den Menschen anzuwenden die ihn einzusehn hinderte, daß könne.
Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
5
Anzahl
6 MS
Inhalt
"Über Herde, Ursprünge u. Ursachen" (Notizen zur Entwurfsvorbereitung)
Typ
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Zeit
August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/14/27
  • VII/14/28
  • VII/14/29
  • VII/14/31
  • VII/14/32
  • VII/14/33
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Datierung
August 1932
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 209x329mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Beschreibung einer kakanischen Stadt | Stufe 5
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32 j 33 / II Blge a
Über Herde, Ursprünge u. Ursachen

Es darf ... Blge b, 1 gleichzeitig.

Liebhaber kurzer oder gar keiner Betrachtungen werdenNun werden allerdings ungeduldig erwidern, daßdoch, .. Blge b, 2seiwäre; Geduld, daraus ergeben sich viel größere VerwicklungenWortläufigkeiten! Denn gesetzt, es wolle dann ungefähr ... Ursache, so weiß man zwar, daß der Ursprung alles Menschlichen Adam u. Eva sind, aber anderseits hat man nichts davon, denn was ist dannjetzt der Ursprung seiner Verschiedenheiten? An jenem Abend, der vielerlei Leute versammelte, würde zb. HS. - und er war nicht der einzige seiner Art, im Gegenteil, es hatte ein leichter Andrang national gesinnter Männer an die //

Abkürzung im Nachlass: //-Aktion | // die ›Große Vaterländische Aktion‹ im ›Mann ohne Eigenschaften‹, die in Wien zum 70-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs am 2. Dezember 1918 in Konkurrenz zum 30-jährigen Regierungsjubiläum des deutschen Kaisers Wilhelm II. abgehalten werden soll und um deren Vorbereitung sich die ›Geschehnisse‹ im Salon von Ermelinda Tuzzi alias Diotima ranken. [Siehe: Kapitel 1/19]

stattgefunden - darauf geantwortet haben: die Rasse. Sein zukünftiger Schwiegervater, Bankprokurist mit dem Titel Direktor der Lt. Bank. L.F. Fischel
würde darauf geantwortet haben: das Verdienst, das heißt, die Menschen seien nach Verdienst verschieden, ohne allerdings genau angeben zu können, was er darunter verstehe; es war eine aus Erinnerungen an wirtschaftlicher und moralischer Prosperität gemischte Vorstellung. Seine Erlaucht Leinsdorf
endlich, die sich auch wirklich zu dieser Frage, u. zw. Ulrich Ulrich
gegenüber, mit einigen Worten äußerte, meinte: "Einen 'Ursprung' haben überhaupt nur /höchstens/ alte adelige Familien, wenn sie durch fünf, sechs Jahrhunderte in gerader Linie auf einen bestimmten Mann zurückgehen und dazwischen sich ihrem Stand entsprechend gehalten haben. Wozu brauchen die Bürgerlichen plötzlich einen Ursprung? Bisher haben sie sich darüber aufgehalten, daß wir von einem Kämmerer 16 adelige Ahnen verlangen, daß es eine Arroganz sein soll, und jetzt leiten sie sich selbst von den Germanen und Urslawen ab. Da muß ich schon sagen, was mehr als 16 ist, halte ich einfach für einen Snobismus!"

Seine Erl. war gereizt. Alle waren an diesem Abend gereizt.

Seine Erl. war gereizt durch das Eindringen .. 3 Grad hatte dulden müssen. Es widersprach seiner Konzeption, daß zu einem einheitlichen Staat ein einheitliches Staatsvolk gehöre, zu einer Doppelmonarchie also höchstens 2, Österreicher u Magyaren. Die Neugekommenen waren gereizt, teils weil sie in den Vorgängen der letzten Zeit einen panslawigermanistischen Vorstoß witterten, teils weil sie darin eine panslawistischen witterten.AbervVerschiedene politische u gesellschaftliche Rücksichten hatten ihn Gf L Leinsdorf
dazu gezwungen, mit denden Kreis der Einladungen in dieser Richtungtrotzdem auszudehnen. "Es schade doch nichts" hatten ihm seine politischen Freunde geraten, wer nimmt denn das ernst, was einer in einer Rede sagt; heute ist nun einmal modern, daß man nicht mehr von Humanität und solchen ausländischen Revolutionstugendenbegriffen spricht, wenn man die Kuh handelt, sondern von ihrer Rasse!" Aber Graf Leinsdorf Leinsdorf
war ein Mann von schwer zu beugenden Grundsätzen, und was er im Vorbeigehn an Gesprächen an diesem Abend hören mußte, ärgerte ihn sehr.

Und wie gewöhnlich hatte Se Erlaucht Leinsdorf
recht, aber dazu muß doch noch einmal auf die Ursprünge und Ursachen zurückgegriffen werden.

Darauf hatten seine Freunde gesagt: Und das hatte er eingesehen. Und vielleicht ist es sogar besser /ein Vorteil/ wie bisher die ganze Zeit. u ob er gleich Großgrundbesitzer war nicht duldete streng zw. der Seele u der Kuhzucht trennte der es widersprach, die Ideale der SchweineHühner= u Pferdezucht auf den Menschen anzuwenden die ihn einzusehn hinderte, daß könne.
Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
5
Anzahl
6 MS
Inhalt
"Über Herde, Ursprünge u. Ursachen" (Notizen zur Entwurfsvorbereitung)
Typ
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Zeit
August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/14/27
  • VII/14/28
  • VII/14/29
  • VII/14/31
  • VII/14/32
  • VII/14/33
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Datierung
August 1932
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleiblatt cremefarben
Maße: 209x329mm
Typ des Blatts
Entwurfsfragment
Tinte schwarz
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Beschreibung einer kakanischen Stadt | Stufe 5

Signatur: Cod. Ser. n. 15110

2 Konvolute (davon 1 mit Umschlag); 35 Blätter; 77 beschriebene Seiten; 6 Zeitungsausschnitte

Die Bezeichnung »Mappe Schreibtisch zuletzt (Diotima, Arnheim)« bezieht sich auf Musils Arbeitssituation am Mann ohne Eigenschaften im Sommer 1932. Offenbar hatte er die Manuskripte in ihr belassen, als er im September 1932 seinen Arbeitsurlaub in dem Ostseebadeort Brunshaupten abbrach, um nach Berlin zurück zu kehren. Der Schreibprozess, den der Mappeninhalt im Ausschnitt dokumentiert, nämlich die Niederschrift von Band 2/1 des Mann ohne Eigenschaften, war zu diesem Zeitpunkt praktisch abgeschlossen. Vorstufen finden sich in Form von Entwürfen aus den zwanziger Jahren, kapitelübergreifenden Planungsnotizen und Schmierblättern zu verschiedenen Kapiteln, die primär nicht dem Ulrich-Agathe-Komplex angehören; so auch das Exzerpt »Diotima-Lazarsfeld«, Musil hatte bereits im Frühsommer 1931 ein Buch der Sexualforscherin Sophie Lazarsfeld für Kapitel 2/17 des Romans exzerpiert. Die Materialien reichen inhaltlich über das Ende von Band 2/1 hinaus und umfassen auch Vorstufen zum Nationen-Kapitel, das 1932 noch einen Bestandteil der Sitzungs-Kapitel (Kapitel 2/35-38) bildete.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Schreibtisch zuletzt D-Ah (Diotima, Arnheim) : Mappe VII/14, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15110-07-14/methods/sdef:TEI/get?mode=p_29

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