Die meisten Aufzeichnungen in Notizbuch 12.11.1976-10.01.1977 (NB 009) entstanden in Paris. Erst Ende Dezember reiste Peter Handke über Frankfurt am Main und New York nach Colorado, wo er den Jahreswechsel 1976/77 verbrachte. Am 29. Dezember notierte er noch Eindrücke seines Aufenthalts in Denver, danach brechen die Aufzeichnungen ab und Handke benutzte während dieser kurzen USA-Reise ein anderes Notizbuch (NB 011). Unter einem Eintrag im letzten Drittel von NB 009 ist noch das Datum des 10. Jänner 1977 vermerkt, auf den restlichen 16 Notizbuchseiten sind ausschließlich Zeichnungen verschiedener nicht identifizierter Urheber*innen zu sehen.
Material
Das spiralgebundene blaue Notizbuch (12 x 7,5 cm) hat einen Umfang von 88 paginierten Seiten, wobei die Paginierung an vielen Stellen aufgrund einer Verwischung schwer bzw. gar nicht mehr lesbar ist. Die Seiten 55-56 sowie 65-66 fehlen, ebenso die Seiten 73-74. Eine Doppelseite fehlt außerdem zwischen den Seiten 7❬8❭ und ❬8❭5 und weitere zwei Blätter fehlen zwischen 8❬6❭ und 10❬0❭, wobei hier nicht feststellbar ist, welche Seiten, da die Paginierungen im hinteren Notizbuch-Teil aufgrund starker Verwischungen mit wenigen Ausnahmen praktisch nicht mehr zu entziffern sind. Handke dürfte jedenfalls einzelne Blätter aus dem Notizbuch gerissen haben, nachdem er alle Seiten vorab paginiert hatte. Die letzte Seite ist wahrscheinlich mit der Ziffer "100" paginiert worden, was den ursprünglichen Umfang anzeigen könnte.
Das Notizbuch verfügt über einen blauen Umschlag aus Karton; die Innenseiten der vorderen und hinteren Umschlagdeckel wurden von Handke als Vorsatz genutzt. Auf der Innenseite des vorderen Umschlags sind seine Wohnadresse in der rue Cécille-Dinant in Clamart sowie einige Telefonnummern vermerkt – von Libgart Schwarz, dem Ehepaar Greinert, Edith Clever, Kurt Bernheim und vom Hotel Algonqin in New York (ES. 2). Auf der Innenseite des hinteren Umschlags notierte Handke die Telefonnummern von Michael Roloff und Nancy Meiselas, einer Mitarbeiterin bei Farrar, Straus and Giroux sowie eine weitere Telefonnummer des New Yorker Verlags (ES. 91).
Das Original-Notizbuch befindet sich am Deutschen Literaturarchiv Marbach und in Kopie (die auch NB 010 enthält) in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek Wien (ÖLA SPH/LW/W81). Ein ursprünglich von Handke auf das Notizbuch aufgeklebter Datumszettel, der die Entstehungszeit der Einträge mit "Nov 76 – Jan 77" angibt, ist mittlerweile abgefallen und liegt dem Original nun bei.
Aufenthaltsorte
Im vorliegenden Notizbuch macht Handke nur wenige Datumsangaben und seine Reisebewegungen lassen sich nicht zweifelsfrei nachvollziehen. Ein Großteil der Einträge entstand wahrscheinlich in Paris. Michael Krüger bestätigt in einem Brief vom 4. Oktober 1976 ein Treffen der Jury-Mitglieder des Petrarca Preises (Nicolas Born, Bazon Brock, Peter Handke, Michael Krüger und Urs Widmer) am 27. und 28. November bei Peter Handke in Clamart (vgl. LIT/ÖNB, ÖLA SPH/LW/Korrespondenzen). Im Notizbuch selbst gibt es darauf keinen Hinweis, möglicherweise bezieht sich aber die folgende Notiz von "Ende November" (ES. 31) auf dieses Treffen: "Ich sagte: 'Schaut her, was Poesie ist!', nahm den Mantel, der über dem Fauteuil lag, und zog ein langes Brot aus dessen tiefer Tasche" (ebd.).
Am 12. Dezember 1976 notierte Handke "A. sagte: Wolken wie Vulkane (auf der Fahrt zum Flughafen)" (ES. 37), es ist allerdings unklar, wohin Handke mit seiner Tochter hier reiste. Einige der Notizen sind wohl am Meer entstanden (vgl. ES. 48ff., 54, 62), wo genau er sich Mitte Dezember aufhielt, geht aus den Einträgen jedoch nicht hervor.
Am 27. und 28. Dezember war Handke in Frankfurt am Main, wo er Siegfried Unseld traf (vgl. Handke / Unseld 2012, S. 313, Anm. 1). Danach reiste er weiter nach New York und flog am 29. Dezember vom JFK-Airport aus nach Denver, Colorado. In einem der nachfolgenden Einträge erwähnt Handke das Imperial Hotel in Cripple Creek und die Zahnradbahn "The Broadmoor Manitou and Pikes Peak Cog Railway", die von Manitou Springs auf den Pikes Peak führt. Einen Tag später begann Handke ein neues Notizbuch, wie er auf dem Vorsatz von NB 011 vermerkte: "30.12.1976, begonnen im Trailways Bus von Denver nach Colorado Springs" (NB 011, ES. 3).
Themen
In den Einträgen von NB 009 spiegelt sich eine Zeit der persönlichen Krise wider, die sich bereits im vorangehenden Notizbuch (NB 008) abzuzeichnen begann. In vielen Notizen thematisiert Handke Ängste, die zusehends seinen Alltag negativ beeinflussen: "Beim Gedanken an meine chronische Angst die Idee, mich dafür ❬jeweils❭ BESTRAFEN zu sollen" (ES. 4); "Einen Tag ohne Angst + deren Überwindung durch Weg-Denken, Aus-Denken verbracht und danach die Idee (nein, die Erfahrung), sich 'heute keine ruhige Nacht verdient zu haben'; ich erlebte die so lange abgetane Angst plötzlich als gefüllte Schweinsblase in der Brust, auf die man von allen Seiten drückte" (ES. 23); "Gefühllos werden vom vielen Denken an den Tod" (ES. 25f.); "Angst sogar beim Pullover-über-den-Kopf-Ziehen, oder beim Sich-zum-Wasserhahn-Beugen" (ES. 27). Eine Rückkehr der 'chronischen' Angst vor dem Tod, die bereits in NB 003 virulent war und damals mit körperlichen Symptomen einherging (Handke musste sogar eine Woche im Krankenhaus verbringen), kündigt sich ebenfalls bereits in NB 008 an: "Der Tod: 'Et in arcadia ego' (Panofsky: 'Was eine Bedrohung war, ist zu einer Erinnerung geworden.' ‒ Was eine Erinnerung war, ist wieder zu einer Bedrohung geworden.)" (NB 008, ES. 132).
Die Notizen legen nahe, dass es die eigene Herkunftsgeschichte und das Trauma durch den wenige Jahre zurückliegenden Selbstmord seiner Mutter sind, die Handke zusetzten: "Was mich ärgert: daß ich meinen Vater nicht zum Selbstmord bringe! (Das ist ein Mythos für 'Ins tiefe Österreich') / Ich habe überhaupt noch niemanden zum Selbstmord gebracht, der es verdiente (Habe ich meine Mutter zum Selbstmord gebracht? Jedenfalls nicht systematisch, nicht gewollt; höchstens 'in Kauf genommen'; und sie hat es eben nicht verdient, zu sterben)" (ES. 48). Die Angst, von der Handke spricht, umfasst die Angst vor dem Suizid, die nicht nur ihn beschäftigt, sondern auch seine Tochter: "Auf der Erde ist nicht [m]ein Platz, wenn es A. nicht mehr gäbe)" (ES. 32f.); "Selbstmord: die kurze Geschichte meiner Angst" (ES. 33); "A., die sagte: ‚Ich will nicht, daß du dich tötest.'" (ES. 34).
Dazu kommt noch die Belastung durch die "Katastrophe des Alleinseins" (ES. 33) und die Nachwirkungen der Trennung von Libgart Schwarz. Am 8. Dezember, also zwei Tage nach seinem 34. Geburtstag, notiert Handke: "(8.12.76. 4h morgens, hatte lange Zeit Angst, selbst die Hand unter der Decke hervorzuziehen) Es hat noch niemand beschrieben, was Alleinsein ist" (ES. 34). Die Krise erschwert bzw. verunmöglicht die schöpferische Tätigkeit des Schreibens, in der Depression liegt eine Sprachlosigkeit, die auch Handke erfährt: "In den letzten Tagen wie verschüttet von einer tiefen, schweren Niedergeschlagenheit; nur mit Anstrengung ein paar Worte hervorgebracht (nicht hervorgebracht, sondern eher GEMACHT). A. merkte es und nahm mich manchmal richtig an der Hand, z.B. gestern abend beim Treppensteigen, als bräuchte nicht sie meine Hand, wie sonst üblich, sondern ich die ihre" (ES. 33f.). Erst mit Überwindung dieser Krise würde auch ein Schreiben wieder möglich sein: "Nach der Depression: wieder neu sprechen lernen" (ES. 33).
Handkes Gemütslage verbessert sich erst, als er sich auf Reisen begibt. Ende Dezember fliegt er nach Frankfurt und von dort weiter nach Denver mit einer Zwischenlandung in New York. Auf der Flugreise notiert er seine Beobachtungen über das Fliegen: "Berühmte Orte, vom Flugzeug aus gesehen: als ob man sie gar nicht gesehen hätte" (ES. 63). "Blick aus dem Flugzeug: wie auf mittelalterlichen Bildern, wo es keine Perspektive gibt, alles in einer schiefen Ebene erscheint, zugleich die Vorstellung, in einen offenen Schweinebauch zu schauen" (ebd.). "Das Flugzeug, das wie ein Zug an den Wolken vorbeifährt (Bewegungsgefühl wie sonst nicht), [...]" (ES. 64). "[...] der Atlantik wie ein Sommersee, [...]" (ES. 65). "[...] an dem blauen Himmel entlangfliegend der Wunsch, sich zu Fuß unten auf der kalten grauen Erde zu bewegen, heraus aus der Unwirklichkeit des Technischen [...]" (ES. 66). Während seines Aufenthaltes in den USA fallen die Bedrückung und Niedergeschlagenheit von Handke ab und er widmet sich auch mit neuer Intensität der Arbeit an seinem Schreibprojekt "Ins tiefe Österreich", wie die Aufzeichnungen zur Reise belegen, die in NB 011 enthalten sind.
Lektüren
Im vorliegenden Notizbuch finden sich viele Zitate aus Jane Austens Roman Mansfield Park. Damit setzte Handke seine Austen-Lektüre fort, die bereits in NB 008 dokumentiert ist, das mehrere Stellen aus Stolz und Vorurteil enthält.
Schreibprojekte
Auf der Innenseite des vorderen Umschlags von NB 009 notiert Handke zwei Arbeitstitel: "Ins tiefe Österreich" und "Phantasien der Ziellosigkeit". Während der erste das großangelegte Schreibprojekt bezeichnet, dem er bereits zuvor sechs Notizbücher zugeordnet hatte, handelt es sich bei letzterem um eine Formulierung, auf die er im Aufzeichnungszeitraum des Vorgängernotizbuchs gekommen war: In NB 008 hatte er den alten Titel "Ins tiefe Österreich" gestrichen und durch "Phantasien der Ziellosigkeit" ersetzt, unter dem "all die Materialien seit 1975" zu versammeln seien (NB 008, ES. 2). Diese (vorübergehende) Entscheidung für einen neuen Titel dürfte mit den Vorbereitungen der Publikation seines ersten Journalbandes Das Gewicht der Welt (1977) zusammenhängen, verschiebt er doch damit den Fokus von dem vage geplanten Romanprojekt "Ins tiefe Österreich", das basierend auf den Notizen entstehen sollte, auf die "Materialien", d.h. auf die Notizen selbst. In seiner Zusammenfassung des Entstehungskontextes von Das Gewicht der Welt zitiert Christoph Kepplinger-Prinz einen Brief von Jochen Jung, Handkes Lektor beim Residenz Verlag. Dieser schreibt am 25. Dezember 1976 über die Formulierung "Phantasien der Ziellosigkeit": "Der neue Titel ist – wie wirklich alle Ihre Titel – sehr schön erfunden; richtiger im Sinne dessen, was ich oben gemeint habe, (und auch sehr schön) scheint mir jedoch der alte Titel 'Das Gewicht der Welt'. Der neue rückt das Ganze für mich um eine Spur zu sehr ins Unsicher-Unverbindliche, er klingt wie eine Vorsichtsmaßnahme. Der alte hingegen drückte entschiedener das aus, was die Notizen für mich so faszinierend macht, nämlich daß sie nichts Ausgedachtes und Behauptetes sind, sondern Gesehenes, Geschmecktes, Erlittenes." (ÖLA SPH/LW/Briefe/Jung, Jochen) In der Folge betitelte Handke die nach diesem Brief begonnenen Notizbücher nicht mehr nach dem Journal.
In NB 009 finden sich nur einige wenige Einträge zu Valentin Sorger, dem Protagonisten der Langsamen Heimkehr (ES. 45f., 53), seinen Aufenthalt in Colorado verarbeitete Handke aber in der Erzählung. Sorger legt auf dem Weg von der Westküstenstadt nach New York einen Zwischenstopp in der "Mile High City" (LH, S. 159) Denver ein, um einen Schulfreund zu besuchen, der in einer nahegelegenen Kleinstadt (wahrscheinlich Colorado Springs) als Skilehrer lebt. Als Sorger dort ankommt, erfährt er allerdings, dass der Bekannte verstorben ist (LH, S. 159-167).
Auf Editionsseite 88 finden sich Notizen zur Verfilmung von Handkes Erzählung Die linkshändige Frau; die Dreharbeiten starteten im März 1977 in Handkes Haus in Clamart. Auf dem vorderen Vorsatz ist die Telefonnummer von Edith Clever notiert.
Zeichnungen
Im Notizbuch sind viele Zeichnungen enthalten. Manche davon dürften von Handkes Tochter Amina stammen, die Urheber*innen der meisten Zeichnungen konnten jedoch nicht eindeutig identifiziert werden, so auch im Fall eines Miniatur-Handke-Porträts (Z07/NB 009, ES. 79) oder einer weiteren Porträtzeichnung (Z10/NB 009, ES. 82).
Literaturverzeichnis
Born, Nicolas / Handke, Peter: Die Hand auf dem Brief. Briefwechsel 1974-1979. In: Schreibheft. Zeitschrift für Literatur. Hg. von Norbert Wehr. Essen: Rigodon-Verlag 2005, Nr. 65, S. 3-34.
Handke, Peter / Kolleritsch, Alfred: Schönheit ist die erste Bürgerpflicht. Briefwechsel. Salzburg/Wien: Jung und Jung 2008.
Handke, Peter / Unseld, Siegfried: Der Briefwechsel. Hg. von Raimund Fellinger und Katharina Pektor. Berlin: Suhrkamp 2012.
LH = Handke, Peter: Langsame Heimkehr. Erzählung. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979.
MJN = Handke, Peter: Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994.
Kepplinger-Prinz, Christoph: Entstehungskontext [DGW]. In: Handkeonline, URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/1472. Online abgerufen: 2.10.23.
Pektor = Pektor, Katharina: Clamart, 53 rue Cécille-Dinant (1976-1978). In: Handkeonline, URL: https://handkeonline.onb.ac.at/node/1567. Online abgerufen: 21.11.2022.
Aufbewahrungsort: Deutsches Literaturarchiv Marbach (DLA)
Notizbuch-Signatur: DLA, A:Handke, Peter: [HS00554397 ]
Material: Notizbuch (Marke nicht identifiziert), kariert, Spiralbindung
Format: 12 x 7,5 cm
Umschlag: Blauer Kartonumschlag, Vorderseite: eh. Schrift (Fineliner: schwarz) und Schrift sehr wahrscheinlich von Amina Handke (Fineliner: schwarz)
Umfang: 88 Seiten; 97 Faksimiles (Editionsseiten) inklusive Umschlag, Vorsatz und Beilagen
Paginierung: 1-2, ❬3❭, 4-8, ❬9-13❭, 14, ❬1❭5, ❬16❭, ❬1❭7, 18-24, ❬2❭5, 26, ❬2❭7, 28-30, ❬31❭ 3❬2❭, ❬33❭, 34, ❬35❭, 3❬6❭, ❬3❭7, 3❬8❭, ❬3❭9, ❬40-41❭, 42-45, ❬46-47❭, 48-53, 5❬4❭, (55-56 fehlen), ❬5❭7, 5❬8❭, ❬5❭9, 6❬0❭, ❬6❭1, 62-64, (65-66 fehlen), 67- 71, ❬?❭, (73-74 fehlen), ❬7❭5, 7❬6❭, ❬7❭7, 7❬8❭, ❬?❭, 8❬?❭, ❬?❭, 8❬?❭, ❬8❭5, 8❬6❭ (7 Seiten unleserlich ❬?❭), ❬9?❭, ❬99❭, 10❬0❭, (eine weitere Doppelseite fehlt zwischen den Seiten 7❬8❭ und ❬8❭5 sowie zwei Doppelseiten zwischen 8❬6❭ und 10❬0❭) I*
Verwendete Schreibstoffe: Kugelschreiber (schwarz, blau), Bleistift, Fineliner (schwarz, blau, rot), Filzstift (grün, blau)
Zusätzlich beteiligte Schreiber*innen: /
Anmerkung: Aufgrund von Nässeeinbruch ist die Schrift, v.a. die handschriftliche Paginierung, an den Seitenrändern teilweise verwischt. Es fehlen die Seiten 55-56, 65-66 und 73-74, eine Doppelseite zwischen 7❬8❭-❬8❭5 und zwei Doppelseiten zwischen 8❬6❭-10❬0❭.
Zeichnungen:
Eingeklebtes Material: keines vorhanden
Beilagen (Faksimiles zeigen Vorder- und Rückseite):
Handkeonline: https://handkeonline.onb.ac.at/node/290
Anzahl der erfassten Entitäten: 114
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G espräch am "Nebentisch"
über den
v om Theater- zum Filmschauspieler
Gewordenen: Er wird für "nicht gut"
gefunden wegen seines Mundes,
seines Kinns
Von einem Schriftsteller wird ge¬
sagt, er schweige "beharrlich"
(statt beharrlich zu schreiben)
Einen Garten beschreiben: als be¬
schriebe man etwas Verbotenes,
unsittlich Gewordenes (und dennoch)
Furcht: als ob es i
h
m ganzen
Haus tropft
In der wahnsinnigen Stille, die
einem erst sehr spät auffällt
Eine Schauspielerin, ganz stolz, im
Bericht über ein Gespräch mit den
Mächtigen: "Und ich schwöre, sie
hörten uns zu. "
(Et je jure qu'ils
nous écoutaient. )
"Du hast
Angst
so viel Angst,
weil du dich selber nicht kennst."
Aus der Vertikale des Denkens
( wobei es einen "aufgestellt"
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über den
v om Theater- zum Filmschauspieler
Gewordenen: Er wird für "nicht gut"
gefunden wegen seines Mundes,
seines Kinns
Von einem Schriftsteller wird ge¬
sagt, er schweige "beharrlich"
(statt beharrlich zu schreiben)
Einen Garten beschreiben: als be¬
schriebe man etwas Verbotenes,
unsittlich Gewordenes (und dennoch)
Furcht: als ob es i
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m ganzen
Haus tropft
In der wahnsinnigen Stille, die
einem erst sehr spät auffällt
Eine Schauspielerin, ganz stolz, im
Bericht über ein Gespräch mit den
Mächtigen: "Und ich schwöre, sie
hörten uns zu. "
(Et je jure qu'ils
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Handke, Peter: Notizbuch 12.11.1976-10.01.1977 (NB 009). Hg. von
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Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release
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