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zu der Rechtsüberzeugung, daß es das kleinere von zwei Übeln sei, wenn durch eine unvermeidliche Handlung der andere zuschaden komme, statt man selbst. Ohne diese Überzeugung, daß mehr Fußgänger von Automobilen überfahren werden als Automobile durch Fußgänger zuschaden kommen, könnte kein gewissenhafter Mensch ruhig ein Automobil besteigen. Darum war auch die Mehrzahl der Deutschen d in Kknien

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

davon überzeugt, daß den Tschechen gewiß nicht so viel Unrecht geschehen werde wie sie vorgeben.

Anders lag die Sache bei diesen. Sie waren es überzeugt u. sie warfen den Deutschen das vor, was die Juristen einen dolus, eine schlechte Absicht nennen. Dank sei der Jurisprudenz für dieses Wort! Denn wie schwer ist schon im Individuum, das, was Absicht ist, von dem zu unterscheiden, was eben kommt, weil es kommt; Nationen

Der Nations-Diskurs im ›Mann ohne Eigenschaften‹ findet seinen Ausdruck in den Gedanken Graf Leinsdorfs in Kapitel 107 des Ersten Buchs: "Es war dort an Stelle der Geschichte Kakaniens die der Nation getreten, an der man dichtete, und man bearbeitete sie ganz in jenem europäischen Geschmack, der sich an historischen Romanen und Kostümdramen erbaut."

haben aber überhaupt keine Absichten, in ihnen gibt es schon gar nur Motive, deren Ebbe u Flut von so zahlreichen Umständen abhängt, daß sie niemand übersieht. Eine Nation kann einen aus den reizendsten Privatcharakteren bestehen u. im ganzen einen grausamen u tückischen Charakter haben. Sie Eine Nation kann 100 Jahre lang als ein Volk der Träumer erscheinen u. dann wieder 100 Jahre lang als ein Volk von Attilas. Nationen haben einen schlechthin unzurechnungsfähigen Geist. Mühsam ist er verankert in öffentlichen Einrichtungen u. gewissen Grundsätzen des Umgangs. Ideen regulieren ihn Beinahe wäre es richtiger zu sagen, sie haben überhaupt keinen Geist; er arbeitet in ihnen wie in einem HalbIrrsinnigen, unzusammenhängend, streckenweise methodisch, dann wieder in ein Chaos von Einzelbildern sich auflösend. In Den Geist eines Volks Arbeit, Einheit, planvolle Leistung zu bringen, muß leider vorläufig wenn nicht als eine Utopie, so zumindest als ganz undemokratisch gelten, u. zur Zeit dieser Geschehnisse war es überdies beinahe soviel wie Hochverrat. Allmählig wurde Hochverrat aber in Kknien.

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

eine Sache von gutem Ton. Als die Tschechen bei der Staatsregierung mit ihren Forderungen gewisse Erfolge

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
1
Anzahl
11 MS
Inhalt
Kapitelgruppenentwurf
Typ
Rohentwurf
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
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Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
vor 25. Oktober 1928
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/52
  • VII/1/53
  • VII/1/54
  • VII/1/55
  • VII/1/56 (aktuelles Dokument)
  • VII/1/57
  • VII/1/58
  • VII/1/59
  • VII/1/60
  • VII/1/61
  • VII/1/62
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
Datierung
25. Oktober 1928
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben
Maße: 209x341mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Tinte schwarz
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Beschreibung einer kakanischen Stadt | Stufe 1
Siglen
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zu der Rechtsüberzeugung, daß es das kleinere von zwei Übeln sei, wenn durch eine unvermeidliche Handlung der andere zuschaden komme, statt man selbst. Ohne diese Überzeugung, daß mehr Fußgänger von Automobilen überfahren werden als Automobile durch Fußgänger zuschaden kommen, könnte kein gewissenhafter Mensch ruhig ein Automobil besteigen. Darum war auch die Mehrzahl der Deutschen d in Kknien

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

davon überzeugt, daß den Tschechen gewiß nicht so viel Unrecht geschehen werde wie sie vorgeben.

Anders lag die Sache bei diesen. Sie waren es überzeugt u. sie warfen den Deutschen das vor, was die Juristen einen dolus, eine schlechte Absicht nennen. Dank sei der Jurisprudenz für dieses Wort! Denn wie schwer ist schon im Individuum, das, was Absicht ist, von dem zu unterscheiden, was eben kommt, weil es kommt; Nationen

Der Nations-Diskurs im ›Mann ohne Eigenschaften‹ findet seinen Ausdruck in den Gedanken Graf Leinsdorfs in Kapitel 107 des Ersten Buchs: "Es war dort an Stelle der Geschichte Kakaniens die der Nation getreten, an der man dichtete, und man bearbeitete sie ganz in jenem europäischen Geschmack, der sich an historischen Romanen und Kostümdramen erbaut."

haben aber überhaupt keine Absichten, in ihnen gibt es schon gar nur Motive, deren Ebbe u Flut von so zahlreichen Umständen abhängt, daß sie niemand übersieht. Eine Nation kann einen aus den reizendsten Privatcharakteren bestehen u. im ganzen einen grausamen u tückischen Charakter haben. Sie Eine Nation kann 100 Jahre lang als ein Volk der Träumer erscheinen u. dann wieder 100 Jahre lang als ein Volk von Attilas. Nationen haben einen schlechthin unzurechnungsfähigen Geist. Mühsam ist er verankert in öffentlichen Einrichtungen u. gewissen Grundsätzen des Umgangs. Ideen regulieren ihn Beinahe wäre es richtiger zu sagen, sie haben überhaupt keinen Geist; er arbeitet in ihnen wie in einem HalbIrrsinnigen, unzusammenhängend, streckenweise methodisch, dann wieder in ein Chaos von Einzelbildern sich auflösend. In Den Geist eines Volks Arbeit, Einheit, planvolle Leistung zu bringen, muß leider vorläufig wenn nicht als eine Utopie, so zumindest als ganz undemokratisch gelten, u. zur Zeit dieser Geschehnisse war es überdies beinahe soviel wie Hochverrat. Allmählig wurde Hochverrat aber in Kknien.

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

eine Sache von gutem Ton. Als die Tschechen bei der Staatsregierung mit ihren Forderungen gewisse Erfolge

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
1
Anzahl
11 MS
Inhalt
Kapitelgruppenentwurf
Typ
Rohentwurf
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
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Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
vor 25. Oktober 1928
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/52
  • VII/1/53
  • VII/1/54
  • VII/1/55
  • VII/1/56 (aktuelles Dokument)
  • VII/1/57
  • VII/1/58
  • VII/1/59
  • VII/1/60
  • VII/1/61
  • VII/1/62
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
Datierung
25. Oktober 1928
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben
Maße: 209x341mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Tinte schwarz
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Beschreibung einer kakanischen Stadt | Stufe 1
Siglen

Signatur: Cod. Ser. n. 15097

6 Konvolute; 11 Blätter; 116 beschriebene Seiten

VII/1 vereinigt zwei Mappen. Die ursprünglich erste setzt sich aus den kleineren Konvoluten »Parallelaktion« (Seite 1-23) und »Sektionsschef Tuzzi« (Seite 25-37) sowie dem größeren Konvolut »Graf Leinsdorf« (Seite 38-130) zusammen; sie besteht aus in Summe 130 Manuskripten, die in der zusammengeführten Mappe oben liegen. Darunter befindet sich das »Konvolut General«, die Seiten 131-206 der Mappe. Die Materialien dokumentieren die Entstehung des ersten Bands des Mann ohne Eigenschaften, den Romanteil Seinesgleichen geschieht, mit Konzentration auf das Kapitel 38 der Fassung von 1927 mit dem Thema Rittmeister Horn und Ordnung, der Vorstufe späterer General-Stumm-Kapitel. Geschrieben wurden die Manuskripte überwiegend bis zum Jahr 1927, zurückreichend bis 1921. Sie sind den für diese Arbeitsperioden relevanten Siglenreihen B, L, Af und Ü entnommen. Ergänzungen erfolgten zunächst noch bis 1930, bis in die Zeit der Reinschrift des ersten Bands. Die Sammlung von Zeitungsausschnitten in der Mitte der Mappe (Seite 100-110) vervollständigte und benutzte Musil noch 1931, als er er am ersten Teil des zweiten Bands schrieb. Für die spätere Arbeit an der Bandfortsetzung spielte die Mappe keine Rolle mehr, was auch für einige weitere Mappen aus der Mappengruppe VII gilt.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Parallelaktion, Leinsdorf, Tuzzi, General : Mappe VII/1, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15097-07-01/methods/sdef:TEI/get?mode=p_57

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