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II. Bd. III. Kapitelgruppe.Blge. 1. 2025. ( 56.61.)
Zahlen am Rand: Weisen auf überbautes Mpt Manuskript . Die zwischen den gleichen Zahlen liegende Stelle ist zitiert.

Trotzdem war dieser gemäßigte Staat der Schauplatz erbitterter Kämpfe, u. die Stadt, die das Glück hatte, den Dichter Fm. Feuermaul
zu gebären, war zugleich einer ihrer bekanntestenwichtigsten Brennpunkte.
1 Bisher ist nur von den deutschen Bewohnern die Rede gewesen, aber es lebtengab, wenn man von den Offizieren u Beamten absieht, beinahe ebensoviel Tschechen wie Deutsche in dieser Stadt B. B
u. außerdem war siees die Hauptstadt einer Provinz, in der doppelt soviel Deut Tschechen alswie Deutsche lebten. 1 Es ist nicht üblich, in einer Dichtung von solchen Fragen in Zahlen zu sprechen, denn wenn es überhaupt geschieht, daß man die Politik berührt, so spricht man nur von ihren Leidenschaften.;Aallein, am Grund der Leidenschaften ruhen sehr oft Zahlen, u. besonders bei Politikern. Zudem isthatistUnd schließlich ist das dauernde Unvermögen der Deutschen u. Tschechen, sich miteinander zu vertragen ist, zwar nicht mit den anderen großen Weltspannungen zu vergleichen gewesen, wohl aber hat es wesentlichhauptsächlich dazu beigetragen, ausin Österreich jenen chronischen ZufallsherdKrankheitszustand zu schaffen, der den Kriegspolitikern außenaußerhalb u. innen Mutinnerhalb Kkniens

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

Mut zu dem großen chirurgischen Eingriff machte oder wenn man es so lieber hat, sie vor den ernsten Entschluß zu einem solchen stellte. Die geschilderte Stadt darfkann also zwischen derdie Ehre wählen, ein Herd des Weltkriegs gewesen zu sein, oder die entgegengesetzte, der Geburtsort des friedliebenden Lyrikers Fm. Feuermaul
zu sein.
besser: / hatte also nicht nur .. Fm Feuermaul
.. sondern man darf ihr auch nachrühmen, daß sie ein Herd .. war
/

Nun ist über die Ursachen sowohl des Kriegs wie der genannten Feindschaft aber schon soviel zusammengelogen wordenEintracht, die jetztseit der Gründung der tschechoslovak. Republik zwei/ oder: seither am gleichen Orte zwei .. / Völker friedlich vereint, die sich ehedem gehaßt haben, schon soviel Kluges u. Wohlbegründetes verbreitet worden, daß die größte poetische Gabe, Dinge zu erzählen, die niemals gewesen sind, neben der Wirklichkeitsbegabung /neben dem gleichen Talent der Wirklichkeit/ der Wirklichkeitsmenschen/ erblassen mußte. Trotzdem haben Menschen damals in Kknien

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

gelebt, die noch heute, in der seither verbesserten Welt leben; ja sie machen nach wie vor ihre Geschäfte oder reiten ihre Steckenpferde; dazwischen aber haben sie Weltgeschichte gemacht, sind sie einem Weltgericht unterworfen worden, das ihre Nationen hob u senkte, u. es bleibt eine ungemein fesselnde, ja sogar eine eminent moralische Frage, wie man eigentlich zu so etwas kommt. Das zu schildern, soll im Folgenden, wenn die Kräfte dazu auch noch so schwach sind, ein Versuch unternommen werden. [ Man betrachte einen durchschnittlichen Jüngling, der in dieser Stadt die deutsche technische Hochschule besuchte, um ein dereinst Dampfmaschinen zu baun oder sein Vaterland mit Licht zu versorgen. Unterscheiden wir ihn vom Genie durch den Namen Biermaul Biermaul
. Biermaul kennt aushat in der Zeit, wo er noch nicht Student war, am Nachhauseweg von der Schule zwei Arten von Kämpfen gkennengelernt: entweder gab es eine Schlacht der Realschule mit dem Gymnasium in der bald derdie eine, bald die andere Partei siegte oder daß eine Schlacht mit der tschechischen Straßenjugend, die immer zumzu einemgeordneten Rückzug der höheren Bildung führte, den die höhere Intelligenz verschleierte u. als geordneten Rückzug weniger beschämend machte. Sobald nun

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
1
Anzahl
11 MS
Inhalt
Kapitelgruppenentwurf
Typ
Rohentwurf
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
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Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
vor 25. Oktober 1928
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/52
  • VII/1/53
  • VII/1/54
  • VII/1/55
  • VII/1/56
  • VII/1/57
  • VII/1/58 (aktuelles Dokument)
  • VII/1/59
  • VII/1/60
  • VII/1/61
  • VII/1/62
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
Datierung
25. Oktober 1928
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben
Maße: 210x341mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Tinte schwarz
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Beschreibung einer kakanischen Stadt | Stufe 1
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II. Bd. III. Kapitelgruppe.Blge. 1. 2025. ( 56.61.)
Zahlen am Rand: Weisen auf überbautes Mpt Manuskript . Die zwischen den gleichen Zahlen liegende Stelle ist zitiert.

Trotzdem war dieser gemäßigte Staat der Schauplatz erbitterter Kämpfe, u. die Stadt, die das Glück hatte, den Dichter Fm. Feuermaul
zu gebären, war zugleich einer ihrer bekanntestenwichtigsten Brennpunkte.
1 Bisher ist nur von den deutschen Bewohnern die Rede gewesen, aber es lebtengab, wenn man von den Offizieren u Beamten absieht, beinahe ebensoviel Tschechen wie Deutsche in dieser Stadt B. B
u. außerdem war siees die Hauptstadt einer Provinz, in der doppelt soviel Deut Tschechen alswie Deutsche lebten. 1 Es ist nicht üblich, in einer Dichtung von solchen Fragen in Zahlen zu sprechen, denn wenn es überhaupt geschieht, daß man die Politik berührt, so spricht man nur von ihren Leidenschaften.;Aallein, am Grund der Leidenschaften ruhen sehr oft Zahlen, u. besonders bei Politikern. Zudem isthatistUnd schließlich ist das dauernde Unvermögen der Deutschen u. Tschechen, sich miteinander zu vertragen ist, zwar nicht mit den anderen großen Weltspannungen zu vergleichen gewesen, wohl aber hat es wesentlichhauptsächlich dazu beigetragen, ausin Österreich jenen chronischen ZufallsherdKrankheitszustand zu schaffen, der den Kriegspolitikern außenaußerhalb u. innen Mutinnerhalb Kkniens

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

Mut zu dem großen chirurgischen Eingriff machte oder wenn man es so lieber hat, sie vor den ernsten Entschluß zu einem solchen stellte. Die geschilderte Stadt darfkann also zwischen derdie Ehre wählen, ein Herd des Weltkriegs gewesen zu sein, oder die entgegengesetzte, der Geburtsort des friedliebenden Lyrikers Fm. Feuermaul
zu sein.
besser: / hatte also nicht nur .. Fm Feuermaul
.. sondern man darf ihr auch nachrühmen, daß sie ein Herd .. war
/

Nun ist über die Ursachen sowohl des Kriegs wie der genannten Feindschaft aber schon soviel zusammengelogen wordenEintracht, die jetztseit der Gründung der tschechoslovak. Republik zwei/ oder: seither am gleichen Orte zwei .. / Völker friedlich vereint, die sich ehedem gehaßt haben, schon soviel Kluges u. Wohlbegründetes verbreitet worden, daß die größte poetische Gabe, Dinge zu erzählen, die niemals gewesen sind, neben der Wirklichkeitsbegabung /neben dem gleichen Talent der Wirklichkeit/ der Wirklichkeitsmenschen/ erblassen mußte. Trotzdem haben Menschen damals in Kknien

Abkürzung im Nachlass: Kknien | Kknier | kk; Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie im ›Mann ohne Eigenschaften‹ [siehe Kapitel I/8]

gelebt, die noch heute, in der seither verbesserten Welt leben; ja sie machen nach wie vor ihre Geschäfte oder reiten ihre Steckenpferde; dazwischen aber haben sie Weltgeschichte gemacht, sind sie einem Weltgericht unterworfen worden, das ihre Nationen hob u senkte, u. es bleibt eine ungemein fesselnde, ja sogar eine eminent moralische Frage, wie man eigentlich zu so etwas kommt. Das zu schildern, soll im Folgenden, wenn die Kräfte dazu auch noch so schwach sind, ein Versuch unternommen werden. [ Man betrachte einen durchschnittlichen Jüngling, der in dieser Stadt die deutsche technische Hochschule besuchte, um ein dereinst Dampfmaschinen zu baun oder sein Vaterland mit Licht zu versorgen. Unterscheiden wir ihn vom Genie durch den Namen Biermaul Biermaul
. Biermaul kennt aushat in der Zeit, wo er noch nicht Student war, am Nachhauseweg von der Schule zwei Arten von Kämpfen gkennengelernt: entweder gab es eine Schlacht der Realschule mit dem Gymnasium in der bald derdie eine, bald die andere Partei siegte oder daß eine Schlacht mit der tschechischen Straßenjugend, die immer zumzu einemgeordneten Rückzug der höheren Bildung führte, den die höhere Intelligenz verschleierte u. als geordneten Rückzug weniger beschämend machte. Sobald nun

Legende
ABC: Streichung ABC: HinzufügungABC: Textvariante : Abkürzung, BegriffserklärungABC: Autorenkommentar
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
1
Anzahl
11 MS
Inhalt
Kapitelgruppenentwurf
Typ
Rohentwurf
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
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Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
vor 25. Oktober 1928
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/52
  • VII/1/53
  • VII/1/54
  • VII/1/55
  • VII/1/56
  • VII/1/57
  • VII/1/58 (aktuelles Dokument)
  • VII/1/59
  • VII/1/60
  • VII/1/61
  • VII/1/62
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
Datierung
25. Oktober 1928
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt: Kanzleidoppelblatt cremefarben
Maße: 210x341mm
Typ des Blatts
Rohentwurf
Tinte schwarz
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
Bezug
Der Mann ohne Eigenschaften
Fortsetzung 1933-1936 | Parallelaktion | Beschreibung einer kakanischen Stadt | Stufe 1

Signatur: Cod. Ser. n. 15097

6 Konvolute; 11 Blätter; 116 beschriebene Seiten

VII/1 vereinigt zwei Mappen. Die ursprünglich erste setzt sich aus den kleineren Konvoluten »Parallelaktion« (Seite 1-23) und »Sektionsschef Tuzzi« (Seite 25-37) sowie dem größeren Konvolut »Graf Leinsdorf« (Seite 38-130) zusammen; sie besteht aus in Summe 130 Manuskripten, die in der zusammengeführten Mappe oben liegen. Darunter befindet sich das »Konvolut General«, die Seiten 131-206 der Mappe. Die Materialien dokumentieren die Entstehung des ersten Bands des Mann ohne Eigenschaften, den Romanteil Seinesgleichen geschieht, mit Konzentration auf das Kapitel 38 der Fassung von 1927 mit dem Thema Rittmeister Horn und Ordnung, der Vorstufe späterer General-Stumm-Kapitel. Geschrieben wurden die Manuskripte überwiegend bis zum Jahr 1927, zurückreichend bis 1921. Sie sind den für diese Arbeitsperioden relevanten Siglenreihen B, L, Af und Ü entnommen. Ergänzungen erfolgten zunächst noch bis 1930, bis in die Zeit der Reinschrift des ersten Bands. Die Sammlung von Zeitungsausschnitten in der Mitte der Mappe (Seite 100-110) vervollständigte und benutzte Musil noch 1931, als er er am ersten Teil des zweiten Bands schrieb. Für die spätere Arbeit an der Bandfortsetzung spielte die Mappe keine Rolle mehr, was auch für einige weitere Mappen aus der Mappengruppe VII gilt.

Zitiervorschlag

Robert Musil, Parallelaktion, Leinsdorf, Tuzzi, General : Mappe VII/1, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15097-07-01/methods/sdef:TEI/get?mode=p_59

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