war ja nur kakanisch, dieses Zwielicht des Gefühls, worin sie ihr
Dasein aufnahmen, diese Unruhe herabgesunkener Ruhedes Nichtssagenden, und mancher Kakanier ahnte die heutigen
Fortschritte und die Weltgültigkeit seines Vaterlands, die sich darunter
verbargen, denn nicht nur dort, war alles zugleich Unlust und Lust,
wenn es auch nirgends so früh hervortrat hervortreten konnte wie im
sanftesten aller Staateneiner zu früh herabgesunkenen Ruhe, in der sie sich geborgen
und begraben fühlten.Sagt man es so: diesen Menschen war
alles zugleich Unlust und Lust, so bemerkt man wohl, wie vorweg=heutig es
war, denn der sanfteste aller Staaten stürmte in manchem seiner Zeit
heimlich voraus. Die Menschen, die B. B
bewohnten, lebten von
der Erzeugung von Tuchen u. Garnen, von dem Verkauf von Tuchen u Garnen, von der
Erzeugung und dem Handel mit allenaller Dingen, die von Menschen gebraucht werden, die Tuche
u. Garne erzeugen oder verkaufen, einschließlich der Erzeugung u. Behandlung von
Rechtsstreitigkeiten, Krankheiten, Kenntnissen, Vergnügungen und dergleichen, was
zu den Bedürfnissen einer großen Stadt gehört. Alle diese MenschenUnd alle wohlhabenden unter ihnen hatten die Eigenschaft, daß es in der
Welt keinen berühmten u. schönenschönen u.
berühmten Ort gab, wo einer, der aus dieser Stadt stammte, nicht einen andernantraf, der gleichfalls von dort herkamauch aus dieser Stadt stammte, das brachtewas es mit sich brachte, daß alle diese Menschen
ebensoviel von der großen Weite der Welt an sich hatten, wie von dem Übelstand,
daß schließlich selbst die Weltkugel nur einen winzigen Mittelpunkt hat.
und wenn sie wieder zu Hause waren, hatte das zur Folge, daß sie alle
diese Menschen ebensoviel von der Weite der Welt in sich trugen wie
von der geringschätzigenunheimlichen Überzeugung, daß alle Größe schließlich doch in
einemnur nach B. B
endeführt. Sagt man das aberes so: diesen Menschen war alles zugleich Unlust und Lust, so
bemerkt man wohl, wie vorweg=heutig dases war, denn der sanfteste aller Staaten stürmte in manchem seiner
Zeit heimlich voraus.
Ein solcher Zustand, der von der Erzeugung von Tuchen und Garnen, von
Fleiß, Sparsamkeit, einem städtischen Theater, den Konzerten durchreisender
Berühmtheiten, von Bällen,und Einladungen und von der Erzeugung von Tuchen und
Garnen kommt, wird nicht mit den gleichen Mitteln überwunden.
Vielleicht hätte das dem Kampf um die Staatsmacht mit einer aufsässigen
Arbeiterschaft gelingen können oder dem Kampf gegen eine Oberschicht oder einem
imperialistischen Kampf um den Weltmarkt, wie ihn andere Staaten führten, kurz
nicht dem Verdienen nach Verdienst, sondern einem Rest tierischen Erbeutens, worin
sich die Lebenswärme wachhält. In Kakanien aber wurde wohl viel Geld unrecht
verdient, aber erbeutet durfte nichts werden, und selbst wenn in diesem Staat
Verbrechen erlaubt gewesen wären, so hätte man streng darauf geachtet, daß sie nur
von obrigkeitlich zugelassenen Verbrechern begangen werden. Das gab allen solchen
Städten wie B. B
das Aussehen eines großen
war ja nur kakanisch, dieses Zwielicht des Gefühls, worin sie ihr
Dasein aufnahmen, diese Unruhe herabgesunkener Ruhedes Nichtssagenden, und mancher Kakanier ahnte die heutigen
Fortschritte und die Weltgültigkeit seines Vaterlands, die sich darunter
verbargen, denn nicht nur dort, war alles zugleich Unlust und Lust,
wenn es auch nirgends so früh hervortrat hervortreten konnte wie im
sanftesten aller Staateneiner zu früh herabgesunkenen Ruhe, in der sie sich geborgen
und begraben fühlten.Sagt man es so: diesen Menschen war
alles zugleich Unlust und Lust, so bemerkt man wohl, wie vorweg=heutig es
war, denn der sanfteste aller Staaten stürmte in manchem seiner Zeit
heimlich voraus. Die Menschen, die B. B
bewohnten, lebten von
der Erzeugung von Tuchen u. Garnen, von dem Verkauf von Tuchen u Garnen, von der
Erzeugung und dem Handel mit allenaller Dingen, die von Menschen gebraucht werden, die Tuche
u. Garne erzeugen oder verkaufen, einschließlich der Erzeugung u. Behandlung von
Rechtsstreitigkeiten, Krankheiten, Kenntnissen, Vergnügungen und dergleichen, was
zu den Bedürfnissen einer großen Stadt gehört. Alle diese MenschenUnd alle wohlhabenden unter ihnen hatten die Eigenschaft, daß es in der
Welt keinen berühmten u. schönenschönen u.
berühmten Ort gab, wo einer, der aus dieser Stadt stammte, nicht einen andernantraf, der gleichfalls von dort herkamauch aus dieser Stadt stammte, das brachtewas es mit sich brachte, daß alle diese Menschen
ebensoviel von der großen Weite der Welt an sich hatten, wie von dem Übelstand,
daß schließlich selbst die Weltkugel nur einen winzigen Mittelpunkt hat.
und wenn sie wieder zu Hause waren, hatte das zur Folge, daß sie alle
diese Menschen ebensoviel von der Weite der Welt in sich trugen wie
von der geringschätzigenunheimlichen Überzeugung, daß alle Größe schließlich doch in
einemnur nach B. B
endeführt. Sagt man das aberes so: diesen Menschen war alles zugleich Unlust und Lust, so
bemerkt man wohl, wie vorweg=heutig dases war, denn der sanfteste aller Staaten stürmte in manchem seiner
Zeit heimlich voraus.
Ein solcher Zustand, der von der Erzeugung von Tuchen und Garnen, von
Fleiß, Sparsamkeit, einem städtischen Theater, den Konzerten durchreisender
Berühmtheiten, von Bällen,und Einladungen und von der Erzeugung von Tuchen und
Garnen kommt, wird nicht mit den gleichen Mitteln überwunden.
Vielleicht hätte das dem Kampf um die Staatsmacht mit einer aufsässigen
Arbeiterschaft gelingen können oder dem Kampf gegen eine Oberschicht oder einem
imperialistischen Kampf um den Weltmarkt, wie ihn andere Staaten führten, kurz
nicht dem Verdienen nach Verdienst, sondern einem Rest tierischen Erbeutens, worin
sich die Lebenswärme wachhält. In Kakanien aber wurde wohl viel Geld unrecht
verdient, aber erbeutet durfte nichts werden, und selbst wenn in diesem Staat
Verbrechen erlaubt gewesen wären, so hätte man streng darauf geachtet, daß sie nur
von obrigkeitlich zugelassenen Verbrechern begangen werden. Das gab allen solchen
Städten wie B. B
das Aussehen eines großen
Signatur: Cod. Ser. n. 15068
29 Blatt, 67 Seiten, 4 Konvolute
Die Mappe enthält Materialien zur Fortsetzung des ›Mann ohne Eigenschaften‹ nach der Teilveröffentlichung des Zweiten Buchs von 1932. Musil konzentrierte diese Fortsetzung in einer Entwurfsfolge mit der ›Sigle H‹ = ›Handschrift‹ (Fortsetzungshandschrift, Zweite Fassung, H 3 = Mappe I/7). Das daraus stammende Konvolut ›H 401-435‹ ist zusammen mit weiteren ersten Entwürfen von 1933 in die Mappe VII/9 gelangt. Eine Neufassung des Manuskripts (H 425-445) von 1934 aber bildet den Schwerpunkt des vorliegenden ›alten blauen Faszikels‹, in den auch das aktuelle Kapitelverzeichnis der Romanfortführung eingelegt wurde. Dazu kommen drei weitere unfertige Kapitelentwürfe von 1933/1934 aus älteren Kapitelprojekten zur Parallelaktions- und Rahmenerzählung, noch in keine endgültige Kapitelsukzession gereiht. Teils liefern die Entwürfe Vorstufen der Druckfahnenkapitel von Ende 1937, teils bleiben sie außerhalb des später angestrebten Erzählkontinuums.
Robert Musil, Altes blaues Faszikel (a. bl. Fa.) : Mappe I/8, ediert von Walter Fanta, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.sn15068-01-08/methods/sdef:TEI/get?mode=p_8
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