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Beschreibung einer kakanischen Stadt

Eines Tags saß der General vor den Geschwistern und sagte erstaunt zu Ulrich: »Ja, liest du denn keine Zeitungen?!«

Die Geschwister wurden so rot, als hätte sie der gute Stumm in flagranti ertappt, denn mochte in ihrem Zustand auch schon alles möglich sein, daß sie es vermocht hätten, Zeitungen zu lesen, war nicht möglich gewesen.

»Aber, man muß Zeitungen lesen!« mahnte der General verlegen, denn er hatte da eine unbegreifliche Tatsache aufgedeckt, und es war Diskretion, was ihn vorwurfsvoll hinzufügen ließ: »In B. haben große Demonstrationen gegen die Parallelaktion stattgefunden!«

Wirklich, während Ulrich und Agathe hinter geschlossenen Kristallplatten lebten – durchaus nicht unwirklich und ohne Ausblick auf die Welt, wohl aber in einem ungewöhnlichen, eindeutigen Licht, badete diese Welt jeden Morgen in dem hundertfältigen Licht eines neuen Tags. Jeden Morgen erwachen Städte und Dörfer, und wo immer sie es tun, geschieht es, weiß Gott, ungefähr auf die gleiche Weise; aber mit dem gleichen Recht auf Dasein, das ein Riesendampfer ausdrückt, der zwischen zwei Kontinenten unterwegs ist, fliegen kleine Vögel von einem Ast zum andern, und so geschieht alles zugleich sowohl etwas gleichförmig und vereinfacht als auch auf unzählige Weisen nutzlos abgewandelt und in einer hilflosen und seligen Fülle, die an die herrlichen und beschränkten Bilderbücher der Kinderzeit erinnert. Ulrich und Agathe fühlten auch beide ihr Buch der Welt aufgeschlagen, denn B. war keine andere Stadt als jene, wo sie sich wiedergefunden hatten, nachdem ihr Vater dort gelebt hatte und gestorben war.

»Und gerade in B. hat es dazu kommen müssen!« wiederholte der General bedeutsam.

»Du bist doch auch einmal dort in Garnison gewesen« bekräftigte Ulrich.

»Und der Dichter Feuermaul ist dort geboren« fügte Stumm hinzu.

»Richtig!« rief Ulrich aus. »Hinter dem Theater! Von daher hat er wahrscheinlich seinen Ehrgeiz, ein Dichter zu sein. Erinnerst du dich noch an dieses Theater? Es muß in den achtziger oder neunziger Jahren einen Baumeister gegeben haben, der in die meisten größeren Städte solche Theaterschatullen hinsetzte, die um und um mit Zierformen und Statuenzierrat beschlagen waren. Und Feuermaul ist richtig in dieser Spinn- und Webstadt B. auf die Welt gekommen: als der Sohn eines wohlhabenden Tuchkommissionärs. Ich erinnere mich, daß diese Zwischenhändler aus mir unbekannten Gründen mehr verdienten als die Fabrikanten selbst; und die Feuermauls gehörten schon zu den reichsten Leuten in B., ehe der Vater in Ungarn mit Salpeter oder weiß Gott welcher Mordproduktion ein noch größeres neues Leben begann: Du bist doch gekommen, um dich bei mir nach Feuermaul zu erkundigen?« fragte Ulrich.

»Eigentlich nicht« erwiderte sein Freund. »Ich habe erhoben, daß sein Vater große Pulverlieferungen für das Kriegsministerium hat: damit ist ja der Menschengüte seines Sohns im vorhinein ein Zügel angelegt. Der Beschluß bleibt Episode, dafür stehe ich dir gut!«

Aber Ulrich hörte nicht. Es war ihm ein lang entbehrter Genuß, sich in einer ganz alltäglichen Weise reden zu hören. »Dieses alte B. ist keine üble Stadt« fing er zu plaudern an. »In der Mitte liegt auf einem Berg eine alte häßliche Festung, deren Kasematten von der Mitte des 18. bis zu der des 19. Jahrhunderts als Staatsgefängnis gedient haben und berüchtigt waren, und die ganze Stadt ist stolz darauf!«

»Der Lachberg« bestätigte der General höflich.

»Das ist aber ein netter Lach-Berg!« rief Agathe aus und ärgerte sich über ihr Bedürfnis nach Gewöhnlichkeit, als Stumm das Wortspiel geistvoll fand und ihr versicherte, daß er zwei Jahre in B. garnisoniert habe, ohne auf diesen Zusammenhang gekommen zu sein.

»Das wahre B. ist natürlich der Ring der Fabrikviertel, die Tuch- und Garnstadt!« fuhr Ulrich fort und wandte sich an Agathe. »Was sind das doch große, schmale, schmutzige Häuserschachteln mit unzähligen Fensterlöchern, Gäßchen, die nur aus Hofmauern und Eisentoren bestehn, Straßen, die sich breit, ausgefahren und trostlos krümmen!« Ein paar Mal hatte er nach dem Tod seines Vaters dieses Viertel durchstreift. Er sah die hohen Schornsteine wieder, an denen die schmutzigen Fahnen des Rauches hingen, und die ölüberzogenen Fahrbahnen, dann verlor sich seine Erinnerung unvermittelt ins Bauernland, das auch wirklich unvermittelt hinter den Fabrikmauern begann, mit schwerer, fetter, fruchtbarer Erde, die im Frühling schwarzbraun aufbrach, mit niedrigen, langen, längs der Straße liegenden Dörfern, und Häusern, die nicht nur in schreienden Farben angestrichen waren, sondern in solchen, die mit unverständlich häßlicher Stimme schrien. Es war ein demütiges und doch fremd-geheimnisvolles Bauernland, aus dem die städtische Geschäftigkeit ihre Arbeiter und Arbeiterinnen sog, weil es eingeengt zwischen ausgedehnten Zuckerrübenplantagen des Großgrundbesitzes dalag, der ihm nicht die nötigste Wohlhabenheit übrig gelassen hatte. Jeden Morgen riefen die Fabriksirenen aus diesen Dörfern Scharen von Bauern in die Stadt und verstreuten sie zwar des Abends wieder über das Land, aber mit den Jahren blieben doch immer mehr dieser tschechischen von dem öligen Wollstaub der Fabriken an Gesicht und Fingern dunkelhäutigen Landleute in der Stadt zurück und machten das dort schon vorhandene slawische Kleinbürgertum kräftig wachsen.

Daraus ergaben sich schwierige Verhältnisse, denn die Stadt war deutsch. Sie lag sogar in einer deutschen Sprachinsel, wenn auch auf deren äußerster Spitze, und wußte sich seit dem 13. Jahrhundert in die stolzen Erinnerungen deutscher Geschichte verflochten. Man konnte in ihren deutschen Schulen lernen, daß hierorts schon der Türkenprediger Kapistran wider die Hussiten gepredigt habe, zu einer Zeit, wo gute Österreicher noch in Neapel geboren werden konnten; daß die Erbverbrüderung zwischen den Häusern Habsburg und Ungarn, die 1364 den Grund zur österreichisch-ungarischen Monarchie gelegt hat, nirgends anders abgeschlossen worden sei als hier; daß die Schweden im Dreißigjährigen Krieg diese tapfere Stadt einen ganzen Sommer lang belagert hatten, ohne sie erobern zu können, und noch weniger hatten das die Preußen im Siebenjährigen Krieg vermocht. Natürlich war dadurch die Stadt ebenso auch in die stolzen hussitischen Erinnerungen der Tschechen verflochten und in die selbständigen geschichtlichen der Ungarn, möglicherweise sogar auch in die der Neapolitaner, Schweden und Preußen, und es fehlte in den nichtdeutschen Schulen der Stadt keineswegs an Hinweisen darauf, daß diese Stadt nicht deutsch sei und daß die Deutschen ein Diebsvolk seien, das sich sogar fremde Vergangenheiten aneigne. Es war merkwürdig, daß das nicht gehindert wurde, aber so gehörte es zur weisen Mäßigung Kakaniens. Es gab dort viele solche Städte, und alle sahen sie auch ähnlich aus. Am höchsten Punkt thronte ein Gefängnis, am zweithöchsten eine Bischofsresidenz, und ringsherum, gut auf die Stadt verteilt, fanden sich ungefähr noch zehn Klöster und Kasernen. War das geordnet, was man auch »die Staatsnotwendigkeiten« nannte, so überspannte man im übrigen die Einheitlichkeit und Einigkeit nicht, denn Kakanien war von einem in großen historischen Erfahrungen erworbenen Mißtrauen gegen alles Entweder- oder beseelt und hatte immer eine Ahnung davon, daß es noch viel mehr Gegensätze in der Welt gebe als die, an denen es schließlich zugrunde gegangen ist, und daß ein Gegensatz durchgreifend ausgetragen werden müsse. Sein Regierungsgrundsatz war das Sowohl-als-auch, oder, noch lieber mit weisester Mäßigung das Weder-noch. Man vertrat in Kakanien die Auffassung, daß es nicht vorsichtig sei, wenn die einfachen Leute, die es nicht nötig haben, zuviel lernen, und man legte auch keinen Wert darauf, daß es ihnen wirtschaftlich unbescheiden gut gehe. Man gab gerne denen, die schon viel hatten, weil es da keine Gefahr mehr mit sich bringt, und setzte voraus, wenn in den andern etwas Tüchtiges stecke, werde es sich selbst zeigen, denn Widerstände sind geeignet, Männer zu erziehn.

Und so bewahrheitete es sich auch: unter den Gegnern wurden Männer erzogen, und die Deutschen bekamen, weil Besitz und Bildung in B. deutsch waren, mit Staates Hilfe immer mehr Besitz und Bildung. Wenn man durch die Straßen von B. ging, konnte man das daran erkennen, daß die erhalten gebliebenen schönen baulichen Zeugnisse der Vergangenheit, von denen es einige gab, zum Stolz der wohlhabenden Bürger zwischen vielen Zeugnissen der Neuzeit standen, die sich nicht bloß damit begnügten, gotisch, Renaissance oder Barock zu sein, sondern von der Möglichkeit Gebrauch machten, alles zugleich zu haben. Unter den großen Städten Kakaniens war B. eine der reichsten und drückte das auch baulich aus, so daß selbst die Umgebung, dort wo sie waldig und romantisch war, die roten Türmchen, schieferblauen Zackendächer und schußschartenähnlichen Mauerkränze wohlhabender Villen abbekam. »Und welche Umgebung!« dachte und sagte Ulrich, heimatfeindlichangeheimelt. Dieses B. lag in der Gabel zweier Flüsse, aber das war eine sehr weite und lockere Gabel, und die Flüsse waren auch nicht so recht Flüsse, sondern an manchen Stellen waren es breite, gemäßigte Bäche, und wieder an anderen waren es stehende Wasser, die dennoch insgeheim flossen. Auch die Landschaft war ja nicht einfach, sondern bestand, sah man von dem zuerst bedachten Bauernland ab, noch aus drei weiteren Teilen. Auf der einen Seite eine weite, sich sehnsüchtig eröffnende Ebene, die an manchen Abenden von zarten Silber- und Orangefarben überhaucht war; auf der anderen buschiges, wipfliges, treudeutsches Waldhügelland (aber gerade das war nicht die deutsche Seite), von nahem Grün in fernes Blau führend; auf der dritten eine heroische, nazarenisch karge Landschaft von fast großartiger Eintönigkeit, mit graugrünen, von Schafen beweideten Hügelkuppen und braunen Ackerbreiten, die etwas wie das murmelnde Singen des Tischgebets der Bauern über sich hatten, das aus niedrigen Fenstern dringt.

Also ließe sich zwar rühmen, daß diese traulich-kakanische Gegend, in deren Mitte die Stadt B. lag, sowohl bergig als auch eben, nicht weniger waldig als sonnig und ebenso heldisch wie demütig großartig war, aber es fehlte doch wohl überall daran ein wenig, so daß sie im ganzen weder so noch so war. Es ließ sich denn auch niemals entscheiden, ob die Bewohner dieser Stadt sie schön oder häßlich fanden. Sagte man zu einem von ihnen, B. sei häßlich, so antwortete er bestimmt: »Aber schauen Sie, der Rote Berg, er ist doch ganz hübsch, und gar der Gelbe Berg … und die Schwarzen Felder…!« und schon, wenn er so diese sinnlichen Namen aufzählte, mußte man zugeben, daß sich die Landschaft wohl hören lassen könne. Sagte man aber, sie sei schön, so lachte ein gebildeter B.er und erzählte, daß er soeben von der Schweiz zurückkäme oder aus den Pyrenäen oder aus Singapore und daß B. ein armes Nest sei, das nicht einmal den Vergleich mit Bukarest aushalte. Aber auch das war ja nur kakanisch, dieses Zwielicht des Gefühls, worin sie ihr Dasein aufnahmen, diese Unruhe einer zu früh herabgesunkenen Ruhe, in der sie sich geborgen und begraben fühlten. Sagt man es so: diesen Menschen war alles zugleich Unlust und Lust, so bemerkt man wohl, wie vorweg-heutig es war, denn der sanfteste aller Staaten stürmte in manchem seiner Zeit heimlich voraus. Die Menschen, die B. bewohnten, lebten von der Erzeugung von Tuchen und Garnen, von dem Verkauf von Tuchen und Garnen, von der Erzeugung und dem Handel aller Dinge, die von Menschen gebraucht werden, die Tuche und Garne erzeugen oder verkaufen, einschließlich der Erzeugung und Behandlung von Rechtsstreitigkeiten, Krankheiten, Kenntnissen, Vergnügungen und dergleichen, was zu den Bedürfnissen einer großen Stadt gehört. Und alle wohlhabenden unter ihnen hatten die Eigenschaft, daß es in der Welt keinen schönen und berühmten Ort gab, wo einer, der aus dieser Stadt stammte, nicht einen antraf, der auch aus dieser Stadt stammte, und wenn sie wieder zu Hause waren, hatte das zur Folge, daß sie alle ebensoviel von der Weite der Welt in sich trugen wie von der unheimlichen Überzeugung, daß alle Größe schließlich doch nur nach B. führt.

Ein solcher Zustand, der von der Erzeugung von Tuchen und Garnen, von Fleiß, Sparsamkeit, einem städtischen Theater, den Konzerten durchreisender Berühmtheiten, von Bällen und Einladungen kommt, wird nicht mit den gleichen Mitteln überwunden. Vielleicht hätte das dem Kampf um die Staatsmacht mit einer aufsässigen Arbeiterschaft gelingen können oder dem Kampf gegen eine Oberschicht oder einem imperialistischen Kampf um den Weltmarkt, wie ihn andere Staaten führten, kurz nicht dem Verdienen nach Verdienst, sondern einem Rest tierischen Erbeutens, worin sich die Lebenswärme wachhält. In Kakanien aber wurde wohl viel Geld unrecht verdient, aber erbeutet durfte nichts werden, und selbst wenn in diesem Staat Verbrechen erlaubt gewesen wären, so hätte man streng darauf geachtet, daß sie nur von obrigkeitlich zugelassenen Verbrechern begangen werden. Das gab allen solchen Städten wie B. das Aussehen eines großen Saals mit einer niedrigen Decke. Ein Kranz von Pulvertürmen umgab jede größere Stadt, in denen die Armee ihre Schießvorräte aufbewahrte, groß genug, bei einem Blitzschlag ein ganzes Stadtviertel in Trümmer zu legen: aber bei jedem Pulverturm war durch eine Schildwache und einen schwarz-gelben Schlagbaum dafür vorgesorgt, daß den Bürgern kein Unheil geschehe. Und die Polizei war mit Säbeln ausgerüstet, die so lang waren wie die der Offiziere und bis an die Erde reichten, niemand wußte mehr warum, es sei denn aus Mäßigung. Denn die Polizei war nur mit der rechten Hand die der Gerechtigkeit, mit der anderen mußte sie ihre Säbel festhalten. Niemand wußte auch, warum in wachsenden Städten auf Baugründen, die Zukunft hatten, vom Staat weit vorausblickend Militärspitäler, Monturdepots und Garnisonsbäckereien errichtet wurden, deren ummauerte Riesenrechtecke später die Entwicklung störten. Keinesfalls durfte das für Militarismus gehalten werden, dessen man das alte Kakanien leichtfertig beschuldigt hat; es war nur Lebensweisheit und Vorsicht: denn Ordnung kann gar nicht anders als in Ordnung sein, sie ist sozusagen schon ihrem Wesen nach in Ordnung, während das von jedem anderen staatlichen Verhalten ewig unsicher bleibt. Diese Ordnung war dem Franzisko-Josefinischen Zeitalter in Kakanien zur Natur, ja fast schon zur Landschaft geworden, und ganz bestimmt hätten dort bei längerer Andauer der stillen Friedenszeit auch noch die Geistlichen lange Säbel bekommen, da nach den Fischinspektoren und Postbeamten schon die Universitätsprofessoren welche hatten, und wäre nicht eine Weltveränderung zu ganz anderen Auffassungen dazwischen gekommen, so hätte sich der Säbel vielleicht in Kakanien zu einer geistigen Waffe entwickelt.

Als die Unterhaltung, teils im Meinungsaustausch, teils in Erinnerungen, die sie stumm begleiteten, so weit gekommen war, schaltete General Stumm ein: »Das hat übrigens der Leinsdorf schon gesagt, daß nämlich die Priester eigentlich Säbel bekommen müßten, beim nächsten Konkordat und zum Zeichen, daß auch sie ein Amt im Staat bekleiden. Er hat es dann mit der weniger paradoxen Bemerkung eingeschränkt, daß auch kleine Degen genügen möchten, mit Perlmutter- und Goldgriff, weißt du, wie sie früher die Beamten getragen haben.«

»Ist das dein Ernst?«

»Seiner« gab der General zur Antwort. »Er ist halt sehr geärgert über die allgemeine Staatsfeindlichkeit und hat sich erinnert, daß im Dreißigjährigen Krieg in Böhmen die Priester in vergoldeten Meßgewändern geritten sind, die unterhalb aus Leder waren, also richtige Meß-Kürasse; in einer seiner Schloßkapellen bewahrt er so ein Gewand noch auf. Schau, du weißt doch, daß er immer davon redet, wie die Verfassung vom Jahre 61 dem Besitz und der Bildung bei uns die Führung gegeben hat und daß daraus eine große Enttäuschung geworden ist –«

»Wie bist du eigentlich zu ihm gekommen?« unterbrach ihn Ulrich lächelnd.

»Gott, das hat sich so gefügt, wie er von sei nen böhmischen Gütern zurückgekehrt ist« meinte Stumm, ohne darauf näher einzugehen. »Überdies hat er dich dreimal zu sich bitten lassen, ohne daß du hingegangen bist. In B. ist sein Auto auf der Rückfahrt gerade in die Unruhen hineingeraten und aufgehalten worden. Auf der einen Seite der Straße sind die Tschechen gestanden und haben ›Nieder mit den Deutschen!‹ geschrien, auf der andern Seite standen die Deutschen und brüllten ›Nieder mit den Tschechen!‹ Als er aber erkannt wurde, hörten sie damit auf und fragten im Sprechchor deutsch und tschechisch: ›Was ist mit der Enquete zur Feststellung der Wünsche der beteiligten Kreise der Bevölkerung, Herr Graf?‹ und die einen schrien: ›Pfui!‹ auf ihn, und die anderen: ›Schande!‹ Dieser dumme Beschluß, daß man sich für seine eigenen Ideen töten lassen soll, aber ja nicht für fremde, hat sich nämlich anscheinend herumgesprochen, und weil wir ihn verschwinden haben lassen, verdächtigt man uns jetzt, daß wir Volksmörder sein wollen! Deshalb hat Leinsdorf zu mir gesagt: ›Sie sind doch sein Freund, warum kommt er nicht, wenn ich ihn rufe?!‹ Und mir ist nichts anderes übriggeblieben als ihm anzubieten: ›Wenn Sie mir etwas anzuvertrauen wünschen, werde ich es ihm ausrichten!‹«

Stumm machte eine Pause.

»Und was –?« fragte Ulrich.

»Nun, du weißt, daß es nie ganz einfach zu verstehen ist, was er meint. Zuerst hat er mir von der Französischen Revolution erzählt. Die Französische Revolution hat bekanntlich vielen Adeligen die Köpfe abgeschlagen, und das findet er merkwürdigerweise richtig, obgleich er in B. beinahe mit Steinen beworfen worden wäre. Denn er sagt, das Ancien Régime hat seine Fehler gehabt und die Französische Revolution ihre wahren Gedanken. Aber was ist schließlich aus aller Anstrengung entstanden? Das fragt er sich. Und da sagt er Folgendes: Heute ist zum Beispiel die Post besser und schneller, aber früher, solange die Post noch langsam war, hat man bessere Briefe geschrieben. Oder: Heute ist die Kleidung praktischer und weniger lächerlich, aber früher, wo sie noch wie eine Maskerade war, hat man entschieden besseres Material darauf verwendet. Und er gibt zu, daß er für größere Fahrten selbst ein Automobil benützt, weil es schneller und bequemer ist als ein Pferdefuhrwerk, aber er behauptet, daß diese Federbüchse auf vier Rädern dem Fahren die wahre Vornehmheit genommen hat. Und alles das ist komisch, mein ich, aber es ist wahr. Hast du nicht selbst einmal gesagt, beim menschlichen Fortschritt rutscht immer ein Bein zurück, wenn das andere vorrutscht? Unwillkürlich hat heute jeder von uns etwas gegen den Fortschritt. Und der Leinsdorf hat zu mir gesagt: ›Herr General, früher haben unsere jungen Leute von Pferden und Hunden gesprochen, und heu te sprechen die Fabrikantensöhne von Pferdestärken und Chassis. So hat der Liberalismus seit der Verfassung von 61 den Adel auf die Seite geschoben, aber alles ist voll neuer Korruption, und wenn wider Erwarten doch einmal die Soziale Revolution kommen wird, so wird sie den Fabrikantensöhnen den Kopf abschlagen, aber besser wird es auch nicht werden!‹ Ist das nicht stark? Man hat den Eindruck, es kocht etwas in ihm über! Bei einem andern möchte man ja vielleicht meinen, er weiß nicht, was er will!«

»Weißt du, was er will?« fragte Ulrich.

»Die Drangsal hat nach der Geschichte in B. versucht, ihm sagen zu lassen: jetzt müßte man sich erst recht zum Menschen bedingungslos hinreißen lassen; und der Feuermaul soll geäußert haben, besser sei es, als Österreicher des Widerstandes der Nationalitäten nicht Herr zu werden, denn als Reichsdeutscher sein Land in einen Truppenübungsplatz zu verwandeln. Darauf erwidert er nur, daß das keine Realpolitik sei. Er verlangt eine Kraftkundgebung; das heißt, natürlich soll es auch eine Liebeskundgebung sein, das war ja die ursprüngliche Idee der Parallelaktion. ›Herr General,‹ das waren seine Worte ›wir müssen unsere Einigkeit kundgeben; das ist weniger widerspruchsvoll, als es den Anschein hat, aber auch weniger einfach!‹«

Bei dieser Mitteilung vergaß sich Ulrich und gab eine ernstere Antwort. »Sag einmal,« fragte er »kommt dir denn nie das Gerede um die Parallelaktion etwas kindlich vor?«

Stumm sah ihn erstaunt an. »Das schon« erwiderte er zögernd. »Wenn ich so mit dir spreche oder mit dem Leinsdorf, kommt es mir manchmal vor, ich rede wie ein Jüngling oder du philosophierst über die Unsterblichkeit der Maikäfer; aber das kommt doch von dem Thema? Wo es um erhabene Aufgaben geht, hat man ja nie das Gefühl, so reden zu dürfen, wie man wirklich ist!?«

Agathe lachte.

Stumm lachte mit. »Ich lache ja auch, Gnädigste!« versicherte er weltklug, doch dann kehrte in sein Gesicht wieder Wichtigkeit zurück, und er fuhr fort: »Aber streng genommen ist es gar nicht so falsch, was der erlauchtige Herr meint. Was verstehst du zum Beispiel unter Liberalismus?« – mit diesen Worten wandte er sich nun wieder an Ulrich, wartete aber keine Antwort ab, sondern fuhr neuerlich fort: »Ich meine halt so, daß man die Leute sich selbst überläßt. Das hat man seit dem Jahr 48 versucht, aber es wird dir natürlich auch aufgefallen sein, daß das jetzt aus der Mode kommt. Es ist ein Pallawatsch daraus entstanden, wie man so sagt. Aber ist es nur das? Mir kommt vor, die Leute wollen noch etwas. Sie sind nicht mit sich zufrieden. Ich ja auch; ich war früher ein liebenswürdiger Mensch. Man hat eigentlich nichts getan, aber man war mit sich zufrieden. Der Dienst war nicht schlimm, und außer Dienst hat man Ekarté gespielt oder ist auf die Jagd gefahren, und bei dem allen war eine gewisse Kultur. Eine gewisse Einheitlichkeit. Kommt es dir nicht auch so vor? Und warum ist das heute nicht mehr so? Ich glaube, soweit ich nach mir urteilen darf, man fühlt sich zu gescheit. Will man ein Schnitzel essen, so fällt einem ein, daß es Leute gibt, die keins haben. Steigt einer einem schönen Mäderl nach, so fahrt ihm plötzlich durch den Kopf, daß er eigentlich über die Beilegung irgendeines Konflikts nachzudenken hätte. Das ist eben der unleidliche Intellektualismus, den man heute niemals los wird, und darum geht es nirgends vorwärts. Und ohne es selbst zu wissen, wollen die Leute wieder etwas. Das heißt also, sie wollen nicht mehr einen komplizierten Intellekt, sie wollen nicht tausend Möglichkeiten zu leben: sie wollen mit dem zufrieden sein, was sie ohnehin tun, und dazu braucht es einfach wieder einen Glauben oder eine Überzeugung oder – also, wie soll man das bezeichnen, was sie dazu brauchen? Zu dieser Frage möchte ich jetzt deine Meinung hören!«

Aber das war nur Selbstgenuß des lebhaft angeregten Stumm, denn ehe Ulrich auch nur das Gesicht verziehen konnte, kam schon seine Überraschung: »Man kann es natürlich ebensogut Glauben wie Überzeugung nennen, aber ich habe viel darüber nachgedacht und nenne es lieber: Eingeistigkeit!«

Stumm machte eine Pause, die der Einnahme des Beifalls dienen sollte, ehe er weiteren Einblick in seine Geisteswerkstatt gab, und dann mischte sich in den gewichtigen Ausdruck seines Gesichts noch ein ebensowohl überlegener als auch genußmüder. »Wir haben ja früher öfter über die Probleme der Ordnung gesprochen« erinnerte er seinen Freund »und brauchen uns infolgedessen heute nicht dabei aufzuhalten. Also Ordnung ist gewissermaßen ein paradoxer Begriff. Jeden anständigen Menschen verlangt es nach innerer und äußerer Ordnung, aber anderseits verträgt man auch nicht zuviel von ihr, ja eine vollkommene Ordnung wäre sozusagen der Ruin alles Fortschritts und Vergnügens. Das liegt sozusagen im Begriff der Ordnung. Und darum muß man sich fragen: was ist denn überhaupt Ordnung? Und wie kommt es denn, daß wir uns einbilden, ohne Ordnung nicht existieren zu können? Und was für eine Ordnung suchen wir denn? Eine logische, eine praktische, eine persönliche, eine allgemeine, eine Ordnung des Gefühls, eine des Geistes oder eine des Handelns? De facto gibt es ja eine Menge Ordnungen durcheinander; die Steuern und Zölle sind eine, die Religion eine andere, das Dienstregelement eine dritte, und man wird gar nicht fertig mit dem Aufsuchen und Aufzählen. Damit habe ich mich sehr beschäftigt, wie du weißt, und ich glaube nicht, daß es auf der Welt viele Generale geben wird, die ihren Beruf so ernst nehmen, wie ich es in diesem letzten Jahr habe tun müssen. Ich habe auf meine Weise nach einer umfassenden Idee suchen helfen, aber du selbst hast schließlich verkündet, daß man zur Ordnung des Geistes ein ganzes Weltsekretariat brauchen möchte, und auf eine solche Ordnung, das wirst du selbst zugeben, kann man nicht warten! Aber anderseits darf man auch nicht deshalb jeden gewähren lassen!«

Stumm lehnte sich zurück und schöpfte Luft. Das Schwerste war jetzt gesagt, und er fühlte das Bedürfnis, sich bei Agathe für die finstere Sachlichkeit seines Benehmens zu entschuldigen, was er mit den Worten tat: »Gnädigste verzeihen schon, aber ich habe mit Ihrem Bruder eine alte und schwe re Abrechnung gehabt; jetzt aber wird es auch für Damen geeigneter, denn jetzt bin ich wieder dort, wo ich gewesen bin, daß die Leute keinen komplizierten Intellekt brauchen können, sondern daß sie glauben und überzeugt sein möchten. Wenn man das nämlich analysiert, so kommt man darauf, daß es bei der Ordnung, die der Mensch anstrebt, das letzte ist, ob man sie mit der Vernunft billigen kann oder nicht; es gibt auch völlig unbegründete Ordnungen, zum Beispiel gleich, daß beim Militär, was immer behauptet wird, immer der Vorgesetzte recht hat, das heißt natürlich, solange nicht pnd0ein noch Höherer dabei ist: Wie habe ich mich, als ich ein junger Offizier war, darüber aufgehalten, daß das eine Schändung der Ideenwelt ist! Und was sehe ich heute? Heute nennt man es das Prinzip des Führers –«

»Wo hast du das her?« fragte Ulrich, den Vortrag unterbrechend, denn er hatte einen bestimmten Verdacht, daß diese Gedanken nicht nur aus einem Gespräch mit Leinsdorf geschöpft seien.

»Es verlangen doch alle nach starker Führung! Und außerdem aus dem Nietzsche natürlich und seinen Auslegern« entgegnete Stumm flink und wohlbeschlagen. »Da wird doch bereits eine doppelte Philosophie und Moral verlangt: für Führer und für Geführte! Aber wenn wir schon einmal beim Militär sind, muß ich überhaupt sagen, daß sich das Militär nicht nur an und für sich als ein Element der Ordnung auszeichnet, sondern daß es sich immer auch dann noch bewährt, wenn alle andere Ordnung versagt!«

»Die entscheidenden Dinge vollziehen sich eben über den Verstand hinweg, und die Größe des Lebens wurzelt im Irrationalen!« führte Ulrich an und ahmte aus dem Gedächtnis seine Kusine Diotima nach.

Der General verstand es sofort, nahm es aber nicht übel. »Ja, so hat sie gesprochen, Ihre Frau Kusine, ehe sie noch die Kundgebungen der Liebe sozusagen zu sehr im besonderen suchte.« Er wandte sich mit dieser Erklärung an Agathe.

Agathe schwieg und lächelte.

Stumm wandte sich wieder Ulrich zu. »Ich weiß nicht, ob es zu dir der Leinsdorf vielleicht auch schon gesagt hat, jedenfalls ist es hervorragend richtig; er behauptet nämlich, daß es an einem Glauben die Hauptsache ist, daß man immer dasselbe glaubt. Das ist ungefähr das, was ich eben Eingeistigkeit nenne. ›Kann das aber das Zivil?‹ habe ich ihn gefragt. ›Nein‹ habe ich gesagt, das Zivil trägt jedes Jahr andere Anzüge, und alle paar Jahre finden Parlamentswahlen statt, damit es jedesmal anders wählen kann: der Geist der Eingeistigkeit ist viel eher beim Militär zu finden!«

»Du hast also Leinsdorf überzeugt, daß ein gesteigerter Militarismus die wahre Erfüllung seiner Absichten wäre?«

»Aber Gott bewahre, ich habe kein Wort gesagt! Wir haben uns bloß geeinigt, daß wir auf den Feuermaul künftighin verzichten, weil seine Ansichten zu unbrauchbar sind. Und im übrigen hat mir der Leinsdorf eine Reihe Aufträge an dich mitgegeben –«

»Das ist überflüssig!«

»Du sollst ihm rasch eine Verbindung zu sozialistischen Kreisen verschaffen –«

»Der Sohn meines Gärtners ist eifriges Parteimitglied, mit dem kann ich dienen –!«

»Aber meinetwegen! Es muß ja ohnehin nur aus Gewissenhaftigkeit geschehn, weil er sich das einmal in den Kopf gesetzt hat. Das zweite ist, daß du ihn sobald wie möglich aufsuchen möchtest –«

»Ich reise nächster Tage ab!«

»Also eben gleich wenn du wieder zurück bist –«

»Ich komme wahrscheinlich überhaupt nicht zurück!«

Stumm von Bordwehr sah Agathe an; Agathe lächelte, und er fühlte sich dadurch ermuntert. »Verrückt?« fragte er.

Agathe zuckte ungewiß die Schultern.

»Also, ich fasse es noch einmal zusammen –« sagte Stumm.

»Unser Freund hat genug von der Philosophie!« unterbrach ihn Ulrich.

»Das kannst du doch von mir gewiß nicht behaupten!« verteidigte sich Stumm empört. »Wir können bloß nicht auf die Philosophie warten. Und natürlich habe ich, wenn ich Leinsdorf besuche, den Auftrag, ihn, wenn es geht, in einem bestimmten Sinn zu beeinflußen, das kannst du dir ja denken. Und wenn er sagt, daß an einem Glauben das wichtigste ist, daß man immer das gleiche glaubt, so denkt er vorderhand noch an die Religion; ich aber denke schon an die Eingeistigkeit, denn das ist das Umfassendere. Ich stehe nicht an zu behaupten, daß eine wirklich gewaltige Lebensanschauung nicht erst auf den Verstand warten darf; im Gegenteil, eine wirkliche Lebensanschauung muß geradezu gegen den Verstand gerichtet sein, sonst kommt sie nicht in die Lage, daß sie ihn sich unterwerfen kann. Und eine solche Eingeistigkeit sucht das Zivil im beständigen Wechsel, das Militär hat aber sozusagen eine dauernde Eingeistigkeit! Gnädigste, –« unterbrach Stumm seinen Eifer »dürfen nicht glauben, daß ich ein Militarist bin; mir ist das Militär, ganz im Gegenteil, immer sogar ein bißl zu roh gewesen: Aber die Logik dieser Gedanken packt einen so, wie wenn man mit einem großen Hund spielt: erst beißt er im Spaß, und dann kommt er hinein und wird wild. Und ich möchte Ihrem Bruder sozusagen eine letzte Gelegenheit einräumen –«

»Und wie bringst du die Kundgebung der Kraft und Liebe damit in Zusammenhang?« fragte Ulrich.

»Gott, das habe ich inzwischen vergessen« erwiderte Stumm. »Aber natürlich sind diese nationalen Ausbrüche, die wir jetzt in unserem Vaterland erleben, irgendwie Kraftausbrüche einer unglücklichen Liebe. Und auch auf diesem Gebiet, in der Synthese von Kraft und Liebe ist das Militär gewissermaßen vorbildlich. Irgendeine Vaterlandsliebe muß der Mensch haben, und wenn er sie nicht zum Vaterland hat, so hat er sie eben zu etwas anderem. Das braucht man also bloß einzufangen. Als Beispiel dafür fällt mir in diesem Augenblick das Wort Einjährig-Freiwillig ein: Wer denkt daran, daß ein Einjähriger ein Freiwilliger ist. Er am allerwenigsten. Und doch war ers und ist ers nach dem Sinn des Gesetzes. In so einem Sinn muß man die Menschen eben alle wieder zu Freiwilligen machen!«

Legende
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Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
16
Anzahl
1 MS
Sigle
Gn–U–Ag (Nationen Kap)
Inhalt
Konvolutumschlag, nachträglich
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-2: Mitte 1933 - März 1934
Schmierblätter: Schm b Tge, Schm Aufb, F+L+H+VB, Schm M-K, Schm Ü, Schm ÜP [Umfang: 415 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/8/2
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
15
Anzahl
1 MS
Sigle
Zu NR
Inhalt
Zu Gn-U-Ag, Nationenkapitel
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-2: Mitte 1933 - März 1934
Schmierblätter: Schm b Tge, Schm Aufb, F+L+H+VB, Schm M-K, Schm Ü, Schm ÜP [Umfang: 415 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/3/90b
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
14
Anzahl
2 MS
Sigle
SchmMK2_Nationen_1
Sigle »Schm M-K«: Schm M-K II Nationen-Kap U-Ag-Gn
identisch mit N Bl III 11, N Bl III 12; Notizen zum Kapitelprojekt »Beschreibung einer kakanischen Stadt«; I/4/11, I/4/12
SchmMK2_Nationen_2
Sigle »Schm M-K«: Schm M-K II Nationen-Kap U-Ag-Gn
identisch mit N Bl III 11, N Bl III 12; Notizen zum Kapitelprojekt »Beschreibung einer kakanischen Stadt«; I/4/11, I/4/12
Inhalt
Notizen zur Entwurfsüberarbeitung
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-2: Mitte 1933 - März 1934
Schmierblätter: Schm b Tge, Schm Aufb, F+L+H+VB, Schm M-K, Schm Ü, Schm ÜP [Umfang: 415 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/4/11
  • I/4/12
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
13
Anzahl
1 MS
Sigle
RFr2_26_7
Sigle »II R Fr«: II R Fr 26
Studienblatt Soziale Fragestellung; II/8/227, II/8/231 II/8/232, II/8/233, II/8/234
Inhalt
Studienblatt Soz. Fragestellung
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
4. August 1933 – 18. August 1933
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/8/233
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
12
Anzahl
12 MS
Inhalt
Text: Nationen (Gn bei U u Ag)
Typ
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Zeit
13. Juni 1933 - 5. Juli 1933
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/8/3
  • I/8/4
  • I/8/5
  • I/8/6
  • I/8/7
  • I/8/8
  • I/8/9
  • I/8/10
  • I/8/11
  • I/8/12
  • I/8/13
  • I/8/14
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
  • [08]
  • [09]
  • [10]
  • [11]
  • [12]
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
10
Anzahl
10 MS
Inhalt
den Entwurf begleitende Notizen
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Zeit
13. Juni 1933 - 5. Juli 1933
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/9/50
  • II/9/51
  • II/9/52
  • II/9/53
  • II/9/54
  • II/9/55
  • II/9/56
  • II/9/57
  • II/9/58
  • II/9/59
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
9
Anzahl
4 MS
Inhalt
Notizen zur Entwurfsvorbereitung
Typ
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-1: Ende 1932 - Mitte 1933
H-Erstfassung, Mnm [Umfang: 162 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/9/138
  • II/9/139
  • II/9/140
  • II/9/141
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
8
Anzahl
1 MS
Sigle
Inhalt
Vorbereitende Notizen zu: Kap. Gn – U – Ag / 42 j 43 2. Sitzung
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 6-5: Mai 1932 - September 1932
Kap. 26-38: Restitution der narrativen Syntax [Umfang: 215 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 6: Zweites Buch - Erster Teil
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/8/3
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
7
Anzahl
2 MS
Inhalt
Notizen zu einer Einschaltung in Kap. 37
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Zeit
August 1932 - September 1932
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/9/68
  • II/9/69
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
6
Anzahl
2 MS
Sigle
k2_32j33-3
Kapitel des Zweiten Buchs: 6..
erstes Kapitel der Druckfahnen-Fortsetzung 1937zweites Kapitel der Druckfahnen-Fortsetzung 1937; die Kapitelnummer gibt RM mit 6 an der Zehnerstelle und zwei Punkten an
Inhalt
"Über Ursachen u Ursprünge Der Herd des Weltkriegs ist auch der Geburtsort d. Dichters F F." (Begleitende Notizen)
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/14/26
  • VII/14/34
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
4
Anzahl
3 MS
Inhalt
"Eine Einschaltung über Kakanien. Der Herd des Weltkriegs ist auch der Geburtsort des Dichters Feuermaul."
Typ
Entwurfsfragment
Zeit
nach 3. Juni 1932 bis August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/14/1
  • VII/14/2
  • VII/14/3
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
3
Anzahl
1 MS
Sigle
32 u 42
Inhalt
Konvolutumschlag; Notizen zur Entwurfsvorbereitung
Typ
Studienblatt
Zeit
nach 3. Juni 1932 bis August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/50
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
2
Anzahl
3 MS
Inhalt
Studienblatt zu Kapitel 32 und z.T. 42
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Zeit
26. Mai 1932 - 3. Juni 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/8/97
  • II/8/98
  • II/8/99
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
1
Anzahl
11 MS
Inhalt
Kapitelgruppenentwurf
Typ
Rohentwurf
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
>
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
vor 25. Oktober 1928
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/52
  • VII/1/53
  • VII/1/54
  • VII/1/55
  • VII/1/56
  • VII/1/57
  • VII/1/58
  • VII/1/59
  • VII/1/60
  • VII/1/61
  • VII/1/62
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
Datierung
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt:
Maße: mm
Typ des Blatts
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Beschreibung einer kakanischen Stadt

Eines Tags saß der General vor den Geschwistern und sagte erstaunt zu Ulrich: »Ja, liest du denn keine Zeitungen?!«

Die Geschwister wurden so rot, als hätte sie der gute Stumm in flagranti ertappt, denn mochte in ihrem Zustand auch schon alles möglich sein, daß sie es vermocht hätten, Zeitungen zu lesen, war nicht möglich gewesen.

»Aber, man muß Zeitungen lesen!« mahnte der General verlegen, denn er hatte da eine unbegreifliche Tatsache aufgedeckt, und es war Diskretion, was ihn vorwurfsvoll hinzufügen ließ: »In B. haben große Demonstrationen gegen die Parallelaktion stattgefunden!«

Wirklich, während Ulrich und Agathe hinter geschlossenen Kristallplatten lebten – durchaus nicht unwirklich und ohne Ausblick auf die Welt, wohl aber in einem ungewöhnlichen, eindeutigen Licht, badete diese Welt jeden Morgen in dem hundertfältigen Licht eines neuen Tags. Jeden Morgen erwachen Städte und Dörfer, und wo immer sie es tun, geschieht es, weiß Gott, ungefähr auf die gleiche Weise; aber mit dem gleichen Recht auf Dasein, das ein Riesendampfer ausdrückt, der zwischen zwei Kontinenten unterwegs ist, fliegen kleine Vögel von einem Ast zum andern, und so geschieht alles zugleich sowohl etwas gleichförmig und vereinfacht als auch auf unzählige Weisen nutzlos abgewandelt und in einer hilflosen und seligen Fülle, die an die herrlichen und beschränkten Bilderbücher der Kinderzeit erinnert. Ulrich und Agathe fühlten auch beide ihr Buch der Welt aufgeschlagen, denn B. war keine andere Stadt als jene, wo sie sich wiedergefunden hatten, nachdem ihr Vater dort gelebt hatte und gestorben war.

»Und gerade in B. hat es dazu kommen müssen!« wiederholte der General bedeutsam.

»Du bist doch auch einmal dort in Garnison gewesen« bekräftigte Ulrich.

»Und der Dichter Feuermaul ist dort geboren« fügte Stumm hinzu.

»Richtig!« rief Ulrich aus. »Hinter dem Theater! Von daher hat er wahrscheinlich seinen Ehrgeiz, ein Dichter zu sein. Erinnerst du dich noch an dieses Theater? Es muß in den achtziger oder neunziger Jahren einen Baumeister gegeben haben, der in die meisten größeren Städte solche Theaterschatullen hinsetzte, die um und um mit Zierformen und Statuenzierrat beschlagen waren. Und Feuermaul ist richtig in dieser Spinn- und Webstadt B. auf die Welt gekommen: als der Sohn eines wohlhabenden Tuchkommissionärs. Ich erinnere mich, daß diese Zwischenhändler aus mir unbekannten Gründen mehr verdienten als die Fabrikanten selbst; und die Feuermauls gehörten schon zu den reichsten Leuten in B., ehe der Vater in Ungarn mit Salpeter oder weiß Gott welcher Mordproduktion ein noch größeres neues Leben begann: Du bist doch gekommen, um dich bei mir nach Feuermaul zu erkundigen?« fragte Ulrich.

»Eigentlich nicht« erwiderte sein Freund. »Ich habe erhoben, daß sein Vater große Pulverlieferungen für das Kriegsministerium hat: damit ist ja der Menschengüte seines Sohns im vorhinein ein Zügel angelegt. Der Beschluß bleibt Episode, dafür stehe ich dir gut!«

Aber Ulrich hörte nicht. Es war ihm ein lang entbehrter Genuß, sich in einer ganz alltäglichen Weise reden zu hören. »Dieses alte B. ist keine üble Stadt« fing er zu plaudern an. »In der Mitte liegt auf einem Berg eine alte häßliche Festung, deren Kasematten von der Mitte des 18. bis zu der des 19. Jahrhunderts als Staatsgefängnis gedient haben und berüchtigt waren, und die ganze Stadt ist stolz darauf!«

»Der Lachberg« bestätigte der General höflich.

»Das ist aber ein netter Lach-Berg!« rief Agathe aus und ärgerte sich über ihr Bedürfnis nach Gewöhnlichkeit, als Stumm das Wortspiel geistvoll fand und ihr versicherte, daß er zwei Jahre in B. garnisoniert habe, ohne auf diesen Zusammenhang gekommen zu sein.

»Das wahre B. ist natürlich der Ring der Fabrikviertel, die Tuch- und Garnstadt!« fuhr Ulrich fort und wandte sich an Agathe. »Was sind das doch große, schmale, schmutzige Häuserschachteln mit unzähligen Fensterlöchern, Gäßchen, die nur aus Hofmauern und Eisentoren bestehn, Straßen, die sich breit, ausgefahren und trostlos krümmen!« Ein paar Mal hatte er nach dem Tod seines Vaters dieses Viertel durchstreift. Er sah die hohen Schornsteine wieder, an denen die schmutzigen Fahnen des Rauches hingen, und die ölüberzogenen Fahrbahnen, dann verlor sich seine Erinnerung unvermittelt ins Bauernland, das auch wirklich unvermittelt hinter den Fabrikmauern begann, mit schwerer, fetter, fruchtbarer Erde, die im Frühling schwarzbraun aufbrach, mit niedrigen, langen, längs der Straße liegenden Dörfern, und Häusern, die nicht nur in schreienden Farben angestrichen waren, sondern in solchen, die mit unverständlich häßlicher Stimme schrien. Es war ein demütiges und doch fremd-geheimnisvolles Bauernland, aus dem die städtische Geschäftigkeit ihre Arbeiter und Arbeiterinnen sog, weil es eingeengt zwischen ausgedehnten Zuckerrübenplantagen des Großgrundbesitzes dalag, der ihm nicht die nötigste Wohlhabenheit übrig gelassen hatte. Jeden Morgen riefen die Fabriksirenen aus diesen Dörfern Scharen von Bauern in die Stadt und verstreuten sie zwar des Abends wieder über das Land, aber mit den Jahren blieben doch immer mehr dieser tschechischen von dem öligen Wollstaub der Fabriken an Gesicht und Fingern dunkelhäutigen Landleute in der Stadt zurück und machten das dort schon vorhandene slawische Kleinbürgertum kräftig wachsen.

Daraus ergaben sich schwierige Verhältnisse, denn die Stadt war deutsch. Sie lag sogar in einer deutschen Sprachinsel, wenn auch auf deren äußerster Spitze, und wußte sich seit dem 13. Jahrhundert in die stolzen Erinnerungen deutscher Geschichte verflochten. Man konnte in ihren deutschen Schulen lernen, daß hierorts schon der Türkenprediger Kapistran wider die Hussiten gepredigt habe, zu einer Zeit, wo gute Österreicher noch in Neapel geboren werden konnten; daß die Erbverbrüderung zwischen den Häusern Habsburg und Ungarn, die 1364 den Grund zur österreichisch-ungarischen Monarchie gelegt hat, nirgends anders abgeschlossen worden sei als hier; daß die Schweden im Dreißigjährigen Krieg diese tapfere Stadt einen ganzen Sommer lang belagert hatten, ohne sie erobern zu können, und noch weniger hatten das die Preußen im Siebenjährigen Krieg vermocht. Natürlich war dadurch die Stadt ebenso auch in die stolzen hussitischen Erinnerungen der Tschechen verflochten und in die selbständigen geschichtlichen der Ungarn, möglicherweise sogar auch in die der Neapolitaner, Schweden und Preußen, und es fehlte in den nichtdeutschen Schulen der Stadt keineswegs an Hinweisen darauf, daß diese Stadt nicht deutsch sei und daß die Deutschen ein Diebsvolk seien, das sich sogar fremde Vergangenheiten aneigne. Es war merkwürdig, daß das nicht gehindert wurde, aber so gehörte es zur weisen Mäßigung Kakaniens. Es gab dort viele solche Städte, und alle sahen sie auch ähnlich aus. Am höchsten Punkt thronte ein Gefängnis, am zweithöchsten eine Bischofsresidenz, und ringsherum, gut auf die Stadt verteilt, fanden sich ungefähr noch zehn Klöster und Kasernen. War das geordnet, was man auch »die Staatsnotwendigkeiten« nannte, so überspannte man im übrigen die Einheitlichkeit und Einigkeit nicht, denn Kakanien war von einem in großen historischen Erfahrungen erworbenen Mißtrauen gegen alles Entweder- oder beseelt und hatte immer eine Ahnung davon, daß es noch viel mehr Gegensätze in der Welt gebe als die, an denen es schließlich zugrunde gegangen ist, und daß ein Gegensatz durchgreifend ausgetragen werden müsse. Sein Regierungsgrundsatz war das Sowohl-als-auch, oder, noch lieber mit weisester Mäßigung das Weder-noch. Man vertrat in Kakanien die Auffassung, daß es nicht vorsichtig sei, wenn die einfachen Leute, die es nicht nötig haben, zuviel lernen, und man legte auch keinen Wert darauf, daß es ihnen wirtschaftlich unbescheiden gut gehe. Man gab gerne denen, die schon viel hatten, weil es da keine Gefahr mehr mit sich bringt, und setzte voraus, wenn in den andern etwas Tüchtiges stecke, werde es sich selbst zeigen, denn Widerstände sind geeignet, Männer zu erziehn.

Und so bewahrheitete es sich auch: unter den Gegnern wurden Männer erzogen, und die Deutschen bekamen, weil Besitz und Bildung in B. deutsch waren, mit Staates Hilfe immer mehr Besitz und Bildung. Wenn man durch die Straßen von B. ging, konnte man das daran erkennen, daß die erhalten gebliebenen schönen baulichen Zeugnisse der Vergangenheit, von denen es einige gab, zum Stolz der wohlhabenden Bürger zwischen vielen Zeugnissen der Neuzeit standen, die sich nicht bloß damit begnügten, gotisch, Renaissance oder Barock zu sein, sondern von der Möglichkeit Gebrauch machten, alles zugleich zu haben. Unter den großen Städten Kakaniens war B. eine der reichsten und drückte das auch baulich aus, so daß selbst die Umgebung, dort wo sie waldig und romantisch war, die roten Türmchen, schieferblauen Zackendächer und schußschartenähnlichen Mauerkränze wohlhabender Villen abbekam. »Und welche Umgebung!« dachte und sagte Ulrich, heimatfeindlichangeheimelt. Dieses B. lag in der Gabel zweier Flüsse, aber das war eine sehr weite und lockere Gabel, und die Flüsse waren auch nicht so recht Flüsse, sondern an manchen Stellen waren es breite, gemäßigte Bäche, und wieder an anderen waren es stehende Wasser, die dennoch insgeheim flossen. Auch die Landschaft war ja nicht einfach, sondern bestand, sah man von dem zuerst bedachten Bauernland ab, noch aus drei weiteren Teilen. Auf der einen Seite eine weite, sich sehnsüchtig eröffnende Ebene, die an manchen Abenden von zarten Silber- und Orangefarben überhaucht war; auf der anderen buschiges, wipfliges, treudeutsches Waldhügelland (aber gerade das war nicht die deutsche Seite), von nahem Grün in fernes Blau führend; auf der dritten eine heroische, nazarenisch karge Landschaft von fast großartiger Eintönigkeit, mit graugrünen, von Schafen beweideten Hügelkuppen und braunen Ackerbreiten, die etwas wie das murmelnde Singen des Tischgebets der Bauern über sich hatten, das aus niedrigen Fenstern dringt.

Also ließe sich zwar rühmen, daß diese traulich-kakanische Gegend, in deren Mitte die Stadt B. lag, sowohl bergig als auch eben, nicht weniger waldig als sonnig und ebenso heldisch wie demütig großartig war, aber es fehlte doch wohl überall daran ein wenig, so daß sie im ganzen weder so noch so war. Es ließ sich denn auch niemals entscheiden, ob die Bewohner dieser Stadt sie schön oder häßlich fanden. Sagte man zu einem von ihnen, B. sei häßlich, so antwortete er bestimmt: »Aber schauen Sie, der Rote Berg, er ist doch ganz hübsch, und gar der Gelbe Berg … und die Schwarzen Felder…!« und schon, wenn er so diese sinnlichen Namen aufzählte, mußte man zugeben, daß sich die Landschaft wohl hören lassen könne. Sagte man aber, sie sei schön, so lachte ein gebildeter B.er und erzählte, daß er soeben von der Schweiz zurückkäme oder aus den Pyrenäen oder aus Singapore und daß B. ein armes Nest sei, das nicht einmal den Vergleich mit Bukarest aushalte. Aber auch das war ja nur kakanisch, dieses Zwielicht des Gefühls, worin sie ihr Dasein aufnahmen, diese Unruhe einer zu früh herabgesunkenen Ruhe, in der sie sich geborgen und begraben fühlten. Sagt man es so: diesen Menschen war alles zugleich Unlust und Lust, so bemerkt man wohl, wie vorweg-heutig es war, denn der sanfteste aller Staaten stürmte in manchem seiner Zeit heimlich voraus. Die Menschen, die B. bewohnten, lebten von der Erzeugung von Tuchen und Garnen, von dem Verkauf von Tuchen und Garnen, von der Erzeugung und dem Handel aller Dinge, die von Menschen gebraucht werden, die Tuche und Garne erzeugen oder verkaufen, einschließlich der Erzeugung und Behandlung von Rechtsstreitigkeiten, Krankheiten, Kenntnissen, Vergnügungen und dergleichen, was zu den Bedürfnissen einer großen Stadt gehört. Und alle wohlhabenden unter ihnen hatten die Eigenschaft, daß es in der Welt keinen schönen und berühmten Ort gab, wo einer, der aus dieser Stadt stammte, nicht einen antraf, der auch aus dieser Stadt stammte, und wenn sie wieder zu Hause waren, hatte das zur Folge, daß sie alle ebensoviel von der Weite der Welt in sich trugen wie von der unheimlichen Überzeugung, daß alle Größe schließlich doch nur nach B. führt.

Ein solcher Zustand, der von der Erzeugung von Tuchen und Garnen, von Fleiß, Sparsamkeit, einem städtischen Theater, den Konzerten durchreisender Berühmtheiten, von Bällen und Einladungen kommt, wird nicht mit den gleichen Mitteln überwunden. Vielleicht hätte das dem Kampf um die Staatsmacht mit einer aufsässigen Arbeiterschaft gelingen können oder dem Kampf gegen eine Oberschicht oder einem imperialistischen Kampf um den Weltmarkt, wie ihn andere Staaten führten, kurz nicht dem Verdienen nach Verdienst, sondern einem Rest tierischen Erbeutens, worin sich die Lebenswärme wachhält. In Kakanien aber wurde wohl viel Geld unrecht verdient, aber erbeutet durfte nichts werden, und selbst wenn in diesem Staat Verbrechen erlaubt gewesen wären, so hätte man streng darauf geachtet, daß sie nur von obrigkeitlich zugelassenen Verbrechern begangen werden. Das gab allen solchen Städten wie B. das Aussehen eines großen Saals mit einer niedrigen Decke. Ein Kranz von Pulvertürmen umgab jede größere Stadt, in denen die Armee ihre Schießvorräte aufbewahrte, groß genug, bei einem Blitzschlag ein ganzes Stadtviertel in Trümmer zu legen: aber bei jedem Pulverturm war durch eine Schildwache und einen schwarz-gelben Schlagbaum dafür vorgesorgt, daß den Bürgern kein Unheil geschehe. Und die Polizei war mit Säbeln ausgerüstet, die so lang waren wie die der Offiziere und bis an die Erde reichten, niemand wußte mehr warum, es sei denn aus Mäßigung. Denn die Polizei war nur mit der rechten Hand die der Gerechtigkeit, mit der anderen mußte sie ihre Säbel festhalten. Niemand wußte auch, warum in wachsenden Städten auf Baugründen, die Zukunft hatten, vom Staat weit vorausblickend Militärspitäler, Monturdepots und Garnisonsbäckereien errichtet wurden, deren ummauerte Riesenrechtecke später die Entwicklung störten. Keinesfalls durfte das für Militarismus gehalten werden, dessen man das alte Kakanien leichtfertig beschuldigt hat; es war nur Lebensweisheit und Vorsicht: denn Ordnung kann gar nicht anders als in Ordnung sein, sie ist sozusagen schon ihrem Wesen nach in Ordnung, während das von jedem anderen staatlichen Verhalten ewig unsicher bleibt. Diese Ordnung war dem Franzisko-Josefinischen Zeitalter in Kakanien zur Natur, ja fast schon zur Landschaft geworden, und ganz bestimmt hätten dort bei längerer Andauer der stillen Friedenszeit auch noch die Geistlichen lange Säbel bekommen, da nach den Fischinspektoren und Postbeamten schon die Universitätsprofessoren welche hatten, und wäre nicht eine Weltveränderung zu ganz anderen Auffassungen dazwischen gekommen, so hätte sich der Säbel vielleicht in Kakanien zu einer geistigen Waffe entwickelt.

Als die Unterhaltung, teils im Meinungsaustausch, teils in Erinnerungen, die sie stumm begleiteten, so weit gekommen war, schaltete General Stumm ein: »Das hat übrigens der Leinsdorf schon gesagt, daß nämlich die Priester eigentlich Säbel bekommen müßten, beim nächsten Konkordat und zum Zeichen, daß auch sie ein Amt im Staat bekleiden. Er hat es dann mit der weniger paradoxen Bemerkung eingeschränkt, daß auch kleine Degen genügen möchten, mit Perlmutter- und Goldgriff, weißt du, wie sie früher die Beamten getragen haben.«

»Ist das dein Ernst?«

»Seiner« gab der General zur Antwort. »Er ist halt sehr geärgert über die allgemeine Staatsfeindlichkeit und hat sich erinnert, daß im Dreißigjährigen Krieg in Böhmen die Priester in vergoldeten Meßgewändern geritten sind, die unterhalb aus Leder waren, also richtige Meß-Kürasse; in einer seiner Schloßkapellen bewahrt er so ein Gewand noch auf. Schau, du weißt doch, daß er immer davon redet, wie die Verfassung vom Jahre 61 dem Besitz und der Bildung bei uns die Führung gegeben hat und daß daraus eine große Enttäuschung geworden ist –«

»Wie bist du eigentlich zu ihm gekommen?« unterbrach ihn Ulrich lächelnd.

»Gott, das hat sich so gefügt, wie er von sei nen böhmischen Gütern zurückgekehrt ist« meinte Stumm, ohne darauf näher einzugehen. »Überdies hat er dich dreimal zu sich bitten lassen, ohne daß du hingegangen bist. In B. ist sein Auto auf der Rückfahrt gerade in die Unruhen hineingeraten und aufgehalten worden. Auf der einen Seite der Straße sind die Tschechen gestanden und haben ›Nieder mit den Deutschen!‹ geschrien, auf der andern Seite standen die Deutschen und brüllten ›Nieder mit den Tschechen!‹ Als er aber erkannt wurde, hörten sie damit auf und fragten im Sprechchor deutsch und tschechisch: ›Was ist mit der Enquete zur Feststellung der Wünsche der beteiligten Kreise der Bevölkerung, Herr Graf?‹ und die einen schrien: ›Pfui!‹ auf ihn, und die anderen: ›Schande!‹ Dieser dumme Beschluß, daß man sich für seine eigenen Ideen töten lassen soll, aber ja nicht für fremde, hat sich nämlich anscheinend herumgesprochen, und weil wir ihn verschwinden haben lassen, verdächtigt man uns jetzt, daß wir Volksmörder sein wollen! Deshalb hat Leinsdorf zu mir gesagt: ›Sie sind doch sein Freund, warum kommt er nicht, wenn ich ihn rufe?!‹ Und mir ist nichts anderes übriggeblieben als ihm anzubieten: ›Wenn Sie mir etwas anzuvertrauen wünschen, werde ich es ihm ausrichten!‹«

Stumm machte eine Pause.

»Und was –?« fragte Ulrich.

»Nun, du weißt, daß es nie ganz einfach zu verstehen ist, was er meint. Zuerst hat er mir von der Französischen Revolution erzählt. Die Französische Revolution hat bekanntlich vielen Adeligen die Köpfe abgeschlagen, und das findet er merkwürdigerweise richtig, obgleich er in B. beinahe mit Steinen beworfen worden wäre. Denn er sagt, das Ancien Régime hat seine Fehler gehabt und die Französische Revolution ihre wahren Gedanken. Aber was ist schließlich aus aller Anstrengung entstanden? Das fragt er sich. Und da sagt er Folgendes: Heute ist zum Beispiel die Post besser und schneller, aber früher, solange die Post noch langsam war, hat man bessere Briefe geschrieben. Oder: Heute ist die Kleidung praktischer und weniger lächerlich, aber früher, wo sie noch wie eine Maskerade war, hat man entschieden besseres Material darauf verwendet. Und er gibt zu, daß er für größere Fahrten selbst ein Automobil benützt, weil es schneller und bequemer ist als ein Pferdefuhrwerk, aber er behauptet, daß diese Federbüchse auf vier Rädern dem Fahren die wahre Vornehmheit genommen hat. Und alles das ist komisch, mein ich, aber es ist wahr. Hast du nicht selbst einmal gesagt, beim menschlichen Fortschritt rutscht immer ein Bein zurück, wenn das andere vorrutscht? Unwillkürlich hat heute jeder von uns etwas gegen den Fortschritt. Und der Leinsdorf hat zu mir gesagt: ›Herr General, früher haben unsere jungen Leute von Pferden und Hunden gesprochen, und heu te sprechen die Fabrikantensöhne von Pferdestärken und Chassis. So hat der Liberalismus seit der Verfassung von 61 den Adel auf die Seite geschoben, aber alles ist voll neuer Korruption, und wenn wider Erwarten doch einmal die Soziale Revolution kommen wird, so wird sie den Fabrikantensöhnen den Kopf abschlagen, aber besser wird es auch nicht werden!‹ Ist das nicht stark? Man hat den Eindruck, es kocht etwas in ihm über! Bei einem andern möchte man ja vielleicht meinen, er weiß nicht, was er will!«

»Weißt du, was er will?« fragte Ulrich.

»Die Drangsal hat nach der Geschichte in B. versucht, ihm sagen zu lassen: jetzt müßte man sich erst recht zum Menschen bedingungslos hinreißen lassen; und der Feuermaul soll geäußert haben, besser sei es, als Österreicher des Widerstandes der Nationalitäten nicht Herr zu werden, denn als Reichsdeutscher sein Land in einen Truppenübungsplatz zu verwandeln. Darauf erwidert er nur, daß das keine Realpolitik sei. Er verlangt eine Kraftkundgebung; das heißt, natürlich soll es auch eine Liebeskundgebung sein, das war ja die ursprüngliche Idee der Parallelaktion. ›Herr General,‹ das waren seine Worte ›wir müssen unsere Einigkeit kundgeben; das ist weniger widerspruchsvoll, als es den Anschein hat, aber auch weniger einfach!‹«

Bei dieser Mitteilung vergaß sich Ulrich und gab eine ernstere Antwort. »Sag einmal,« fragte er »kommt dir denn nie das Gerede um die Parallelaktion etwas kindlich vor?«

Stumm sah ihn erstaunt an. »Das schon« erwiderte er zögernd. »Wenn ich so mit dir spreche oder mit dem Leinsdorf, kommt es mir manchmal vor, ich rede wie ein Jüngling oder du philosophierst über die Unsterblichkeit der Maikäfer; aber das kommt doch von dem Thema? Wo es um erhabene Aufgaben geht, hat man ja nie das Gefühl, so reden zu dürfen, wie man wirklich ist!?«

Agathe lachte.

Stumm lachte mit. »Ich lache ja auch, Gnädigste!« versicherte er weltklug, doch dann kehrte in sein Gesicht wieder Wichtigkeit zurück, und er fuhr fort: »Aber streng genommen ist es gar nicht so falsch, was der erlauchtige Herr meint. Was verstehst du zum Beispiel unter Liberalismus?« – mit diesen Worten wandte er sich nun wieder an Ulrich, wartete aber keine Antwort ab, sondern fuhr neuerlich fort: »Ich meine halt so, daß man die Leute sich selbst überläßt. Das hat man seit dem Jahr 48 versucht, aber es wird dir natürlich auch aufgefallen sein, daß das jetzt aus der Mode kommt. Es ist ein Pallawatsch daraus entstanden, wie man so sagt. Aber ist es nur das? Mir kommt vor, die Leute wollen noch etwas. Sie sind nicht mit sich zufrieden. Ich ja auch; ich war früher ein liebenswürdiger Mensch. Man hat eigentlich nichts getan, aber man war mit sich zufrieden. Der Dienst war nicht schlimm, und außer Dienst hat man Ekarté gespielt oder ist auf die Jagd gefahren, und bei dem allen war eine gewisse Kultur. Eine gewisse Einheitlichkeit. Kommt es dir nicht auch so vor? Und warum ist das heute nicht mehr so? Ich glaube, soweit ich nach mir urteilen darf, man fühlt sich zu gescheit. Will man ein Schnitzel essen, so fällt einem ein, daß es Leute gibt, die keins haben. Steigt einer einem schönen Mäderl nach, so fahrt ihm plötzlich durch den Kopf, daß er eigentlich über die Beilegung irgendeines Konflikts nachzudenken hätte. Das ist eben der unleidliche Intellektualismus, den man heute niemals los wird, und darum geht es nirgends vorwärts. Und ohne es selbst zu wissen, wollen die Leute wieder etwas. Das heißt also, sie wollen nicht mehr einen komplizierten Intellekt, sie wollen nicht tausend Möglichkeiten zu leben: sie wollen mit dem zufrieden sein, was sie ohnehin tun, und dazu braucht es einfach wieder einen Glauben oder eine Überzeugung oder – also, wie soll man das bezeichnen, was sie dazu brauchen? Zu dieser Frage möchte ich jetzt deine Meinung hören!«

Aber das war nur Selbstgenuß des lebhaft angeregten Stumm, denn ehe Ulrich auch nur das Gesicht verziehen konnte, kam schon seine Überraschung: »Man kann es natürlich ebensogut Glauben wie Überzeugung nennen, aber ich habe viel darüber nachgedacht und nenne es lieber: Eingeistigkeit!«

Stumm machte eine Pause, die der Einnahme des Beifalls dienen sollte, ehe er weiteren Einblick in seine Geisteswerkstatt gab, und dann mischte sich in den gewichtigen Ausdruck seines Gesichts noch ein ebensowohl überlegener als auch genußmüder. »Wir haben ja früher öfter über die Probleme der Ordnung gesprochen« erinnerte er seinen Freund »und brauchen uns infolgedessen heute nicht dabei aufzuhalten. Also Ordnung ist gewissermaßen ein paradoxer Begriff. Jeden anständigen Menschen verlangt es nach innerer und äußerer Ordnung, aber anderseits verträgt man auch nicht zuviel von ihr, ja eine vollkommene Ordnung wäre sozusagen der Ruin alles Fortschritts und Vergnügens. Das liegt sozusagen im Begriff der Ordnung. Und darum muß man sich fragen: was ist denn überhaupt Ordnung? Und wie kommt es denn, daß wir uns einbilden, ohne Ordnung nicht existieren zu können? Und was für eine Ordnung suchen wir denn? Eine logische, eine praktische, eine persönliche, eine allgemeine, eine Ordnung des Gefühls, eine des Geistes oder eine des Handelns? De facto gibt es ja eine Menge Ordnungen durcheinander; die Steuern und Zölle sind eine, die Religion eine andere, das Dienstregelement eine dritte, und man wird gar nicht fertig mit dem Aufsuchen und Aufzählen. Damit habe ich mich sehr beschäftigt, wie du weißt, und ich glaube nicht, daß es auf der Welt viele Generale geben wird, die ihren Beruf so ernst nehmen, wie ich es in diesem letzten Jahr habe tun müssen. Ich habe auf meine Weise nach einer umfassenden Idee suchen helfen, aber du selbst hast schließlich verkündet, daß man zur Ordnung des Geistes ein ganzes Weltsekretariat brauchen möchte, und auf eine solche Ordnung, das wirst du selbst zugeben, kann man nicht warten! Aber anderseits darf man auch nicht deshalb jeden gewähren lassen!«

Stumm lehnte sich zurück und schöpfte Luft. Das Schwerste war jetzt gesagt, und er fühlte das Bedürfnis, sich bei Agathe für die finstere Sachlichkeit seines Benehmens zu entschuldigen, was er mit den Worten tat: »Gnädigste verzeihen schon, aber ich habe mit Ihrem Bruder eine alte und schwe re Abrechnung gehabt; jetzt aber wird es auch für Damen geeigneter, denn jetzt bin ich wieder dort, wo ich gewesen bin, daß die Leute keinen komplizierten Intellekt brauchen können, sondern daß sie glauben und überzeugt sein möchten. Wenn man das nämlich analysiert, so kommt man darauf, daß es bei der Ordnung, die der Mensch anstrebt, das letzte ist, ob man sie mit der Vernunft billigen kann oder nicht; es gibt auch völlig unbegründete Ordnungen, zum Beispiel gleich, daß beim Militär, was immer behauptet wird, immer der Vorgesetzte recht hat, das heißt natürlich, solange nicht pnd0ein noch Höherer dabei ist: Wie habe ich mich, als ich ein junger Offizier war, darüber aufgehalten, daß das eine Schändung der Ideenwelt ist! Und was sehe ich heute? Heute nennt man es das Prinzip des Führers –«

»Wo hast du das her?« fragte Ulrich, den Vortrag unterbrechend, denn er hatte einen bestimmten Verdacht, daß diese Gedanken nicht nur aus einem Gespräch mit Leinsdorf geschöpft seien.

»Es verlangen doch alle nach starker Führung! Und außerdem aus dem Nietzsche natürlich und seinen Auslegern« entgegnete Stumm flink und wohlbeschlagen. »Da wird doch bereits eine doppelte Philosophie und Moral verlangt: für Führer und für Geführte! Aber wenn wir schon einmal beim Militär sind, muß ich überhaupt sagen, daß sich das Militär nicht nur an und für sich als ein Element der Ordnung auszeichnet, sondern daß es sich immer auch dann noch bewährt, wenn alle andere Ordnung versagt!«

»Die entscheidenden Dinge vollziehen sich eben über den Verstand hinweg, und die Größe des Lebens wurzelt im Irrationalen!« führte Ulrich an und ahmte aus dem Gedächtnis seine Kusine Diotima nach.

Der General verstand es sofort, nahm es aber nicht übel. »Ja, so hat sie gesprochen, Ihre Frau Kusine, ehe sie noch die Kundgebungen der Liebe sozusagen zu sehr im besonderen suchte.« Er wandte sich mit dieser Erklärung an Agathe.

Agathe schwieg und lächelte.

Stumm wandte sich wieder Ulrich zu. »Ich weiß nicht, ob es zu dir der Leinsdorf vielleicht auch schon gesagt hat, jedenfalls ist es hervorragend richtig; er behauptet nämlich, daß es an einem Glauben die Hauptsache ist, daß man immer dasselbe glaubt. Das ist ungefähr das, was ich eben Eingeistigkeit nenne. ›Kann das aber das Zivil?‹ habe ich ihn gefragt. ›Nein‹ habe ich gesagt, das Zivil trägt jedes Jahr andere Anzüge, und alle paar Jahre finden Parlamentswahlen statt, damit es jedesmal anders wählen kann: der Geist der Eingeistigkeit ist viel eher beim Militär zu finden!«

»Du hast also Leinsdorf überzeugt, daß ein gesteigerter Militarismus die wahre Erfüllung seiner Absichten wäre?«

»Aber Gott bewahre, ich habe kein Wort gesagt! Wir haben uns bloß geeinigt, daß wir auf den Feuermaul künftighin verzichten, weil seine Ansichten zu unbrauchbar sind. Und im übrigen hat mir der Leinsdorf eine Reihe Aufträge an dich mitgegeben –«

»Das ist überflüssig!«

»Du sollst ihm rasch eine Verbindung zu sozialistischen Kreisen verschaffen –«

»Der Sohn meines Gärtners ist eifriges Parteimitglied, mit dem kann ich dienen –!«

»Aber meinetwegen! Es muß ja ohnehin nur aus Gewissenhaftigkeit geschehn, weil er sich das einmal in den Kopf gesetzt hat. Das zweite ist, daß du ihn sobald wie möglich aufsuchen möchtest –«

»Ich reise nächster Tage ab!«

»Also eben gleich wenn du wieder zurück bist –«

»Ich komme wahrscheinlich überhaupt nicht zurück!«

Stumm von Bordwehr sah Agathe an; Agathe lächelte, und er fühlte sich dadurch ermuntert. »Verrückt?« fragte er.

Agathe zuckte ungewiß die Schultern.

»Also, ich fasse es noch einmal zusammen –« sagte Stumm.

»Unser Freund hat genug von der Philosophie!« unterbrach ihn Ulrich.

»Das kannst du doch von mir gewiß nicht behaupten!« verteidigte sich Stumm empört. »Wir können bloß nicht auf die Philosophie warten. Und natürlich habe ich, wenn ich Leinsdorf besuche, den Auftrag, ihn, wenn es geht, in einem bestimmten Sinn zu beeinflußen, das kannst du dir ja denken. Und wenn er sagt, daß an einem Glauben das wichtigste ist, daß man immer das gleiche glaubt, so denkt er vorderhand noch an die Religion; ich aber denke schon an die Eingeistigkeit, denn das ist das Umfassendere. Ich stehe nicht an zu behaupten, daß eine wirklich gewaltige Lebensanschauung nicht erst auf den Verstand warten darf; im Gegenteil, eine wirkliche Lebensanschauung muß geradezu gegen den Verstand gerichtet sein, sonst kommt sie nicht in die Lage, daß sie ihn sich unterwerfen kann. Und eine solche Eingeistigkeit sucht das Zivil im beständigen Wechsel, das Militär hat aber sozusagen eine dauernde Eingeistigkeit! Gnädigste, –« unterbrach Stumm seinen Eifer »dürfen nicht glauben, daß ich ein Militarist bin; mir ist das Militär, ganz im Gegenteil, immer sogar ein bißl zu roh gewesen: Aber die Logik dieser Gedanken packt einen so, wie wenn man mit einem großen Hund spielt: erst beißt er im Spaß, und dann kommt er hinein und wird wild. Und ich möchte Ihrem Bruder sozusagen eine letzte Gelegenheit einräumen –«

»Und wie bringst du die Kundgebung der Kraft und Liebe damit in Zusammenhang?« fragte Ulrich.

»Gott, das habe ich inzwischen vergessen« erwiderte Stumm. »Aber natürlich sind diese nationalen Ausbrüche, die wir jetzt in unserem Vaterland erleben, irgendwie Kraftausbrüche einer unglücklichen Liebe. Und auch auf diesem Gebiet, in der Synthese von Kraft und Liebe ist das Militär gewissermaßen vorbildlich. Irgendeine Vaterlandsliebe muß der Mensch haben, und wenn er sie nicht zum Vaterland hat, so hat er sie eben zu etwas anderem. Das braucht man also bloß einzufangen. Als Beispiel dafür fällt mir in diesem Augenblick das Wort Einjährig-Freiwillig ein: Wer denkt daran, daß ein Einjähriger ein Freiwilliger ist. Er am allerwenigsten. Und doch war ers und ist ers nach dem Sinn des Gesetzes. In so einem Sinn muß man die Menschen eben alle wieder zu Freiwilligen machen!«

Legende
: Link in Bereich "Schauen" : Pagina der Druckausgaben

Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
16
Anzahl
1 MS
Sigle
Gn–U–Ag (Nationen Kap)
Inhalt
Konvolutumschlag, nachträglich
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-2: Mitte 1933 - März 1934
Schmierblätter: Schm b Tge, Schm Aufb, F+L+H+VB, Schm M-K, Schm Ü, Schm ÜP [Umfang: 415 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/8/2
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
15
Anzahl
1 MS
Sigle
Zu NR
Inhalt
Zu Gn-U-Ag, Nationenkapitel
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-2: Mitte 1933 - März 1934
Schmierblätter: Schm b Tge, Schm Aufb, F+L+H+VB, Schm M-K, Schm Ü, Schm ÜP [Umfang: 415 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/3/90b
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
14
Anzahl
2 MS
Sigle
SchmMK2_Nationen_1
Sigle »Schm M-K«: Schm M-K II Nationen-Kap U-Ag-Gn
identisch mit N Bl III 11, N Bl III 12; Notizen zum Kapitelprojekt »Beschreibung einer kakanischen Stadt«; I/4/11, I/4/12
SchmMK2_Nationen_2
Sigle »Schm M-K«: Schm M-K II Nationen-Kap U-Ag-Gn
identisch mit N Bl III 11, N Bl III 12; Notizen zum Kapitelprojekt »Beschreibung einer kakanischen Stadt«; I/4/11, I/4/12
Inhalt
Notizen zur Entwurfsüberarbeitung
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-2: Mitte 1933 - März 1934
Schmierblätter: Schm b Tge, Schm Aufb, F+L+H+VB, Schm M-K, Schm Ü, Schm ÜP [Umfang: 415 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/4/11
  • I/4/12
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
13
Anzahl
1 MS
Sigle
RFr2_26_7
Sigle »II R Fr«: II R Fr 26
Studienblatt Soziale Fragestellung; II/8/227, II/8/231 II/8/232, II/8/233, II/8/234
Inhalt
Studienblatt Soz. Fragestellung
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
4. August 1933 – 18. August 1933
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/8/233
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
12
Anzahl
12 MS
Inhalt
Text: Nationen (Gn bei U u Ag)
Typ
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Zeit
13. Juni 1933 - 5. Juli 1933
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/8/3
  • I/8/4
  • I/8/5
  • I/8/6
  • I/8/7
  • I/8/8
  • I/8/9
  • I/8/10
  • I/8/11
  • I/8/12
  • I/8/13
  • I/8/14
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
  • [08]
  • [09]
  • [10]
  • [11]
  • [12]
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
10
Anzahl
10 MS
Inhalt
den Entwurf begleitende Notizen
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Zeit
13. Juni 1933 - 5. Juli 1933
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/9/50
  • II/9/51
  • II/9/52
  • II/9/53
  • II/9/54
  • II/9/55
  • II/9/56
  • II/9/57
  • II/9/58
  • II/9/59
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
9
Anzahl
4 MS
Inhalt
Notizen zur Entwurfsvorbereitung
Typ
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 7-1: Ende 1932 - Mitte 1933
H-Erstfassung, Mnm [Umfang: 162 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 7: Zwischenfortsetzung Band II, Teil 1
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/9/138
  • II/9/139
  • II/9/140
  • II/9/141
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
8
Anzahl
1 MS
Sigle
Inhalt
Vorbereitende Notizen zu: Kap. Gn – U – Ag / 42 j 43 2. Sitzung
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
Datierungsabschnitt 6-5: Mai 1932 - September 1932
Kap. 26-38: Restitution der narrativen Syntax [Umfang: 215 Seiten]
Übergeordnete Einheit: Datierungsabschnitt 6: Zweites Buch - Erster Teil
Datierungsmethode: Datierungsabschnitt
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • I/8/3
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
7
Anzahl
2 MS
Inhalt
Notizen zu einer Einschaltung in Kap. 37
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Schmierblatt
Schmierblätter enthalten Notate von Formulierungsvarianten während der Abfassung und der Überarbeitung von Entwürfen. Sie sind durch inkohärenten Seitenaufbau charakterisiert, durch über die Seite verteilte Listen und Kolumnen mit Worten, Wortgruppen, Satzteilen; wenn verarbeitet, sind sie blockweise durchgestrichen.
Zeit
August 1932 - September 1932
Datierungsmethode: indirekt, implizit
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/9/68
  • II/9/69
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
6
Anzahl
2 MS
Sigle
k2_32j33-3
Kapitel des Zweiten Buchs: 6..
erstes Kapitel der Druckfahnen-Fortsetzung 1937zweites Kapitel der Druckfahnen-Fortsetzung 1937; die Kapitelnummer gibt RM mit 6 an der Zehnerstelle und zwei Punkten an
Inhalt
"Über Ursachen u Ursprünge Der Herd des Weltkriegs ist auch der Geburtsort d. Dichters F F." (Begleitende Notizen)
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/14/26
  • VII/14/34
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
4
Anzahl
3 MS
Inhalt
"Eine Einschaltung über Kakanien. Der Herd des Weltkriegs ist auch der Geburtsort des Dichters Feuermaul."
Typ
Entwurfsfragment
Zeit
nach 3. Juni 1932 bis August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/14/1
  • VII/14/2
  • VII/14/3
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
3
Anzahl
1 MS
Sigle
32 u 42
Inhalt
Konvolutumschlag; Notizen zur Entwurfsvorbereitung
Typ
Studienblatt
Zeit
nach 3. Juni 1932 bis August 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/50
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
2
Anzahl
3 MS
Inhalt
Studienblatt zu Kapitel 32 und z.T. 42
Typ
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Entwurfsfragment
Entwurfsfragmente sind für die spätere Produktionsphase des "Mann ohne Eigenschaften" typisch (1933-1942). Es handelt sich um Zeugnisse der Umschreibprozeduren, in der Regel in Form unvollständiger Kapitelentwürfe, die keinen fixen Kapiteltitel und keine fixe Kapitelnummer haben; sie sind stark korrigiert und mit Notizen versehen.
Zeit
26. Mai 1932 - 3. Juni 1932
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • II/8/97
  • II/8/98
  • II/8/99
Aus dem Bereich "Lesen"
Keine Referenzen vorhanden
Beschreibung einer kakanischen Stadt
Stufe
1
Anzahl
11 MS
Inhalt
Kapitelgruppenentwurf
Typ
Rohentwurf
Rohentwürfe sind in den frühen Produktionsphasen des "Mann ohne Eigenschaften" repräsentiert (1918-1928). Es handelt sich um Voraus-Entwürfe zur Skizzierung der Handlung noch ohne Kapiteltitel; es gibt kaum Korrekturen; Überarbeitungsspuren stammen vorwiegend aus späteren Arbeitsphasen.
>
Studienblatt
Für die gesamte Produktionsdauer des "Mann ohne Eigenschaften" ist das Studienblatt der wichtigste Manuskripttypus. Im Spätstadium wird er zahlenmäßig dominant; es handelt sich um Notizen, welche das Niederschreiben des Romantextes planen, konzeptualisieren, die bisherige Produktion reflektieren, die weitere Produktion von Entwürfen begleitend kommentieren bzw. strukturelle Festlegungen zur Fortführung treffen sowie das Material verwalten.
Zeit
vor 25. Oktober 1928
Referenz
Aus dem Bereich "Schauen"
  • VII/1/52
  • VII/1/53
  • VII/1/54
  • VII/1/55
  • VII/1/56
  • VII/1/57
  • VII/1/58
  • VII/1/59
  • VII/1/60
  • VII/1/61
  • VII/1/62
Aus dem Bereich "Lesen"
  • [01]
  • [02]
  • [03]
  • [04]
  • [05]
  • [06]
  • [07]
Datierung
Objektbeschreibung
Angaben zum Blatt:
Maße: mm
Typ des Blatts
Bezug
Keine Angaben zum Inhalt.
Siglen
Zitiervorschlag

Robert Musil, Beschreibung einer kakanischen Stadt, in: Musil Online, hrsg. v. RMI/KLA und ÖNB, Klagenfurt und Wien 2021, Version 0.1, März 2022. URL: https://edition.onb.ac.at/musil/o:mus.moe4/methods/sdef:TEI/get?mode=ch_moe4_par_bes
Druckausgabe: Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften. Fortsetzung aus dem Nachlass 1933-1936, Gesamtausgabe Band 5, hrsg. v. Walter Fanta, Salzburg: Jung und Jung 2018, S. 175-192.

Lizenzhinweis

Weitere Informationen entnehmen Sie den Lizenzangaben.

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