nicht mehr anschauen
konnte; nicht einmal, um
ihm bei seinen Körper- und
Gesichtszuckungen zuzuschauen,
dazu reichte meine Neugier
mehr. Ich dachte, wie langweilig
sind doch die Verrückten, die
Leute, die immerfort die Welt sich
übersetzen, für sich, und wünschte
mir eine bescheidene Alltäglichkeit
zu erleben. Als ich ihn fragte, ob
er einmal was gestohlen hätte,
sagte er wirklich Ja, sogar einge-
brochen sei er, weil er eine "bestimmte
Spannung" nicht mehr aushielt,
und als ich fragte, ob er erwischt wor-
den sei, antwortete er, "erwischt"
würde man schließlich immer,
wenn nicht von einem andern, so
von sich selber: er nahm jedes
Wort symbolisch, und alle Er-
scheinungen hatten auf eine
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nicht mehr anschauen konnte; nicht einmal, um ihm bei seinen Körper- und Gesichtszuckungen zuzuschauen, dazu reichte meine Neugier mehr. Ich dachte, wie langweilig sind doch die Verrückten, die Leute, die immerfort die Welt sich übersetzen, für sich, und wünschte mir eine bescheidene Alltäglichkeit zu erleben. Als ich ihn fragte, ob er einmal was gestohlen hätte, sagte er wirklich Ja, sogar eingebrochen sei er, weil er eine "bestimmte Spannung" nicht mehr aushielt, und als ich fragte, ob er erwischt worden sei, antwortete er, "erwischt" würde man schließlich immer, wenn nicht von einem andern, so von sich selber: er nahm jedes Wort symbolisch, und alle Erscheinungen hatten auf eine ​

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nicht mehr anschauen
konnte; nicht einmal, um
ihm bei seinen Körper- und
Gesichtszuckungen zuzuschauen,
dazu reichte meine Neugier
mehr. Ich dachte, wie langweilig
sind doch die Verrückten, die
Leute, die immerfort die Welt sich
übersetzen, für sich, und wünschte
mir eine bescheidene Alltäglichkeit
zu erleben. Als ich ihn fragte, ob
er einmal was gestohlen hätte,
sagte er wirklich Ja, sogar einge-
brochen sei er, weil er eine "bestimmte
Spannung" nicht mehr aushielt,
und als ich fragte, ob er erwischt wor-
den sei, antwortete er, "erwischt"
würde man schließlich immer,
wenn nicht von einem andern, so
von sich selber: er nahm jedes
Wort symbolisch, und alle Er-
scheinungen hatten auf eine
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nicht mehr anschauen konnte; nicht einmal, um ihm bei seinen Körper- und Gesichtszuckungen zuzuschauen, dazu reichte meine Neugier mehr. Ich dachte, wie langweilig sind doch die Verrückten, die Leute, die immerfort die Welt sich übersetzen, für sich, und wünschte mir eine bescheidene Alltäglichkeit zu erleben. Als ich ihn fragte, ob er einmal was gestohlen hätte, sagte er wirklich Ja, sogar eingebrochen sei er, weil er eine "bestimmte Spannung" nicht mehr aushielt, und als ich fragte, ob er erwischt worden sei, antwortete er, "erwischt" würde man schließlich immer, wenn nicht von einem andern, so von sich selber: er nahm jedes Wort symbolisch, und alle Erscheinungen hatten auf eine ​

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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 13.06.1976-04.07.1976 (NB 006). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 30. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197606-197607/methods/sdef:TEI/get?mode=p_30. Online abgerufen: 21.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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