Vor andern zu versinken (wie z.B.
vorgestern vor L. nicht identifiziert
und gestern vor W.K. nicht identifiziert
)
ist Lieblosigkeit

Dämmerungsstille auf der Straße, und
alle Vögel Regenpfeifer

Am Morgen am Küchentisch mit A. Handke, Amina
Sie
erzählte einen Traum, in dem sie aus Zorn
sehr grausam war: einem andern Kind, das
einem Schaf ein Bein ausgerissen hatte und
damit auf sie losging, hat sie das Bein
weggenommen und in den ihr ihm in den Rachen
gesteckt, sie dabei am Hals packend: "Es
ging ganz leicht"; hat das andre Kind,
das nicht schwimmen konnte, dann über
die Schulter ins Wasser geworfen; Mo-
ment beim Zuhören, wo diese Szene, bei
deren Erzählung A. Handke, Amina
die Augen naß groß von vor
Aufregung wurden, in die Jahrhunderte zurück-
ging, und ich sah ein gotisches Relief
vor mir mit den Grausamkeiten der
Folterer (gegen Jesus Jesus Christus
z.B.)

nicht: "wiedergefundene Sprache", sondern:
"menschliche Sprache"

Und nicht vom Tod reden; Dichtung
müßte durch den Tod jeweils durchge-
gangen sein (H.'s nicht identifiziert
Verklärung: so sind
auch seine Worte, durch den Tod
durchgegangen)

"Segen des Herds"
"Und es lehret Gestirn dich, das / vor
Augen dir ist, doch nimmer kannst du
ihm gleichen."❬1❭

Rede an die Nachbarn beginnt: "Glaubt
mir." (Bitte, glaubt mir.)
84
Vor andern zu versinken (wie z.B. vorgestern vor L. nicht identifiziert
und gestern vor W.K. nicht identifiziert
) ist Lieblosigkeit​
Dämmerungsstille auf der Straße, und alle Vögel Regenpfeifer​
Am Morgen am Küchentisch mit A. Handke, Amina
. Sie erzählte einen Traum, in dem sie aus Zorn sehr grausam war: einem andern Kind, das einem Schaf ein Bein ausgerissen hatte und damit auf sie losging, hat sie das Bein weggenommen und ihm in den Rachen gesteckt, sie dabei am Hals packend: "Es ging ganz leicht"; hat das andre Kind, das nicht schwimmen konnte, dann über die Schulter ins Wasser geworfen; Moment beim Zuhören, wo diese Szene, bei deren Erzählung A. Handke, Amina
die Augen großvor Aufregung wurden, in die Jahrhunderte zurückging, und ich sah ein gotisches Relief vor mir mit den Grausamkeiten der Folterer (gegen Jesus Jesus Christus
z.B.)​
nicht: "wiedergefundene Sprache", sondern: "menschliche Sprache"​
Und nicht vom Tod reden; Dichtung müßte durch den Tod jeweils durchgegangen sein (H.'s nicht identifiziert
Verklärung: so sind auch seine Worte, durch den Tod durchgegangen)​
"Segen des Herds"​
"Und es lehret Gestirn dich, das / vor Augen dir ist, doch nimmer kannst du ihm gleichen."❬1❭
Rede an die Nachbarn beginnt: "Glaubt mir." (Bitte, glaubt mir.)​
❬1❭Hölderlin: Friedensfeier. Die vorletzte Fassung
1992, hier S. 341 LV. In der hier zitierten Ausgabe lautet die Stelle: "Und es lehret Gestirn dich, das / Vor Augen dir ist, doch nimmer kannst du ihm gleichen." (Hölderlin: Friedensfeier. Die vorletzte Fassung
1992, hier S. 341 LV)


Vor andern zu versinken (wie z.B.
vorgestern vor L. nicht identifiziert
und gestern vor W.K. nicht identifiziert
)
ist Lieblosigkeit

Dämmerungsstille auf der Straße, und
alle Vögel Regenpfeifer

Am Morgen am Küchentisch mit A. Handke, Amina
Sie
erzählte einen Traum, in dem sie aus Zorn
sehr grausam war: einem andern Kind, das
einem Schaf ein Bein ausgerissen hatte und
damit auf sie losging, hat sie das Bein
weggenommen und in den ihr ihm in den Rachen
gesteckt, sie dabei am Hals packend: "Es
ging ganz leicht"; hat das andre Kind,
das nicht schwimmen konnte, dann über
die Schulter ins Wasser geworfen; Mo-
ment beim Zuhören, wo diese Szene, bei
deren Erzählung A. Handke, Amina
die Augen naß groß von vor
Aufregung wurden, in die Jahrhunderte zurück-
ging, und ich sah ein gotisches Relief
vor mir mit den Grausamkeiten der
Folterer (gegen Jesus Jesus Christus
z.B.)

nicht: "wiedergefundene Sprache", sondern:
"menschliche Sprache"

Und nicht vom Tod reden; Dichtung
müßte durch den Tod jeweils durchge-
gangen sein (H.'s nicht identifiziert
Verklärung: so sind
auch seine Worte, durch den Tod
durchgegangen)

"Segen des Herds"
"Und es lehret Gestirn dich, das / vor
Augen dir ist, doch nimmer kannst du
ihm gleichen."❬1❭

Rede an die Nachbarn beginnt: "Glaubt
mir." (Bitte, glaubt mir.)
84
Vor andern zu versinken (wie z.B. vorgestern vor L. nicht identifiziert
und gestern vor W.K. nicht identifiziert
) ist Lieblosigkeit​
Dämmerungsstille auf der Straße, und alle Vögel Regenpfeifer​
Am Morgen am Küchentisch mit A. Handke, Amina
. Sie erzählte einen Traum, in dem sie aus Zorn sehr grausam war: einem andern Kind, das einem Schaf ein Bein ausgerissen hatte und damit auf sie losging, hat sie das Bein weggenommen und ihm in den Rachen gesteckt, sie dabei am Hals packend: "Es ging ganz leicht"; hat das andre Kind, das nicht schwimmen konnte, dann über die Schulter ins Wasser geworfen; Moment beim Zuhören, wo diese Szene, bei deren Erzählung A. Handke, Amina
die Augen großvor Aufregung wurden, in die Jahrhunderte zurückging, und ich sah ein gotisches Relief vor mir mit den Grausamkeiten der Folterer (gegen Jesus Jesus Christus
z.B.)​
nicht: "wiedergefundene Sprache", sondern: "menschliche Sprache"​
Und nicht vom Tod reden; Dichtung müßte durch den Tod jeweils durchgegangen sein (H.'s nicht identifiziert
Verklärung: so sind auch seine Worte, durch den Tod durchgegangen)​
"Segen des Herds"​
"Und es lehret Gestirn dich, das / vor Augen dir ist, doch nimmer kannst du ihm gleichen."❬1❭
Rede an die Nachbarn beginnt: "Glaubt mir." (Bitte, glaubt mir.)​
❬1❭Hölderlin: Friedensfeier. Die vorletzte Fassung
1992, hier S. 341 LV. In der hier zitierten Ausgabe lautet die Stelle: "Und es lehret Gestirn dich, das / Vor Augen dir ist, doch nimmer kannst du ihm gleichen." (Hölderlin: Friedensfeier. Die vorletzte Fassung
1992, hier S. 341 LV)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 12.02.1979-24.04.1979 (NB 019). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 88. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197902-197904/methods/sdef:TEI/get?mode=p_88. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

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