können, die Straßen kurzzeitig leer
werden, die Köche die Restaurants schon
wieder sich zu verlassen anschicken,
viele Lastzüge die Stadtausfahrten
verlassen, die rundgestutzten Laub-
bäume vor dem nach dem immer hellen
Himmel, schon von den Laternen
von oben beleuchtet, götzenhaft er-
scheinen, alle Leute schwerhörig
werden, und bitten, daß man lauter
zu ihnen rede, oder immer häufiger
"bon❬1❭!" sagen, als Zeichen, daß sie sich
jetzt voneinander trennen werden

Ich war heute sogar fähig, zu der
mich auffordernden Nutte freundlich,
Danke! zu sagen

Die längste Zeit des Tages war ich doch
einer unter den andern, bloß vegetativ:
ich ließ alles mit offenen Sinnen,
aber bewußtlosfühl schmerzlos geschehen – ohne ALS
ZEUGE IN FRAGE ZU KOMMEN

Nun sieht man nicht einmal mehr
den Unterschied zwischen oberen
Baumgrenzen und Himmel, den
letzten Anschein des Abends, jetzt ist
es Nacht (22 h 30)

Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit,
ja – na und? Das ist kein Grund zur
78
können, die Straßen kurzzeitig leer werden, die Köche die Restaurants schon wieder zu verlassen sich anschicken, viele Lastzüge die Stadtausfahrten verlassen, die rundgestutzten Laubbäume vor dem nach dem immer hellen Himmel, schon von den Laternen von oben beleuchtet, götzenhaft erscheinen, alle Leute schwerhörig werden und bitten, daß man lauter zu ihnen rede, oder immer häufiger "bon❬1❭!" sagen, als Zeichen, daß sie sich jetzt voneinander trennen werden)​
Ich war heute sogar fähig, zu der mich auffordernden Nutte freundlich Danke! zu sagen​
Die längste Zeit des Tages war ich doch einer unter den andern, bloß vegetativ: ich ließ alles mit offenen Sinnen, aber schmerzlos geschehen – ohne ALS ZEUGE IN FRAGE ZU KOMMEN
Nun sieht man nicht einmal mehr den Unterschied zwischen oberen Baumgrenzen und Himmel, den letzten Anschein des Abends, jetzt ist es Nacht (22h 30)​
Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, ja – na und? Das ist kein Grund zur ​
❬1❭Übersetzung: "gut!" (Helmut Moysich)


können, die Straßen kurzzeitig leer
werden, die Köche die Restaurants schon
wieder sich zu verlassen anschicken,
viele Lastzüge die Stadtausfahrten
verlassen, die rundgestutzten Laub-
bäume vor dem nach dem immer hellen
Himmel, schon von den Laternen
von oben beleuchtet, götzenhaft er-
scheinen, alle Leute schwerhörig
werden, und bitten, daß man lauter
zu ihnen rede, oder immer häufiger
"bon❬1❭!" sagen, als Zeichen, daß sie sich
jetzt voneinander trennen werden

Ich war heute sogar fähig, zu der
mich auffordernden Nutte freundlich,
Danke! zu sagen

Die längste Zeit des Tages war ich doch
einer unter den andern, bloß vegetativ:
ich ließ alles mit offenen Sinnen,
aber bewußtlosfühl schmerzlos geschehen – ohne ALS
ZEUGE IN FRAGE ZU KOMMEN

Nun sieht man nicht einmal mehr
den Unterschied zwischen oberen
Baumgrenzen und Himmel, den
letzten Anschein des Abends, jetzt ist
es Nacht (22 h 30)

Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit,
ja – na und? Das ist kein Grund zur
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können, die Straßen kurzzeitig leer werden, die Köche die Restaurants schon wieder zu verlassen sich anschicken, viele Lastzüge die Stadtausfahrten verlassen, die rundgestutzten Laubbäume vor dem nach dem immer hellen Himmel, schon von den Laternen von oben beleuchtet, götzenhaft erscheinen, alle Leute schwerhörig werden und bitten, daß man lauter zu ihnen rede, oder immer häufiger "bon❬1❭!" sagen, als Zeichen, daß sie sich jetzt voneinander trennen werden)​
Ich war heute sogar fähig, zu der mich auffordernden Nutte freundlich Danke! zu sagen​
Die längste Zeit des Tages war ich doch einer unter den andern, bloß vegetativ: ich ließ alles mit offenen Sinnen, aber schmerzlos geschehen – ohne ALS ZEUGE IN FRAGE ZU KOMMEN
Nun sieht man nicht einmal mehr den Unterschied zwischen oberen Baumgrenzen und Himmel, den letzten Anschein des Abends, jetzt ist es Nacht (22h 30)​
Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, ja – na und? Das ist kein Grund zur ​
❬1❭Übersetzung: "gut!" (Helmut Moysich)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 16.04.1976-08.05.1976 (NB 004). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Ulrich von Bülow, Bernhard Fetz und Katharina Pektor. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 30.04.2024. Seite 80. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197604-197605/methods/sdef:TEI/get?mode=p_80. Online abgerufen: 09.05.2024.

Lizenzhinweis

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