ausgeschlossen gewesen wäre, daß ich ir-
gendwie mitgemacht hätte (14.1.)

Wie früher gesagt wurde von einem Seligen:
"Er durfte den Himmel sehen", so würde ich
mir wünschen, immer "die Erde sehen zu dür-
fen"

Daß es heute, wo an Handlungen so viel
erlaubt, möglich usw ist, es doch (jeden-
falls bei mir) umso mehr Denkverbote,
Denk-Feigheiten usw. gibt!! (deswegen auch in der Kunst so wenig möglich geworden)

Nachts auf die Straße hinunterschauen ohne
Angst: wie viel näher kommt einem alles vor!

Ein Vogel, der zuerst von links nach rechts
am Fenster vorbeifliegt, und im nächsten Mo-
ment von rechts nach links zurückgeweht
wird, in einem großen Bogen (15.1.)

Befreiung, wenn ich mich nicht mehr still
aufgefordert fühle, in jedem Anblick
wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten zu ent-
decken

Nach lang andauernder Morgendunkelheit,
-dämmerung ist es mit einmal hell, wirklich
hell, das Erlebnis von Helligkeit

Die Wolken vor dem Fenster gingen auf mich
über und wurden dabei fremdartige Gebilde,
gerade weil sie so nahe erschienen (nicht
wiederholbar)

Das plötzliche Geräusch von fließendem Wasser
ausgeschlossen gewesen wäre, daß ich irgendwie mitgemacht hätte (14.1.)​
Wie früher gesagt wurde von einem Seligen: "Er durfte den Himmel sehen", so würde ich mir wünschen, immer "die Erde sehen zu dürfen"​
Daß es heute, wo an Handlungen so viel erlaubt, möglich usw. ist, es doch (jedenfalls bei mir) umso mehr Denkverbote, Denk-Feigheiten usw. gibt!! (deswegen auch in der Kunst so wenig möglich geworden)​
Nachts auf die Straße hinunterschauen ohne Angst: wie viel näher kommt einem alles vor!​
Ein Vogel, der zuerst von links nach rechts am Fenster vorbeifliegt, und im nächsten Moment von rechts nach links zurückgeweht wird, in einem großen Bogen (15.1.)​
Befreiung, wenn ich mich nicht mehr still aufgefordert fühle, in jedem Anblick wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten zu entdecken​
Nach lang andauernder Morgendunkelheit, -dämmerung ist es mit einmal hell, wirklich hell, das Erlebnis von Helligkeit​
Die Wolken vor dem Fenster gingen auf mich über und wurden dabei fremdartige Gebilde, gerade weil sie so nahe erschienen (nicht wiederholbar)​
Das plötzliche Geräusch von fließendem Wasser ​

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ausgeschlossen gewesen wäre, daß ich ir-
gendwie mitgemacht hätte (14.1.)

Wie früher gesagt wurde von einem Seligen:
"Er durfte den Himmel sehen", so würde ich
mir wünschen, immer "die Erde sehen zu dür-
fen"

Daß es heute, wo an Handlungen so viel
erlaubt, möglich usw ist, es doch (jeden-
falls bei mir) umso mehr Denkverbote,
Denk-Feigheiten usw. gibt!! (deswegen auch in der Kunst so wenig möglich geworden)

Nachts auf die Straße hinunterschauen ohne
Angst: wie viel näher kommt einem alles vor!

Ein Vogel, der zuerst von links nach rechts
am Fenster vorbeifliegt, und im nächsten Mo-
ment von rechts nach links zurückgeweht
wird, in einem großen Bogen (15.1.)

Befreiung, wenn ich mich nicht mehr still
aufgefordert fühle, in jedem Anblick
wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten zu ent-
decken

Nach lang andauernder Morgendunkelheit,
-dämmerung ist es mit einmal hell, wirklich
hell, das Erlebnis von Helligkeit

Die Wolken vor dem Fenster gingen auf mich
über und wurden dabei fremdartige Gebilde,
gerade weil sie so nahe erschienen (nicht
wiederholbar)

Das plötzliche Geräusch von fließendem Wasser
ausgeschlossen gewesen wäre, daß ich irgendwie mitgemacht hätte (14.1.)​
Wie früher gesagt wurde von einem Seligen: "Er durfte den Himmel sehen", so würde ich mir wünschen, immer "die Erde sehen zu dürfen"​
Daß es heute, wo an Handlungen so viel erlaubt, möglich usw. ist, es doch (jedenfalls bei mir) umso mehr Denkverbote, Denk-Feigheiten usw. gibt!! (deswegen auch in der Kunst so wenig möglich geworden)​
Nachts auf die Straße hinunterschauen ohne Angst: wie viel näher kommt einem alles vor!​
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Befreiung, wenn ich mich nicht mehr still aufgefordert fühle, in jedem Anblick wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten zu entdecken​
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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 30.12.1976-09.04.1977 (NB 011). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 29. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197612-197704/methods/sdef:TEI/get?mode=p_29. Online abgerufen: 07.10.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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