Krepierend an Lethargie einen Nachmittag
bewegungsunfähig daliegen, Wunsch, sich
selber fernsteuern zu können, um über-
haupt noch vom Fleck zu kommen, Ein-
druck von sich selber als einem vereis-
ten, fremden, feindlichen Landblock,
in der Brust die Kanten einer fenster-
losen Festung, in der ein Gefangener
eine Rede nichtzusammengehöriger Wörter
hielt; allmähliche Rekonstruktion des ausdem
fürchterlichen, scheußlichen Nichts, das
ich war, ausgedehntes, gedehntes Nichts,
durch Gedanken, durch Herbeidenken von
z.B. obigen Bildern für meinen Zustand,
? und die ganze Zeit lärmten an meiner
unbeweglichen Körperoberfläche die im Haus
spielenden, nach mir schreienden Kinder herum
(Nachmittag des 2. Februar 1977)

Geste❬rn❭ großer Sog der Herkunft ? mit ihrer
hoffnungslosen höllischen Lethargie

Manchmal gelingt mir schon die Würde
eines Versagers

Die Mutter kam mir über den Hügel mit
jemandem entgegen. Von weitem war ihr
Gesicht freundlich und gesund. Als wir
uns begegneten, fragte ich sie, ob sie nun
tot sei. Sie bejahte: ihr von weitem
Krepierend an Lethargie einen Nachmittag bewegungsunfähig daliegen, Wunsch, sich selber fernsteuern zu können, um überhaupt noch vom Fleck zu kommen, Eindruck von sich selber als einem vereisten, fremden, feindlichen Landblock, in der Brust die Kanten einer fensterlosen Festung, in der ein Gefangener eine Rede nichtzusammengehöriger Wörter hielt; allmähliche Rekonstruktion aus dem fürchterlichen, scheußlichen Nichts, das ich war, ausgedehntes, gedehntes Nichts, durch Gedanken, durch Herbeidenken von z.B. obigen Bildern für meinen Zustand, und die ganze Zeit lärmten an meiner unbeweglichen Körperoberfläche die im Haus spielenden, nach mir schreienden Kinder herum (Nachmittag des 2. Februar 1977)​
Gestern großer Sog der Herkunft mit ihrer hoffnungslosen höllischen Lethargie​
Manchmal gelingt mir schon die Würde eines Versagers​
Die Mutter kam mir über den Hügel mit jemandem entgegen. Von weitem war ihr Gesicht freundlich und gesund. Als wir uns begegneten, fragte ich sie, ob sie nun tot sei. Sie bejahte: ihr von weitem ​

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Krepierend an Lethargie einen Nachmittag
bewegungsunfähig daliegen, Wunsch, sich
selber fernsteuern zu können, um über-
haupt noch vom Fleck zu kommen, Ein-
druck von sich selber als einem vereis-
ten, fremden, feindlichen Landblock,
in der Brust die Kanten einer fenster-
losen Festung, in der ein Gefangener
eine Rede nichtzusammengehöriger Wörter
hielt; allmähliche Rekonstruktion des ausdem
fürchterlichen, scheußlichen Nichts, das
ich war, ausgedehntes, gedehntes Nichts,
durch Gedanken, durch Herbeidenken von
z.B. obigen Bildern für meinen Zustand,
? und die ganze Zeit lärmten an meiner
unbeweglichen Körperoberfläche die im Haus
spielenden, nach mir schreienden Kinder herum
(Nachmittag des 2. Februar 1977)

Geste❬rn❭ großer Sog der Herkunft ? mit ihrer
hoffnungslosen höllischen Lethargie

Manchmal gelingt mir schon die Würde
eines Versagers

Die Mutter kam mir über den Hügel mit
jemandem entgegen. Von weitem war ihr
Gesicht freundlich und gesund. Als wir
uns begegneten, fragte ich sie, ob sie nun
tot sei. Sie bejahte: ihr von weitem
Krepierend an Lethargie einen Nachmittag bewegungsunfähig daliegen, Wunsch, sich selber fernsteuern zu können, um überhaupt noch vom Fleck zu kommen, Eindruck von sich selber als einem vereisten, fremden, feindlichen Landblock, in der Brust die Kanten einer fensterlosen Festung, in der ein Gefangener eine Rede nichtzusammengehöriger Wörter hielt; allmähliche Rekonstruktion aus dem fürchterlichen, scheußlichen Nichts, das ich war, ausgedehntes, gedehntes Nichts, durch Gedanken, durch Herbeidenken von z.B. obigen Bildern für meinen Zustand, und die ganze Zeit lärmten an meiner unbeweglichen Körperoberfläche die im Haus spielenden, nach mir schreienden Kinder herum (Nachmittag des 2. Februar 1977)​
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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 30.12.1976-09.04.1977 (NB 011). Hg. von Johanna Eigner und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 54. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197612-197704/methods/sdef:TEI/get?mode=p_54. Online abgerufen: 21.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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