Unterschiede zwischen den
Klischees beim Schreiben und beim
Filmen: beim Schreiben passieren
sie, beim Filmen muß man sie
als KLISCHEES herstellen, da
sind sie also eine Arbeit, acht-
bar(er)

Zu meinem Glück fehlt mir das Glück
der andern

Ich habe mit fremden Menschen in
fremden Räumen geredet: draußen
atme ich nachher immer ein (auf)

"nicht endende Erledigungszwänge"❬1❭
(A. Gehlen Gehlen, Arnold
)

An den Métrowagen vorbeigehen,
mit dem Eindruck, nackt zu
sein, und als nächstes, daß ein
schwarzes Vogelvieh auf einer Ge-
päckablage hockt (durchkreuzende
Träume);

Er tut wenig; es gelingt ihm aber,
andre dazu zu bringen, viel zu
tun

Mein schlechtes Gewissen vor jemand,
der an Gott Gott
glaubt, nicht zu glauben
(meine Verlegenheit)

115
Unterschiede zwischen den Klischees beim Schreiben und beim Filmen: beim Schreiben passieren sie, beim Filmen muß man sie als KLISCHEES herstellen, da sind sie also eine Arbeit, achtbar(er)​
Zu meinem Glück fehlt mir das Glück der andern​
Ich habe mit fremden Menschen in fremden Räumen geredet: draußen atme ich nachher immer ein (auf)​
"nicht endende Erledigungszwänge"❬1❭ (A. Gehlen Gehlen, Arnold
)​
An den Métrowagen vorbeigehen, mit dem Eindruck, nackt zu sein, und als nächstes, daß ein schwarzes Vogelvieh auf einer Gepäckablage hockt (durchkreuzende Träume)​
Er tut wenig; es gelingt ihm aber, andre dazu zu bringen, viel zu tun​
Mein schlechtes Gewissen vor jemand, der an Gott Gott
glaubt, nicht zu glauben (meine Verlegenheit)​
❬1❭Gehlen: Das entflohene Glück. Das entflohene Glück
1976, S. 439 LV. Die Textstelle, aus der Handke zitiert, lautet: "Es gibt eine abstoßende Wirkung der gegenwärtigen Zustände, eine Abstoßung, die uns für die Magnetwirkung der Vergangenheit öffnet. Die Schocks über die Sender, das hektische Tempo, Politik täglich und aufregend, nicht endende Erledigungszwänge und das Unglaubhafte öffentlicher Beteuerungen mit ihren bloß noch flüchtigen Vorwänden – das alles entfaltet eine abstoßende Kraft, und dann merken wir, daß die Beschäftigung mit der Vorkriegszeit mehr hergibt als einen Erholungswert, nämlich einen Orientierungswert." (Gehlen: Das entflohene Glück. Das entflohene Glück
1976, S. 438f. LV)

Unterschiede zwischen den
Klischees beim Schreiben und beim
Filmen: beim Schreiben passieren
sie, beim Filmen muß man sie
als KLISCHEES herstellen, da
sind sie also eine Arbeit, acht-
bar(er)

Zu meinem Glück fehlt mir das Glück
der andern

Ich habe mit fremden Menschen in
fremden Räumen geredet: draußen
atme ich nachher immer ein (auf)

"nicht endende Erledigungszwänge"❬1❭
(A. Gehlen Gehlen, Arnold
)

An den Métrowagen vorbeigehen,
mit dem Eindruck, nackt zu
sein, und als nächstes, daß ein
schwarzes Vogelvieh auf einer Ge-
päckablage hockt (durchkreuzende
Träume);

Er tut wenig; es gelingt ihm aber,
andre dazu zu bringen, viel zu
tun

Mein schlechtes Gewissen vor jemand,
der an Gott Gott
glaubt, nicht zu glauben
(meine Verlegenheit)

115
Unterschiede zwischen den Klischees beim Schreiben und beim Filmen: beim Schreiben passieren sie, beim Filmen muß man sie als KLISCHEES herstellen, da sind sie also eine Arbeit, achtbar(er)​
Zu meinem Glück fehlt mir das Glück der andern​
Ich habe mit fremden Menschen in fremden Räumen geredet: draußen atme ich nachher immer ein (auf)​
"nicht endende Erledigungszwänge"❬1❭ (A. Gehlen Gehlen, Arnold
)​
An den Métrowagen vorbeigehen, mit dem Eindruck, nackt zu sein, und als nächstes, daß ein schwarzes Vogelvieh auf einer Gepäckablage hockt (durchkreuzende Träume)​
Er tut wenig; es gelingt ihm aber, andre dazu zu bringen, viel zu tun​
Mein schlechtes Gewissen vor jemand, der an Gott Gott
glaubt, nicht zu glauben (meine Verlegenheit)​
❬1❭Gehlen: Das entflohene Glück. Das entflohene Glück
1976, S. 439 LV. Die Textstelle, aus der Handke zitiert, lautet: "Es gibt eine abstoßende Wirkung der gegenwärtigen Zustände, eine Abstoßung, die uns für die Magnetwirkung der Vergangenheit öffnet. Die Schocks über die Sender, das hektische Tempo, Politik täglich und aufregend, nicht endende Erledigungszwänge und das Unglaubhafte öffentlicher Beteuerungen mit ihren bloß noch flüchtigen Vorwänden – das alles entfaltet eine abstoßende Kraft, und dann merken wir, daß die Beschäftigung mit der Vorkriegszeit mehr hergibt als einen Erholungswert, nämlich einen Orientierungswert." (Gehlen: Das entflohene Glück. Das entflohene Glück
1976, S. 438f. LV)
Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 08.05.1976-13.06.1976 (NB 005). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 123. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197605-197606/methods/sdef:TEI/get?mode=p_123. Online abgerufen: 23.11.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

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