kommen

"Ich konnte endlich ein neues Datum schreiben"
Als er sich von einer Frau geschützt fühlte
Schon wieder fing er, wahnsinnsnahe, zu
zählen an

Der Blick in das andere Haus, wo in einer Etage
eine Frau, noch im weißen Nachthemd, durch die
Räume, an allen Fenstern vorbeiging; sie faltete
ein Leintuch, das dabei durchscheinend leuchtete
und zeigte, daß in gewissen Teilen der Räume
schon Sonne waren; dann war nur die Frau
nur noch sichtbar in der episodischen Verdun-
kelung der Sonnenflecken (Wasser floß über ein
besonntes Bachbett
)

Er war sicher, daß ihm im Lauf des Tages, beim
Umgang mit seinen Gegenständen, der Traum
nach und nach einfallen würde (seine wenigen, immer
zerschlosseneren Sachen spielten eine immer größere
Rolle in seinen Träumen: das schmutzige Hemd,
das er im Traum wieder anzog: der weghängende
Ärmelsaum, der ihm von einem Feindseligen abge-
rissen wurde)

Wollte er, lebend schon, die Würde eines Toten?
Die am Wasser entlang Laufenden jeden Morgen
schon wie das Wasser selber: er kann sich
auf sie verlassen (!)

Erst an ihrem Lächeln sah man, daß sie schon
älter war

Manchmal erlebt er die Zivilisation (nur
Busse wendend im Sonnenlicht, das Leuchten in den
Abfallkörben, vom Plastik) schon als ihm ge-
nügende Kultur; Unverständlichkeit des Un-
glücks auf der sonnigen Straße, wo alles wie
verewigt ins Ideale wirkt; ein Blatt lief
weit weg über eine leere Querstraße, wie um
sich in Sicherheit zu bringen
10
kommen)​
"Ich konnte endlich ein neues Datum schreiben"​
Als er sich von einer Frau geschützt fühlte​
Schon wieder fing er, wahnsinnsnahe, zu zählen an​
Der Blick in das andere Haus, wo in einer Etage eine Frau, noch im weißen Nachthemd, durch die Räume, an allen Fenstern vorbeiging; sie faltete ein Leintuch, das dabei durchscheinend leuchtete und zeigte, daß in gewissen Teilen der Räume schon Sonne war; dann war nur die Frau nur noch sichtbar in der episodischen Verdunkelung der Sonnenflecken (Wasser floß über ein besonntes Bachbett)​
Er war sicher, daß ihm im Lauf des Tages, beim Umgang mit seinen Gegenständen, der Traum nach und nach einfallen würde (seine wenigen, immer zerschlosseneren Sachen spielten eine immer größere Rolle in seinen Träumen: das schmutzige Hemd, das er im Traum wieder anzog: der weghängende Ärmelsaum, der ihm von einem Feindseligen abgerissen wurde)​
Wollte er, lebend schon, die Würde eines Toten?​
Die am Wasser entlang Laufenden jeden Morgen schon wie das Wasser selber: er kann sich auf sie verlassen (!)​
Erst an ihrem Lächeln sah man, daß sie schon älter war​
Manchmal erlebt er die Zivilisation (nur Busse wendend im Sonnenlicht, das Leuchten in den Abfallkörben, vom Plastik) schon als ihm genügende Kultur; Unverständlichkeit des Unglücks auf der sonnigen Straße, wo alles wie verewigt ins Ideale wirkt; ein Blatt lief weit weg über eine leere Querstraße, wie um sich in Sicherheit zu bringen​

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Als er sich von einer Frau geschützt fühlte
Schon wieder fing er, wahnsinnsnahe, zu
zählen an

Der Blick in das andere Haus, wo in einer Etage
eine Frau, noch im weißen Nachthemd, durch die
Räume, an allen Fenstern vorbeiging; sie faltete
ein Leintuch, das dabei durchscheinend leuchtete
und zeigte, daß in gewissen Teilen der Räume
schon Sonne waren; dann war nur die Frau
nur noch sichtbar in der episodischen Verdun-
kelung der Sonnenflecken (Wasser floß über ein
besonntes Bachbett
)

Er war sicher, daß ihm im Lauf des Tages, beim
Umgang mit seinen Gegenständen, der Traum
nach und nach einfallen würde (seine wenigen, immer
zerschlosseneren Sachen spielten eine immer größere
Rolle in seinen Träumen: das schmutzige Hemd,
das er im Traum wieder anzog: der weghängende
Ärmelsaum, der ihm von einem Feindseligen abge-
rissen wurde)

Wollte er, lebend schon, die Würde eines Toten?
Die am Wasser entlang Laufenden jeden Morgen
schon wie das Wasser selber: er kann sich
auf sie verlassen (!)

Erst an ihrem Lächeln sah man, daß sie schon
älter war

Manchmal erlebt er die Zivilisation (nur
Busse wendend im Sonnenlicht, das Leuchten in den
Abfallkörben, vom Plastik) schon als ihm ge-
nügende Kultur; Unverständlichkeit des Un-
glücks auf der sonnigen Straße, wo alles wie
verewigt ins Ideale wirkt; ein Blatt lief
weit weg über eine leere Querstraße, wie um
sich in Sicherheit zu bringen
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Als er sich von einer Frau geschützt fühlte​
Schon wieder fing er, wahnsinnsnahe, zu zählen an​
Der Blick in das andere Haus, wo in einer Etage eine Frau, noch im weißen Nachthemd, durch die Räume, an allen Fenstern vorbeiging; sie faltete ein Leintuch, das dabei durchscheinend leuchtete und zeigte, daß in gewissen Teilen der Räume schon Sonne war; dann war nur die Frau nur noch sichtbar in der episodischen Verdunkelung der Sonnenflecken (Wasser floß über ein besonntes Bachbett)​
Er war sicher, daß ihm im Lauf des Tages, beim Umgang mit seinen Gegenständen, der Traum nach und nach einfallen würde (seine wenigen, immer zerschlosseneren Sachen spielten eine immer größere Rolle in seinen Träumen: das schmutzige Hemd, das er im Traum wieder anzog: der weghängende Ärmelsaum, der ihm von einem Feindseligen abgerissen wurde)​
Wollte er, lebend schon, die Würde eines Toten?​
Die am Wasser entlang Laufenden jeden Morgen schon wie das Wasser selber: er kann sich auf sie verlassen (!)​
Erst an ihrem Lächeln sah man, daß sie schon älter war​
Manchmal erlebt er die Zivilisation (nur Busse wendend im Sonnenlicht, das Leuchten in den Abfallkörben, vom Plastik) schon als ihm genügende Kultur; Unverständlichkeit des Unglücks auf der sonnigen Straße, wo alles wie verewigt ins Ideale wirkt; ein Blatt lief weit weg über eine leere Querstraße, wie um sich in Sicherheit zu bringen​

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Zitiervorschlag

Handke, Peter: Notizbuch 18.10.1978-27.11.1978 (NB 017). Hg. von Anna Estermann und Katharina Pektor. In: Ders.: Notizbücher. Digitale Edition. Hg. von Katharina Pektor, Ulrich von Bülow und Bernhard Fetz. Deutsches Literaturarchiv Marbach und Österreichische Nationalbibliothek, Wien: Release 14.06.2024. Seite 12. URL: https://edition.onb.ac.at/fedora/objects/o:hnb.nb.197810-197811/methods/sdef:TEI/get?mode=p_12. Online abgerufen: 21.09.2024.

Transkription und Übersetzung fremdsprachiger oder stenographierter Textstellen

Ioannis Fykias (Altgriechisch), Ana Grigalashvili (Georgisch), Angelika Kolesnikow (Russisch), Anna Montané Forasté (Spanisch), Helmut Moysich (Italienisch, Französisch), Martin Springinklee (Steno), Dominik Srienc (Slowenisch) und Dorothea Weber (Latein).

Lizenzhinweis

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License (CC BY-NC-ND 4.0)

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